Heute geschah ein Wunder: der Himmel war blau und keine Wolke trübte den Sonnenschein. Klar, dass ich da unbedingt in den
Schwarzwald musste - hatte ich mir den gestrigen Beobachtungsabend doch schon am Donnerstag ausgeguckt, und jeden Tag gehofft,
dass die Vorhersage sich nicht mehr ändern würde. So kam es dann auch und die Ungeduld hatte ein Ende: gegen 18 Uhr war ich
oben angekommen und konnte in aller Ruhe aufbauen, bis die Dämmerung über mich hereinbrach.
Als erstes wollte ich schauen, wie denn Komet Holmes aussah, doch dazu später mehr. Weil der Mond so schön hoch am
Himmel stand und ich mit dem 33cm Dobson noch nie so richtig über die Kraterlandschaft spaziert bin, wollte ich dieses heute
nachholen. Schnell das 6mm Planetary rein und dann mit 250x über die Oberfläche gedobst. Wow, was für eine Auflösung. Und das
alles mit Nachführung: kein Schubsen, sondern Genuss pur! In Erathostenes konnte ich sogar Strukturen in der Kraterwand
erkennen wie z.B Terassen und Felsvorsprünge. Auch der Rest zeigte tolle Dinge! Doch mit der Zeit wurde die Luft immer
unruhiger, so dass ich bald auf 190x runter musste. Aber auch das zeigte nicht mehr viel Wirkung - 120x war nun das Maß der
Dinge.
Kommen wir nun zu der Sache mit der Ausnahmenacht: es gab bisher nur sehr, sehr wenige Nächte, in denen man überhaupt nix
beobachten konnte. Mond gab aufgrund des grausamen Seeings überhaupt nichts mehr her. Doppelsterne konnte man ebenfalls
vergessen. Schwache Nebel und Sternhaufen gingen aufgrund des Mondes nicht, an Galaxien wollte ich ebenfalls nicht denken.
Und so stand ich ein wenig orientierungslos in der Gegend herum und überlegte fieberhaft, was ich denn dann anschauen solllte.
Da fiel mein Blick auf den dicken Ordner und ich suchte mir was Besonderes aus:
Die Nova Per. Sie erreichte eine Maximalhelligkeit von 0.2mag, allerdings nicht jetzt, sondern 1901, also vor
106 Jahren! Nach einer kurzen Suche war die Position gefunden und ich konnte ein schwaches Sternchen mit einer Helligkeit
von 13mag erkennen. Einfach klasse, wenn man sich vorstellt, dass dieses Sternchen vor über 100 Jahren einer der hellsten
am Himmel war. Anschließend ging es mit einer besonderen Klasse von Sternen weiter:
Karbonsterne!!
Ach, da waren ein paar richtig schöne darunter, die mit ihrer wunderbar orangeroten Farbe super daherkamen. Immerhin
etwas, was bei dem Wetter ging. Mit der Zeit wurde das Seeing langsam wieder besser und ich wagte mich an mein neues Projekt:
Die Doppelsternliste der "Astronomical League". Hierin sind 100 Doppelsterne verzeichnet, die man beobachten kann. Gestern
habe ich davon die ersten erlegt. Manche davon sind nicht ganz so einfach, wie z.B "alpha Pisc", dessen Komponenten
nur 1.7" auseinander stehen. Mit Graufilter zur Helligkeitsdämpfung waren beide dann in ruhigen Momenten aber sehr gut zu
trennen. Coole Sache! Immer mehr Doppel- und Karbonsterne wanderten durch mein Gesichtsfeld, darunter welche mit richtig
schönen Farbkontrasten: gelb-blau, blau-rot, gelb-rot, weiß-weiß usw. Und so verging die Zeit eigentlich recht schnell, der
Mond wanderte in Richtung Horizont und es wurde immer dunkler. Als er dann ganz weg war, wurde es eine tolle Nacht mit einem
glitzernden Sternenhimmel über mir.
Hatte ich P/Holmes schon zuvor angeschaut, musste er nun noch einmal dran glauben. Was soll ich sagen: der Hammer!
Mit 13" passt er grad noch in mein Gesichtsfeld, die Koma liegt bei 35'. Das ganze sieht aus wie ein riesiger Atompilz.
