06.09.2004 Asteroid Toutatis, sportliche Kühe und ein Feuerwerk




Als ich gestern morgen um 05.40 Uhr zum Bus gelaufen bin, strahlten mich die helle Venus und der Saturn an. Dazu ein Himmel in den schönsten Dämmerungsfarben. Es gab nur ein Problem: ich war nicht beobachten!! Das hat mir die ganze Zeit bis Karlsruhe keine Ruhe mehr gelassen: so ein Himmel und ich nicht dabei. So konnte das ja nicht gehen!! Der Plan war schnell gefasst: heute Abend fahre ich in den Schwarzwald, komme was wolle. Und wenn ich am nächsten Morgen vor Müdigkeit tot umfallen sollte... Und um ehrlich zu sein, bin ich gerade am fast tot umfallen, kann aber noch mit letzter Kraft diese Zeilen hier schreiben...

Also hab ich gestern Abend um 20.00 Uhr meine Sachen zusammengepackt, ok, ich hab das Zeugs eher ins Auto geschmissen als gepackt, und bin Richtung Völkersbach gedüst.

Oben angekommen, hab ich erst mal auf meiner frisch gemähten Wiese geparkt. Ja, das nenn ich mal Luxus pur. Keine hohen Gräser, kein nächtliches Rascheln im Gras und keine verlorenen Bleistifte mehr. So macht das Spass. In der Ferne waren dann wieder meine Kühe zu hören, die sich sehr sportlich zu betätigen schienen, zumindest hörte es sich so an. Ja, auch eine Kuh braucht einen Ausgleichsport... Zuerst hab ich natürlich mal aufgebaut. Schnell wie ich bin, war das in 3 Minuten auch erledigt. Tja, und dann hatte ich erst mal Langeweile. Eigentlich wollte ich mich ja ein paar Doppelsternen widmen, hab aber meinen Karkoschka vergessen. Und was macht man in einem solchen Fall?? Ganz klar, man sucht selbst welche!!! Ich hab sogar sieben Stück gefunden. Einfach so.

Endlich war es dann dunkel genug und ich konnte mich wieder dem Schützen widmen. Heute waren die ganzen Gasnebel dran: Also M20, der Trififnebel mit seiner Dreiteilung, M16, der Adlernebel mit seinen dunklen Säule und natürlich M17, der Schwanennebel mit seinem komischen Anhängsel.

Als ich mit dem Schwanennebel fertig war, rumpelte es auf einmal hinter mir. Ich hab dann ein wenig in die Richtung geschaut und es stiegen immer mehr Raketen in den Himmel. Also hab ich mein Dobson in die Richtung geschwenkt und mir erst einmal in aller Ruhe das Feuerwerk angeschaut. Es war nur ein wenig irritierend, dass die Raketen immer nach unten schossen. Da waren aber wirklich sehr schöne Sachen dabei. Einmal war ein Vorhang aus lauter glitzernden Sternchen zu sehen, der bestimmt eine Minute lang am Himmel stand. Das ganze Spektakel dauerte ca. 10 Minuten lang und endete in einem großen Finale. Mit Musik und ein wenig Schoko war das wirklich ein tolles Erlebnis.

Doch dann wurde es wieder ruhig, wenn man die sportlichen Kühe als Ruhe bezeichnen kann. Somit ging es weiter zum Trifidnebel, der natürlich während der Zeichnung hinter dem einzigen Baum in der ganzen Umgebung verschwand. Wo auch sonst... Somit musste auch ich ein wenig sportlich werden und mein Dobson durch die Gegend tragen. Die Alternative wäre gewesen, den Baum zu fällen, aber da ich keine Säge dabei hatte, erübrigte sich dieser Gedanke. Der Nebel ist allerdings nicht so der Knüller, auch wenn das auf der Zeichnung vielleicht so aussieht. Das ganze ist halt relativ schwach und somit ist auch die Dreiteilung nicht so super deutlich. Insbesondere die linke ist breit und schwach. Hier mal die drei Zeichnungen:

Anschließend gings zum Asteroiden Toutatis. Dieser war heute Nacht nur noch 20.4 Millionen Kilometer entfernt. Trotzdem ist er mit 12m4 nicht sonderlich hell, wenn auch heller als noch vor ein paar Tagen. Als ich ihn aufsuchen wollte, haben mich drei Sternchen geärgert, indem sie sich genauso angeordnet hatten, wie der Asteroid mit seinen eigenen zwei Sternchen. Ich bin ja fast verzweifelt... Naja, Hauptsache, die Sternchen hatten ihren Spaß dabei.

