Heute Nacht war ich wieder draußen. Es war richtig genial, die Luft extrem trocken und die Temp. lag bei angenehmen -6°C,
zwischendurch auch mal bei -7°, aber irgendwie kam mir das ziemlich warm vor. Gefroren hab ich jedenfalls nicht. Nun denn,
gegen 01.30 Uhr war ich oben und weil der Mond erst gegen 03.30 Uhr tief genug stehen würde, wollte ich ein paar schöne
Sternhaufen anschauen, was ich dann auch gemacht habe.
Besonders schön fand ich aber NGC 2266, der bei 60x wie glitzernder Sternenstaub aussieht und bei 130x dann sehr
schön aufgelöst ist. Ebenfalls sehr schön ist NGC 2194 im Orion, der in direkter Nachbarschaft zur kosmischen "37" zu finden
ist. Jo, soviel mal zu Sternhaufen. Einen tollen planetarischen Nebel möchte ich euch an dieser Stelle noch empfehlen: es
handelt sich um die Erdnuss (NGC 2371/72) . Bei 130x mit UHC sehr hell, zwei Doppelhälften in Kontakt, beide zur
Mitte hin heller werdend, die eine allerdings deutlich heller als die andere und mit einem stellaren Kern versehen.
Mittlerweile war dann auch der Mond untergegangen und der Sternenhimmel präsentierte sich außergewöhnlich klar. Es war
mit in der besten Nächte des Jahres - gnadenlos transparent bis unten hin. Bevor ich mit dem heutigen Hauptziel, ein paar
Quasaren und den schönsten Galaxien widmete, musste ich im Großen Hund noch ein paar Dinge anschauen. NGC 2362 ist
ein wunderbarer Sternhaufen aus 35 schwachen Sternchen, die sich um einen sehr hellen 4mag Stern gruppieren. Nur noch
genial!
Weiter oben findet man NGC 2360, ein großer Ball aus bestimmt 70 schwachen Sternen, welcher direkt neben einem
hellen 5mag Stern liegt. Ein kurzer Schwenk und schon war Basel 11B im Gesichtsfeld, ungefähr 20 locker gestreute Sterne.
Aber auch das war nicht mein Ziel, denn ich wollte weiter zu NGC 2359, dem "Quietsche-Entchen Nebel". Bei 60x war
ohne Filter nur eine blasse Aufhellung zu sehen, doch dann: UHC und 130x. Das haut einen von den Socken. Der Nebel stand
wie eingebrannt im Okular, das Innere mit Strukturen angefüllt, die Ränder heller als der Rest. Konnte mich kaum daran satt
sehen.
Dann ging es weiter zu Messier 47 und Messier 48, beides zwei Sternhaufen, die zu den schönsten ihrer Art gehören.
M47 glitzert, dass man gar nicht weiß, wie einem geschieht, M48 ist ein sehr großer Ball aus mehr als hundert feinen
Sternchen. Schon ohne Filter zeigte sich der in diesen Sternhaufen eingebettete planetarische Nebel NGC 2438 als
heller Fleck, bei 130x mit UHC zeigte er einen wunderschönen, hellen Ring mit einem schwachen Zentralstern in der Mitte. Was
für ein Objekt!
Nach diesen wunderbaren Anblicken ging es ans Arbeiten: drei Quasare standen auf meiner Liste, alle zwischen 10 Mrd. und
11 Mrd. Lichtjahren von uns entfernt, also schon fast am Rand des beobachtbaren Universums. Den Anfang machte TON618
an der Grenze CVn - Com. Hier musste ich ein wenig kämpfen, bis ich den schwachen Lichtfunken sicher halten konnte. Weiter
ging es zu LB19 in Coma Berenices, der schon bei 190x mit indirektem Sehen sehr einfach war. Den Abschluss bildete
TON1530, welcher ebenfalls in Coma zu finden ist. Auch diesen konnte ich bei 190x eindeutig identifizieren, ein heller
7mag Stern stört eigentlich kaum. APM20879 entzog sich wieder einmal meinen Blicken, weil das Seeing einfach nicht gut genug
war. Schade....
Dann war es soweit: die Jagd auf die schönsten Galaxien des nördlichen Himmels war eröffnet. Den Anfang machte das
Leo Triplett. Bei 60x passten alle drei grad noch so zusammen ins Gesichtsfeld. Zuerst schaute ich mir NGC 3628
genauer an. Was für ein Teil! Bei 130x zog sich ein dunkles Staubband durch den Galaxienkörper, die Enden der GX fächerten
sich wie auf Fotos zu sehen auf. Wunderschön! Weiter ging es zu Messier 65, die sehr hell und leicht länglich erschien.
