09.06.2007 Endlich mal wieder klar




Nachdem sich am Nachmittag überall schöne Gewitter zusammengebraut hatten, lösten sich diese gegen Abend langsam auf. Ein Blick aufs Radar zeigte, dass von Westen nicht neues kam und ein Blick auf die Höhenkarten, dass die Zirren der Gewitter mit Geschwindigkeiten von 70km/h ziemlich rasch nach Osten abziehen würden. Da die Gewitter die unteren Luftschichten ziemlich feucht gemacht hatten, musste ich hoch hinaus. Als ging es auf knapp 1000mNN, wo sich mir ein wunderbarer Blick nach unten zeigte. Alles darunter war ziemlich dunstig, doch über mir ein toller Sternenhimmel. Die Grenzgröße lag bei ca. 6.4mag, die Milchstrasse zog sich ziemlich strukturiert über den Himmel, wenn auch nicht bis ganz runter zum Horizont.

Nachdem ich meinen 13" aufgebaut und den Lüfter angeschlossen hatte, legte ich mich ne halbe Stunde hin, um zu warten, bis der Spiegel ausgekühlt war. Dann ging es endlich los:

Komet Lovejoy war nicht mehr sonderlich gut zu sehen (nur ein schwaches Bällchen ohne Strukturen), aber dafür Linear VZ13, der bei 50x als winziges Fleckchen zu erkennen war. Bei 120x zeigte er sich dann in seiner vollen Schönheit mit einem hellen, sternförmigen Kern. Manchmal meinte ich, einen ganz feinen Schweif zu sehen, bin mir da aber nicht so ganz sicher.

M51 zeigte sich mit ihren Spiralarmen, aber noch schöner fand ich M101, in der ich drei Arme erkennen konnte, die sich gut über die vielen Verdickungen und Knoten definierten. Mit der Zeit schälten sich immer mehr Details heraus. Auch M82 zeigte wunderbare Staubbänder, besonders die Helligkeit mit 33cm Öffnung beeindruckt mich immer wieder. Weiter ging es zu M63, der Sonnenblumengalaxie. Bei 120x hab ich mich daran gemacht, die vielen kleinen Knötchen zu beobachten, die sich mit der Zeit immer deutlicher aus dem Halo herausschälten. Einfach nur genial. NGC 4485/90 ist ein wechselwirkendes Galaxienpärchen, wobei die größere Galaxie wie eine Träne aussieht. Natürlich durfte in der Ecke auch Y CVn nicht fehlen, ein Kohlenstoffstern. Die rote Farbe war einfach nur super.

Anschließend ging es zu den Kugelsternhaufen. Natürlich zuerst mal die Kracher M13, M5 und M3. Alle bis ins Zentrum aufgelöst, M13 füllte bei 300x das ganze Gesichtsfeld aus. Leider war das Seeing nicht sooo super, aber in Momenten ruhiger Luft ist das ein Anblick, den man so schnell nicht wieder vergisst. 13" sind ein Hammerschritt zu 8"! M92 war ebenfalls bis ins Zentrum aufgelöst. Dann kam NGC 6229 an die Reihe. Hier war ich dann doch sehr überrascht, dass ich den Kugelsternhaufen mit 200x in den Randbereichen partiell auflösen konnte, erschien er bei 60x nur als kleiner, diffuser Blob! Ein weiterer, besonderer Kugelsternhaufen tummelt sich im Bärenhüter. Es ist NGC 5466, der bei 60x schon als gleichmäßig heller Nebel zu sehen war, bei 120x glitzerten dann schon die ersten feinen Sternchen im Nebel hervor, bei 190x waren dann über die ganze fläche winzige Sternchen verstreut, dahinter ein körniges Leuchten. Ein wirklich sehr schönes Objekt.

Weiter ging es im Schlangenträger: M10 und M12 waren bei 190x bis ins Zentrum aufgelöst und erschienen als glitzernde Kugeln voller Sterne. Anders M14, der sich auch bei 120x weigerte, sich auflösen zu lassen. Bei 190x musste er dann aber klein beigeben und ich konnte zumindest in den Randbereichen 20 bis 30 Sterne erkennen, in der Mitte waren es um die 10. Ganz in der Nähe steht NGC 6366, der bei 50x nicht wirklich zu erkennen ist. Bei 120x sieht man dann einen schwachen Nebel, aus dem ein paar feine Sternchen herausblitzen. Bei 190x verschwindet der Nebel und es bleiben komischerweise nur die feinen Sternchen übrig. Ein komisches Objekt. M107 war dann wieder schön aufgelöst, genau wie M9. Fazit: Es macht super viel Spaß, mit 13" auf Kugelsternhaufenjagd zu gehen.

Nach so vielen glitzernden Kugeln musste mal wieder was nebliges her: der Zirrusnebel war an der Reihe! Ach, was für ein Objekt!!! Es ist der Hammer, mit 120x und UHC den Nebel abzufahren und immer wieder neue Filamente zu entdecken! Dann wollte ich mal was verwegenes versuchen, was schon lange auf meiner Wunschliste stand: Der Cocoon-Nebel IC 5046 Kennt man so ja eigentlich nur von Fotos, aber gestern konnte ich ihn auch endlich visuell erhaschen und war sehr überrascht, dass er ziemlich einfach zu sehen ist! Bei 60x und UHC sieht man ein schwaches Leuchten. Als ich dann so ein wenig in der Gegend rumgeschwenkt hab, ist mir ein dunkler Schlauch aufgefallen, in dem so gut wie keine Sterne zu sehen waren! Eine richtig krasse Dunkelwolke!!

Im Schützen hab ich mich an den Standardobjekten ausgetobt, Trifidnebel mit den drei dunklen Staubwolken, Lagunennebel usw. M22 ist ein wunderbarer Kugelsternhaufen. Nur schade, dass das Seeing da unten ziemlich schlecht war, so dass der schönste Anblick bei 120x entstand. Dann sieht er so aus, wie M13 bei 190x. Aber der Tag wird kommen, an dem das Seeing und die Transparenz so gut sind, dass der KH einfach nur genial sein wird!!

Weiter gings zu kleineren Kugelsternhaufen, insgesamt 12 an der Zahl. Viele erschienen nur als helles Bällchen, aber einer in der Nähe von M8, ich glaube, es ist NGC 6544, war in den Randbereichen schon ein wenig angelöst!

Dann der Adlernebel, M16. Mit UHC ein verdammt heller und großer Nebel, der Unterschied zu 8" ist frappierend. Dann packte mich die Neugier und ich schaute, ob visuell was von den drei Säulen zu sehen ist. Was soll ich sagen: es geht! Ich konnte bei 120x eine ziemlich gut, die zweite nur ganz schwach indirekt erkennen! Ein super Gefühl, das wohl berühmteste Objekt mit eigenen Augen gesehen zu haben, besonders mit dem Wissen im Hinterkopf, dass es die Säulen vielleicht gar nicht mehr gibt!

Danach war ich noch im Adler unterwegs, im Delphin, aber da hab ich jetzt keine Lust mehr, das alles zu beschreiben, sonst wird auch der Bericht zu lang. Vielleicht sollte ich erwähnen, dass ich endlich den schwierigsten Kugelsternhaufen des NGC Katalogs geknackt habe: NGC 6749. Er war nur als sehr schwacher Nebel bei 120x zu sehen.