10.12.2006 Firstlight mit dem kleinen "Feivel"




Am Sonntag Abend war es soweit: klarer Himmel über Völkersbach. Aber das wusste ich ja schon am Freitag, dass es klar werden würde. Schließlich war da mein First Light geplant und daran müssen sich auch die Wolken halten! So einfach ist das! Es war natürlich klar, dass ich an dem Abend raus musste, um mein kleines Teleskop endlich mal richtig auszutesten. Falls der nun folgende Bericht ein wenig zu euphorisch rüberkommt, dann nur deswegen, weil ich an dem Abend super begeistert war.

Um 18 Uhr war ich oben und fünf Minuten später war der Spiegel auch schon dabei, auszukühlen. Damit ich keine Probleme mit Tau bekomme, hab ich hinten noch ein bisschen Moosgummi reingeklebt. Und was soll ich sagen: hat super funktioniert. Der Spiegel blieb blitze blank! Test bestanden! *freu* Aber das sind ja jetzt Dinge, die niemanden interessieren, deswegen gleich zu den Objekten!

Ich muss zugeben, ich hab Apobesitzer immer belächelt, die Sterne anschauen. Bis dahin wusste ich aber auch noch nicht, wie ein Stern im Teleskop auszusehen hat. Der erste Blick galt Wega. Jesses Leute, das war der Hammer! Ein Funkeln wie bei einem Diamanten. Ein feiner Sternpunkt. Die Spikes genauso fein und sehr lichtschwach. Kein Vergleich zu den dicken Klöppern, die ich sonst gewöhnt war. Ein Unterschied wie Tag und Nacht! Dann gings weiter zu Aldebaran. Wow, ein orangerotes Funkeln! Super!!! Ich liebe Sterne!

Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, war es an der Zeit, den Spiegel zu justieren. Da ich keinen Laser habe und mir auch keinen zulegen werde, hab ich am Stern justiert. Ist eigentlich recht einfach: wenn die eine Schraube nix bringt, dreh an der anderen! Weil "Feivel" so klein ist, kann ich hinten schrauben und vorne reingucken. Ist natürlich ein riesen Vorteil! Gut, Spiegel war justiert und ausgekühlt! Zeit für ein paar Doppelsterne. Also gleich mal "gamma Ari" angeschaut. Ui, klasse! Dann ein Schwenk zu Albireo. Boah! Auch "eps Lyrae" war bei 110x mit Zwischenraum zu erkennen. Super, Test bestanden! Hm, wenn ich schon in der Ecke war, gleich nochmal "Wega". Hei de Blitz! Des isch jo de Hamma!

Lalala... Nun mal zum Nordamerikanebel! Aufgrund des Gesichtsfeldes von 2° mit einem 32mm TS Superplössl (was für meine Belange absolut ausreichend ist - wer braucht schon ein 31er Nagler?) passt der nun komplett rein! Die Bucht war mit UHC einfach super zu sehen! Vor allem mit soviel Platz außen rum! Auch der Zirrus kam richtig gut! Dann ein Schwenk zu Messier 39, der bisher immer grad so ins Oku gepasst hat. Nun war super viel Platz da und der OH hob sich klasse vom Umfeld ab.

Dann ein Blick auf die Plejaden. Jesses Maria unn de Josef! Ich kanns euch sagen! Wenn ich nicht schon gesessen wär, ich hätt mich hinsetzen müssen! Das also war der Grund für den Bau von "Feivel". M45 mit 20cm Öffnung und das ganze nicht Gesichtsfeld füllend, sondern mit viel Platz außen rum. Das ist der Hammer! Das ist einfach nur der Hammer! Ich dacht immer nur: das geht doch gar nicht! Das gibts doch nicht! So ein Anblick! Einfach nur wunderschön!

Danach kamen noch viele schöne Objekte an die Reihe, aber das hier soll erstmal reichen. Zumindest von den Objekten in Völkersbach! Daheim angekommen, ist mir um 01 Uhr aufgefallen, dass der Himmel ja wieder klar ist. Also Feivel rausgeholt, ne Viertelstunde auskühlen lassen und wieder losgelegt! Der Mond war zum Abschuss freigegeben! Schon bei 30x ist der wunderschön mit dem ganzen Platz drumherum, den man noch so hat.

Und weil das Seeing super war (könnt aber auch daran gelegen haben, dass ich kein Tubussseing hab) gleich mal das 8er Hyperion reingeknallt, welches eine 110-fache Vergrößerung liefert. Ein knackscharfes Bild! Krater von 4km Durchmesser waren kein Problem, auch die ganzen Rillen sind einfach so ins Auge gestoßen. Wie gesagt, bei 110x! Der Kontrast einfach nur irre und kein Vergleich zu meinem Galaxy! Es war für mich wie eine neue Welt! Ein kurzer Blick zu Plato und gleich zwei Minikrater im Inneren gesehen! Bei Sabine und Ritter, war da nicht irgendwo ne recht schmale Rille? Ach ja, da ist sie! Die Triesnecker Rillen: nicht zu übersehen! Die Einbrüche in der Hygenius-Rille: klar und deutlich! Und das alles bei 110x. Wie soll das erst werden, wenn ich bis auf 155x hochkomme? Ich freu mich jedenfalls schon sehr darauf.

