... wird es still auf der Welt, auf der wir leben. Die Vögel hören auf zu singen, die Geräusche verstummen und der
Wind schläft ein. Die ersten Sterne beginnen am Abendhimmel zu funkeln, die dunklen Tannen zeichnen ihre Konturen vor
dem blassblauen und immer schwärzer werdenden Himmel ab.
Auf einer Wiese inmitten des Nirgendwo stehe ich mit meinem Teleskop. Es ist mit seinen über 2 Metern Höhe ein ganzes
Stück größer als ich. Um mich herum ist es ruhig, nur ein paar
wenige Geräusche sind zu hören. Ich warte, bis die Nacht über mich hereinbricht, die mit ihrer Schwärze alles zu
verschlingen droht – wären da nicht die Sterne, die nun immer heller über mir funkeln. Irgendwann ist der Moment
gekommen, wo es ganz dunkel ist und ich mache mich auf zu einer Reise, die mich bis an den Rand unseres Universums
führen wird.
Ich stelle mit meinem Teleskop einen Sternhaufen ein, über hundert Sterne funkeln mir entgegen. Daneben ein kleiner
Nebel – leuchtende Gasmassen, die tausende von Lichtjahren entfernt durch das Weltall treiben. Noch weiter draußen
erwarten mich glitzernde Kugeln aus tausenden von Sternen: Kugelsternhaufen. Ich verlasse unsere Milchstrasse und
suche andere Galaxien, die viele Hundertmillionen Lichtjahre entfernt sind. Als das Licht diese Galaxien verließ,
entstand auf unserer Erde gerade das Leben. Ich stelle mir vor, dass in jedem dieser leuchtenden Wattebäusche viele
Zivilisationen leben – ob jemand von denen auch gerade in meine Richtung schaut? Wie werden sie wohl aussehen? Aber
wer weiß, vielleicht gibt es sie gar nicht mehr, denn ich sehe diese Galaxie, wie sie vor hunderten Millionen Jahren
ausgesehen hat. Vielleicht sind wir wirklich alleine im Universum?!? Ich staune… Nun geht die Reise an den Rand des
sichtbaren Universums: ein gewaltiges schwarzes Loch verschlingt riesige Gasmassen und leuchtet dabei so hell wie
Billionen Sonnen. Ich kann es mir kaum vorstellen. Im Teleskop sehe ich nur ein ganz schwaches Sternchen - es ist so
weit von uns entfernt, dass von diesen unvorstellbaren Energiemengen nur ein winzig kleiner Teil bei uns ankommt.
Doch allein der Gedanke, dass dieses Licht vom Rande des Universums stammt, lässt einen ganz klein werden.
Im Osten geht der Mond auf, ich schaue zu, wie er sich orangerot leuchtend über den Horizont erhebt, darunter eine
kleine Ortschaft. Fast alle dort werden jetzt gerade schlafen, es ist, als würde die Welt mir alleine gehören. Ich
wandere mit meinem Teleskop über die Kraterlandschaft des Mondes und sehe tiefe Löcher, Bergrücken und Täler, Lava-
Meere und kleine Vulkane.
Mittlerweile ist es weit nach Mitternacht, Zeit zum schlafen gehen. Eine Weile
noch schaue ich dem Funkeln der Sterne zu, verfolge das leuchtende Band der Milchstrasse, das sich quer über den
Himmel zieht. Dann baue ich mein Teleskop zusammen und fahre nach Hause.