16.09.2007 Die Faszination des Universums




Kurz als Vorwort: der Bericht ist ziemlich lang. Ich schreibe ihn eigentlich für mich, um die Nacht nochmal Revue passieren zu lassen. Gestern Abend zeigte sich der Himmel wieder in einem wunderbaren Blau. Keine Wolken waren zu sehen, so dass ich wieder meine sieben Sachen (13" Dobs") gepackt habe und nach VB hoch bin. Oben angekommen erwarteten mich angenehme Temperaturen, kein Wind (der ab Mitternacht dann aber deutlich aufgefrischt hat), eine fst von 6.2mag und ein super geniales Seeing. Das Seeing war so klasse, dass ich sogar bei 250x punktfeine Sternchen im Okular hatte. Irgendwie hab ich den Eindruck, dass das mit dem offenen Gitterrohr- Tubus zusammenhängt, denn eigentlich ist das nicht mehr normal, wie oft ich gutes Seeing hab.

Eingestiegen bin ich im Sternbild Delphin. Den Anfang hat der Kugelsternhaufen NGC 6934 gemacht. Bei 60x war ein helles, diffuses Fleckchen zu erkennen, das ich bei 250x ohne Probleme bis ins Zentrum auflösen konnte. Weiter ging es zu NGC 7006, der mal eben 180.000 Lichtjahre von der Erde entfernt ist. Sterne konnte ich hierin keine erkennen, aber der Halo erschien leicht gemottelt und unregelmäßig. Zum Abschluss hab ich mir noch den schönen Doppelstern gamma Del angeschaut, der bei 120x einen wunderbaren Anblick bot. Zwei knallgelbe Sterne in engem Tanz.

Da der Herkules so langsam am Untergehen war, hab ich noch einen Blick auf die beiden Kugelsternhaufen geworfen. Zuerst war Messier 13 an der Reihe. Schon bei 120x bot er einen umwerfenden Anblick, bei 250x ist mir fast die Luft weggeblieben. Eine riesige Kugel aus hunderten von Sternen, die grad mal eben ins Gesichtsfeld gepasst hat. Sternketten wanden sich nach außen, im Zentrum glitzerten die Sternchen um die Wette und der Hintergrund war von einem zarten, körnigen Leuchten angefüllt. Ein Bild, das man so schnell nicht wieder vergisst. 13" sind der Hammer... Weiter ging es zu Messier 92, der bei 250x ebenfalls einen atemberaubenden Anblick bot. Das dichte Zentrum glitzerte nur so vor hellen Sternen, feinster Sternstaub hob sich vor dem samtschwarzen Hintergrund ab.

Als nächstes ging es in die Leier. Den Anfang machte eps Lyr, der allseits bekannte Vierfachstern. Bei 250x waren die engen Komponenten sehr gut getrennt, die Luft stand förmlich und die Sterne waren fast punktförmig mit kleinen Beugungsringen. Auf einmal hatte ich eine Idee: wenn das Seeing so super und der Himmel so klar war, musste ich den Zentralstern von M57 probieren. Der Ringnebel stand fast im Zenith. Wenn nicht jetzt, wann dann... Also zwischen die beiden Sterne gepeilt und das 6er Planetary rein gemacht. Mich erwartete ein sehr heller Ring, dessen schmale Seiten ausgefranst waren. Das Innere war mit einem leichten Nebelschleier überzogen. Zuerst hab ich die Grenzgröße im Teleskop bestimmt. Einen Stern mit 15.7mag war mit indirektem Sehen ohne Probleme zu erkennen. Deswegen schätze ich, dass die visuelle Grenzgröße in dieser Nacht bei 16.1 mag gelegen haben wird. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: 16.1 mag!! Vor ein paar Jahren hab ich davon nur geträumt und jetzt ist es Realität. *freu* Nun denn, nachdem ich eine Weile ins Innere gestarrt hatte, blitzte mehrmals ein Punkt auf. Sollte das etwa... Jep, er war es!! Extrem schwach und immer nur für kurze Augenblicke, aber er war da! Der Zentralstern vom Ringnebel!! Leicht übermütig suchte ich nach der kleinen Galaxie IC1296, die ja direkt neben dem Ringnebel bei einem kleinen Dreieck steht. Auch sie war mit indirektem Sehen etwa 30% der Zeit zu erkennen. Zwar nur als diffuses Fleckchen, aber sie war da. Was für eine Nacht!!

