15.07.2007 Horrorfilm und angreifende Tiere




Was für ein tolles Wochenende. Freitags super Beobachtungswetter, Samstags leider nach anderthalb Stunden Wolken und Schnaken und Sonntags wieder geniales Beobachtungswetter. Klar, dass man da raus muss.

Die Highlights in Völkersbach oben: ein unheimlicher Mann, der nachts um ein Uhr seine Messer, Sense oder was auch immer geschärft hat und dabei seltsame Dinge vor sich hingemurmelt hat (was mich nach ner Weile zur Flucht auf einen anderen Platz getrieben hat) und am Sonntag zwei Salven eines Jägers, der nur 200m von mir entfernt ins Feld gefeuert hat, ein "Angriff" von drei Wildschweinen, die kurz nach dem Schuss mit lautem Grunzen einige Meter von mir entfernt über den Weg geflitzt sind und zu guter letzt war da noch ein Mäusebussard, der sich mit lauten Schreien auf mich herniedergestürzt hat.

Ansonsten war es ziemlich entspannend und ereignislos. Deswegen hier ein paar schöne Objekte, wie ich sie mit meinem 33cm Dobson gesehen habe:

Messier 13, der wohl schönste Kugelsternhaufen war bei 190x wie immer bis ins Zentrum aufgelöst und bot einen umwerfenden Anblick, ebenso wie Messier 92, der zweite große KH. Er ist deutlich kleiner, doch finde ich ihn schöner, da er einen sehr hellen Kern mit eng zusammen stehenden Sternen besitzt. Der dritte Kugelsternhaufen war NGC 6229, der bei 50x als schwaches Bällchen erscheint, bei 190x in den Randbereichen aber schon teilweise aufgelöst ist. Zumindest blitzen einige schwache Sternchen aus dem körnigen Hintergrund heraus. NGC 6210 ist ein planetarischer Nebel, der bei 50x nahezu stellar erscheint, bei 190x allerdings eine grünlich-blaue Scheibe zeigt und in der Mitte leicht dunkler zu sein scheint. NGC 6166 ist bei 120x auch mit direktem Sehen gut zu erkennen. Sie ist eine der größten Galaxien am Himmel und hat einen wahren Durchmesser von annähernd 300.000 Lichtjahren, ist also dreimal so groß wie unsere eigene Galaxie.

Der Ringnebel M57 bot bei 190x einen umwerfenden Anblick. Die schmalen Enden zeigten sich leicht ausgefranst, das Innere war mit schwach leuchtenden Nebelmassen gefüllt. Weiter ging es zum Kugelhaufen Messier 56, der schon bei 120x bis ins Zentrum aufgelöst war. Er ist zwar ein wenig schwach, aber die 33cm Öffnung machen aus ihm ein tolles Objekt. Nicht fehlen durfte der offene Sternhaufen NGC 6791, der 13.000 Lichtjahre weit entfernt ist und bei 120x an die 20 Sterne vor einem körnigen Hintergrund zeigt. Sieht aus wie glitzernder Sternstaub.

Im Schwan musste der Crecent-Nebel NGC 6888 dran glauben, der bei 120x und UHC sehr viele Strukturen bietet. Der Zirrusnebel ist allerdings um Welten besser. Sind mit 8" noch nicht sonderlich viele Strukturen zu erkennen, spielt man mit 13" in einer ganz anderen Liga und entdeckt feinste Filamente, die vor dem schwarzen Weltraum zu schweben scheinen. Es ist ein Genuss, beide Teile mit 120x und UHC abzufahren und immer wieder neue Filamente zu entdecken. Ein sehr interessanter PN ist NGC 7027, der bei 50x als leicht grünlicher Stern erscheint, bei 190x erkennt man einen rechteckigen Nebel, der in der Mitte durch eine dunkle Linie in zwei Hälften geteilt ist.

Ebenso schön ist NGC 7008, der bei 120x als ovaler Kringel erscheint, aus dem man ein Stück herausgebissen hat. An den langen Seiten kann man zwei helle Lichtknoten erkennen, die umliegenden Feldsterne bieten dazu einen sehr schönen Kontrast.

