11.10.2004 Supernova 2004et und Blick auf Komet Machholz




Endlich mal wieder schönes Wetter!!! Und da ich ein begeisterter NMM Karten- Anschauer bin, war mir das schon gestern mittag klar. Nur glauben wollte ich es nicht so recht. Außerdem musste ich mich ein wenig in Geduld üben. Daher hab ich zuerst einmal in der ARD einen Kinofilm angeschaut, in dem es um einen Auftragskiller ging. Ich fand den Film ein wenig komisch, aber in den anderen 30 Programmen kam nur Mist... Dann war 23.40 Uhr und ich hab wieder einen Blick nach draußen geworfen. Jippieh, es ist klar!! Also noch kurz ins Internet, um die neuesten Vorhersagen von NMM abzurufen und um einen Blick auf das hochaufgelöste Sat- Bild von NOAA zu werfen, das seit zwei Tagen neu im Internet zu finden ist. Beide gaben grünes Licht!!!

Also hab ich noch ein paar Kometen- Aufsuchkarten ausgedruckt, dann hab ich meine Sachen gerichtet, hab sehr viele warme Klamotten eingepackt, den Dobson ins Auto geschmissen und bin nach Völkersbach hochgeblasen. Oben angekommen erwartete mich ein super Himmel mit einer ganz tollen und hellen Milchstrasse. Aber kalt wars. Schon auf der Fahrt hab ich alle Fenster im Auto aufgerissen, um schon mal den Spiegel auskühlen zu lassen. Um ehrlich zu sein, er war nicht der einzige, der auf der Fahrt ausgekühlt ist Naja, oben hab ich mit eiskalten Händen erstmal meinen roten Leuchtturm aufgebaut und mich dann warm eingepackt. Das Thermometer zeigte nämlich nur noch +4°C an.

Der erste Blick galt natürlich der neuen Supernova SN 2004et. Und zu meiner Freude war sie noch da. Nicht, dass ich was anderes erwartet hätte, aber man weiß ja nie... Die Helligkeit ist nur unmerklich auf 12.6mag gefallen, was dem Anblick aber keinen Abbruch tut. Aufgrund des guten Himmels konnte ich die zugehörige Galaxie NGC 6946 sehr schön erkennen. Wirklich ein tolles Objekt. Dann ging es zu der anderen Supernova SN 2004dj. Diese hat in den letzten Tagen viel an Helligkeit verloren. Das ist kein Verblassen mehr, sondern ein regelrechter Absturz. Als ob sie nicht mehr beobachtet werden wollte... Ihre Helligkeit beträgt nur noch 13.2mag, vor 5 Tagen hatte sie noch 12.8mag. Trotzdem war sie mit indirektem Sehen noch als schwaches Sternchen erkennbar. Auch die Galaxie zeigte mir ein paar ihrer Strukturen, wie angedeutete Spiralarme und einen großen Gasnebel.

Jetzt waren die Kometen an der Reihe. Zuerst einmal der obligatorische Blick auf Q1 Neat. Der drückt sich momentan im kleinen Wagen rum und wird auch immer schwächer. Trotzdem war er als schwaches Wölkchen erkennbar, wenn auch nicht mehr sehr deutlich. Also lieber mal einen Blick auf 78P/Gehrels werfen. Ich war wirklich überrascht, wie hell er bei klarem Himmel ist. Er ist eigentlich kaum zu übersehen. Seine Form ist rundlich, wie das ein schwacher Komet eben so an sich hat. Sah sehr schön aus. Viel heller wird er allerdings nicht mehr werden. Dann kam C/2004 Q1 Tucker an die Reihe. (erinnert mich immer an "Kentucky fright chicken". Dieser Komet hat sich auch sehr schön entwickelt. Mit einer Helligkeit von 11.3mag ist er mittlerweile sehr hell und weist auch eine ausgedehnte Koma von ca. 3 Bogenminuten auf. Wunderbar!!! Ein tolles Objekt!!! Jetzt hatte ich nur noch eine Karte, aber die war für Machholz und der sollte erst um 3 Uhr genügend über dem Horizont stehen. So kam ich zur Frage, was mach ich nun...