Nach kurzer Zeit schälte sich auch hier ein schwaches Staubband hervor, welches die GX an einer Seite begrenzte. Weiter zu
Messier 66: hier ging mein Herz auf: der GX- Körper von einem Balken durchzogen, ein heller Spiralarm zog sich nach
außen, auf der anderen Seite war ebenfalls ein Arm zu erkennen. Der Körper ansonsten gemottelt. Ein Anblick, der einem den
Atem raubt. In den nächsten Minuten bin ich von einer GX zur anderen gedobst und versuchte mich zu entscheiden, welche denn
nun die schönste war. Zwecklos: alle drei sind wahre Smaragde des Himmels.
Dann ging es zu Hickson 44, eine Gruppe von vier Galaxien. Bei 190x waren alle vier sehr gut zu erkennen, NGC 3187
ein wenig schwach auf der Brust. Doch was war das: die eine Seite von NGC 3190 war scharf begrenzt - wieder ein
Staubband! Genial!!! Nun wollte ich es wissen: Leo A, eine Zwerggalaxie war an der Reihe: bei 130x als schwacher Schimmer
nördlich von Regulus war zu sehen. Schnell weiter zu Messier 95 und 96. Beide sehr hell, der Körper von Messier
95 gemottelt - zwei dunkle Flecken auf jeder Seite, von einem Ring aus Spiralarmen umschlossen. Die GX Gruppe um
M105 dermaßen knallhell, dass ich Angst um meine Dunkeladaption hatte.
Nun ging es in den Großen Wagen: den Anfang machte Messier 108, sehr hell und von vielen dunklen Flecken überzogen -
Staubwolken, wohin man auch blickte. Oben drüber der "Eulennebel M97", bei dem mit UHC sehr deutlich die beiden Augen
zu erkennen waren. Wunderbar... Nun ein Schwenk zu M81/82. Messier 82 erschien knallhell, mit Dunkelwolken
durchzogen. Im Inneren blitzten schwache Sternchen auf: Supercluster! Ohne Worte. Doch dann war Messier 81 an der
Reihe! Bei diesem Himmel die wohl schönste Galaxie des nördlichen Himmels. Sie präsentierte sich riesengroß, viel größer
als sonst. Um den hellen Kern schlangen sich zwei schmale Spiralarme und das mit einer Anmut, welche einem den Atem raubt.
Ich blickte fassunglos ins Okular, von der Schönheit dieser Galaxie erschlagen... Wie wunderschön doch das Universum ist...
So, nun der zweite Teil dieser Nacht, welche nach den bisher beschriebenen Objekten noch lange nicht zu Ende war,
schließlich gibt es sehr viele tolle Galaxien, die alle von mir erforscht werden müssen.
Ich war also gerade bei Messier 81 und den zarten Spiralarmen, welche sich anmutig um den Kern wanden. Weiter ging es zu
Messier 109, die sich unterhalb eines Kastensterns befindet. Hier konnte ich bei 130x einen gemottelten Halo erkennen,
die Struktur war irgendwie nicht zu fassen. Ganz anders dann Messier 101! Bei 60x ein sehr heller Nebelfleck... Dann
der Wechsel zu 130x. Peng! Da stand sie - eine wunderschöne Galaxie mit mehreren Spiralarmen, in welcher ich auf Anhieb
mehrere Verdickungen erkennen konnte. Ich zog mir mein schwarzes Tuch über den Kopf und verfolgte die Spiralarme auf der
Suche nach weiteren Details. Je länger ich die Galaxie anschaute, umso mehr Verdickungen traten hervor. Ein Stück abseits
stand eine hellere Begleitgalaxie. Nach diesem tollen Anblick musste noch mal so ein Knaller her: also weiter zur
Feuerradgalaxie Messier 51. Ja, wenn ich den Anblick irgendwie so richtig in Worte fassen könnte, würde ich es tun,
aber mir scheint, dass ich dem nicht gerecht werden kann. Bei 130x zeigte sich eine wunderschöne Galaxie mit zwei hellen
Spiralarmen, die sich im Gegenuhrzeigersinn um den hellen Kern wanden. Ein Spiralarm war deutlich heller als der andere -
darin leichte Helligkeitsvariationen. Ein schwacher Stern befand sich direkt neben dem schwächeren Arm, insgesamt waren
drei Sterne zu sehen, welche sich in der Galaxie befanden. Auch die Begleitgalaxie NGC 5195 zeigte Strukturen - nicht nur
eine unregelmäßige Form, sondern auch so etwas wie eine dunkle Einbuchtung in Form von Staub. Phänomenal! Die nächste Galaxie
konnte diesen Anblick nicht toppen, da es sich um NGC 4013 handelte, eine sehr schmale Edge-On mit einem extrem hellen,
stellaren Kern, es könnte sich allerdings auch um einen Vordergrundstern handeln.
