11.05.2006 Komet 73P/Schwassmann- Wachmann zerfällt
Ich bin immer noch hin und weg. So was Schönes hab ich schon seit Monaten nicht mehr gesehen. Selten hat ein Komet die
Welt so in Atem gehalten, noch nie konnten wir einem sterbenden Kometen zuschauen. Noch nie hat ein Komet in nur drei Tagen
so sein Gesicht verändert!
War es vor wenigen Tagen noch so, dass die Komponente B sich am Auflösen war, ist die Helligkeit nun in ungeahnte
Höhen gestiegen. Sie liegt geschätzt bei ungefähr 5mag und damit weit über der von Komponente C. Könnt ihr euch noch
an das diffuse Fleckchen erinnnern, das man noch vor ein paar Tagen gesehen hat? Dieses undefinierbare Etwas, das einen
kleinen Schweifansatz gezeigt hat?
Die Komponente B ist so hell, dass man sie sogar mit dem 6x30 Sucher auf den ersten Blick sieht. Und im 20cm Dobbi
erst...
Bei 50-fach ein knallheller Komet mit einem breit aufgefächerten Schweif. Die innere Koma leicht länglich, der Kern sehr
hell! Und dann die Bewegung: der Komet rast nur so über den Himmel, was aufgrund der Entfernung von 10.72 Millionen Kilometer
auch kein Wunder ist. Schon nach einer Minute kann man eine Positionsveränderung ausmachen. Man kann richtig zuschauen, wie
er an Sternchen vorüberzieht, mit ihnen kollidiert und diese dann drei Minuten später wieder im Schweif auftauchen. Es ist
mit Worten kaum zu beschreiben, man muss es gesehen haben!!!
Ein Traum von einem Kometen, ich bin immer noch total fasziniert!!! Ich war schon am Abbauen, als ich beschlossen hab,
nochmal einen Blick auf den Kometen zu werfen und zum zweiten Mal meinen Dobbi aufgebaut hab. Man kommt einfach nicht davon
los...
Über zwei Stunden hab ich den Kometen angeschaut, seine Bahn durch funkelnde Sterne verfolgt und dabei meine Lieblingslieder gehört. Das ist Astronomie, das ist das Leben, das ist Freude und der Grund, warum wir dieses schöne Hobby haben. Es geht nicht um Strehlwerte, nicht um technische Spielereien, sondern einfach um den Augenblick, um die Erkenntnis, wie groß und unendlich das Universum ist. Es ist so groß und wunderbar, dass man manchmal vor Ehrfurcht erstarren könnte. So wie ich heute Nacht...