11.05.2004 Coma-, Herkulesgalaxienhaufen und Komet Q4 Neat mit Schweif




Endlich war am 11.05 wieder gutes Wetter, so dass ich mal wieder raus konnte. Bis gegen 21:30 Uhr war ich allerdings total unmotiviert. Das hätte jeder schon an meiner Miene gesehen, wie ich mein Dobson auf den Balkon getragen hab. So nach dem Motto: Hmmm, schaun wir mal, wie der Komet aussieht und dann nichts wie schnell wieder rein. Eigentlich komisch, denn heute Mittag war ich noch der festen Überzeugung, dass ich diese Nacht im Hunsrück verbringen würde.

Naja, als ich dann um kurz nach halb zehn nach draußen bin und den klaren Himmel gesehen hab, hat es mich wieder gepackt: das Beobachtungsfieber. Auf einmal hatte ich überhaupt keine Lust mehr, den Kometen des Jahres 2004 unter der trüben Rheintaldunstsuppe anzuschauen. Also hab ich meinen Dobson ins Auto geschmissen und bin hoch in den Schwarzwald gefahren. Um kurz vor halb elf war ich dann oben. Der Komet sank unterdessen unaufhaltsam dem Horizont entgegen, so dass ich keine Zeit verlieren durfte. Oben angekommen, bin ich aus dem Auto gehüpft, hab mir mein Fernglas geschnappt und auf die Stelle draufgehalten, wo der Komet sein sollte.

Ich hatte gar nicht damit gerechnet, dass der Komet C/2003 Q4 Neat so hell und groß sein würde. Was für ein heller Brummer... Also schnell den Dobson aus dem Auto, noch viel schneller den Sucher und mein 25mm Okular dran geschraubt und nochmal draufgehalten. Nun kam er noch viel besser rüber. Vor allem war er knallhell. Bei 50x war eine sehr große Koma mit ca. 18 Bogenminuten Durchmesser zu sehen. Allerdings vermisste ich einen Schweif. Doch dann schälte er sich doch noch heraus. Er hatte eine Länge von ca. 40 Bogenminuten und war recht breit gefächert. Auch ein paar diffuse Strukturen waren darin zu erkennen. Auffällig war der helle, stellare Kern, der auch bei 150x noch punktförmig und sehr hell erschien. Nachdem ich noch eine Zeichnung gemacht hatte, hab ich mir nochmals mein Fernglas geschnappt und mir den Kometen nochmal so angeschaut. Hier war der Schweif viel deutlicher zu sehen, schon komisch.

Dann packte mich der Entdeckungsdrang: War der Komet auch mit bloßem Auge zu sehen?? Nach einer kurzen Zeit war er mit indirektem Sehen dann doch recht deutlich zu erkennen, auch wenn der Himmel gelinde gesagt, beschi.... war. Trotzdem ein schönes Erlebnis.

Tja, und dann wusste ich nicht mehr, was ich machen sollte. Die Motivation ließ auf einmal wieder spürbar nach. Also hab ich mir mal den hellen Stern im Westen angesehen, der sich als Venussichel entpuppt hat. Und wieder gingen mir die Ideen aus. Also hab ich mal auf Saturn draufgehalten. Hm, den Ring hat er immer noch... Und da ich schon mal in der Gegend war, hab ich noch bei Mars vorbeigeschaut. Super, wabert wie ein Wackelpudding in der Gegend rum. Also hab ich noch schnell die Jupitermonde gezählt.

Dann war wieder Überlegen angesagt, was man denn nun da oben anstellen könnte. Gut, dachte ich mir: Holste mal das Fernglas raus und schauste mal in der Gegend rum. Nach 20 Minuten ist mir das dann aber auch zu blöd geworden und ich hab mich auf den Boden gelegt und die Grenzgröße bestimmt. Auch wieder ein super Idee. Zumindest wusste ich jetzt, dass der Himmel mit 5m7 im Zenith ziemlich schlecht war.

Ob man unter diesen miesen Bedingungen wohl ein wenig im Coma- Haufen rumrühren konnte?? Also schnell aus dem Gedächtnis NGC 4889 und NGC 4874 eingestellt. Waren auch beide zu sehen, aber was war mit NGC 4898AB?? Auch die konnte ich nach kurzem Hinschauen als diffuses Fleckchen erkennen.

Und auf einmal ist in mir eine Idee gereift.... Zuerst nur langsam, aber dann war ich wieder voll da!!! Der Herkules- Superhaufen Abell 2051 Galaxien in 700 Millionen Lichtjahren Entfernung, zumindest wenn man den Angaben in "The Night Sky Observers Handbook" glauben schenken darf. In jedem Buch steht was von einer Mindestöffnung von 16 Zoll, aber da ich schon so viele schwere Sachen mit 8 Zoll geknackt habe, wollte ich einen Versuch wagen. Also die Karten rausgekramt und die Stelle in der trüben Suppe gesucht, wo der Galaxienhaufen sein sollte. Und was soll ich sagen:

3 Galaxien konnte ich bei 240x knacken, und das unter diesen schlechten Bedingungen...

Nach diesem Erfolgserlebnis ging es mir wieder gut, und ich bin mal durch die ganzen schönen Messierobjekte gerauscht. Kugelsternhaufen, dann mal wieder ein Rauchkringel, ein paar schöne Sternhaufen und ein bisschen was von Albireo und epsilon Lyrae hab ich auch noch gesehen.

Den Abschluss bildete dann der Komet C/2003 K4. Eigentlich steht er mitten in der Sommermilchstrasse, aber nicht einmal die konnte man richtig sehen. Nur ganz schwach. Schade, denn so sah der Komet auch nicht gerade berauschend aus. Ein kleines, rundes Wölkchen. Immerhin ist er in den letzten Wochen ein bisschen gewachsen.

Dann hab ich mich noch eine halbe Stunde auf den Boden gelegt, Musik gehört und einfach nur mal so die Sterne angeschaut. Hat heute am allermeisten Spass gemacht.