Heute war ich oben auf dem Hohloh, um den wunderbaren Sternenhimmel auszunutzen. Schließlich musste ich meinen selbst
geschliffenen 13" (33cm) endlich ausprobieren, nachdem ich so lange wie auf glühenden Kohlen saß. Die Warterei hat sich mehr
als gelohnt: das Teleskop ist für mich einfach perfekt: der Spiegel macht richtig geniale Bilder, das Teleskop ist leicht
(10kg) und vor allem ziemlich klein im Packmaß (42x42x12cm). So kann es bequem auf dem Beifahrersitz mitfahren und ist in
10 Minuten aufgebaut und kollimiert. Der wohl größte Vorteil des Spiegels ist die kurze Auskühlzeit. Nach 30min Lüftereinsatz
konnte man locker auf 190x gehen, obwohl die Außentemperatur bei nur 8°C lag. Man kann also im Prinzip gleich loslegen.
Unten im Tal hing so ne richtig feuchte Pampe rum, aber ab 900mNN konnte man erkennen, dass man über ihr war: der
Dämmerungshimmel erstrahlte in den schönsten Farben, dazu noch die helle Venus und die schmale Mondsichel. Ein wunderbarer
Anblick. Die fst dürfte locker bei 6m3 gelegen haben, Messier 13 konnte ich ohne Probs mit dem bloßen Auge erkennen.
Da ich mal wieder nicht an mich halten konnte, ging es gleich auf Messier 13 los. Wow!! Bei 190x prasselte es
richtig im Okular, punktfeine Sternchen zeigten sich bis ins Zentrum, viele Sternketten führten nach außen. Einfach der
Hammer! Dahinter ein zartes, körniges Leuchten aus schwächeren Sternen. Der Sternreichtum war extrem beeindruckend. Genauso
erging es mir bei Messier 5 und Messier 3, ebenfalls beide bis ins Zentrum aufgelöst. Besonders M5 füllte bei
190x 70% des Okulars aus. So machen Kugelsternhaufen Spaß.
Weiter ging es dann zu Messier 51, der Feuerradgalaxie. Bei 120x wanden sich die Spiralarme deutlich um den Kern.
Nix mit erahnen oder so, sie waren einfach da! Man konnte sogar subtilere Verdickungen erkennen, auch die unterschiedliche
Helligkeit der Arme war super zu sehen! Wunder, wunderschön!
Das also sind 13"! Und es sind meine 13". Ich muss niemanden fragen, ob ich damit beobachten darf, nein, es ist mein
eigenes, selbstgebautes Teleskop. Es war ein wirklich erhabener Augenblick, wo ich mich richtig stolz gefühlt hab.
Nach Messier 51 ging es zu Messier 63, wo man bei 190x mit etwas Geduld die feinen Verdickungen sehen konnte, die
man auf Fotos sieht. Ansonsten ist die Galaxie wirklich extrem hell, kein Vergleich zu 8". Bei Messier 106 zeigte sich
einfach so der Spiralarm, der als heller Rand erschien. Auch die Begleitgalaxie war sehr einfach zu erkennen. Weiter zu
NGC 4244: Wow! eine wunderschöne Lichtnadel, die mit indirektem Sehen bei 120x knapp 40% des Gesichtsfeldes füllt.
Anschließend ging es runter in den Löwen: Das Leotriplett war angesagt. Bei Messier 66 war sehr schön der
Balken und der Spiralarm zu erkennen, der sanft in den Weltraum auslief! Kein Raten, er war einfach da. Bei NGC 3628
konnte man das Staubband in der Mitte erkennen. Hickson 44 musste natürlich ebenfalls sein, alle vier Galaxien sehr
gut sichtbar, auch die kleine 3187er war direkt zu halten.
Nun war auch Coma Berenices oben: Klar, der erste Blick galt NGC 4565, der Nadelgalaxie. Bei 120x ein heller Strich
quer durch das Gesichtsfeld, in der Mitte das dominate Staubband, das super zu sehen war. Eine absolute Hammergalaxie mit
dieser Öffnung! Konnte mich kaum davon losreißen, so genial sah die aus!
Weiter gings zu Messier 64, dem teuflischen Auge. Erkennt man bei dieser mit 8" immer nur so einen dunklen Fleck,
konnte ich mit 13" die Form des Staubbands super gut erkennen. Und es war so einfach, kein Augenverbiegen, nix! Weiter zum
Kugelsternhaufen Messier 53, der trotz seiner großen Entfernung von 50.000 Lichtjahren bis ins Zentrum aufgelöst war.
Messier 100 zeigte sich bei 120x als heller diffuser Fleck, bei dem ich nach einiger Zeit die Spiralarme herausarbeiten
konnte, die sich um den Kern winden! Es ist einfach genial, dass jetzt auch die Galaxien auf einmal Strukturen bieten und
nicht mehr nur runde Blobs sind! Genauso ergings mir mit Messier 99, die bei 120x zwei weit geöffnete Spiralarme
zeigte.
Da der große Wagen schon im Zenith stand, musste er als nächstes dran glauben. Messier 101 präsentierte sich mit
weit geöffneten Spiralarmen, in denen überall Verdickungen zu erkennen waren. Messier 81/82 war dann der absolute
Oberhammer! So knallhell und voller Strukturen. Bei Messier 81 konnte ich mit indirektem Sehen die feinen Spiralärmchen
erkennen, wobei einer etwas heller erschien. Messier 82 war nur so von Staubwolken durchzogen, die der Galaxie etwas
sehr chaotisches gaben. Ähnlich sah Messier 108 aus, wo die Staubwolken subtiler erschienen. Der Eulennebel
zeigte sich bei 120x mit UHC als erschreckend große Scheibe mit 2 dunklen Augen, die mit indirektem Sehen sehr gut zu erkennen
waren. Sah irgendwie aus wie auf Fotos.