Zuerst hab ich mir eine helle Feuerkugel mit einer tollen Rauchspur angeschaut. Sah echt super aus. Eigentlich wollte ich danach nochmal eine Feuerkugel anschauen, hab aber keine mehr gefunden Also hab ich meine Uranometria 2000.0 herausgekramt und bin zum Pegasus I Cluster gehüpft, einem Galaxienhaufen in ca. 250 Millionen Lichtjahren Entfernung. Nach 10 Galaxien hatte ich aber keine Lust mehr auf diese schwachen Funzeln... Ich wollte was sehen.. Ich wollte was helles, was spektakuläres!!!

Deswegen bin ich die Cassiopeia gehüpft, um eta-Cas zu beobachten, ein super schöner Doppelstern, der aus einem hellen gelben und einem schwachen rötlichen Stern besteht. Wenn man die Erde um den hellen Stern der beiden kreisen lassen könnte, hätten wir neben der Sonne noch einen anderen hellen Stern am Himmel, der mit Vollmondhelligkeit in einem zarten Rot leuchten würde. Sähe bestimmt super aus. Anschließend gings zu NGC 457, dem Eulenhaufen. Ich muss jedesmal grinsen, wenn ich diesen Sternhaufen anschaue, da er echt wie eine landende Eule aussieht. Leider stand die Eule heute auf dem Kopf, so dass sie eher kopfüber vom Ast gefallen ist...

Mittlerweile hatten sich auch die Wintersternbilder schon über den Horizont erhoben. Da Saturn wie ein Besoffener durch das Gesichtsfeld waberte, hab ich mich lieber dem Krebsnebel gewidmet. Ist euch schon mal der wunderbare Doppelstern im Gesichtsfeld aufgefallen?? Es sind zwei hellere, schön gelb leuchtende Sterne, die sich sehr nahe beeinander befinden. Sieht supergenial aus. Außerdem hab ich festgestellt, dass M35 wie ein Pfeil aussieht. Neben weiteren hellen Objekten hab ich mich auch mal wieder dem Orionnebel gewidmet... Mit einem OIII Filter bewaffnet, rückte ich ihm auf die Pelle. Es war der reine Wahnsinn, soooooo viele Strukturen. Ich wusste gar nicht, wo ich zuerst hinschauen sollte. Dann hab ich mir auch mal noch das Trapez genauer angeschaut. Hmm, sollten da nicht noch zwei schwache Sternchen zu finden sein, nämlich die Komponenten E und F?? Eine konnte ich ausmachen, die andere blieb aufgrund des schlechten Seeings verborgen.

Dann brauchte ich erstmal ne Pause, also ne Aufwärmpause, denn um 02 Uhr hatte es nur noch +2° und da ich noch nicht so ganz an die Temperaturen gewöhnt bin, war mir ein bisschen kalt. Aber schon nach 10 Minuten zog es mich wieder nach draußen und ich hab ein wenig im Cepheus nach Sternhaufen gesucht. Dann ist mir eingefallen, dass ich noch den Gasnebel "Cederblad 214" beobachten wollte. Also UHC rein und ab die Post. Auf dem Weg bin ich an einer Sternhaufen Wohngemeinschaft vorbeigekommen. Da drängeln sich drei Sternhaufen an fast der gleichen Stelle. Wahrscheinlich ist es da richtig gemütlich, denn sonst hätten sie sich ja ein bisschen über den Himmel verteilen können. Als ich an der gesuchten Position war, konnte ich ein schwaches Glimmen erkennen. Ist wohl doch eher was für "Richfield- Teleskope". Also hab ich mich wieder meinen Sternhaufen gewidmet. Mit der Uranometria macht das unheimlich viel Spass, da man an jeder Ecke einen Sternhaufen beobachten kann. Helle, schwache, kleine, große, rundliche und ovale Sternhaufen, manche mit vielen Sternen, andere mit nur wenigen usw. Jeder sieht anderst aus.