Dann ein Blick zum Saturn: Zum Glück saß ich, sonst wär ich umgefallen. Bei 110x wiederum ein knackscharfes Bild mit einer wunderbaren Cassiniteilung, zwei Planetenbändern (Hauptband deutlich bräunlich und toll abgehoben von der gelblich-beigen Planetenoberfläche) und einer leicht gräulichen Polkappe. Der Schatten unter dem Ring pechschwarz. Es war der Wahnsinn! Dazu ein stillstehender Saturn, kein Wabern - nix! Der schwebte einfach so im Raum. Es hat sehr lange gedauert, bis ich mich davon losreißen konnte!

Jetzt musste ich es wissen: also gleich weiter zu "eta Ori", ein Doppelstern aus zwei 4mag hellen Komponenten im Abstand von 1.7". Bei 110x in Phasen mit sehr ruhiger Luft mit einem kleinen, schwarzen Zwischenraum. gut, 110x ist nicht wirklich die richtige Vergrößerung, um sehr enge Doppelsterne zu trennen, aber es hat funktioniert! Dann mal zu Castor: beide Sterne sehr hell und nur 4" voneinander entfernt. Im Galaxy waren das mehr oder weniger immer zwei wabernde Scheibchen, mit nem engen Zwischenraum. Hier waren die Sterne viel kleiner, die Spikes sehr fein und so konnte ich die beiden ohne Probleme mit einem großen Zwischenraum trennen.

Gut, wenn das funktioniert, dann blieb noch eines zu tun: schnell ins Trapez des Orionnebels! Die Komponenten G und F waren schon bei 110x recht einfach zu erkennen, insbesondere G. Die Sterne waren auch hier richtige Punkte und gewabert hat auch nix. Einfach nur toll!

So, das war der Part zu der optischen Abbildungsleistung, von der ich hin- und weg bin!

Natürlich sollte man bei all der Euphorie nicht vergessen, dass es ein f/4.3 ist. Sprich, man hat nicht die Randschärfe, die man jetzt mit einem f/6 oder gar einem f/8 haben wird. Da ich am Rand aber keine punktförmigen Sterne brauche, interessiert mich das nicht soooo sonderlich. Auch ist der knackige Schärfepunkt nur in einem Bereich von 40% des Gesichtsfeldradius gegeben, aber hier hat man dann wirklich knackscharfe Bilder, die all das, was ich bisher gesehen hab, in den Schatten stellen! Und das ist das, worauf es meiner Meinung nach ankommt.

Nun noch ein paar Worte zur Mechanik: auch bei 110x lässt sich das Dobson ruckfrei und leicht nachführen, so dass ich auch bei höheren Vergrößerungen bis 200x keine Probs bekommen werde. Es ist nicht zu leicht- und auch nicht zu schwergängig. Für meine Belange genau richtig. Sowohl mit einem leichten 25mm Plössl als auch mit dem schweren LVW bleibt es über den ganzen Himmelsbereich ausbalanciert. Lediglich ohne Okular kippt es leicht nach oben. Deswegen hab ich schon vorher ne kleine Bremse eingebaut, die "Feivel" in der Höhe klemmt. So kann man das Okular wechseln, ohne Angst haben zu müssen, dass das Objekt danach nicht mehr drin ist.

Wie schaut es mit Vibrationen aus? Nun, beim Scharfstellen (bei 110x) vibriert es schon, aber man kann trotzdem gut fokussieren. Zudem schwingt es recht schnell aus. Bei dem leichten Wind, der oben geweht hat, war bei 110x teilweise ein leichtes Zittern erkennbar, doch das stört noch nicht sonderlich. Ich könnte mir allerdings schon vorstellen, dass es beim stärkerem Wind anders aussieht. In dem Fall müsste ich die obere Blende kleiner machen, um dem Wind weniger Angriffsfläche zu bieten. Deswegen kommt auch keine Socke in Betracht, denn damit würde das Dobson schon bei leichtem Wind unbrauchbar werden. Aber ist bei dem geringen Gewicht von 4.2kg auch irgendwie klar! Logisch, dass man hier lange nicht die Stabilität von schweren Geräten erreicht!

Die Sitzposition finde ich für mich persönlich angenehm, nur am Horizont wird es mit dem Hocker ein wenig unbequem. Doch dann setzt man sich halt auf den Boden und schon hat man diese Probleme nicht mehr. Für größere Leute als mich ist es wohl zu niedrig. Aber ich hab "Feivel" schließlich für mich gebaut und nicht für andere.