Danach gings auf einen kurzen Blick zum einzig sichtbaren Kometen momentan: Q4 Neat, also eigentlich ja C/2001 Q4 Neat, wenn man genau sein will. Mehr als ein schwaches Wölkchen war nicht zu sehen. Aber besser ein schwaches Wölkchen als gar kein Wölkchen. Oder ??

So, jetzt muss ich mal kurz überlegen, was ich dann gemacht hab. Ach ja, ich hab eine Pause eingelegt und einfach nur so den Himmel erkundet. Zuerst war der Zirrusnebel dran. Das ist schon Wahnsinn, was für Knoten man bei 100x entdecken kann. Auch der bekannte Nordamerikanebel stand auf dem Plan, der allerdings mal wieder viel zu groß und hell war. Auch ein paar Sternhaufen durften nicht fehlen, ebenso wenig wie Albireo, der sich mal wieder als super Doppelstern zeigte. Bei der Andromedagalaxie konnte ich dann auch noch die Staubbänder und seit langem mal wieder einen Kugelsternhaufen, nämlich Mayall II, oder kurz G1 sichten. M33, auch MP01-03 (benannt nach dem Matthias Pfersdorff Katalog der hässlichsten Galaxien am nördlichen Himmel), zeigte mir ihre Spiralarme und zwei Gasnebel.

Ja, und dann kam auch schon wieder die „olle Knolle“, unser lieber Mond über den Horizont geschlichen. Immerhin dümpelte er noch rötlich am Horizont umher, weshalb ich mich noch kurz in den Pegasus begeben hab, um dort zum einen NGC 7331 mit ihren vier Begleitgalaxien zu beobachten (siehe Zeichnung), zum anderen, um dem Stephans Quintett mal wieder einen Besuch abzustatten. Von dem wollte ich auch noch eine Zeichnung machen, hatte dann aber doch keine Lust mehr, mir die Augen auszurenken.

Während dieses rote Dingens am Horizont immer höher stieg und dabei langsam seine Farbe in gelb änderte, bin ich in unser Himmels- W gehüpft, um mal wieder nach unbekannten Sternhaufen zu schauen, die kein normaler Mensch beobachten will. Wer kennt schon den Harvard- Katalog oder Mayer-, Frolov-, Stock- und Berkeley- Sternhaufen?? Kein Mensch!!! Aber um ehrlich zu sein, kann ich das jedem mal empfehlen. Ist einfach was ganz anderes, als immer nur Messier und NGC Objekte. Die Objekte sind aber nicht so der Knaller, außer von Berkeley 58 war ich sehr positiv überrascht. Der sah aus wie fein glitzernder Sternenstaub. Einfach nur genial.

Ja, und als ich mir wieder ein Stück Schoko holen wollte, wurde es auf einmal hell um mich herum. Ich schaute zum Himmel und was sah ich?? Eine wunderschöne Feuerkugel, die ihre Farbe laufend zwischen türkis und knallgrün änderte. Sie zog einen kleinen Schweif aus weiß glitzernden Sternchen hinter sich her und hinterließ eine kleine Rauchspur. Tom H., unsere Feuerkugelsirene hätte wieder ein lautes Booooooooaaaaaaaaaahhhhhhhhhhhhhhh..... Boooooaahhhhhhh.........“ von sich gegeben, so wie er das immer macht, wenn er was sieht und wir nicht... Naja, auf jeden Fall sah das absolut genial aus. Wer hätte das gedacht, nach einem klasse Feuerwerk noch so eine Feuerkugel...

Anschließend hab ich noch ein wenig Musik gehört, Schoko gemampft und mir die schönsten Objekte des Herbsthimmels angeschaut: Die sieben Schwestern, oder auch Plejaden genannt, die Hyaden, der wunderschöne Doppelsternhaufen, die Galaxie Perseus A, den Saturnnebel, die beiden Planeten Uranus und Neptun, ein paar Kugelsternhaufen, die Supernova in NGC 2403 und noch vieles mehr.

Um 02.00 Uhr hab ich dann zusammengepackt, nicht ohne noch einen kleinen Blick auf dieses helle Dingens am Himmel zu werfen. Das hab ich aber nur gemacht, weil der Mond im letzten Viertel war. Das ist so was wie ein Kindheitswunsch von mir. Ich konnte, als ich als kleiner Steppke mit der Astronomie angefangen habe, immer nur das erste Viertel anschauen, weil ich beim zweiten Viertel nie wach war und immer ins Bett musste. Und deswegen muss ich das jetzt jeden Monat nachholen!!! Und ich finde es immer noch total schön diese Mondphase anzuschauen, weil das für mich immer noch was ganz geheimnisvolles hat!!! Ja, manche Dinge ändern sich nie...