02.07.2006 Rundreise über den Sommerhimmel, Abell 2065




Ein wunderschönes Wochenende hatten wir im Nordschwarzwald. Tiefdunklen Himmel und auf knapp 500mNN auch angenehmen Temperaturen. Klar, dass man da raus muss und zwar Freitag, Samstag und Sonntag. Eigentlich wollte ich ja auch noch Montag dranhängen, aber ich musste leider zurück nach Heidelberg... Beobachtet hab ich mit unserem 30cm Vereinsdobson, die Grenzgröße wird wohl bei 6.3mag gelegen haben.

In der ersten Nacht hab ich mich ein bisschen an den Palomar Kugelhaufen versucht und auch alle vier (Pal 7, 8, 9 und 11) , die ich mir vorgenommen hatte, gefunden. Wenn ich Zeit hab, werd ich mal ein paar Zeichnungen nachreichen. Anschließend hab ich einen Galaxienhaufen im Sternbild Schwan abgeschossen, Abell 2319, knapp 800 Millionen Lichtjahre entfernt. War gar nicht so einfach, unter den Hunderten von Sternchen die superschwachen Galaxien zu finden. Immerhin konnte ich drei erhaschen. *freu* Anschließend hab ich die Nacht mit Highlights Objekten ausklingen lassen, war schließlich doch sehr ausgehungert.

Auch in der zweiten Nacht war der Himmel sehr transparent. So hab ich mich wieder auf zwei Galaxienhaufen gestürzt. Darunter auch auf den berühmten Abell 2065 in 1.02 Milliarden Lichtjahren Entfernung. Immerhin konnte ich mit 30cm 4 Galaxien sicher und drei weitere nur mit größter Anstrengung erhaschen. Ein weiterer Traum war in Erfüllung gegangen. :))

Der andere Haufen war dann Abell 2064, wo die Hauptgalaxie 1.39 Milliarden Lichtjahre entfernt ist. Hier konnte ich nur noch eine weitere Galaxie erhaschen, beim Rest war nichts zu wollen.

Mit dem OIII von Wolf haben wir (also die, die da waren...) uns einige Gasnebel angeschaut: Natürlich zuerst mal der Zirrus: überall waren Verdickungen, die Knochenhand super deutlich und überall Nebelfetzen. Einfach der Hammer. Dann ging es weiter zum Crescent-Nebel. Hier bläst ein 120.000°C heißer Stern mit 3.000km/s seine Oberfläche in den Weltraum. Der Nebel war sehr einfach als Sichel zu erkennen, das Innere war mit Nebelmassen aufgefüllt. Auch der Trifid-Nebel musste daran glauben: die drei Staubbänder waren sofort zu sehen, auch der kleine Reflexionsnebel war sichtbar. Beim Lagunennebel hatte man das Gefühl, eine Sonnenbrille zu brauchen, so hell war er. Überall Nebelmassen, die von dunklen Staubwolken durchzogen waren. Mehr als nur genial. Genauso beeindruckend war der Schwanennebel, in dem ebenfalls Staubwolken und feine Ausläufer zu bewundern waren. Natürlich war das in dieser Nacht noch lange nicht alles, man denke an die vielen Kugelsternhaufen, Gasnebel usw. Aber wenn ich das alles beschreiben wollte, würde ich nie fertig werden.

In der dritten Nacht waren nur Matthias und ich anwesend. Während die Aufnahme von Matthias lief, haben wir zwei zusammen den Himmel erforscht und viele tolle Dinge gesehen. M13 war natürlich der Knaller, bei 200x bis ins Zentrum aufgelöst, überall Sterne, Sternstraßen, eine glitzernde Kugel! Auch M22 im Schützen eine glitzernde Kugel, genauso wie M3, M12, M92 und M15. Etwas anders sah M2 im Wassermann aus: dicht gepackt mit vielen schwachen Sternen, wie eine Kugel aus reinem Sternenstaub. Ach, was für ein Anblick. Natürlich durfte auch NGC 7006 im Delphin nicht fehlen, mit einer Entfernung von 180.000 Lichtjahren einer er entferntesten Kugelsternhaufen.

