14.10.2007 Das Fenster zum Universum




Ein perfekter Herbsttag neigte sich zu Ende und so beschloss ich nach einem Besuch bei meiner Schwester in Malsch noch in den Schwarzwald hochzufahren. Gegen Ende der Dämmerung war ich oben und hab schnell aufgebaut, weil ich noch ein paar Fotos von meinem Dobs machen wollte.

Womit wir dann auch schon gleich beim Thema wären: Arkturus war Ausgangspunkt für einen 10° Starhop in der Dämmerung. Ziel war der Komet C/2007 F1 Loneos. Es war wieder ein Kampf mit hellem Himmel und sehr wenig Zeit, da sich der Komet unermüdlich dem Horizont näherte. All die schönen Kometen dieses Jahr stellen eine große Herausforderung das Aufsuchen betreffend da. Sei es McNaught am Taghimmel oder jetzt Loneos. Nach 5 Minuten hatte ich ihn dann gefunden. Er zeigte sich als sehr heller, (mittlerweile hat er 5.8mag erreicht) diffuser Lichtfleck, der zur Mitte hin deutlich konzentriert war und eine starke Verdichtung aufwies. Bei 120x war er ein recht großer Brummer. Als der Himmel langsam dunkler wurde, zeigte sich, dass die Koma leicht elongiert war und mit der Zeit schälte sich ein schwacher und sehr dünner Schweif hervor, den ich fast über ein Drittel des Gesichtfeldes verfolgen konnte. Ein wirklich wunderschöner Anblick.

Nachdem nun also der Komet mit seinem wunderschönen Schweif gesichtet worden war, begab ich mich ins Sternbild Adler, da ich im Sommer doch sehr selten darin herumgestöbert hatte. Den Anfang machte der Kugelsternhaufen NGC 6760, den ich schon länger auf der Liste hatte. Bei 190x und noch besser bei 260x zeigte er sich in den Randbereichen gut aufgelöst, das Zentrum war aber immer noch diffus/körnig. Trotzdem ein sehr schöner Anblick.

Besonders schön war wie immer der weiße Schneeball NGC 6781 anzuschauen, der sich inmitten des Sternbildes befindet und relativ einfach zu finden ist. Bei 190x mit UHC zeigte er eine helle und große Scheibe, die in der Mitte und zu einem Ende hin auslaufend dunkler war. Sah ein wenig aus wie bei einer Mondfinsternis.

Weiter ging es mit dem Dunkelnebelkomplex "Dreiteilige Höhle" B142/43 bei Atair. Schon bei 60x fällt die Sternarmut auf, die bei 120x richtig erschreckend wirkt. Überall funkelt und glitzert es, doch auf einmal sieht man kaum noch Sterne. Es macht wirklich Spaß, in die Höhlen einzutauchen. Den Abschluss bildete der Wildentenhaufen Messier 11. Das Ding ist ja schon mit 8" sehr schön anzuschauen, mit 13" aber kann man sich kaum am Funkeln und Glitzern der weit über 100 Sterne satt sehen.

Zur Entspannung und Einstimmung auf die Nacht kamen ein paar der Standardobjekte an die Reihe. Messier 71 war bis ins Zentrum hinein aufgelöst und sah bei 260x mehr wie ein offener Haufen denn wie ein Kugelsternhaufen aus. Der Hantelnebel Messier 27 war mit UHC knallhell. Es waren sehr viele Strukturen darin zu erkennen wie z.B die überstehenden Enden an den Ohren. Ohne Filter waren um die 7 Sterne im Nebel zu erkennen, der Zentralstern war direkt dauerhaft zu halten. Im Schwan waren wie immer der Zirrusnebel mit all seinen Fetzen und Pickerings Triangular Whisp oder auch der Crescent-Nebel NGC 6888 sehr schöne Objekte. Natürlich durften auch der Blinking Planetary NGC 6826 und der wunderschöne offene Haufen NGC 6819 nicht fehlen. In der Leier habe ich auf den Ringnebel gehalten, um vielleicht noch einmal den Zentralstern zu sehen. Aber keine Chance. Sterne bis 15.7mag und die kleine Galaxie IC 1296 konnte ich ohne Probleme erkennen, doch vom Zentralstern keine Spur. Da frag ich mich dann immer, wie manche dieses Ding mit 8" sehen wollen, wenn ich schon mit 13" bis auf das eine Mal in dieser außergewöhnlichen Nacht nie Glück hatte.

