03.07.2006 Von Brennesseln und einem Erdbahnkreuzer




So, nun mal ein paar Worte zu heutiger Nacht. Anfangs lief ja alles wie geplant: neueste Bahnelemente vom MPC runtergeladen, in Guide eingespielt und Aufsuchkarten ausgedruckt. Dann mit Sack und Pack in die Weinberge. Hier gings dann los:

Beim Aufbau hab ich meine Schrauben in einen Brennesselhaufen geworfen. Beim Rausholen musst ich natürlich voll reinlangen, was richtig prickelnd war. Dann hatt ich die Stelle endlich gefunden, bin aber im dunklen beim Okularholen gegen meinen Dobbi geknallt, so dass er erst einmal umgefallen ist. Beim Aufheben hab ich zum zweiten Mal in die Brennesseln gelangt. Mit knallroter und brennender Hand hab ich dann irgenwie wieder das Oku in den Auszug gepfriemelt und hatte schon so die Ahnung, dass das nicht unbedingt eine gute Nacht werden könnte.

Als ich an der von Guide angegebenen Stelle war, war erst mal überhaupt nichts zu sehen. Kein Sternchen, das wandert. Hm... Einfach mal warten, aber auch nach 10 Minuten sah das Feld noch genauso aus wie die ganze Zeit über. Irgendwas stimmte hier nicht. Also bin ich nach Hause gerannt, um ne neue Aufsuchkarte zu drucken. Internet angeworfen, vom MPC die Ephemeriden ausgeben lassen und von Hand in die Sternkarte übertragen. Wow, was für ein Unterschied. Kein Wunder, dass das beim ersten Mal nichts wurde. Gut, also wieder zurück in die Weinberge rennen, man lässt ja sein Teleskop nicht gerne alleine. Total verschwitzt oben angekommen gleich mal in eine Weinbergschnecke reingekniet. Hm, lecker!

Wieder im Himmel rumgerührt! War natürlich klar, dass der Asteroid genau im Lichtkegel der Strahlenburg stand und aus purem Trotz auch noch ein Wolkenfeld durchzog, das mir die Sicht versperrte. Aber ich hatte schon zuviel investiert, als dass ich jetzt aufgeben würde. Also war warten angesagt. Immerhin hatte ich nun Zeit, den Rest der Schnecke von meiner Hose abzukratzen. Und dann: die Lichter gingen aus, die Wolken verzogen sich und an der gesuchten Stelle war ein Sternchen, dass da nicht hingehörte. Und es bewegte sich. Sogar ziemlich schnell. Besonders schön war die Bewegung zu sehen, als der Asteroid mit einem helleren Sternchen zu kollidieren schien. Einfach genial.

Somit ist das der vierte Erdbahnkreuzer, den ich visuell sehen konnte, aber mit nur 1.18 Millionen Kilometer Abstand der nächste, nur dreimal weiter als der Mond entfernt. Ist schon toll, dass man mit einem 20cm Teleskop einen 600 Meter großen Brocken in dieser Entfernung sehen kann. Mein Blick wanderte unweigerlich zum Ölberg, der in etwa die Größe des Asteroiden hatte. Wahnsinn!

PS: was ich noch erwähnen wollte: beim Abbauen hab ich die Schrauben wieder in die Brennesseln geworfen. Soviel zu meiner Lernfähigkeit.