In der Cassiopeia haben wir uns über NGC 7789 hergemacht, ein Sternhaufen mit weit über 200 Mitgliedern. Dann ging es weiter zu M52 und Czernik 43, zwei weiteren Sternhaufen. Ganz in der Nähe war der Bubble-Nebel, von dem wir allerdings nur die helle Kante erkennen konnten. Im Cepheus musste der "Iris-Nebel" dran glauben. Hier war bei 120x deutlich der Nebel zu sehen, mit dem hellen Stern in der Mitte. Dunkelwolken, Nebelfetzen und eine seltsam leere Milchstrasse ergaben ein wunderschönes Bild. [:) ]Die Sternwolke im Schützen beeindruckte mit tausenden von Sternen und dem kleinen NGC 6603, der direkt in dieser Wolke liegt, mit einer Entfernung von 14.000 Lichtjahren aber deutlich dahinter. Auch die Tintenkleckse, zwei Dunkelwolken haben wir gesehen. Ein kurzer Schwenk nach Osten und schon war Barnards Zwerggalaxie im Okular, ein schwacher Lichthauch, aber mit 1.7 Millionen Lichtjahren Entfernung eine sehr nahe Galaxie.

Nun ging es hoch in den Pegasus: NGC 7331 stand auf dem Plan. Die Staubkante fiel sogleich auf, ich konnte auch noch zwei der Begleiter erhaschen. Knapp daneben findet man Stephans Quintet, eine Galaxiengruppe in 280 Millionen Lichtjahren Entfernung. Ein buntes Durcheinander von schwachen Lichtklecksen. Wie mag es wohl auf der Erde ausgesehen haben, als das Licht von diesen Galaxien ausgesandt wurde? Nun ging es weiter in den Drachen: der Katzenaugennebel war schon in der ersten Nacht eines unserer Objekte: bei 200x mit Zentralstern und leichten Strukturen im Zentrum, blaugrün leuchtend. NGC 5907 beeindruckte mich und Matthias gleichermaßen: eine dünne Spindel, extrem lang, eine Lichtnadel eben. Auch M102 in 40 Millionen Lichtjahren Entfernung war super zu sehen mit einem hellen Kern im Zentrum. Nun aber gleich weiter zu NGC 5981/2/5, eine Galaxienkette in 170 Millionen Lichtjahren Entfernung. Alle drei waren recht einfach zu sehen.

Im Wassermann haben wir dann zusammen den Saturnnebel besucht: ein planetarischer Nebel, der aussieht wie der Ringplanet persönlich. Wir konnten sehr deutlich die "Ringe" erkennen, die vom hellen Körper ausgehen.

Aus den vergangen Nächten haben wir zwei noch ein paar weitere Objekte eingesammelt. Nicht nur Pluto konnten wir sehen, sondern auch den Zentralstern vom Hantelnebel, der mit einem OIII super hell erschien, mit Ohren und unterschiedlich hellen Stellen im Inneren. Der Ringnebel war natürlich ebenfalls knallhell, der Rand war leicht unregelmäßig. Auch sehr schön war M56, ein Kugelsternhaufen in 40.000 Lichtjahren Entfernung.

So, und jetzt hab ich keine Lust, noch mehr zu schreiben, obwohl ich bestimmt noch 50 Objekte in petto hätte. Mehrfachsterne, die Sonnenblumen-Galaxie mit kleinen Knötchen, M101 mit Spiralarmen und HII-Regionen, Verdickungen in 4449, weitere Galaxienhaufen, der "blinking planetary", Nordamerika-Nebel, der dicke Spiralarm von M106, der Eulen-Nebel, die Whirlpool-Galaxie, die drei Ophiuchus-Cluster, der Pfeilstern usw.