Besonders genial fand ich, dass der 2mag helle Mirfak mit im Gesichtsfeld stand. Mit 33cm sind 2mag schon verdammt hell und
die gelbliche Farbe tut ihr übriges dazu, daneben der Atompilz, der bis zu Mirfark reicht. Schon allein deswegen hat sich die
Fahrt in den Schwarzwald gelohnt.
Nun wollte unseren Weihnachtskometen aufsuchen: 8P/Tuttle. Hierzu hatte ich mir extra Karten ausgedruckt und
machte mich nun auf die Suche nach diesem Dings. Eigentlich hatte ich mir bei einer Helligkeit von 10.8mag was Einfaches
vorgestellt, aber das Teil ist im Leben nicht 10.8mag hell, zumindest erscheint es nicht so. Selbst mit 33cm musste ich ihm
mit 120x auf die Pelle rücken, dann erschien der Komet in etwa so hell wie ne 12.5mag Galaxie. Heller auf keinen Fall.
Jedenfalls ist das keine einfache Sache und ich bezweifle irgendwie, dass der Komet groß rauskommt, lasse mich da aber gerne
überraschen und eines Besseren belehren.
Nach den Kometen waren Deep Sky Objekte an der Reihe. Da ich doch sehr auf Entzug war, habe ich mir einen bunten Mix aus
Sternhaufen und Gasnebeln angeschaut, darunter auch ein paar Unbekanntere. Besonders toll fand ich die kosmische 37,
welche einfach nur genial aussieht. Im leeren Weltraum steht mutterseelenallein die Zahl 37. Wir haben gescherzt, dass hier
vielleicht Außerirdische eine neue Art der Werbung für sich entdeckt haben. Wer weiß...
Besonders schön waren die Auriga- Sternhaufen anzuschauen, der coolste ist wohl Messier 37. Hier erkennt man bei
60x einen dichten Ball aus lichtschwachen Sternen, aus denen ein heller in der Mitte ganz besonders hervorsticht. Bei 120x
erwartet einen ein Geprassel an Sternen, das wohl nur noch durch NGC 7789 zu toppen ist, aber auch Messier 52 kommt dem sehr
nahe. Ein etwas unbekannteres Objekt ist NGC 2281, der mehr am Rand des Fuhrmanns zu finden ist. Der Sternhaufen ist
recht hell und mäßig konzentriert. Ein lohnendes Objekt auch für kleine Teleskope. Der Flaming Star Nebel IC 405 war
leider nur als Andeutung zu erkennen, mehr war gestern nicht rauszuholen. Dafür beeindruckte IC 410, ein Gasnebel, welcher
den Sternhaufen NGC 1893 einbettet. Nach den hellen Dingen hab ich mich dann ein paar Glitzersternstaub-Haufen
gewidmet, die ich ganz besonders schön finde. Als hätte jemand feinen Diamantstaub auf ein schwarzes Samttuch geleert. Danach
waren die "Zwillinge" an der Reihe: hier warf ich einen Blick auf den Eskimonebel , welcher bei 190x nicht nur einen hellen
Zentralstern, sondern auch die Kapuze um das Gesicht des Eskimos zeigte.
Gegen 01 Uhr zogen immer mehr Zirren über den Himmel (erfreulicherweise eine Stunde zu spät), so dass ich langsam
einpackte. Zuvor warf ich noch einen ersten Blick auf den Orionnebel, welcher sich mit 33cm genial strukturiert zeigt,
die Pons Magnus zog sich hell über die dicke Dunkelwolke und die Trapezregion (hier waren auch die Komponenten G und F
sichtbar - also insgesamt 6 Sterne) war mit feinsten Dunkelstrukturen überzogen.
Ach so, noch etwas, was mir aufgefallen ist: NGC 2261, Hubbles Veränderlicher Nebel scheint im Gegensatz zum
letzten Jahr deutlich schwächer geworden zu sein. Machte irgendwie den Eindruck, den ich bisher im 8 Zoll gewohnt war.
Vielleicht lags aber auch am Himmel...
Jedenfalls war die Nacht damit für mich zuende und ich war froh, die letzte klare Nacht vor der Vollmondphase erwischt zu haben. Auch wenn der Beginn nicht so toll war, gegen Ende konnte ich noch viele tolle Objekte beobachten, die Highlights waren die Erstsichtung von 8P/Tuttle, der riesige Atompilz Holmes und die kosmische 37.