23.05.2004 Schmetterlingsnebel, Egg-Nebel und Q4 Neat mit Schweif




Wieder einmal hat das Wetter richtig gut mitgespielt, so dass ich es mir nicht hab nehmen lassen, nach VB hochzufahren, um die vorerst letzte Nacht bis zum 05. Juni durchzubeobachten, denn nun kommt wieder der Mond und aus ist es mit der Deep Sky Beobachtung. Das macht aber gar nix, denn ich hatte in den letzten beiden Wochen dermaßen viele und sehr klare Nächte, dass ich so langsam mal eine Pause vertragen könnte.

Auch heute Nacht war es wieder sehr klar, aber ich hab heute mal eine Pause eingelegt. Aber jetzt erstmal zu der Nacht vom 23.5.04

Um 22.45 Uhr war ich oben auf dem Berg und die Temperatur lag schon bei +6°C, also recht frisch für eine Nacht Ende Mai. Aber bis zum Morgen sollte es noch ein ganzes Stückchen kälter werden, um 03.50 Uhr lag die Temperatur bei sage und schreibe -1°C , also im frostigen Bereich. Ich hätte nicht gedacht, dass es nochmal so kalt werden würde. Aber zum Glück hab ich mich an diese Temperaturen bereits total gewöhnt, so dass ich es dort oben in meiner dicken Daunenjacke eigentlich angenehm warm fand. Am Anfang ließ der Himmel noch ein wenig zu wünschen übrig, aber im Laufe der Nacht wurde es immer klarer, so dass ich eine sehr schöne Nacht verbringen konnte.

Zu Beginn war zuerst einmal die Venus an der Reihe, die mittlerweile nur noch zu 8% beleuchtet ist. Knapp über dem Horizont konnte ich sie als extrem schmale Sichel erhaschen. Sogar mit der Fernglas konnte man die Form erkennen. Dann stand ein wenig der Mond auf dem Programm, denn ich hatte mir extra meinen Mondatlas mitgenommen, um ein paar Krater und Rillen zu identifizieren. Leider war das Seeing recht bescheiden, so dass ich da nicht lange mit rumgemacht hab.

Nach einem kurzen Blick auf Jupiter und Saturn ging es dann zum Kometen C/2001 Q4 Neat, der trotz des Mondes noch mit bloßem Auge sichtbar war. Im Fernglas war auch der Schweif sehr schön erkennbar, den ich über eine Länge von ca 1.5 Grad verfolgen konnte. Im Teleskop ist mir dann sofort aufgefallen, dass der "false nucleus" nicht mehr so deutlich zu sehen war. Ich denke mal, er wird in den nächsten Tagen noch schwächer werden. Der Schweif war allerdings nicht so toll wie die letzten Tage zu sehen, aber das lag wahrscheinlich eher am Himmel.

Als sich der zunehmende Mond dann endlich dem Horizont näherte, bin ich in die Jungfrau gehüpft, um wieder einmal ein paar Galaxien zu erhaschen. Darunter hab ich dann auch ein wunderschönes Pärchen aus zwei Galaxien in Kantenlage -NGC 4216/06 - gefunden. Neben diesen zarten Lichtnadeln befanden sich viele helle Sterne, was das ganze noch viel schöner hat aussehen lassen. Sehr schön anzusehen war auch ein Dreiergespann, das sich neben einer ebenfalls hellen Sterngruppe befunden hat. Sah auch total super aus. Fragt mich aber nicht, welche Galaxien das waren, das müsste ich erst mal wieder nachschauen. Insgesamt konnte ich an die 25 Galaxien beobachten, wobei ich dazusagen muss, dass ich mir sehr viel Zeit gelassen habe, sonst hätten es mehr werden können. Aber es ist immer wieder schön, welche tollen Entdeckungen man machen kann, wenn man mal abseits der bekannten Objekte beobachtet.

Eigentlich wollte ich noch in den Coma- Haufen, um die restlichen Galaxien zu erledigen, aber der Himmel war zu der Zeit noch nicht ausreichend für so ein anspruchsvolles Projekt. Also hab ich mir mein Fernglas geschnappt und mir mal die ganzen Galaxien angeschaut. Das hab ich schon vor ein paar Tagen auf dem Hohloh gemacht, als Thomas und ich eigentlich die ganze Zeit nur mit den Ferngläsern beobachtet haben. Ich war sehr erstaunt, dass man mit einem 10x50 Fernglas fast alle Objekte im Karkoschka finden kann, die sich in den Sternbildern Virgo, Coma Berenices und Jaghunde verstecken, darunter auch sehr viele NGC Objekte. In dieser Nacht hab ich bestimmt an die 20 Galaxien mit diesem 18 Euro billigen Fernglas sehen können. Lediglich zwei haben sich der Beobachtung entzogen.