Weiter ging es im Cepheus, wo ich zum ersten Mal den planetarischen Nebel NGC 40 so richtig lange angeschaut hab. Mann, das ist ein Objekt, ich kanns euch sagen. Schon bei 60x ist das Ding sehr hell, aber noch viel heller ist der Zentralstern. Bei 260x mit UHC kann man einen dunklen Innenbereich und hellere Ränder ausmachen, die wie Polkappen auf Mars aussehen. Das Innere selbst ist ebenfalls gemottelt.

Wunderschön kann ich euch sagen. Da ich schon in der Ecke war, wollte ich einen Blick auf PK 116+8.1 werfen, seines Zeichens ebenfalls ein planetarischer Nebel. Bei 120x mit UHC war eine blasse Scheibe ohne Struktur oder Zentralstern zu sehen. Dennoch ganz interessant. Und weil ich mich hier so wohl gefühlt habe, wollte ich mal noch schauen, wie der offene Haufen NGC 7762 so aussieht. Hier waren ungefähr 30 Sterne mit Helligkeiten ab 12mag abwärts zu sehen, die sich in einem 2:1 Oval um einen helleren Stern gruppierten. Nix umwerfendes, aber man muss es halt mal gesehen haben. Viel interessanter war da NGC 188, ein sehr alter offener Haufen, bei dem ich mit 8" immer nur einen körnigen Nebel mit ein paar Sternchen darin erkannt habe. Mit 33cm Öffnung mausert er sich nun zu einem schönen Cluster, in welchem ich um die 60 Sterne vor einem immer noch körnigen Hintergrund gezählt habe. Sieht wirklich sehr schön, die beste Vergrößerung ist hier 120x.

Wo ich sowieso schon mal am nördlichen Himmelspol war, wollte ich erneut versuchen, den Kometen 8P Tuttle dingfest zu machen, der eigentlich schon 14mag haben sollte - somit also hell genug für 33cm. Aber er ist immer noch viel schwächer, gesehen habe ich ihn nicht. Dafür ist mir ein anderes kleines Fleckchen aufgefallen, bei dem ich zuerst dachte, dass es der Komet sein könnte. Im Nachhinein stellte sich das längliche Fleckchen allerdings als PGC 37848 heraus, eine kleine 15mag Galaxie in 270 Millionen Lichtjahren Entfernung.

Weil der Perseus schon so schön am Himmel stand, wollte ich auch ihm einen Besuch abstatten. Bei NGC 1245 ging die Reise los. Das ist ein wunderschöner OC für Teleskope ab 25cm Öffnung. Mit 8" sind zwar auch schon einige Sterne in einem körnigen Hintergrund zu sehen, aber mit 13" löst man den Sternhaufen dann komplett in ca. 80 Sterne auf. Ein 8mag Stern bildet einen tollen Kontrast zu den schwächeren Haufensternen. Weiter in der Ecke gibt es einen weiteren OC, der die Nummer NGC 1193 trägt. Hier war bei 190x ein wunderbarer "Glitzer-Sternstaub-Haufen" zu sehen. viele schwache Sterne vor einem körnigen Hintergrund. Auf dem Weg zu Messier 34 hab ich noch ein paar Galaxiechen eingesammelt, die da wären: NGC 1171, 1168, 1175, 1196 und IC 284. Alle waren mit indirektem Sehen sehr gut zu erkennen und sahen aus wie kleine, diffuse Wattebäusche. Nachdem ich ein wenig durch Mel 20 oder auch Perseus OB Assoziation genannt gedobst und mir die Unmengen an vielen hellen Sternen angeschaut hatte, bin ich aus der Sternenstadt hinaus aufs Land zu dem kleinen Haufen NGC 1348 gedobst. Hier findet man 50 Sterne, die sich in einem ovalen Gebiet befinden. Ein paar hellere Sterne gibt es hier ebenfalls zu sehen. Ein besonderes Glanzstück ist NGC 1444. Hier gruppieren sich kleine Sternchen um einen hellen. Diese haben Helligkeiten von 12mag und darunter, insgesamt sind es um die 25 Sterne. Feine Sache! Ebenfalls ein wunderbares Objekt ist NGC 1528 Überall glitzert und funkelt es!! Die 80 bis 90 Sterne bilden schöne Sternketten und Verdichtungen, dazwischen sind immer mal wieder hellere Sterne eingestreut. Nach diesem Objekt wusste ich NGC 1545 gar nicht mehr richtig zu schätzen, obwohl sich auch hier um die 40 Sterne befinden. Diese verteilen sich allerdings recht lose in der Gegend. Sehr überrascht war ich von NGC 1513, der wohl aber eher was für größere Teleskope ist. Das Ding sieht aus wie eine Bohne bzw. eine Niere, in welcher sich 60 bis 70 schwache Sterne befinden, die miteinander um die Wette glitzern. Nach so vielen Sternhaufen musste als nächstes ein Nebel her. Da kam mir der Ohrnebel NGC 1491 gerade recht. Bei 190x mit UHC erschien er sehr hell und voller Strukturen wie dunklen Bereichen und schwachen Ausläufern. Als letztes Objekt musste NGC 1496, ein schwacher OC herhalten. Hier sieht man 20 Sterne, die recht lose verstreut sind.

