17.10.2008 Messiermarathon von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang




Nach meinem deutschen Rekord im Frühlings- Messiermarathon 2004 hatte ich vor, im Herbst einen weiteren Marathon durchzuführen. Es gibt nämlich noch einen zweiten Termin für einen Messiermarathon im Herbst. Auch an diesem können in einer Nacht über 100 Objekte aus dem Messierkatalog beobachtet werden. Doch entweder spielte das Wetter nicht mit oder ich hatte keine Zeit. Doch in dieser Nacht passte endlich alles zusammen. Erschwerend kam leider hinzu, dass der noch fast volle Mond hoch am Himmel stand. Doch ich sah das ganze als Herausforderung denn als Hindernis an.

Nachdem ich vom Arbeiten aus Karlsruhe zurück war, packte ich meine Sachen zusammen und fuhr hoch zu meinem Stammplatz. Mit dabei war der kleine Feivel mit 20cm Öffnung, dem ich eine Woche zuvor einen 2“ Okularauszug verpasst hatte und damit ein Gesichtsfeld von 3° hatte. Das erleichterte das Aufsuchen natürlich ungemein. Außerdem hab ich für die Pausen auch meinen 18 Zoll Lowrider „Nemesis“ mitgenommen, da ich damit ein paar Mondbeobachtungen durchführen wollte. Irgendwie muss man sich ja die Zeit vertreiben. ;))

Gegen 19.20 Uhr war ich oben und baute erstmal alles auf. Nach kurzer Zeit fiel mir im Osten ein orangerotes Etwas auf. Es war der Mond, der sich gerade über den Horizont erhob. Die Dämmerung war noch nicht beendet und so erstrahlte der Himmel in einem dunklen Blau. Schnell stellte ich den Mond mit dem Feivel ein und schaute ihm zu, wie er sich wabernd über einen Hügel erhob. Die Mondscheibe war knallorange mit ein wenig Rot und an den Rändern angeknabbert. Sah wunderschön aus!

19.41 Uhr: Endlich war es dunkel genug und ich versuchte, die ersten Objekte im Schützen einzustellen. Jupiter stand ziemlich günstig und diente mir als Aufsuchhilfe. Die anderen Sterne konnte ich da nämlich noch nicht erkennen. Den Anfang machten Messier 70, 69 und 54, drei Kugelsternhaufen bei einer sehr südlichen Deklination von -32°. Alle drei konnte ich schon bei 20x als winzig kleine Fleckchen erkennen.

19.48 Uhr: Die Reise im Schützen ging weiter und ich jagte ein Objekt nach dem anderen. Zuerst den Messier 28, dann M22, der wie ein großer, diffuser Ball erschien. Ein kurzer Schwenk nach Westen und ich hatte den Lagunennebel M8 zusammen mit dem Trifidnebel M20 und dem Sternhaufen M21 im Blick. Mit einem UHC bewaffnet, konnte ich bei beiden einen diffusen Nebel ohne sonderlich viel Strukturen erhaschen. Bei -13° Sonnenhöhe auch nicht sonderlich verwunderlich. Weiter oben die Sternwolke M24, dann folgte der große Sternhaufen M25 und der etwas kleinere M23. Auf dem Weg zum Schwanennebel M17 begegnete ich M18 und als letztes musste der Adlernebel M16 herhalten, bei dem ich nur einen schwachen Nebelschimmer erkennen konnte.

20.05 Uhr: Nun folgte ein Standortwechsel, da mir ein paar Bäume die Sicht versperrten. Tief im Nordwesten schwenkte ich kurz auf den Kugelsternhaufen M3, danach auf M5, um anschließend im Schlangenträger die letzten Kugelsternhaufen abzuschießen. Tief unten M9 und M107, weiter oben M10, M12 und M14.

20.20 Uhr: Wieder zurück am alten Beobachtungsplatz gings noch mal schnell runter in den Schützen. Hier musste ich noch M55 und M75 einsammeln, wieder zwei Kugelsternhaufen.

20.28 Uhr: Da ich nicht in Zeitdruck kommen wollte, schwenkte ich hoch in den Adler und schaute mir den Wildentenhaufen M11 und M26 an. Im Steinbock erhaschte ich noch einen kurzen Blick auf M30.

