07.01.2005 Extremspechteln: Machholz von der Hornisgrinde




Hier ein kleiner Bericht zum Abend, den Tom und ich auf der Hornisgrinde oben auf 1160mNN im Nordschwarzwald verbracht haben.

Als wir um 19.40 Uhr aufgebrochen sind, starteten wir unter einer dichten Wolkendecke, aber schon kurz nach Baden- Baden lockerten die Wolken auf und kurz vor Bühl waren sämtliche Wolken wie weggepustet. Die Realität deckte sich also genau mit dem Nowcasting, das wir kurz vor unserer Abfahrt noch telefonisch durchgeführt hatten. Als wir so langsam nach oben fuhren, wurde der Himmel immer dunkler und der Schnee immer mehr. Zwischen Unterstmatt und Mummelsee konnten wir an einem Aussichtsplatz eine sehr ausgeprägte Inversionschicht bewundern, die im Rheintal für recht diesigen Himmel gesorgt, aber uns hier oben auf fast 1200 Metern Höhe eine geniale Transparenz beschert hat. Am Mummelsee hingen wir auf einmal in einer Wolke, die der heftige Wind schnell über uns hinwegtrieb. Die hatte sich aber nur verirrt... Nach kurzer Beratung am Mummelseehotel sind wir dann doch die Hornisgrinde hochgefahren, was sich aufgrund der vereisten Strasse als sehr abenteuerlich herausgestellt hat.

Heil oben angekommen, standen wir schon vor dem nächsten Problem: überall Schnee und Eis. Es lagen noch ca. 30 Zentimeter von dem weißen Zeugs in der Gegend rum. Auch der Wind wehte mit Böen von bis zu 70km/h, also Windstärke 7-8 (!!!) recht stark, weshalb wir uns dann letztendlich neben einem Gebäude postierten, um dem Wind nicht so ganz schutzlos ausgesetzt zu sein. Das war wieder mal richtiges Extremspechteln!!!

Die Stimmung war meiner Meinung nach aber super genial. Der Wind pfiff in den Bäumen, um uns herum 30cm Schnee und zu Beginn noch einzelne Wolkenfetzen, die der Wind in einer rasanten Geschwindigkeit über die schneebedeckte Hochfläche trieb. Über uns ein traumhafter Himmel und natürlich der Komet Machholz, der schon mit bloßem Auge recht hell neben den Plejaden zu sehen war. Schon jetzt hatte sich die Fahrt gelohnt!!! Man muss einfach dabeigewesen sein, um diese einzigartige Stimmung nachvollziehen zu können...

Natürlich folgte zuerst ein Blick mit dem Fernglas auf Machholz, der sich direkt neben den Plejaden befand. Ein wunderschöner Anblick. Bei genauem Hinschauen waren auch die beiden Schweife erkennbar, ein breiter und heller Staubschweif und der dünnere Gasschweif, der in der Nähe des Kometen sehr schmal und schwach war und kurz vor den Plejaden auf einmal dick und hell wurde. Anfangs hab ich nicht verstanden warum, aber als ich die ersten Fotos sah, wusste ich, dass er einen Schweifabriss hatte. Insofern war meine Beobachtung schon korrekt. ;) Jedenfalls wunderschön das Ganze. Ich war richtig glücklich, diesen Anblick unter einem solch traumhaften Himmel genießen zu können.

Während sich Tom ausführlich mit Machholz beschäftigt hat, begab ich mich auf die Suche nach entfernten Sternhaufen im Sternbild Cassiopeia, was nicht ganz einfach war, da ich immer wieder von Böen durchgeschüttelt wurde, die teilweise so stark waren, dass sie meine schwere Uranometria, die auch noch mit nem halben Kilogramm Blei beschwert war, ohne weiteres vom Stuhl gefegt haben. Des weiteren wurde ich immer wieder "sanft" vom Wind mit dem Kopf gegen mein Okular geschlagen, was die Beobachtung auch nicht wirklich vereinfacht hat!! :))) Aber trotzdem hat es super viel Spass gemacht. Außerdem musste man wirklich alles festhalten, damit es nicht davonflog!!! Zwischendurch haben wir uns ins Auto zurückgezogen, um ein wenig Windstille genießen und einen Tee trinken zu können, aber schon bald waren wir wieder draußen.

Um halb drei haben wir abgebaut uns sind wieder die vereiste Strasse nach unten gefahren, wo wir an einem Aussichtspunkt noch ein paar Fotos vom beleuchteten Strassburg mit dem Sternbild Orion gemacht haben. Bin mal gespannt, wie die werden. Zumindest auf der Voransicht sahen sie genial aus!!!

Alles in allem war es eine geniale Nacht mit vielen Erlebnissen und Eindrücken!!!