Manchmal schaut man auf die Wetterkarten und da sieht man sie dann: die Nacht der Nächte. Eine Nacht, in der alles passt.
So wie gestern. Es war nicht nur eine geniale Nacht, ich habe auch zwei Dinge festgestellt:
Nie mehr unter 13" Öffnung und nie mehr ohne Nachführplattform. Das Schubsen ist mittlerweile eine echte Zumutung für mich
geworden.
Nachdem der Samstag für mich ziemlich in die Hose ging, musste ein neuer Versuch her. Schon auf der Fahrt zeigte sich,
dass die Karten recht hatten. Am Aussichtspunkt war im Rheintal sehr viel Dunst zu erkennen, doch darüber ein wunderbares
Blau mit leuchtenden Dämmerungsfarben. Am Platz angekommen wurde aufgebaut, die Dämmerung mit einem leichten Grünstich bis
zum Horizont hinunter. Ein Zeichen, dass es eine Ausnahmenacht wird. Noch in der hellen Dämmerung konnte man die Milchstrasse
erkennen, die sich bald sehr hell über den ganzen Himmel bis hinunter zum Horizont zog. Während der Spiegel vom 13er
auskühlte, wollte ich mit Feivel auf den Kometen Loneos zielen. Es war gar nicht so einfach, nur ein paar Grad über
dem Horizont in der Dämmerung den Kometen aufzusuchen. Doch dank des großen Gesichtsfeldes war er alsbald gefunden. Bei 70x
zeigte er sich als helle, diffuse Kugel mit einer merklichen Verdichtung zum Zentrum hin. Wieder ein Komet mehr!!
Nun brach die Dunkelheit herein und da es so ziemlich die letzte Gelegenheit war, im Schützen ein paar Objekte zu
beobachten, wollte ich mir diese nicht entgehen lassen. Den Anfang machte der Adlernebel, der sich bei 120x sehr
detailreich präsentierte. Die drei Säulen konnte ich nur andeutungsweise wahrnehmen, da der Nebel doch schon sehr weit am
Horizont stand. Weiter ging es mit dem Kugelsternhaufen Messier 22, der bei 120x einen umwerfenden Anblick bot: eine
dichte Kugel aus hunderten von glitzernden Sternchen. Dahinter ein zartes, körniges Glühen. Wirklich wunderschön. Auch
Messier 28 konnte recht gut aufgelöst werden, doch erschien er recht klein und unscheinbar. Weiter ging es mit dem
Trifidnebel Messier 20. Hier konnte der UHC zeigen, was er drauf hat. Die Dreiteilung war sehr gut zu erkennen, die
dunklen Schläuche zeigten sogar Details wie Verdickungen. Der Lagunennebel Messier 8 war ebenfalls ein Knüller. Überall
Staubfahnen, daneben der helle Sternhaufen. In der Sternwolke Messier 24 waren die beiden Tintenkleckse als seltsam
leere Regionen zu sehen. Gerade beim Schwenken des Teleskops fielen diese beiden tollen Dunkelwolken sehr gut auf. Das
schönste Objekt von allen war aber der Schwanennebel Messier 17. Bei 120x ein wunderschöner Anblick: der vordere Teil
wild zerklüftet mit Dunkelwolken, Getue und Gemache, oben die kleine Haube, die Staubwolken am unteren Rand und der Schweif,
der sehr weit zu verfolgen war. Muss man einfach gesehen haben!
Im Schwan wurde mit Feivel auf den Nordamerikanebel gezielt. Wow! Einfach nur wow!! So hell hatte ich diesen noch
nie gesehen! Der Golf hob sich überdeutlich von der Umgebung ab, über mehrere Gesichtsfelder war ein helles Glühen zu sehen.
Auch der Pelicannebel war sehr einfach zu sehen. Toll...
Im Wassermann habe ich mir den Kugelsternhaufen Messier 2 angeschaut. Während er mit 8" zwar schön aussieht, ist
er im 13"er der Wahnsinn. Eine dichte Kugel von feinen Sternchen. Ein Glitzern und ein Funkeln, dass man gar nicht weiß, wie
einem geschieht. Ein kleiner Schwenk und schon war Messier 15 drin. Uii... Bei 260x ebenfalls eine glitzernde Kugel,
aber ganz anders als M2. Irgendwie kann ich mich nicht entscheiden, welcher nun der schönere ist.
Wo ich schon mal hier war, musste der Pegasus I Galaxy Cluster herhalten, dessen Galaxien sich in 250 Mio.
Lichtjahren Entfernung befinden. Schon im Übersichtsoku waren die beiden zentralen Ellipsen als helle Fleckchen zu sehen,
bei 120x dann schälten sich zwei wunderschöne Galaxien heraus. Mit dem Ausdruck in der Hand bin ich durch den Haufen gedobst
und habe eine Galaxie nach der nächsten eingesammelt. Insgesamt waren es mehr als 10... Fun!!