Damit hatte ich alle horizontnahen Objekte durch und ich konnte endlich entspannen. Die Sache mit dem Standortwechsel war nämlich schon ziemlich stressig, da man beim Messiermarathon auch gegen die Zeit spielt. Alles in allem war ich aber sehr zufrieden mit dem Verlauf des bisherigen Marathons. Nun stand auch der Mond schon recht weit oben und beleuchtete mich. Anfangs fand ich es etwas irritierend, aber mit der Zeit gewöhnte ich mich daran. ;)

20.50 Uhr: Weil ich im Süden ein paar Wolkenfetzen herumschwirren sah, schwenkte ich noch kurz in den Wassermann und den Pegasus, um dort die Kugelsternhaufen M2, M72 und M15 sowie den Sternasterismus M73 aufzusuchen.

21.04 Uhr: Im Herkules suchte ich die Kugelsternhaufen M13 und M92 auf, beide waren sehr einfach bei 23x zu erkennen. War ja aber auch nicht anders zu erwarten.

21.10 Uhr: Da ich noch schnell die letzten Objekte durchhauen wollte, schwenkte ich in die Sommermilchstrasse und stattete zuerst dem kleinen Kugelsternhaufen M71 einen Besuch ab. Nicht weit entfernt davon traf ich auf den Hantelnebel M27, der mit einem UHC trotz des hellen Himmels einen schönen Anblick bot. Den Ringnebel M57 schaute ich mir nur mit 23x an. Die Ringform konnte ich bei dieser kleinen Vergrößerung nur mit Mühe erkennen. Ein kleiner Schwenk nach rechts und schon hatte ich den Kugelsternhaufen M56 im Okular. Weiter oben im Schwan schaute ich mir noch kurz die zwei offenen Sternhaufen M29 und M39 an, von denen Letzterer im 3° großen Gesichtsfeld einfach super rüber kam. Helle, weißlich- blaue Sternchen glitzerten mit schwächeren um die Wette.

21.21 Uhr: Wieder musste ich meinen kleinen 8 Zoll Reisedobson um ein paar Meter versetzen, um am Nordhimmel Jagd auf M102 und M101 machen zu können. Während M102 bei 44x leicht diffus mit einem stellaren Kern erschien, machte M101 aufgrund ihrer geringen Flächenhelligkeit schon mehr Probleme. Zwar hatte ich die Position genau festgenagelt, aber trotzdem konnte ich den hellsten Zentralbereich erst bei 68x als sehr schwache Aufhellung wahrnehmen.

21.31 Uhr: Das letzte Objekt vor der ersten Pause war M52 im Sternbild Cassiopeia. Der Sternhaufen präsentierte sich als glitzernde Wolke neben einem hellen Stern.

Nun stand eine Pause an, in der ich mich ins Auto setzte, um mich ein wenig aufzuwärmen. Die Temperaturen lagen nämlich bei nur 4°C. Als ich nach einer halben Stunde wieder aus dem Auto stieg, war der Mond schon deutlich höher gekommen und leuchtete die Felder und Bäume an. Im Tal war ein wenig Nebel zu sehen, die letzten Wolkenreste hatten sich mittlerweile auch verkrümelt. Nachdem ich mir ein wenig den Mond angeschaut hatte, suchte ich die nächsten Objekte auf.

22.20 Uhr: Der erste Blick galt dem offenen Sternhaufen M103 im Sternbild Cassiopeia. Dieser war gleich gefunden und so konnte es zur großen Andromedagalaxie M31 weitergehen. Neben dem hellen Hauptkörper konnte ich bei 23x auch recht einfach die beiden Begleiter M32 und M110 erkennen, insbesondere M32 war ziemlich leicht zu sehen.

Nach diesen vier Objekten hätte ich nun 2 Stunden Zeit gehabt, um andere Dinge zu machen. Ich ging zum Auto und begann damit, den 18 Zöller aufzubauen. Zuerst hab ich die Muttern von den Stangen angezogen, da sich diese in den letzten Monaten ein wenig gelockert hatten. Nach weiteren 10 Minuten stand „Nemesis“ dann im Mondlicht und kühlte aus. Da ich nicht untätig rum sitzen wollte, bis der Spiegel ausgekühlt war, machte ich doch mit dem Marathon weiter.

22.50 Uhr: In der Zwischenzeit wollte ich weitere Objekte aus dem Messierkatalog abhaken. Als erstes die Spiralgalaxie M33, die sich in einer Entfernung von 3.3 Millionen Lichtjahren im Sternbild Dreieck befindet. Da der Mond nur 30° entfernt von dieser lichtschwachen Galaxie befindet, war ich sehr gespannt, was denn zu erkennen war. Etwas überrascht war ich dann aber schon, als ich bei 44x den Kern der Galaxie so ohne weiteres auf meine Netzhaut bannen konnte. Außerdem schaute ich noch kurz bei den Plejaden M45 vorbei, die nur 6° vom Mond entfernt standen. Weiter gings im Perseus mit M34 und dem kleinen Hantelnebel M76, der zwar nicht leicht, aber auch nicht besonders schwer war.