An offenen Sternhaufen hat der Schwan sehr viele zu bieten. Am schönsten finde ich NGC 6819, der mit Peilsucher ziemlich einfach zu finden ist. Bei 50x erkennt man eine glitzernde Kugel aus feinem Sternstaub, bei 120x löst man den Haufen in 100!! Sterne auf, die nahezu alle die gleiche Helligkeit haben. Eingerahmt wird der Haufen von zwei hellen Sternen, was einen wunderbaren Anblick bietet. Auch nicht von schlechten Eltern ist Messier 29, der mit 8" eher langweilig ist, doch mit 13" treten im Zentrum schwache Sterne hervor, so dass man insgesamt 20-25 Sterne erkennen kann. Interessant ist die Tatsache, dass die hellsten Sterne blaue Überriesen sind, die 15.000x so hell wie die Sonne leuchten. NGC 6910 ist ein weiterer offener Sternhaufen, der sich in der Nähe von gamma Cygni befindet und unverständlicherweise ein Schattendasein fristet, erkennt man bei 120x doch um die 25 Sterne, die eng beisammen stehen. Der Haufen war aber wie Collinder 428 ( viele schwache Sterne um einen sehr hellen) nur eine Zwischenstation, da ich eigentlich zu IC 1311 wollte, einem Sternstaubhaufen. Schon bei 50x war zwischen hellen Sternen eine diffuse Aufhellung zu erkennen, die sich bei 120x und noch viel besser bei 190x in eine immense Anzahl schwacher Sterne vor einem körnigen Hintergrund verwandelte. Sternstaub eben! *schwärm* Auch bei diesem Haufen ist mit 8" nicht sonderlich viel zu wollen. Weiter ging es zu NGC 6866, der bei 120x als eine große Kugel von schwächeren Sternen zu sehen ist. Viel schöner ist dagegen NGC 6940, der streng genommen nicht mehr im Schwan liegt. Bei 50x sind an die 100 Sterne zu sehen, die mit 13" recht hell sind und alle die gleiche Helligkeit haben.

Fangen wir mit dem Hantelnebel an, der nicht nicht im Pfeil liegt, aber das ist ja nicht so wichtig. Bei 120x und UHC war er dermaßen hell und groß, dass er schon fast meine Dunkeladaption zerstörte und die Verwendung einer Sonnenbrille gar nicht so abwegig erscheint. Die Ohren war mehr als deutlich zu erkennen und bei genauerem Hinsehen zeigten sich in der sonst homogenen Scheibe Strukturen. Ohne UHC trat nicht nur der schwache Zentralstern (mit 8" nicht zu sehen), sondern viele weitere Sterne aus dem Nebel hervor. Ein genialer Anblick! Messier 71 war bei 120x schon bis ins Zentrum aufgelöst und erinnerte bei 190x mehr an einen offenen Sternhaufen als an einen KH.

Den Anfang im Schlangenträger machten die drei großen Ophiuchus-Cluster. Messier 10 und 12 zeigten sich schon bei 120x bis in Zentrum aufgelöst. Schöner ist allerdings M12, da dieser nicht nur heller ist, sondern sich am Rand ein hellerer Stern befindet. Messier 14 ist dagegen ein wenig schwach auf der Brust und lässt sich erst bei 190x in ein Meer aus schwachen Sternen auflösen. Dazu muss die Luft allerdings ziemlich ruhig sein. Wenn alles stimmt, hat man im Okular eine Kugel aus glitzerndem Sternstaub! M107 ist bei 120x am Rand bereits körnig, aber recht klein. Viel mehr zeigt auch M19 nicht, der bei 120x ebenfalls am Rand schön aufgelöst erscheint. Es ist jedoch offensichtlich, dass der Kern nicht im Zentrum liegt, sondern irgendwie verrutscht ist. Komisches Teil! Wie immer war der PN NGC 6752 wunderschön anzuschauen. Bei 120x zeigte sich eine immens grüne Scheibe, die dem PN auch den Namen "Smaragd" gegeben hat. Ein wunderbares Objekt!

Weiter gings im Sternbild Schütze: Der Lagunennebel Messier 8 mit seinem eingebetteten Sternhaufen zeigte sich bei 120x mit UHC extrem strukturiert. Die Lagune, welche mit feinen Staubfahnen durchzogen ist, war wunderschön anzuschauen. Alle Details beschreiben zu wollen, geht nicht. Der Trifidnebel zeigte sich mit seiner berühmten Dreiteilung, die ihm auch den Namen gegeben hat. Der Anblick mit UHC kommt an gute SW-Fotos heran - genial!!! Ebenso strukturiert zeigte sich der Omeganebel Messier 17, der wie ein auf dem Wasser schwimmender Schwan aussieht. Überall sind dunkle Staubwolken und hellere Gasflecken zu sehen, so dass eine Zeichnung sehr viel Zeit beansprucht. Aber es lohnt sich.

