13.08.2005 Erdbahnkreuzer und Galaxienhaufen




In der ersten klaren Nacht waren Tom und ich auf dem Hohloh (990mNN) im nördlichen Schwarzwald. Der Himmel war dermaßen klar, dass man sogar die Galaxie Messier 33, die 3.1 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist, recht einfach mit bloßem Auge sehen konnte. Und das will was heißen! Leider war es mit +7°C für eine Sommernacht ziemlich kalt, aber zum Glück windstill. Noch in der Dämmerung habe ich die schönsten Objekte des Sommerhimmels aufgesucht: den Ringnebel Messier 57 mit seinen ausgefransten Kanten, den Hantelnebel Messier 27 mit einem weißen Zwerg in der Mitte, aber auch der berühmte Kugelsternhaufen Messier 13 im Sternbild Herkules durfte nicht fehlen und bot mit Tausenden von glitzernden Sternen einen wunderbaren Anblick. Der Zirrusnebel zeigte zahlreiche Fetzen, der Trifidnebel Messier 20 seine berühmte Dreiteilung und der Omeganebel Messier 17 sah aus wie ein Schwan, der auf einem See daher schwimmt. Auch die dunklen Staubfahnen im Lagunennebel Messier 8 waren sehr deutlich zu erkennen und zogen sich durch die leuchtenden Gasmassen.

Als die Nacht hereinbrach, habe ich mich auf die Suche nach Komet Machholz gemacht, den ich als kleines Fleckchen im Sternbild Bärenhüter sichten konnte. An diesem Tag war der Komet schon fast eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde entfernt, was ihn zum entferntesten Kometen macht, den ich bisher gesehen habe. Auch zwei weitere schwache Kometen konnte ich in dieser Nacht noch auffinden. Zum einen C/2005 A1 Linear, den man ich bei einer Vergrößerung recht einfach sehen konnte (Koma ca. 1-2', DC 3) und zum anderen 161P/Hartley-IRAS, der mir deutlich schwerer vorkam und nur mit indirektem Sehen zu erkenen war, trotz einer guten Durchsicht.

Am meisten beeindruckt hat mich allerdings der Asteroid „1992 UY4“ , der in dieser Nacht in 13-facher Mondentfernung an der Erde vorbeigerast ist. Man konnte richtig zuschauen, wie sich der 1300 Meter große Gesteinsbrocken zwischen den Sternen bewegt hat. Wirklich beeindruckend! Nachdem ich leider vergeblich nach den Monden von Uranus und Neptun gesucht hatte (weiß jemand, ab welcher Öffnung die Monde sichtbar werden?), tauchte ich ab in die Tiefen des Weltalls.

Den Anfang hat der Galaxienhaufen „Pegasus I“ gemacht, der 220 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist. Ich weiß noch, wie ich als kleiner Steppke immer davon geträumt habe, mal so weit ins Weltall zu blicken und nun ist dieser Traum endlich in Erfüllung gegangen. Fast 20 Galaxien konnte ich in diesem Haufen erkennen. Dann ging es weiter zu „Pegasus II“ , einer kleinen Gruppe von vier Galaxien, die fast 600 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt sind. Obwohl man kaum etwas sehen konnte, hat sich dieser Abstecher richtig rentiert, denn wann hat man schon mal die Chance, so weit ins Weltall zu schauen!?! Anschließend ging es weiter ins Sternbild Andromeda; hier hatte ich mir den Galaxienhaufen Abell 262 ausgesucht, der 240 Millionen Lichtjahre weit weg ist. Mann, das war was, bis ich alle 40 Galaxien identifiziert hatte. Das artet richtig in Arbeit aus, kann ich euch sagen. Dafür waren manchmal bis zu zehn Galaxien gleichzeitig im Okular zu sehen!

Nachdem ich mich noch ein wenig mit Abell 347 vergnügt hatte, kam das schönste Objekt der ganzen Nacht: Die Galaxie NGC 891. Diese ist ca. 12 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und wir schauen fast von der Seite darauf. Im Okular war eine wunderschöne Lichtspindel zu sehen, die auf fast der gesamten Länge von einem dunklen Staubstreifen geteilt war. Überall im Okular waren schwache Sternchen zu sehen, die dafür sorgten, dass diese Galaxie im Weltraum zu schweben schien. Es hat mit Sicherheit 10 Minuten gedauert, bis ich meine Fassung wiedererlangt habe; so fasziniert war ich von diesem Objekt.

Dann ging es weiter in Richtung Andromedagalaxie, die schon mit dem bloßen Auge als längliches Nebelchen erschien. Im Teleskop konnte man neben den dunklen Staubwolken und den Spiralarmen auch die berühmte Sternwolke erkennen, die aus Millionen von einzelnen Sternen besteht. Ich war auch richtig überrascht, wie riesig diese Galaxie ist: sie zog sich nämlich über mehrere Gesichtsfelder hinweg.. Der reine Wahnsinn! Anschließend bin ich weiter zur „Pinwheel-Galaxie“ Messier 33 gehopst, bei der man schon nach kurzem Hinschauen drei weit geöffnete Spiralarme und einige Gasnebel erkennen konnte.

Den Abschluss bildete Mars, den ich mir aber nur kurz angeschaut habe. Neben der Polkappe waren einige dunkle Strukturen erkennbar, aber fragt mich nicht, welche das waren. Planeten sind eben nicht so mein Ding!

So nebenbei waren noch viele Sternschnuppen zu sehen, am zweiten Abend konnte ich sogar eine richtig helle Feuerkugel sehen, die in ganz Süddeutschland für Aufregung gesorgt hat. Als ich nämlich in der zweiten Nacht vom Hohloh nach Völkersbach gefahren bin, ist quer über den Himmel eine weißlich leuchtende Sternschnuppe gerast, die einen glitzernden Schweif aus goldfarbenen Funken hinter sich hergezogen hat. Auf einmal ist sie in vier Einzelteile auseinandergebrochen, die alle eine leuchtende Rauchspur an den Himmel gezeichnet haben. Ich kann das jetzt kaum mit Worten beschreiben, das muss man einfach gesehen haben...

Gegen drei Uhr war die Nacht zu Ende, da es zunehmend kälter und windiger wurde. Außerdem hatte ich Hunger, so dass ich schnellstens was essen musste.