Das waren erst einmal die letzten Objekte, die ich von meiner Liste streichen konnte. Nun gab es wirklich nix mehr zu tun. Also warf ich mit „Nemesis“ einen ersten Blick zum Mond. Es war das erste Mal, dass ich den Mond mit einem 46cm Teleskop angeschaut habe und bin fast von meinem Glauben abgefallen. Das Seeing war größtenteils gut, streckenweise sogar sehr gut. Insbesondere gegen Morgen stand die Luft regelrecht. Bei 310x waren so viele Details zu erkennen, dass es unmöglich ist, das beschreiben zu wollen. Die Mondoberfläche löst sich in eine feine Mikrostruktur aus kleinsten Kraterchen auf, die nicht mal im Rückl eingezeichnet sind. Die kleinsten Details, die ich sehen konnte, hatten gerade mal eine Ausdehnung von 800 Metern, also 0.5 Bogensekunden. In Theophilus waren nicht nur die Terrassen der Kraterwände zu sehen, sondern auch Felsabbrüche, Schutthalden und so Zeugs in den Terrassen selbst. Der Zentralberg fünfgeteilt und der größte Teil noch mal dreigeteilt mit kleinen Scharten darin, der Kraterboden von Kleinstkratern bedeckt. Im Alpental konnte ich die Rille als extrem feine, weiße Linie erkennen und auf einem kleinen Mondvulkan die Öffnung, die als kreisrundes Loch von 1.5km Durchmesser ziemlich einfach zu sehen war. Die Kleinkrater in Plato konnte ich auch mal eben so erkennen. Auch sonst gab es eine Menge zu sehen: die Cauchy- Rillen mit der S-Kurve in einer Rille, dann die kleinen Rillen in diversen Kratern. Was mich auch sehr beeindruckt hat, war die Helligkeit des Mondes. Sogar bei 310x musste ich einen Graufilter verwenden, doch sogar damit wurde man so geblendet, dass man einen dunklen Fleck vor dem Auge hatte, wenn man wieder zum Himmel schaute. Es ist also genug Licht für noch höhere Vergrößerungen da! :)))

01.10 Uhr: Ich machte mit dem Marathon weiter und versuchte mich an dem schwierigsten Objekt des ganzen Abends. M74, eine Galaxie im Sternbild Fische. Die gehört schon beim Frühjahrs- Marathon zu den schweren Objekte und jetzt mit Mond war sie noch mal doppelt so schwierig. Grund hierfür ist die sehr geringe Flächenhelligkeit. Nachdem ich 10 Minuten bei allen Vergrößerungen erfolglos versucht hatte, die Gx ausfindig zu machen, schmiss ich den Laptop an, um die Position festzunageln. Doch auch so war nix zu wollen. Erst nachdem das Mondlicht abgeschirmt war, konnte ich den extrem schwachen und kleinen Kernbereich der Galaxie erkennen.

Nun folgte wieder eine etwas längere Pause, in der ich einfach nur auf meiner Isomatte lag und zum Mond hoch schaute. Hatte was sehr entspannendes. Dazu mampfte ich ein paar Kekse und trank heiße Schokolade. Schließlich war es mit knapp über 2°C nicht mehr so wirklich warm! ;))

01.55 Uhr: Zuerst suchte ich im Sternbild Walfisch M77 auf, eine Seyfert- Galaxie mit sehr hellem Kern. Dementsprechend einfach war sie auch zu sehen. Etwas schwieriger war da schon der Krebsnebel M1 im Sternbild Stier, der sich nur 30° vom Mond entfernt befand. Aber bei 44x musste er klein beigeben. Als nächstes düste ich zu den drei großen Aurigasternhaufen M36, M37 und M38, die alle recht einfach zu sehen waren. Genauso einfach war der Sternhaufen M35 in den Zwillingen.

02.50 Uhr: Nach einer Stunde Mondbeobachtung machte ich mit dem Marathon weiter: der Orionnebel M42 war das erste Ziel, mit einem UHC konnte ich dann auch M43 gut erkennen, ohne war nur ein extrem blasses Leuchten zu erahnen. Weiter oben fand sich der Reflexionsnebel M78, der ebenfalls nur mit UHC sichtbar wurde.

