In der ersten klaren Nacht waren Tom und ich auf dem Hohloh (990mNN) im nördlichen Schwarzwald. Der Himmel war dermaßen
klar, dass man sogar die Galaxie Messier 33, die 3.1 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist, recht einfach mit bloßem
Auge sehen konnte. Und das will was heißen! Leider war es mit +7°C für eine Sommernacht ziemlich kalt, aber zum Glück
windstill. Noch in der Dämmerung habe ich die schönsten Objekte des Sommerhimmels aufgesucht: den Ringnebel Messier 57
mit seinen ausgefransten Kanten, den Hantelnebel Messier 27 mit einem weißen Zwerg in der Mitte, aber auch der
berühmte Kugelsternhaufen Messier 13 im Sternbild Herkules durfte nicht fehlen und bot mit Tausenden von glitzernden
Sternen einen wunderbaren Anblick. Der Zirrusnebel zeigte zahlreiche Fetzen, der Trifidnebel Messier 20 seine
berühmte Dreiteilung und der Omeganebel Messier 17 sah aus wie ein Schwan, der auf einem See daher schwimmt. Auch die
dunklen Staubfahnen im Lagunennebel Messier 8 waren sehr deutlich zu erkennen und zogen sich durch die leuchtenden
Gasmassen.
Als die Nacht hereinbrach, habe ich mich auf die Suche nach Komet Machholz gemacht, den ich als kleines Fleckchen
im Sternbild Bärenhüter sichten konnte. An diesem Tag war der Komet schon fast eine halbe Milliarde Kilometer von der Erde
entfernt, was ihn zum entferntesten Kometen macht, den ich bisher gesehen habe. Auch zwei weitere schwache Kometen konnte
ich in dieser Nacht noch auffinden. Zum einen C/2005 A1 Linear, den man ich bei einer Vergrößerung recht einfach
sehen konnte (Koma ca. 1-2', DC 3) und zum anderen 161P/Hartley-IRAS, der mir deutlich schwerer vorkam und nur mit
indirektem Sehen zu erkenen war, trotz einer guten Durchsicht.
Am meisten beeindruckt hat mich allerdings der Asteroid „1992 UY4“ , der in dieser Nacht in 13-facher Mondentfernung
an der Erde vorbeigerast ist. Man konnte richtig zuschauen, wie sich der 1300 Meter große Gesteinsbrocken zwischen den
Sternen bewegt hat. Wirklich beeindruckend! Nachdem ich leider vergeblich nach den Monden von Uranus und Neptun gesucht
hatte (weiß jemand, ab welcher Öffnung die Monde sichtbar werden?), tauchte ich ab in die Tiefen des Weltalls.
Den Anfang hat der Galaxienhaufen „Pegasus I“ gemacht, der 220 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist. Ich
weiß noch, wie ich als kleiner Steppke immer davon geträumt habe, mal so weit ins Weltall zu blicken und nun ist dieser
Traum endlich in Erfüllung gegangen. Fast 20 Galaxien konnte ich in diesem Haufen erkennen. Dann ging es weiter zu
„Pegasus II“ , einer kleinen Gruppe von vier Galaxien, die fast 600 Millionen Lichtjahre von der Erde entfernt sind.
Obwohl man kaum etwas sehen konnte, hat sich dieser Abstecher richtig rentiert, denn wann hat man schon mal die Chance, so
weit ins Weltall zu schauen!?! Anschließend ging es weiter ins Sternbild Andromeda; hier hatte ich mir den Galaxienhaufen
Abell 262 ausgesucht, der 240 Millionen Lichtjahre weit weg ist. Mann, das war was, bis ich alle 40 Galaxien identifiziert
hatte. Das artet richtig in Arbeit aus, kann ich euch sagen. Dafür waren manchmal bis zu zehn Galaxien gleichzeitig im Okular
zu sehen!
Nachdem ich mich noch ein wenig mit Abell 347 vergnügt hatte, kam das schönste Objekt der ganzen Nacht: Die
Galaxie NGC 891. Diese ist ca. 12 Millionen Lichtjahre von uns entfernt und wir schauen fast von der Seite darauf.
Im Okular war eine wunderschöne Lichtspindel zu sehen, die auf fast der gesamten Länge von einem dunklen Staubstreifen
geteilt war. Überall im Okular waren schwache Sternchen zu sehen, die dafür sorgten, dass diese Galaxie im Weltraum zu
schweben schien. Es hat mit Sicherheit 10 Minuten gedauert, bis ich meine Fassung wiedererlangt habe; so fasziniert war
ich von diesem Objekt.
Dann ging es weiter in Richtung Andromedagalaxie, die schon mit dem bloßen Auge als längliches Nebelchen erschien.
Im Teleskop konnte man neben den dunklen Staubwolken und den Spiralarmen auch die berühmte Sternwolke erkennen, die aus
Millionen von einzelnen Sternen besteht. Ich war auch richtig überrascht, wie riesig diese Galaxie ist: sie zog sich nämlich
über mehrere Gesichtsfelder hinweg.. Der reine Wahnsinn! Anschließend bin ich weiter zur „Pinwheel-Galaxie“ Messier 33
gehopst, bei der man schon nach kurzem Hinschauen drei weit geöffnete Spiralarme und einige Gasnebel erkennen konnte.
Den Abschluss bildete Mars, den ich mir aber nur kurz angeschaut habe. Neben der Polkappe waren einige dunkle
Strukturen erkennbar, aber fragt mich nicht, welche das waren. Planeten sind eben nicht so mein Ding!
So nebenbei waren noch viele Sternschnuppen zu sehen, am zweiten Abend konnte ich sogar eine richtig helle Feuerkugel
sehen, die in ganz Süddeutschland für Aufregung gesorgt hat. Als ich nämlich in der zweiten Nacht vom Hohloh nach
Völkersbach gefahren bin, ist quer über den Himmel eine weißlich leuchtende Sternschnuppe gerast, die einen glitzernden
Schweif aus goldfarbenen Funken hinter sich hergezogen hat. Auf einmal ist sie in vier Einzelteile auseinandergebrochen,
die alle eine leuchtende Rauchspur an den Himmel gezeichnet haben. Ich kann das jetzt kaum mit Worten beschreiben, das muss
man einfach gesehen haben...
Gegen drei Uhr war die Nacht zu Ende, da es zunehmend kälter und windiger wurde. Außerdem hatte ich Hunger, so dass ich schnellstens was essen musste.