Der Kugelsternhaufen Messier 22 war bei 120x bis ins Zentrum aufgelöst und bot einen ähnlich tollen Anblick wie M13. M28 war da schon eine Spur kleiner, konnte bei 120x aber in den Randbezirken in Sterne aufgelöst werden. Was lernen wir daraus: Mit 8" werden viele Kugelsternhaufen schon aufgelöst, mit 13" macht es einfach nur noch extrem viel Spaß.

Den Anfang im Cepheus machte delta-Cep, nicht nur ein Cepheide, sondern auch ein toller Doppelstern, der ähnlich schön ist wie Albireo im Schwan und ebenfalls eine blaue und gelbliche Komponente besitzt. Weiter gings zu Xi-Cep, der eine gelbe und eine weißliche Komponente hat. Natürlich durfte auch my-Cep nicht fehlen, die knallorangene Farbe ist immer wieder ein toller Anblick. So, nun aber ab in die Tiefen des Weltraums. Den Anfang machte NGC 6939, der bei 120x in knapp hundert Sterne aufgelöst war. Direkt daneben findet man NGC 6946, die bei 120x und indirektem Sehen ansatzweise ihre Spiralarme zeigte. Mit 8" ist hier nur ein matter Lichtfleck ohne Struktur zu sehen. NGC 7142 und 7129/33 ist ein sehr interessantes Tripelobjekt. Ersteres ein Sternhaufen mit 60 schwach glitzerndern Sternen, zweiteres ein Konglomerat von Sternhaufen und Reflexionsnebel. Geniale Sache, kann ich nur jedem empfehlen! Gleich um die Ecke liegt NGC 7139, ein schwacher PN, bei dem man sich mit 8" teilweise richtig die Augen verbiegt. Mit 13" und UHC ist er auch direkt sehr einfach zu sehen und zeigt eine matte Scheibe ohne Strukturen!

Weiter gings mit NGC 7380, wieder eine sehr interessante Kombi von Sternhaufen und Gasnebel. Ohne UHC treten mehr die 30 Sterne des Haufens hervor, umgeben von einem zarten Leuchten, mit UHC sind die Gasmassen dann doch sehr deutlich zu sehen. Den Abschluss machte NGC 7023, der Irisnebel, welcher mit 13" erst so richtig gut kommt und neben helleren Gasflecken auch Dunkelwolken zeigt.

Adler und Delphin lass ich jetzt aus, auch wenn ich hier an dieser Stelle auf eine e Sternconstellation hinweisen möchte, welche den Namen "Fliegenpilz" trägt und in der Tat wie ein solcher aussieht. Dafür geht’s mit Cassiopeia weiter:

Gleich zu Beginn musste Messier 52 herhalten, der mit 13" und 120x einfach nur genial aussieht! Was für eine immense Anzahl an Sternen, die sich alle um einen helleren gruppieren. Insgesamt sicher mehr als 100 Sterne! Gleich um die Ecke findet man den berühmten Bubble-Nebel NGC 7635. Hier konnte ich mit UHC bewaffnet den hellsten Teil der Blase erkennen, die sich bis zu einem schwachen Stern hinzog, aber auch ein durch eine Dunkelwolke abgetrenntes Nebelgebiet etwas oberhalb des hellen Sterns. Je länger man draufguckt, umso deutlicher erkennt man zumindest einen Teil der Blase! Mit 8" ist hier in der Regel nicht mehr zu erkennen als ein schwaches, undefiniertes Leuchten um den hellen Stern. Weiter gings zum Tripelsternhaufen in der Nähe von kappa Cas. Es sind NGC 133, 146 und King 14, die zwar nicht sonderlich prägnant erscheinen, aber wann hat man schon mal drei Sternhaufen zusammen in einem Feld. Sehr interessant ist auch der Pacman Nebel NGC 281, der bei 50x und UHC wie ein Ahornblatt aussieht. An einer Seite frisst sich eine dicke Dunkelwolke mitten in den Nebel hinein, wodurch das Objekt auch seinen Namen bekommen hat. Immer mit dabei ist der Doppelstern eta-Cas, der aus einer gelben und einer schwachen, roten Komponente besteht. Jetzt kommt das Hammer- Objekt schlechthin, dem ich mal glatt einen eigenen Absatz widme:

NGC 7789, ein Sternhaufen in 5.900 Lichtjahren Entfernung. Schon bei 50x erkennt man eine dichte Kugel aus extrem vielen Sternen in einem körnigen Hintergrund. Bei 120x löst man diese Kugel in einen Schwarm aus 150!! Sternen auf. Es ist der ultimative Sternhaufen überhaupt.