Weiter ging es zu der Galaxiengruppe NGC 507. Hier findet man noch mehr Galaxien - 20 an der Zahl. Für mich eine
der schönsten Gruppen am Himmel.
Für mein neues Projekt musste ich in die Cassiopeia hoch. Entfernte Sternhaufen standen auf dem Plan. Neben ein paar
Berkeleys musste auch King 2 dran glauben, der 18.100 Lichtjahre von uns entfernt ist. Man erkennt hier einen schwachen
Nebel, aus dem mit 190x ein paar extrem schwache Sternchen herausblitzen. Doch genug von diesen schwachen Dingern: wie wäre
es mit NGC 7789? Bei 120x einfach unbeschreiblich. Über 200 Sterne drängen sich in einer runden Kugel, die nach außen
sanft in die Milchstrasse übergeht. Nun ein kleiner Schwenk zum Pacman-Nebel NGC 281. Hier war bei 60x eine helle,
dreieckige Wolke zu sehen, in die sich deutlich eine Dunkelwolke hinein gefressen hat. Bei 120x erkennt man viele Details,
zum Beispiel auch, dass die eine Kante der Dunkelwolke nicht regelmäßig ist. Der Triplestern iota cas zeigte sich bei
190x sehr schön in drei helle Komponenten getrennt, eta Cas zeigte sich mit einer gelben und einer orangeroten
Komponente.
Besonders viel Zeit habe ich dieses Mal in den Bubblenebel NGC 7635 investiert. Bestimmt 20min habe ich dieses
Objekt angeschaut. Konnte ich im 8" immer nur einen schwach leuchtenden Nebelschimmer erahnen, bietet sich mit 13" ein ganz
anderer Anblick. Die Nebelblase ist als Sichel mit einer scharf definierten Kante zu sehen, welche sich zu einem schwachen
Stern hinzieht. Daneben befindet sich ein heller Nebelknoten und darüber ist der samtschwarze Weltraum mit schwach glühenden
Gasmassen durchzogen.
Im Cepheus hatte ich noch eine Rechnung mit der Galaxie NGC 6946 offen. Mit einem Foto von ihr bewaffnet, wollte
ich endlich die Spiralarme dingfest machen. Tja, und so ausgerüstet, musste sie dann auch die Hosen herunterlassen. Insgesamt
vier Spiralarme konnte ich gut identifizieren, wobei einer nur sehr schwach war. Wenn man sich genug Zeit nimmt, schälen sich
die Arme immer besser heraus.
Ein Knaller des Abends war der Zirrusnebel. Bei 120x und UHC hab ich mir mal richtig viel Zeit genommen und bin
das Dings Gesichtsfeld für Gesichtsfeld abgefahren. Überall schälen sich Filamente heraus, Verwirbelungen und abgerissene
Nebelfetzen. Der Wahnsinn. Muss man gesehen haben, beschreiben bringt hier nix. Pickerings Triangular Whisp war
ebenfalls knallhell und in einzelne Fetzen aufgelöst. Auch zwischen den drei hellen Teilen waren hier und da kleine Fetzen
verstreut.
Messier 33 im Sternbild Dreieck war ebenfalls ein Knüller: bei 120x zeigten sich sehr deutlich die zwei hellsten
Spiralarme, bei genauerem Hinschauen tauchte auch der dritte recht deutlich auf, ein paar HII-Regionen, Verdickungen und
Sternwolken komplettierten das umwerfende Gesamtbild. Im Vergleich zum Anblick mit 8" ein Unterschied wie Tag und Nacht. Je
länger ich diese Galaxie anschaue, umso sprachloser werde ich...
Zum Abschluss (die Nacht war noch mit viel mehr Objekten gespickt) ein letztes Highlight: NGC 891, Galaxie. Der
Himmel war so klar, dass die Galaxie bei 120x dreidimensional vor dem samtschwarzen Raum zu schweben schien. Das Staubband
zog sich wie eingebrannt durch den zentralen Bulge, die Enden wurden mit indirektem Sehen immer länger und zeigten im Bereich
des Staubbandes zarte Strukturen. Eine wundervolle Edge-On und vielleicht eine der schönsten Galaxien am Himmel. So stand ich
da, mein schwarzes Tuch über dem Kopf, meine Lieblingslieder im Ohr und die Hände in den Taschen. Minutenlang hab ich den
Anblick genossen und die Schönheit dieses Objekts bewundert...
Um zwei Uhr war die Nacht für mich zuende. Ich stand noch eine Weile da und hab über den Tannen die glitzernden Sterne des Orion bewundert, der hell strahlende Mars, darüber die hell leuchtende Wintermilchstrasse. Um mich herum Stille, sogar die Luft hatte aufgehört, sich zu bewegen. Es war kein Lufthauch mehr zu spüren. Nur das Funkeln der Sterne über den dunklen Umrissen der Tannen vor einem schwarzen Himmel umgab mich. Diese Einsamkeit ist es, die ich so sehr liebe, wenn ich Sterne beobachten gehe...