Im Drachen musste NGC 5907 dran glauben, wunderschöne EdgeOn, die ebenfalls wie ein Kreidestrich erschien. Richtig
genial! Kommt mit 13" erst so richtig zur Geltung!
Der Cateye NGC 6543 zeigte sich als hellgrüne Scheibe mit nem ziemlich hellen Zentralstern darin. Bei 190x waren
schon die zwei äußeren Schalen zu erkennen. Dann folgte ein besonderes Objekt: der Quasar PG 1634-706 in 9 Milliarden!
Lichtjahren Entfernung. Bei 190x war das Ding überhaupt kein Problem und sogar direkt ziemlich einfach zu halten! Der andere
Quasar APM 08257... war dagegen ein harter Brocken. Zweimal glaubte ich, ihn gesehen zu haben, aber die Beobachtung
ist mir zu unsicher, so dass ich den nochmal versuchen werde. Mit 12.0 Mrd. Lj Entfernung ist er das weiteste Objekt, das man
am Himmel sehen kann.
Auch Komet Lovejoy war mit von der Partie: Bei 50x war er als heller, rundlicher Blob zu sehen.
Dann endlich ging es an den Sommerhimmel. Der Ringnebel wie ausgestanzt und mit vielen Sternen außen rum, wo ich
einen 15m3 mit indirektem Sehen eigentlich gut halten konnte. Die kurzen Enden waren schon leicht ausgefranst und in der
Scheibe zeigten sich feine Strukturen. Der Zentralstern war, wie erwartet, nicht zu sehen. Da scheinen 13" doch zu wenig
zu sein.
Im Schwan war der Zirrusnebel dran: bei 120x und UHC ist das Ding wirklich unglaublich. Überall Filamente und
Fetzen über mehrere Gesichtsfelder verstreut. Dazu feine Strukturen und zarte Ausläufer. Einfach der Hammer! Der kommt mit
13" so dermaßen gut, dass man viel Zeit verwenden kann, um alles zu sehen. Der Crescent war genauso super zu sehen:
ein feiner, halbgeschlossener Ring mit Strukturen und feinen Ausläufern! Hier bläst ein Stern mit seinen Sternwinden Materie
ins All. Mit UHC wirklich ein geniales Objekt. NGC 7008 ist ein PN, aus dem ein Stück herausgebissen wurde. Die ganze
Umgebung ist mit vielen Sternen übersäht und im Nebel erkennt man zwei hellere Stellen.
Der Hantelnebel war bei 50x und UHC dermaßen hell, dass man die Hantelform kaum noch erkennen konnte, da die Ohren fast so
hell wie der Rest war. Einfach unglaublich! Bei 120 ohne Filter waren viele Sterne im Nebel zu erkennen, darunter auch der
Zentralstern, der mit indirektem Sehen nicht sonderlich schwierig war. Messier 71 ist ja so ein Zwischending zwischen
offenem Haufen und Kugelsternhaufen. Bei 190x konnte ich auch ihn bis ins Zentrum auflösen.
Im Ophiuchus war zuerst der Smaragd NGC 6752 an der Reihe, der bei 50x als knallgrüner Stern auffällt. Bei 120x
zeigt sich dann eine intensiv grüne, kleine Scheibe. Die Farbe ist wirklich der Hammer und kommt mit 13" richtig klasse
hervor. Messier 10 und Messier 12 waren wieder zwei Kugelsternhaufen, die bei 190x bis ins Zentrum aufgelöst
werden konnten. Einfach wunderbar, was die 13" für eine Perfomance zeigen.
Im Schützen war als erstes der Trifidnebel an der Reihe: bei 120x und UHC hat mich das Ding aus den Socken gehauen.
Die drei Staubnebel, die dem ganzen den Namen geben, waren wie in Stein gemeißelt. Und nicht nur das: Man konnte sogar
Strukturen darin entdecken: feine Verästelungen, Formänderungen usw. Auch der Reflexionsnebel war sehr einfach zu sehen!
Ein weiterer Knaller war der Lagunennebel Messier 8. Bei 50x war er in seiner kompletten Ausdehnung sichtbar, nicht
nur mit dem hellsten Zentralteil, sondern auch mit feinen Ausläufern, die ich mit 8" noch nie gesehen hab. Auch der
Omeganebel Messier 17 strotzte nur so von feinen Filamenten.
So langsam ging dann auch die Nacht zuende und die Dämmerung kündigte sich an. Es war wie ein neues Universum, das sich
mir aufgetan hat. Der Sprung von 8" auf 13" ist größer, als ich erwartet hatte. Es sind ja aber auch 1.2mag, die ich jetzt
mehr hab. Das merkt man insbesondere bei Kugelsternhaufen, die nun wirklich bis ins Zentrum aufgelöst werden können. Aber
auch die hellsten Galaxien sind nicht mehr nur runde Blobs, sondern zeigen Struktur!
Kurz gesagt: es war die beste Nacht, die ich je in meinem Beobachterleben hatte. Sterne gucken unter einem wunderbar klaren Himmel mit einem selbstgeschliffenen 13" Spiegel.