02.56 Uhr: Im Sternbild Hase suchte ich den kleinen Kugelsternhaufen M79 auf, der recht einfach schon bei 23x zu sehen war.

03.02 Uhr: Endlich ging es in den großen Wagen. Den Anfang machte das Galaxienpärchen M81/M82, die beide sehr hell und damit gut sichtbar waren. Etwas schwieriger war da schon der Eulennebel M97, den ich mit einem UHC aber dingfest machen konnte. Ein wenig mehr sträubte sich die Galaxie M108, bei der ich auf 68x vergrößern musste, um ein blasses etwas zu sehen. M109 war ähnlich schwierig. Nahe der Deichsel erwartete mich M40, ein Doppelstern. Auch M106 nahm ich bei der Gelegenheit noch mit.

03.21 Uhr: Die vorerst letzte Galaxie sollte M51 sein, die ich erst im zweiten Anlauf sichten konnte.

04.35 Uhr: Die Wintersternbilder standen schon hoch am Südhimmel, so dass ich dort die nächsten Messiserobjekte abschießen wollte. Zu Beginn peilte ich auf M44 und M67, zwei offene Sternhaufen im Krebs, beide ziemlich einfach. Auch M41 im großen Hund war nicht sonderlich schwer. Als nächstes stand M50, ein offener Sternhaufen im Einhorn auf der Liste, danach ging es weiter südlich zu M46 und M47, zwei benachbarte Sternhaufen im Sternbild Puppis. Das nächste Objekt war nur mittels Starhopping zu erreichen: M93 bei -24° Deklination. Bei 23x zeigte sich ein diffus, körniges Wölkchen, aus dem ab und an ein paar Sterne herausblitzten. Der letzte Sternhaufen war an der Grenze von der Wasserschlange zum Einhorn zu finden und trägt die Nummer M48. Sogar bei Mondlicht ein ziemlich großer Sternhaufen.

Nun standen nur noch Galaxien aus, die Sternhaufen in der Wintermilchstrasse hatte ich hinter mich gebracht. Nun hieß es eine Stunde lang warten, bis der Löwe und auch die Jagdhunde höher gestiegen waren. In dieser Zeit beschäftigte ich mich wieder mit dem Mond und den tollen Sachen, die ich dort sehen konnte. Mittlerweile war der Wind komplett eingeschlafen, so dass ich mich kaum vom Okular losreißen konnte.

05.30 Uhr: Nachdem gegen 03.15 Uhr ein erster Versuch, M63 und M94 zu sichten, gescheitert war, wollte ich es nun noch einmal versuchen. M94 war dann auch tatsächlich sehr einfach als helle Galaxie mit sternförmigen Kern zu sehen, M63 erschien ein wenig blasser.

05.38 Uhr: Nun stand auch der Löwe günstig und ich machte mich an M105 ,die ich alsbald als diffusen Wattebausch sichten konnte. Deutlich schwieriger waren M95 und M96, die ich erst bei 68x und indirektem Sehen wahrnehmen konnte. Ähnlich schwierig waren M65 und M66, wobei M65 leichter als M66 war. Das lag aber höchstwahrscheinlich daran, dass sich im Osten mittlerweile hartnäckig Zirren hielten, die keine Lust hatten, sich an eine andere Stelle des Himmels zu bewegen.

05.48 Uhr: Vom offenen Sternhaufen Melotte 111 startete ich mittels Starhopping zu M64, der Galaxie mit dem teuflischen Auge, die indirekt relativ einfach war. Weiter ging es zu M53, einem kleinen Kugelsternhaufen, der sogar schon bei 23x relativ hell erschien.

05.55 Uhr: Mittlerweile drückten sich im Osten immer mehr Zirren herum, so dass ich schnell auf M98, M99 und M100 gehalten hab. Alle drei an der Grenze zur Sichtbarkeit und nur mit indirektem Sehen zu erkennen. Den Abschluss bildeten die drei hellen elliptischen Galaxien M84, M86 und M87.

Mehr war dann auch nicht mehr drin, weil der Himmel einfach viel zu schlecht war. Überall klar, nur in dem kleinen Eckchen, wo die letzten Galaxien des Virgohaufens zu finden sind, Zirren! Damn it… Aber was soll’s! Mit insgesamt 91 Objekten von 101 möglichen (ich hoffe, ich hab mich nicht verzählt), war es dann doch eine sehr erfolgreiche Nacht.

06.20 Uhr: Endlich war ich daheim und fiel erschöpft in mein Bett!