Danach stand einen kleine Pause auf dem Programm, denn irgendwie hab ich die ganze Zeit so ein Grummeln vernommen. Zuerst dachte ich, dass "meine" Kühe, die nun endlich wieder auf der Weide nebenan sind (zum Glück bin ich jetzt wieder in Gesellschaft) mal wieder am Gras rupfen sind. Das hört sich nämlich auch so an... Aber dann war es doch mein Bauch, der sich gemeldet hat. Also hab ich mich ins Auto gepflanzt, Musik gehört und ein bisschen was gegessen. Als ich wieder nach draußen bin, hab ich begonnen, die Milchstrasse im Schwan unsicher zu machen. Dort kann man sich richtig durch Sternhaufen und Planetarische Nebel wühlen.

A propos wühlen: als ich so dasaß, hat sich auch was durch das Gras in meine Richtung gewühlt . Vor einem Jahr noch wäre ich aufgeprungen und hätte mich im Auto eingeschlossen, aber mittlerweile bin ich da ziemlich abgehärtet, so dass ich sehr gespannt war, was da auf mich zukam. Ok, ich kann eigentlich nur sagen, dass es vier Beine hatte, und wahrscheinlich mehr Angst vor mir hatte, als ich vor ihm. Es stand irgendwann nämlich nur noch zwei Meter von mir entfernt auf dem Weg und wir haben uns eine Zeitlang angeschaut. Wahrscheinlich hat es sich gefragt, welcher Trottel mitten in der Nacht mit nem langen Rohr auf dem Weg sitzt. Aber nach einem kleinen "Buh" war es auch schon wieder weg . Fragt mich aber nicht, was das war....

Naja, zumindest hab ich mich dann also durch die ganzen Sternhaufen gewühlt, durch die NGC´s, die Basel´s, die Roslund´s, die Collinder´s und wie sie alle heißen mögen. Die NGC konnte ich alle erhaschen, aber bei den anderen gab es einige Ausfälle zu vermelden. Ich hätte doch die letze Nacht auf dem Hohloh dazu nutzen sollen, als es mit einer Grenzgröße von 6m5 sehr klar war und ich die ganze Zeit nur planlos auf dem Boden gelegen und mich an dem wunderbaren Himmel erfreut hab. Auch ein paar schöne Planetarische Nebel konnte ich inmitten der Milchstrasse entdecken. Der Schwan ist einfach ein tolles Sternbild. Zum Glück steht es momentan noch nicht so hoch, so dass man es noch ganz bequem beobachten kann, ohne sich beim Suchen den Kopf zu verenken.

Zudem hab ich mich dem Schmetterlings- Nebel gewidmet, der direkt neben Gamma Cygni steht und wegen seiner immensen Größe nicht so ganz einfach zu beobachten ist. Daher habe ich die kleinste Vergrößerung 50x und zudem einen UHC Nebelfilter verwendet. Trotzdem war der Gasnebel nur beim Schwenken des Teleskops zu sehen. Hier mal eine Zeichnung:

Zum Abschluss hab ich mich noch dem bekannten Egg- Nebel gewidmet. Ich wollte im Night Sky Obervers Guide eigentlich nur schnell was nachschlagen, als ich auf dieses Objekt aufmerksam geworden bin. Beim ersten Anblick im Okular wurde ich von der Vielzahl der ganzen Sterne fast erschlagen, aber ich leb noch. Und da sollte ich ohne genaue Karte ein winziges Nebelchen finden?? Aber nach ein bisschen Suchen ist mir dann doch ein schwaches, ovales Fleckchen aufgefallen, das sich direkt neben einem Stern befunden hat. Bei 150x war es dann ganz eindeutig flächig und eigentlich auch recht hell. Komischerweise hat es aber gar nicht auf einen Filter reagiert. Endlich hab ich auch mal dieses Objekt gesehen.

Tja, und dann wurde es auch schon wieder hell. Eigentlich wollte ich mir noch den Kometen Bradfield anschauen, der mich vor einer Woche oder so mit einem wunderschönen, langen und dünnen Gasschweif verzaubert hat, aber leider sind im Moment meine Druckerpatronen leer, so dass ich keine Karte machen konnte. Also hab ich abgebaut und um 04.10 Uhr war ich dann daheim.