Nun war ich an der Grenze zur Giraffe angelangt. Ich hab ehrlich gesagt nicht die leiseste Ahnung, wie das Sternbild aussieht und könnte es auch niemandem am Himmel zeigen, aber mit Sternkarte und Starhopping ist das auch nicht nötig. Auf dem Weg ins Niemandsland kam ich zuerst bei Tombaugh 5 vorbei, ein wunderschöner OC, den so gut wie niemand kennt. Ich hoffe, dass sich das hiermit ändert. Bei 120x waren an die 80 Sterne zu sehen, die in Richtung Zentrum immer dichter beieinander standen. Es sind fast alle Helligkeiten vertreten, von hell bis schwach. Wirklich wunderschön!

Nachdem ich eine Weile den Funkeln der Sterne genossen hatte, dobste ich fröhlich weiter zu dem planetarischen Nebel NGC 1501. Wow! Ich war richtig überrascht, was mich hier für ein tolles Ding erwartete. Sehr hell und bei 190x war mit UHC eine deutliche Ringform zu erkennen. Sah aus, wie eine Miniaturausgabe des Ringnebels, allerdings mit dem Unterschied, dass der Zentralstern hier die ganze Zeit über mit indirektem Halten zu erkennen ist. Einfach cool!

Nicht weniger phänomenal ist der offene Sternhaufen NGC 1502, der bei 120x wunderschön anzusehen ist. 20 Sterne gruppieren sich um einen hellen Doppelstern aus zwei goldgelben Sonnen. Richtig genial! Nach einem 6° Starhop war ich dann bei IC 342 angekommen, die nicht nur im IC Katalog, sondern auch im Matthias Pfersdorff Katalog der hässlichsten Galaxien eingetragen ist. Gut, visuell macht sie auch mit 33cm Öffnung so gut wie nichts her: ein blasser Schimmer, davor ein paar schwache Sterne. Nix, was man nicht verpassen könnte!

In Cassiopeia hab ich mir den planetarischen Nebel IC 289 angeschaut: eine mittelhelle Scheibe ohne Besonderheiten. Dann ging es zu ein paar Abell-Planetaries. Den Anfang machte Abell 4, der bei 120x und UHC als schwache Scheibe zu sehen war, dies jedoch recht einfach. Dann ging es weiter zu Abell 80 im Cepheus. Dieser war schon ohne Filter als schwache Scheibe auszumachen, mit UHC zeigte sie sich dann recht hell. Schwieriger war hingegen Abell 81 in Cassiopeia, welche bei 120x und UHC mit indirektem Sehen gut zu halten war. Zudem waren sanfte Strukturen in der Nebelhülle zu erkennen.

Zum Abschluss war Abell 12 an der Reihe, welcher sich direkt bei my Ori befindet. Hier konnte ich mit UHC bewaffnet einen schwachen Lichtfleck sehen, der in der Mitte leicht dunkler erschien. Das Leuchten von my Ori stört die Beobachtung allerdings sehr.

Nach diesen Objekten mussten wieder hellere Dinge her: NGC 891, meine Lieblingsgalaxie durchschnitt wieder das Gesichtsfeld, in der Mitte prangte ein dunkles Staubband. Ein Anblick, der mit Worten kaum zu beschreiben ist, genauso wenig wie Glitzern und Funkeln der Sterne im Doppelsternhaufen NGC 869/884, wo man zwischen den ganzen bläulich leuchtenden Sternen immer wieder rote Riesensterne findet.