07.06.2006 Die Zeit der Matschflecken und Pluto




Das Seeing gestern war wirklich toll, die Durchsicht eher schlecht, am Anfang zogen auch noch ein paar Schäfchenwolken durch. Aber die waren nach ner halben Stunde weg. Ist euch schon mal aufgefallen, dass immer dann Wolken heranziehen, wenn man gerade mit dem Aufbauen fertig ist?

Nach dem Aufbauen war zuerst der Mond an der Reihe. Besonders schön war das Juragebirge zu sehen, die Zeit des goldenen Henkels war leider schon vorbei. Oben im Norden (oder isses Süden?) war der Sumpf der Seuchen zu erkennen. Hier findet man tolle Rillen. Das waren die Rimae Hippalus, die andere hieß Rima Hesiodus. Beide sind ziemlich breit. Im Meer der Wolken erstrahlte der Krater "Bullialdus", danben findet sich Gamma, ein kleiner Minivulkan. Auch die lange Wand, ein 300 Meter hoher Hang war noch als graue Linie zu sehen, die Rima Birt erschien als winziger schmaler Strich. Die Kraterkette "Catena Davy" war trotz der hochstehenden Sonne immer noch auszumachen. Dann ging es in Richtung Kopernicus und von dort aus in Richtung Terminator. Hier waren viele kleine Vulkankegel zu sehen, bestimmt sieben oder acht an der Zahl. Irgendwie scheinen die sich da wohlzufühlen.

Anschließend ging es dem dicken Jupp an den Kragen. Eigentlich dachte ich, dass ich heut endlich mal Glück habe und den Großen Roten Fleck sehen kann, aber nö, nix zu wollen. Ich schau immer genau dann Jupiter an, wenn der Fleck gerade nicht zu sehen ist. Ich weiß auch nicht, aber da hab ich irgendwie Pech. Aber auch die langweilige Seite war recht interessant. In den vielen Wolkenbändern waren Girlanden, rote Barren und ein paar Granatflecken zu sehen. Auch ein kleiner Wirbel ist mir aufgefallen. War echt gut!

Nun war Pluto an der Reihe, der 4.508 Millionen Kilometer, als über 4 Milliarden Kilometer von uns entfernt war. Direkt in der Lichtglocke von Heidelberg war er gefangen, auch der Mond tat sein übriges dazu. Ein Sternchen mit 12.7 mag konnte ich gerade so mit indirektem Sehen halten, aber von Pluto keine Spur. Daher wollte ich warten, bis zumindest die olle Knolle weg war.

Also wieder zurück zum Jupp. Iiihh, was war denn das auf einmal für ein Matschfleck? Nee, so wird das nix, dann doch lieber ein paar Doppelsterne. Als ich so fröhlich am Trennen der diversen Sternchen war, kam mir auf einmal die Idee, Barnards Pfeilstern zu suchen. Er befindet sich im Sternbild Schlangenträger, ist 9.5mag hell und nur 5.93 Lichtjahre von uns entfernt. Damit ist er der nächste von Deutschland aus beobachtbare Stern. Alla gut, kurz zur angegebenen Position gedobst, noch einen kleinen Zwischenstopp bei IC 4665 eingelegt (ein schöner Sternhaufen für kleine Teleskope) und schon war ich an der Stelle. Wow, was für ein Anblick: *augenrubbel* Ein Sternchen!! Ein richtiges Sternchen! Nee, war echt super. Vor allem, wenn man bedenkt, dass das ein roter Zwergstern ist, nur ein bisschen größer als Jupiter. Und so nahe! Eigentlich wollt ich noch die Flecken auf seiner Oberfläche zählen, aber habs dann doch gelassen.

Nach unkoordiniertem Hin- und Herdobson (ich bin einfach zu doof, Messier 5 zu finden) hatt ich ihn nach langer Zeit und mehrmaligen Fluchen doch endlich im Okular. Aber viel mehr als Matsch war auch hier nicht zu sehen, naja, die Randbereiche könnte man vielleicht noch als aufgelöst bezeichnen.

Da dacht ich mir: wenn schon Matsch, dann gleich die volle Dröhnung. Also bin ich runter in den Schützen, denn dort steht ein Matschfleck neben dem nächsten. Vor lauter Dunst und Lichtglocke war das Sternbild zwar nicht mal zu sehen, aber iss ja wurscht, man kann auch im Trüben fischen. Gesagt, getan.

Als erstes war der Lagunen-Nebel an der Reihe. Nun ja, von einer Lagune hatte das heute nicht viel. Ein fahles Leuchten.... Dann gings weiter zu Trifidnebel, auch als Messier 20 bekannt. Wow!! Ein Glimmen. Mit Einsatz eines UHC-S konnte ich dann immerhin zwei der drei Dunkelwolken ausmachen, die dem Nebel seinen Namen geben. Aber immerhin: Messier 22, ein Kugelsternhaufen, war bis zum Zentrum hin aufgelöst. M28 dagegen nur ein Matschfleck. Aber ich wollte ja Matsch. Ich hätte ja auch schöne Objekte im Schwan anschauen könne, aber nix da: heute war Matsch-Fleck-Zeit. Die Sternwolke im Schützen war auch nicht wirklich der Bringer und von den offenen Sternhaufen will ich mal gar nicht reden. Dafür dann aber der Schwanen-Nebel. Ach, wie ich dieses Dingens liebe. Sogar bei der Suppe war der Schwan zu erkennen, wie er sanft auf einem See dahingleitet; die Sterne des dazugehörigen Haufens glitzern wie die reflektierten Sonnenstrahlen an einem sonnigen Tag.

Dann war ich wieder angespornt! Auf zu Pluto! Koste es, was es wolle. Zuerst einmal hab ich meinen Dobbi so versetzt, dass der Mond nicht mehr sein Licht in meinen Strahlengang wirft. Dann hab ich meine Jacke ausgezogen und mir wie einen Eimer über den Kopf gestülpt. augenrubbel Wenn da einer vorbeigekommen wär, der hätte gedacht, ich hab einen an der Waffel. Aber wer dunkeladaptiert sein will, der muss eben auch im dunklen sitzen. Und da kann ich keine olle Knolle gebrauchen, die mich verschmitzt von der Seite anleuchtet. Nach ein paar Minuten unter der Jacke *keuch, Luft haben will* ein Blick ins Okular. Aha, der 12.7mag Stern deutlich zu sehen. Aber von Pluto immer noch keine Spur. Tief durchschnaufen, Luft holen und wieder Augen verdrehen. Oh, da war doch was... Da war doch... Ui, schon wieder... Nein, das gibts nicht! Lalalalala... Er wars. In den nächsten Minuten konnte ich an der Stelle immer mal wieder ein winzig schwaches Sternchen von 13.9mag erkennen.