Jetzt hatte ich mir was Einfaches verdient. Ich zielte auf den Crescent Nebel, der bei 120x und UHC sehr viele Strukturen offenbarte. Es war ein fast geschlossener Kreis mit Filamenten und Nebelflecken zu erkennen. Direkt daneben ein Karbonstern, der in einem tiefen orangerot leuchtete. Wie musste dann erst der Zirruskomplex wirken? Ich hab mir das Ding bestimmt ne Viertelstunde lang angeschaut und war von Minute zu Minute mehr fasziniert. Es war schwer, alle Filamente zu fassen, der Flügel des Sturmvogels bohrte sich strahlend hell in die tiefschwarze Nacht, die Ränder wie bei einer Wirbelschleppe verdreht und innen mit feinsten Filamenten verziert. Wunderbar. Wirklich wunderbar.

Nun war es an der Zeit für ein weiteres Objekt: der Cocoon-Nebel IC 5146. Nach einen Umweg über diverse Sternhaufen (man will ja auch nix auslassen) war ich an der Stelle angekommen. Schon ohne Filter empfing mich ein blasses Leuchten. Mit UHC war der Nebel dann sehr gut zu erkennen, in der Mitte leicht dunkler, am Rand mit dunkleren Flecken. Im Cocoon selbst ein paar Sterne.

Weiter ging es zu NGC7008, für mich einer der schönsten PN am Himmel. Bei 250x zeigte sich eine große, ovale Scheibe, aus der jemand ein Stückchen herausgebissen hatte. Die beiden schmalen Enden waren mit hell leuchtenden Nebelknoten aufgefüllt, in der Mitte glitzerte der Zentralstern, ein weißer Zwerg. Nun kam ein etwas größerer Schwenk zu NGC 7026. Wow!! Ein wunderbarer Pn, der bei 250x in zwei Hälften geteilt war und wie ein Rechteck aussah. Die kerzengerade, schmale Dunkellinie, die den Nebel zerteilte, war Hammer! Um das Rechteck konnte ich einen schwachen Halo aus feiner Nebelmaterie wahrnehmen. Ganz anders NGC 7027, der wie eine kleine Scheibe aussah. Das Ding war mit seinen 8.4mag so hell, dass ich mir lieber was anderes gesucht hab. Hab mich dann für NGC 7048 entschieden, der bei 250x als helle Scheibe erschien, die in der Mitte leicht dunkler war. Man könnte also auch von einem breiten Ring sprechen.

Da ich jetzt genug von Sternhaufen und Nebeln hatte, bin ich in den Pegasus gewandert. Zuerst war Messier 15 an der Reihe. Bei 250x ist dieser Kugelsternhaufen eine Wucht! Das dichte, mit hellen Sternen angefüllte Zentrum dominiert den KH. NGC 7331 bot bei 250x ebenfalls einen tollen Anblick. Mit indirektem Sehen war das Staubband zu erkennen, das als leicht unregelmäßiger Schatten die Galaxie an einem Ende begrenzte. Nach einem kurzen Abstecher zu PN Jones 1 bin ich zur Galaxie NGC 7479 gedobst, die es mir schon länger angetan hatte. War bei 50x nur ein längliches Fleckchen zu sehen, schälten sich bei 250x zwei dünne, gewundene Spiralarme heraus, die der GX eine unvergleichliche Form gaben. Irgendwie anmutig wie eine Balletttänzerin.

Weiter oben wartete Mirachs Geist NGC 404 auf mich. Bei 120x bot sich ein umwerfender Anblick. Ein sehr hell leuchtender, orangefarbener Stern, direkt daneben eine helle, elliptische Galaxie mit einem stellaren Kern. Wunderschön.

