20.02.2004 Schwache Galaxien in den Zwillingen und neue Quasare




Die Nacht begann zuerst mit einer Galaxienjagd im Sternbild Zwillinge, das ja nicht unbedingt für seinen Galaxienreichtum bekannt ist. Deshalb sind die Objekte darin auch sehr schwach. Dafür haben sie Entfernungen von bis zu 240 Mio. Lichtjahren, was ja auch ein bisschen was für sich hat. Einige davon müssen hart erkämpft werden, aber wenn man sie dann einmal gesehen hat, ist die Freude umso größer.

Weiter geht es dann mit der Quasarjagd. Ich konnte an diesem Abend 6 Objekte beobachten. Die Daten stammen aus der Liste von Wolfgang Steinicke, die bei der Fachgruppe Deep Sky zu finden ist. Nur die Entfernungen musste ich aus der Rotverschiebung neu berechnen, da hier teilweise erhebliche Abweichungen sind. Sowas kann ich auch nur jedem mal empfehlen. Es ist zwar nur ein kleines Sternchen, das man sieht, aber wenn man bedenkt, dass dieses Licht schon ein paar Milliarden Jahre unterwegs ist...

Bedingungen: Als ich an meinem Stammbeobachtungsplatz in Völkersbach auf 460mNN ankam, war die Luft noch relativ feucht und damit auch die Grenzgröße mit 5m5 nicht sonderlich berauschend. Die Horizontsicht war auch recht schlecht. Die Bedingungen besserten sich aber im Laufe der Nacht immer mehr und schon gegen Mitternacht fand ich mich unter einem dunklen Himmel wieder. Die Grenzgröße erreichte 6m0, auch die Horizontsicht war gut. Es war angenehm windstill und auch die Temperaturen lagen mit 0°C am Abend bis –4°C am Morgen noch im erträglichen Bereich.

Instrument: 203/1200mm Dobson mit 25mm Plössl, 13mm, 8mm und 5mm LVW, OIII- und UHC-Filter

Gemini, die Zwillinge:

NGC 2331: Bei 50x erkennt man an der gesuchten Position einen größeren, locker konzentrierten offenen Sternhaufen, dessen Konzentration zur Mitte hin zunimmt. Aufgrund der nur lockeren Konzentration hebt sich der Haufen nicht so sonderlich gut von der Umgebung ab. Die vielen Sterne haben zwar alle unterschiedliche Helligkeiten, jedoch ist die Helligkeitsstreuung nicht so groß. Insgesamt sind ca. 20 Mitglieder erkennbar. Der Haufen erscheint leicht oval und ist ca. 1.5:1 elongiert. Die Form ist unregelmäßig und ist nicht näher definierbar. Am östlichen Rand erkennt man eine sehr kleine Verdichtung, die sehr stark konzentriert ist und aus mehreren Sternen besteht. Sie kann bei 150x in einen unregelmäßigen Ring aus 5 Sternchen, in dessen Innerem sich anscheinend noch schwache Sterne befinden. NGC 2415: Bei 100x ist eine kleine, aber recht helle Galaxie zu erkennen, die eine hohe Flächenhelligkeit besitzt und damit auch mit direktem Sehen sehr einfach zu erkennen ist. Sie befindet sich in einer Reihe mit mehreren hellen Sternen. Die Helligkeit der Koma nimmt zur Mitte hin mäßig zu und in der Mitte blitzt manchmal ein stellarer Kern auf, ansonsten ist das Zentrum flächig. Die Galaxie hat eine rundliche Form und klar definierte Ränder. NGC 2389: Diese 174 Mio. Lichtjahren entferne Galaxie wird von einem Dreieck aus Sternen eingerahmt, die gut zur Orientierung dienen können. Sie erscheint bei 100x als lichtschwacher, diffuser Lichtfleck, der nur mit indirektem Sehen zu erkennen ist. Die Galaxie muss hart erkämpft werden und stellt ein schwieriges Objekt dar. Sie hat eine rundliche Form und die Helligkeit der Koma nimmt zur Mitte hin leicht zu. Das Zentrum erscheint flächig. Ansonsten erscheint die Galaxie recht strukturlos. UGC 3829: Diese Galaxie erscheint bei 100x wieder recht lichtschwach. Sie befindet sich neben einer Gruppe von Sternen. Die Galaxie muss wieder hart erkämpft werden und erscheint erst nach mehrminütigem indirektem Hinsehen. Man kann sie ca. 40% der Zeit halten. Direkt neben der Galaxie befindet sich ein schwaches Sternchen. Die Helligkeit der Koma nimmt zur Mitte hin leicht bis mäßig zu. Des weiteren erscheint sie leicht oval und ist max. 1.5:1 elongiert. Ein sehr schwieriges Objekt. IC 2199: Die Galaxie ist mit 207 Millionen Lichtjahren recht weit von uns entfernt. Aufgrund dieser Entfernung erscheint sie bei 100x auch nur als sehr schwacher Lichtfleck, der mit indirektem Sehen jedoch noch gut zu halten ist. Das Umfeld ist sehr sternreich, was einen schönen Anblick ergibt. Außerdem ist noch ein sehr heller 9 mag Stern zu erkennen, was einen schönen Kontrast ergibt. Die Galaxie wird von einem unregelmäßigen Viereck aus Sternen eingerahmt. Mit indirektem Sehen erscheint die Galaxie eher länglich und ist 2-2.5:1 elongiert. Die Helligkeit der Koma nimmt zur Mitte hin leicht zu, das Zentrum erscheint flächig. NGC 2435: Hier hat man zur Abwechslung mal ein recht helles Objekt vor sich, das bei 100x auch mit direktem Sehen gut zu halten ist. Die Galaxie befindet sich neben einem fast rechtwinkligen Dreieck aus hellen Sternen. Sie erscheint oval und ist ca. 2:1 elongiert. Die Helligkeit der Koma nimmt zur Mitte hin leicht zu und im Zentrum ist ein hellerer stellarer Kern zu sehen. Neben der Galaxie befindet sich noch ein schwacher Vordergrundstern. UGC 3995: Bei 100x erkennt man mit indirektem Sehen einen schwachen, diffusen Lichtfleck, der gut zu halten ist. Die 208 Mio. Lichtjahre entfernte Galaxie befindet sich neben einem helleren Stern, der mit zwei weiteren hellen Sternen ein nahezu gleichseitiges Dreieck bildet. Irgendwie schaut die Galaxie wie ein kleines Wölkchen aus. Sie erscheint rundlich und ist 1.5:1 elongiert. Die Helligkeit der Koma nimmt zur Mitte hin nur leicht zu. Im Zentrum blitzt manchmal ein schwacher, stellarer Kern auf. Die Ränder laufen diffus nach außen hin aus. UGC 4132: Diese Galaxie hält mit 236 Mio. Lichtjahren den Entfernungsrekord der heutigen Nacht. Bei 100x kann man wieder einen sehr lichtschwachen Lichtfleck erkennen, der hart erkämpft werden muss. Sie befindet sich in einer Reihe mit drei schwachen 13mag Sternchen. Die Galaxie ist mit indirektem Sehen ca. 30% der Zeit zu halten. Von der Kantenlage ist gar nichts zu sehen, denn die Galaxie erscheint leicht oval. Wahrscheinlich liegts an der Helligkeit. Die Helligkeit der Koma nimmt leicht bis mäßig zur Mitte hin zu und im Zentrum blitzt manchmal ein schwacher, stellarer Kern auf.

Die Quasarjagd:

Nicht gefundene Objekte:


Beide Objekte habe ich sogar mit 240x gesucht, aber auch nach mehrminütigem, indirektem Sehen war nichts zu holen. Da heißt es jetzt dranbleiben. Vielleicht werden sie bald mal wieder heller, so dass sie einer Beobachtung zugänglich werden.