Endlich war es heute mal wieder klar, nachdem der Sommer bis jetzt ja alles andere als beobachterfreundlich war. Schon vor
drei Tagen hatte ich den heutigen Abend ins Auge gefasst und mir ein paar Objekte ausgeguckt, die ich anschauen wollte.
Zurzeit bietet der Himmel nämlich wieder ein paar seltene Objekte, die ich auf gar keinen Fall verpassen wollte. Also dacht
ich mir: nix wie raus in den Schwarzwald auf ein windgeschütztes Plätzchen.
Als das Dobson aufgebaut war, hab ich auf meiner Isomatte auf die Dämmerung gewartet. Gegen halb zwölf ging es dann los
mit Beobachten. Zuerst war der Ringnebel an der Reihe, aber nicht, um den Nebel an sich anzuschauen, sondern um bei
300x die Grenzgröße im Teleskop zu bestimmen. Ein Stern mit 15.6mag war indirekt überhaupt kein Problem, obwohl es immer noch
nicht ganz dunkel war. Einen weiteren mit 15.7mag konnte ich indirekt ebenfalls ziemlich gut halten. Ein weiterer mit 16.1mag
blitzte ab und an kurz hervor. Der Zentralstern war nicht zu sehen.
Da das Seeing recht gut und es fast dunkel war, wollte ich zuerst ein paar ganz besondere Objekte beobachten. Auf meiner
Liste standen die Quasare B1422+231 und CSO1061, die beide im Sternbild Bootes zu finden sind. Den Anfang machte
B1422+231, der bei 200x mit indirektem Sehen ab und an hervorblitzte. Bei 300x konnte ich ihn dann 20% der Zeit indirekt
halten. Für mich war das ein ganz besonderer Moment, denn der QSO weist eine Rotverschiebung von z=3.62 auf und ist damit
11.8 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt. Nach diesem Erfolg ging es weiter zu CSO1061, der bei 300x ungefähr 40%
der Zeit gehalten werden konnte. Ein Stern mit 15.8mag war indirekt überhaupt kein Problem, so dass ich die Helligkeit des
Quasars auf 16.1mag schätze. C1061 hat eine Rotverschiebung von z=2.669, was ihn in eine Entfernung von 11.1 Mrd. Lichtjahren
rückt. Wer mehr als 30cm Öffnung hat, kann sich ja mal auf der Seite von Achim Strnad umschauen.
Nachdem so weitgereiste Photonen meine Netzhaut getroffen hatten, musste nun wieder was Helles her. Da kam der Komet
C/2006 VZ 13 Linear gerade recht. Er weist zur Zeit eine Helligkeit von 8.2mag auf und steht hoch über unseren Köpfen im
Sternbild Drache. Bei 120x war eine sehr helle Wolke zu sehen, die zum Zentrum hin mäßig heller wurde. Einen Schweif konnte
ich nicht erkennen, nur eine leicht elongierte Aufhellung in der Koma. Trotzdem ein sehr schöner Komet, der mit 33cm Öffnung
einfach super rüberkommt. Wer ihn noch nicht gesehen hat, sollte sich beeilen, er düst nun ziemlich schnell in Richtung Süden
in Richtung Horizont.
Auch im Schütze hat sich vor ein paar Monaten etwas getan. Eine Nova wurde entdeckt, die mittlerweile eine
Helligkeit von 7.4mag erreicht hat. Mit einer Deklination von -18° kommt sie ausreichend hoch über den Horizont, so dass man
sie recht einfach beobachten kann. Bei 120x zeigte sich ein recht gelblicher Stern. Damit ist das die hellste Nova, die ich
bisher beobachtet habe. Da es sich um eine extrem langsame Nova handelt, wird sie bestimmt noch ein paar Monate, wenn nicht
sogar Jahre zu beobachten sein. Es kann sogar sein, dass sie noch heller wird.
Nach erfolgreicher Beobachtung ging es an ein paar schöne Deepsky- Objekte, denn schließlich sollte schon bald der Mond
aufgehen. Den Anfang machten die Kugelsternhaufen M13 und M92, die beide bis ins Zentrum aufgelöst waren. Messier 13
bot bei 300x einen umwerfenden Anblick: das ganze Okular war mit glitzernden Sternen angefüllt. Albireo wurde ebenso
eingestellt wie Messier 56, der ebenfalls schön aufgelöst war. Natürlich musste auch wieder der Zirrusnebel mit seinen
unglaublich vielen Filamenten dran glauben, ebenso wie der Crescent-Nebel, der als schmale Sichel erschien, welche im
Inneren mit zarten Nebelmassen angefüllt war.
Danach wechselte ich in den Cepheus, wo ich mich zuerst am orangenen Leuchten von my Cephei erfreute. Ein kurzer
Schwenk und schon war der Irisnebel NGC 7023 im Okular. Bei 120x zeigten sich zwei Dunkelwolken und hellere Strukturen.
Ganz besonders überrascht war ich von der Galaxie NGC 6946, die bei 120x eine multiple Spiralarmstruktur zeigte. Die
Details waren nicht ganz einfach zu fassen. Auch der Sternhaufen NGC 6939 bot mit seinen vielen schwachen Sternen einen
wunderbaren Anblick.
Mittlerweile war der Mond aufgegangen, so dass ich noch ein paar Sternhaufen in der Cassiopeia einstellte. Noch ein kurzer
Blick auf den Hantelnebel und dessen Zentralstern, danach Messier 71 und natürlich Messier 11, der Wildentenhaufen. Mit 33cm
Öffnung kommt dieser einfach nur genial!
Tja, und schon waren die anderthalb Stunden vorbei. Doch trotz dieser kurzen Zeit hab ich viele schöne Dinge gesehen. Zudem war ich dermaßen auf Entzug, dass ich einfach raus musste.