Nun musste Messier 33 dran glauben. Ich hatte mir extra einen Ausdruck besorgt, um diese GX mal so richtig zu studieren. Bei 120x zeigten sich sogar mit direktem Sehen die drei großen Spiralarme. Kein Vergleich zu 8", wo man diese nur erahnen konnte. Mit 13" sind sie einfach da. Kein Raten, kein Augenverbiegen. Nix!! Nur genießen!!! Mit der Zeit schälten sich immer mehr Verdickungen heraus: Sternwolken und Gasnebel! Was für ein Anblick! Alles 3.1 Millionen Lichtjahre von uns entfernt. Weil das Seeing immer noch hervorragend war, wurde ich verwegen. Ich wollte versuchen C39, einen KH in M33 zu sichten. Mit einer Helligkeit von 15.9mag sollte er kein leichtes Ziel sein, aber hey: heute ging schon so viel, warum also nicht auch das! Die Position war schnell gefunden. Und tatsächlich: bei 250x ging mir ein sehr schwaches, leicht diffuses Leuchten ins Netz, das 20-30% der Zeit zu halten war. *freuuuuuu* Das muss man sich mal vorstellen: man dobst fröhlich in der Gegend rum und sucht Dinge, die gerade mal 16mag hell sind. Noch viel faszinierender wird es, wenn man sich vorstellt, dass dieses Fleckchen aus Hunderttausenden von Sternen besteht und über 3 Millionen Lichtjahre weit entfernt ist. In meinem Wahn bin ich dann zu NGC 604 gehüpft, der hellste Gasnebel in Messier 33. Als ich mir ihn eine Weile bei 250x angeschaut hab, konnte ich es kaum fassen: es zeigten sich zwei feine Bögen, die aus dem Nebel herauskamen und in der Mitte blitzte ab und an ein feines Sternchen heraus. Details in einem Gasnebel in 3 Mio. LJ Entfernung!

Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, peilte ich zu Gamma And, ein wunderschöner Doppelstern aus einer gelben und einer blauen Komponente. Was für ein Glitzern, was für Farben!! Als Kontrast diente eta Cas, einmal Gelb und einmal Rot. Wunderschön. Da ich schon in der Ecke war, dachte ich mir, dass es vielleicht ganz nett wäre, sich den Pacman Nebel NGC 281 anzuschauen. Mit UHC bei 120x zeigte sich die dicke Dunkelwolke, die sich wie ein Dolch in den Nebel bohrte. Die Ränder waren leicht ausgefranst bzw. gemottled. Nen kleinere DN konnte ich ebenfalls ausmachen. NGC 7789, nun ja, ihr wisst es... Ohne Worte. Der Eulensternhaufen leuchtete in seiner ganzen Pracht und auch NGC 663 glitzerte fröhlich vor sich in. Über 50 Sterne... Weiter ging es zum Bubble-Nebel NGC 7635, der sich mir heute ebenfalls in Bestform zeigte. Der hellste Nebelbogen der Blase zog sich bis zu einem schwachen Stern, das Innere war mit leuchtendem Nebel aufgefüllt, auch auf der anderen Seite waren Nebelmassen zu sehen.

Irgendwie musste ich nach so viel Schönheit wieder was Schlichtes anschauen. Warum nicht noch mal den Quasar PG0117+21 in über 9 Milliarden Lichtjahren Entfernung. Bei 250x war er recht einfach als immer wieder herausblitzendes Sternchen zu sehen. Wie einfach heute alles ging... Nun dobste ich zu meiner Lieblingsgalaxie NGC 891, die sich bei 120x als feiner Strich mit zartem Dunkelband zeigte. Nun schraubte ich die Vergrößerung auf 250x herauf. Wow... Die Lichtnadel durchschnitt das gesamte Gesichtsfeld, das Staubband war deutlich zu sehen und reichte weit über die zentrale Verdickung, den Bulge, hinaus. Manchmal meinte ich, eine leichte Mottelung des Staubbandes zu erkennen, das dürfte aber eher Einbildung gewesen sein. Nun folgte noch ein Abstecher zu Abell 4 und zu ein paar Sternhaufen und Gasnebeln im Perseus, bevor ich mich zu NGC 6946 aufmachte, deren Spiralarme ich heute endlich einmal klar sehen wollte. Anfangs hatte ich wirklich Mühe, die hellen und dunklen Stellen zuzuordnen, aber mit der Zeit ergab sich ein Muster, das mit dem übereinstimmte, was ich an Bildern von der Galaxie kannte. Nach weiteren 10 Minuten war die Spiralstruktur klar sichtbar. 13" scheinen hier wohl die Untergrenze für eine verlässliche Sichtung zu sein.