Auf einmal schlug die Kirchturmuhr 2.30 Uhr. Es war Machholz Zeit. Naja, eigentlich war noch keine Machholz Zeit, aber in der Richtung drückten sich die ganze Zeit ein paar Wölkchen rum und ich hatte Angst, dass sie sich genau vor den Kometen schieben würden, wenn ich nicht schneller war. Das Gebiet war schnell gefunden und der Komet auch. Bei einer Höhe von 6° war natürlich nicht viel zu sehen, aber immerhin!!! ........... . Da ich nun beruhigt war, den Kometen gesehen zu haben, hab ich mich ins Einhorn begeben, um dort noch bis um 04.00 Uhr nach Sternhaufen zu suchen.

Den Anfang machte der Weihnachtsternhaufen. Oh Tannenbaum, Oh Tannenbaum.... Wie immer ein tolles Objekt. Mit UHC war dann er auch der Gasnebel zu sehen, der sich am Rand des Haufens befindet. Ein kurzer Schwenk und schon war ich bei Hubbles Veränderlichem Nebel angelangt. Bei 100x zeigte sich die außergewöhnliche Form des Nebels, der wie ein Komet aussieht. Dann gings zum Rosettennebel, den ich auch gleich gefunden hab. Ich bin immer wieder beeindruckt, wie groß das Dingens ist. Schließlich kamen noch viele unbekannte Sternhaufen an die Reihe.

Dann war wieder mal Machholz Zeit. Endlich stand er hoch genug über dem Horizont. Die Sicht nach unten wurde in dieser Stunde auch viel besser, so dass ich sogar das Sternbild "Taube" mit einer Deklination von -35° erkennen konnte. Bei 150x war der Komet anfangs sehr hell, wurde mit der Zeit aber immer schwächer. Das Okular war beschlagen!! Also erstmal wieder saubermachen und wieder einsetzen. Kurz durchschauen, ausatmen und peng... Schon wieder beschlagen... Also wieder rausmachen, säubern und wieder reinmachen. Durchschauen, ausatmen und... Da mir das jetzt zu blöd wurde, hab ich einfach die Luft angehalten!!! So konnte ich den Kometen dann genau beobachten. Ich muss sagen, er entwickelt sich wunderbar. Er ist mit 9mag schon sehr hell und zeigt sich mit 3 Bogenminuten auch recht groß. Man kann sogar einen kleinen Schweifansatz in der deutlich elongierten Koma ausmachen. Freuen wir uns auf einen tollen Kometen...

Mittlerweile hatte auch mein Sucher keine Lust mehr und beschlug ebenfalls. Aber nicht nur außen, nein, es musste ja auch von innen sein. Daher musste ich ihn kurz auseinanderbauen. Wahrscheinlich wollte er sich an mir rächen, weil ich beim letzten Mal seine Halterung als Hammer benutzt habe. Als ich mit dem Sucher fertig war, hatte auch mein Okular schon wieder keine Lust mehr. Ab diesem Zeitpunkt war ich mehr mit Saubermachen als mit Beobachten beschäftigt. Immerhin konnte ich in der nächsten anderthalb Stunden noch viele schöne Objekte beobachten. Auch Saturn war super zu sehen. Gegen 05.50 Uhr hab ich nach einem kurzen Blick auf die superschmale Mondsichel mit dem hellen, aschgrauen Licht abgebaut, da mein Teleskop unbedingt heim wollte und schon richtig getrieft hat. Hat mich aber gewundert, dass sich bei 0°C kein Reif gebildet hat...

Alles in allem war es eine wunderbare Nacht!!! Vor allem nach so viel schlechtem Wetter...