Nachdem sich am Nachmittag überall schöne Gewitter zusammengebraut hatten, lösten sich diese gegen Abend langsam auf. Ein
Blick aufs Radar zeigte, dass von Westen nicht neues kam und ein Blick auf die Höhenkarten, dass die Zirren der Gewitter mit
Geschwindigkeiten von 70km/h ziemlich rasch nach Osten abziehen würden. Da die Gewitter die unteren Luftschichten ziemlich
feucht gemacht hatten, musste ich hoch hinaus. Als ging es auf knapp 1000mNN, wo sich mir ein wunderbarer Blick nach unten
zeigte. Alles darunter war ziemlich dunstig, doch über mir ein toller Sternenhimmel. Die Grenzgröße lag bei ca. 6.4mag, die
Milchstrasse zog sich ziemlich strukturiert über den Himmel, wenn auch nicht bis ganz runter zum Horizont.
Nachdem ich meinen 13" aufgebaut und den Lüfter angeschlossen hatte, legte ich mich ne halbe Stunde hin, um zu warten, bis
der Spiegel ausgekühlt war. Dann ging es endlich los:
Komet Lovejoy war nicht mehr sonderlich gut zu sehen (nur ein schwaches Bällchen ohne Strukturen), aber dafür
Linear VZ13, der bei 50x als winziges Fleckchen zu erkennen war. Bei 120x zeigte er sich dann in seiner vollen
Schönheit mit einem hellen, sternförmigen Kern. Manchmal meinte ich, einen ganz feinen Schweif zu sehen, bin mir da aber
nicht so ganz sicher.
M51 zeigte sich mit ihren Spiralarmen, aber noch schöner fand ich M101, in der ich drei Arme erkennen konnte,
die sich gut über die vielen Verdickungen und Knoten definierten. Mit der Zeit schälten sich immer mehr Details heraus. Auch
M82 zeigte wunderbare Staubbänder, besonders die Helligkeit mit 33cm Öffnung beeindruckt mich immer wieder. Weiter
ging es zu M63, der Sonnenblumengalaxie. Bei 120x hab ich mich daran gemacht, die vielen kleinen Knötchen zu
beobachten, die sich mit der Zeit immer deutlicher aus dem Halo herausschälten. Einfach nur genial. NGC 4485/90 ist
ein wechselwirkendes Galaxienpärchen, wobei die größere Galaxie wie eine Träne aussieht. Natürlich durfte in der Ecke auch
Y CVn nicht fehlen, ein Kohlenstoffstern. Die rote Farbe war einfach nur super.
Anschließend ging es zu den Kugelsternhaufen. Natürlich zuerst mal die Kracher M13, M5 und M3. Alle bis ins Zentrum
aufgelöst, M13 füllte bei 300x das ganze Gesichtsfeld aus. Leider war das Seeing nicht sooo super, aber in Momenten ruhiger
Luft ist das ein Anblick, den man so schnell nicht wieder vergisst. 13" sind ein Hammerschritt zu 8"! M92 war ebenfalls
bis ins Zentrum aufgelöst. Dann kam NGC 6229 an die Reihe. Hier war ich dann doch sehr überrascht, dass ich den
Kugelsternhaufen mit 200x in den Randbereichen partiell auflösen konnte, erschien er bei 60x nur als kleiner, diffuser Blob!
Ein weiterer, besonderer Kugelsternhaufen tummelt sich im Bärenhüter. Es ist NGC 5466, der bei 60x schon als
gleichmäßig heller Nebel zu sehen war, bei 120x glitzerten dann schon die ersten feinen Sternchen im Nebel hervor, bei 190x
waren dann über die ganze fläche winzige Sternchen verstreut, dahinter ein körniges Leuchten. Ein wirklich sehr schönes
Objekt.
Weiter ging es im Schlangenträger: M10 und M12 waren bei 190x bis ins Zentrum aufgelöst und erschienen als
glitzernde Kugeln voller Sterne. Anders M14, der sich auch bei 120x weigerte, sich auflösen zu lassen. Bei 190x musste
er dann aber klein beigeben und ich konnte zumindest in den Randbereichen 20 bis 30 Sterne erkennen, in der Mitte waren es um
die 10. Ganz in der Nähe steht NGC 6366, der bei 50x nicht wirklich zu erkennen ist. Bei 120x sieht man dann einen
schwachen Nebel, aus dem ein paar feine Sternchen herausblitzen. Bei 190x verschwindet der Nebel und es bleiben komischerweise
nur die feinen Sternchen übrig. Ein komisches Objekt. M107 war dann wieder schön aufgelöst, genau wie M9. Fazit:
Es macht super viel Spaß, mit 13" auf Kugelsternhaufenjagd zu gehen.
Nach so vielen glitzernden Kugeln musste mal wieder was nebliges her: der Zirrusnebel war an der Reihe! Ach, was
für ein Objekt!!! Es ist der Hammer, mit 120x und UHC den Nebel abzufahren und immer wieder neue Filamente zu entdecken! Dann
wollte ich mal was verwegenes versuchen, was schon lange auf meiner Wunschliste stand: Der Cocoon-Nebel IC 5046 Kennt
man so ja eigentlich nur von Fotos, aber gestern konnte ich ihn auch endlich visuell erhaschen und war sehr überrascht, dass
er ziemlich einfach zu sehen ist! Bei 60x und UHC sieht man ein schwaches Leuchten. Als ich dann so ein wenig in der Gegend
rumgeschwenkt hab, ist mir ein dunkler Schlauch aufgefallen, in dem so gut wie keine Sterne zu sehen waren! Eine richtig
krasse Dunkelwolke!!
Im Schützen hab ich mich an den Standardobjekten ausgetobt, Trifidnebel mit den drei dunklen Staubwolken,
Lagunennebel usw. M22 ist ein wunderbarer Kugelsternhaufen. Nur schade, dass das Seeing da unten ziemlich
schlecht war, so dass der schönste Anblick bei 120x entstand. Dann sieht er so aus, wie M13 bei 190x. Aber der Tag wird
kommen, an dem das Seeing und die Transparenz so gut sind, dass der KH einfach nur genial sein wird!!
Weiter gings zu kleineren Kugelsternhaufen, insgesamt 12 an der Zahl. Viele erschienen nur als helles Bällchen, aber
einer in der Nähe von M8, ich glaube, es ist NGC 6544, war in den Randbereichen schon ein wenig angelöst!
Dann der Adlernebel, M16. Mit UHC ein verdammt heller und großer Nebel, der Unterschied zu 8" ist frappierend.
Dann packte mich die Neugier und ich schaute, ob visuell was von den drei Säulen zu sehen ist. Was soll ich sagen: es geht!
Ich konnte bei 120x eine ziemlich gut, die zweite nur ganz schwach indirekt erkennen! Ein super Gefühl, das wohl berühmteste
Objekt mit eigenen Augen gesehen zu haben, besonders mit dem Wissen im Hinterkopf, dass es die Säulen vielleicht gar nicht
mehr gibt!
Danach war ich noch im Adler unterwegs, im Delphin, aber da hab ich jetzt keine Lust mehr, das alles zu beschreiben, sonst wird auch der Bericht zu lang. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich endlich den schwierigsten Kugelsternhaufen des NGC Katalogs geknackt habe: NGC 6749. Er war nur als sehr schwacher Nebel bei 120x zu sehen.