Den Abschluss der Nacht machten ein paar Sternhaufen im Fuhrmann und zu guter letzt warf ich noch einen Blick auf Messier 82, die noch ein wenig im etwas aufgehellten Dunst herumhing. Bei 120x zeigte sich dennoch eine schöne Spindel, die deutlich besser hervorkam als mit 8" unter guten Bedingungen. Neben zwei Staubbändern konnte ich auch zwei SSC's sichten, so genannte Supercluster. Sie waren als schwache, sternförmige Punkte zu erkennen. Wie muss diese Galaxie erst wirken, wenn sie hoch am Himmel steht... Ich wollte nämlich auf jeden Fall noch Messier 76, den Apfelbutzen beschreiben. Schon bei 120x zeigte sich ein sehr heller planetarischer Nebel. Bei 250x und UHC war der Nebel dann voller interessanter Details: das rechteckige Innere mit zwei Helligkeitsmaxima an beiden Enden war von einem leicht diffusen Nebelschimmer umgeben. Aus dem Nebel traten zwei schwache Bögen hervor, die mit indirektem Sehen sehr gut zu erkennen waren.

Im Wassermann war ich auch noch: Uranus zeigte sich bei 250x als hellgrüne Scheibe mit einem leichten Gelbstich. Nach den Monden hab ich nicht geschaut, da ich keine Karte dabei hatte. Beim nächsten Mal dann. Weiter ging’s mit Messier 2, einem wunderschönen Kugelsternhaufen. Von der Form erinnert er sehr an M13, da er nicht sonderlich konzentriert ist. Bei 120x zeigten sich sehr viele, schwache Sterne, die bei 250x in eine große Kugel aus glitzerndem Sternstaub aufgelöst werden konnte. Das ganze hatte was sehr anmutiges, da die Sterne relativ schwach vor sich hinglitzern. Deswegen find ich den Vergleich mit Sternstaub sehr treffend. Ein weiteres Objekt war NGC 7293, der berühmte Helixnebel. Ohne Filter zeigte sich an der gesuchten Stelle so gut wie nix. Mit indirektem Sehen war lediglich ein ganz schwacher Lichthauch zu sehen. Mit UHC zeigte sich auf einmal eine sehr helle und verdammt große Scheibe! Der Wahnsinn! Der reine Wahnsinn! Bei 120x ist das Dings so groß, dass man schon fast Angst bekommt. Dafür zeigten sich sehr viele Details, zwei hellere Stellen an den langen Seiten, der Zentralstern und noch ein paar weitere Sterne im Nebel. Das Innere ist wie beim Ringnebel mit schwachen Nebelmassen aufgefüllt.

Im Walfisch hab ich mir mal den Totenkopfnebel NGC 246 angesehen. Wie beim Helix ist hier ohne Filter kaum was zu erkennen. Bei 120x mit UHC springt er einem richtig gut ins Auge und es werden einige Details sichtbar. Beispielsweise erscheinen die schmalen Ränder deutlich heller als das Innere des Nebels, zudem tauchen innen dunkle Flecken auf - die Augenhöhlen des Totenkopfs! *fürcht* Der Zentralstern war ebenfalls auszumachen. Nun ging es noch weiter in Richtung Horizont, obwohl der Himmel da so richtig besch**** war. Ziel war NGC 253, eine sehr bekannte und große Galaxie. Bei 60x zeigte sich eine sehr helle Lichtnadel. Interessant wird das ganze aber erst bei 120x. Nun erkennt man den recht hellen, schräg liegenden Balken, der von einem strukturierten Galaxienkörper umgeben ist. Überall sind helle und dunkle Flecken zu sehen. Wenn der Himmel am Horizont klar ist, muss ich die auf jeden Fall nochmal versuchen. Da kann man bestimmt noch ne Menge rauskitzeln. NGC 288 ist ein südlicher Kugelsternhaufen. Bei 60x zeigte sich ein schwacher, recht großer Lichtball, bei dem mit 120x schon einige Sternchen herausblitzten. Richtig gut wurde es dann bei 250x, als zwischen 30 und 50 Sterne vor einem körnigen Hintergrund zu sehen waren. Schade, dass das Ding immer so weit unten herumkrebst, denn sonst wär das ein richtig tolles Objekt! Den Abschluss machte Messier 77, bei der ich zwei winzig kleine Spiralarme sehen konnte, die von einem großen, leuchtschwachen Halo umgeben waren. Im Zentrum ist ein sehr heller, stellarer Kern zu sehen.