Gut, nach einiger Zeit hatte ich mich an diesem wunderschönen Objekt satt gesehen musste weiter. Schließlich gab es noch viele interessante Dinge zu sehen: Messier 103 mit seiner Dreiecksform und dem orangefarbenen Stern in der Mitte, NGC 663, ein Ball aus schwächeren Sternen und natürlich der Eulensternhaufen NGC 457. Der schönste Anblick bot sich bei 50x. Zwei sehr helle, gelbe Sterne bilden die Augen, während ein Schwarm von schwächeren den Körper und mittelhelle die beiden Flügel bilden. Zudem ist jetzt Herbst, so dass die Eule richtig rum steht und nicht mit dem Kopf nach unten hängt. Ebenfalls ein Objekt, das man unbedingt gesehen haben muss! Zum Abschluss ging es zu NGC 136, ein Sternhaufen knapp 15.000 Lichtjahren Entfernung. Bei 50x muss man aufpassen, dass man ihn nicht übersieht, auch wenn er mit indirektem Sehen eigentlich ziemlich gut zu halten ist. Bei 190x kann man dann sogar schon 5-10 Sterne vor einem körnigen Hintergrund auflösen, etwas, von was man mit 8" nur träumen kann!

Im Sternbild Pegasus hab ich ein neues Lieblingsobjekt: Messier 15, ein Kugelsternhaufen. Ok, ich kenn ihn mit 8", aber mit 13" ist er der Hammer! Ein dichte Kugel mit einem noch dichteren Zentrum aus vielen hellen Sternen, bis in die Mitte aufgelöst. Daneben zwei helle Sterne, die mit ihrem weißlichen Licht mit dem Kugelsternhaufen um die Wette strahlen. Man muss es gesehen haben, um es zu verstehen. Für mich einer der schönsten KH am ganzen Himmel! Weiter gings zur Galaxie NGC 7331, bei der ich mit 120x nicht nur das dunkle Staubband am Rand, sondern auch drei Begleitgalaxien erkennen konnte. Ein kleiner Schwenk und schon steht Stephans Quintett im Okular. Vier Gx'en konnte ich ausmachen, für die fünfte hatte ich keine Lust mehr. Zu schwach!

Alla hop, weiter zu NGC 7479, einer Balkenspirale, die bei 120x nicht nur den Balken, sondern auch ganz leicht Ansätze ihrer Arme präsentierte. Die muss ich mir unter dunklerem Himmel noch mal vornehmen, sieht dann bestimmt super aus. Den Abschluss machte der "blaue Schneeball" NGC 7662, den ich ebenfalls nur jedem empfehlen kann! Obwohl er nicht sonderlich blau ist, erscheint er doch immerhin türkis! Der Zentralstern ist sehr deutlich zu sehen, auch erschien der Rand leicht heller. Tolles Objekt!

So, hier endet die Reise. Zuerst einmal war Messier 2 dran, bei dem ich mit 8" immer so Schwierigkeiten mit dem Auflösen hatte. Es ging zwar am Rand, aber mit 13" ist das schon was ganz anderes! Hier konnte ich bei 190x eine dichte Kugel aus schwachen Sternchen erkennen, die bis ins Zentrum aufgelöst war. Sah aus wie fein glitzernder Sternstaub! *schwärm* Weiter ging es zu Messier 73, ein KH, der bei 190x in den Randbereichen nur ansatzweise aufgelöst werden konnte. Viel schöner war dagegen NGC 7009, der Saturnnebel. Es zeigte sich eine hellgrüne Scheibe, aus welcher bei 120x und UHC sehr schwach die Antennen hervortraten. Daher auch der Name. Muss ich bei besserem Himmel noch mal versuchen!

So, Fazit: das Wochenende hat sich total gelohnt, ich bin für die nächsten Wochen gesättigt. Einen tollen Komet mit schwachen Schweifansatz gesehen, einen Quasar in 11.2 Mrd. Lichtjahren Entfernung und viele wunderschöne Objekte!