Nun war Zeit für eine meiner absolute Lieblingsgalaxien gekommen: die Sonnenblumengalaxie Messier 63. Hier konnte
ich bei 60x einen sehr hellen, nebligen Fleck erkennen, mehr war bei dieser schwachen Vergrößerung nicht drin. Doch bei 190x
zeigten sich viele der Verdickungen, die von Fotos her bekannt sind. Dazwischen immer wieder an verschiedenen Stellen
auftauchend dunkle Flecken. Der komplette Halo der Galaxie war gemottelt. Einfach toll!
Nach einem kurzen Besuch bei "Cor Caroli", einem tollen Doppelstern ging es weiter zu den interagierenden Galaxien
NGC 4485/90. Diese zeigten bei 130x schon einiges an Details. Die größere der beiden war zur kleineren hingebogen und
sah wie eine Träne aus. Der Halo war gemottelt und manchmal schien es mir, als würde ich dunkle Flecken an einer Seite
erkennen. Die kleinere dagegen war ein heller, elliptischer Fleck. Bevor ich mich ins Galaxienparadies aufmachte, musste
ich noch einen Blick auf NGC 2403 werfen, welche bei 130x zwei sehr schöne Spiralarme zeigte, die sich nur aufgrund
zweier dunkler Flecken neben dem Kern vom Halo abhoben. Die beiden Vordergrundsterne und eine leicht diffuse HII-Region
boten einen tollen Kontrast.
Ja, dann hatte ich erstmal ein bisschen genug von Galaxien und ich schaute mir die beiden zur Zeit sichtbaren Planeten
Saturn und Mars an. Auf Mars konnte ich neben der großen Syrte noch andere Dunkelstrukturen ausmachen, am Pol war die
weißliche Polhaube zu erkennen. Sehr interessant fand ich, dass die Polhaube vor zwei Monaten noch richtig bläulich leuchtete
und nun weißlich erscheint. Vielleicht liegt das daran, dass sie so langsam dünner wird und die darunter liegende Polkappe
durchscheint. Als ich einen Blaufilter einschraubte, konnte ich am Abendterminator leichten Dunst erkennen, am
Morgenterminator war eine kleine, weißliche Wolke zu sehen. Schon faszinierend, das Wettergeschehen auf Mars mit eigenen Augen
aus knapp 100 Millionen Kilometern zu verfolgen. Da Saturn nun hoch am Himmel stand, war er gleich als nächstes an der Reihe.
Die Ringöffnung ist nun doch schon sehr schmal, weshalb er im Vergleich zum letzten Jahr einiges an Attraktivität eingebüßt
hat. Doch nichtsdestotrotz war bei 250x ein toller Anblick zu genießen. Auf der Planetenkugel konnte ich zwei Bänder
ausmachen, das Polargebiet war deutlich dunkler. Unter dem Ring konnte ich den Ringschatten erkennen, der tiefschwarz auf
die Planetenoberfläche projiziert wurde. Die Cassinische Teilung war nur noch in den Ansen zu sehen, dort aber recht deutlich.
Tja, der Neigungswinkel ist nun einfach zu klein... Mehrere Monde waren als schwache Sternchen um die Planetenkugel zu
erkennen, Titan erschien im Vergleich mit einem benachbarten Stern deutlich gelblich!
Da ich den Galaxien so ein bisschen abgeschworen hatte, wollte ich mir nun zwei helle Kugelsternhaufen anschauen. Den
Anfang machte Messier 3, der hoch genug stand. Bei 250x erwartete mich eine glitzernde Kugel aus Myriaden winziger
Sternchen. Kugelsternhaufen mit 13" machen einfach Laune. Weiter ging es zu Messier 53, welcher sich bekanntlich im
Sternbild Coma Berenices befindet. Auch bei diesem 50.000 Lichtjahre entfernten Dings war bei 250x eine glitzernde Kugel zu
sehen. Natürlich waren die Sternchen um einiges schwächer als bei Messier 3, doch das tat der Sache keinen Abbruch, konnte
er doch trotzdem bis ins Zentrum aufgelöst werden.
Tja, und so war ich da angekommen, wo ich hinwollte - wenn auch auf Umwegen. Als erstes musste Messier 64 dran
glauben: die Galaxie mit dem teuflischen Auge. Schon bei 60x war ein dunkler Fleck im hellen Halo zu sehen, bei 130x zeigte
sich eine ziemlich dunkle Staubwolke, welche sich fast halb um den Kern wand. Irgendwie erinnerte mich der Anblick an "Herr
der Ringe"... Weiter ging es mit NGC 4565, die wohl schönste Edge-On am ganzen Himmel. Bei 60x war ein langer
Kreidestrich zu sehen, bei 130x zog sie sich immens langgezogen durch das halbe Gesichtsfeld. In der Mitte war
rasiermesserscharf das dunkle Staubband zu sehen, der Bulge enthielt einen stellaren Kern. Der pure Wahnsinn...
Dann zu Messier 100, welche mich schon als Kind fasziniert hat. Bei 130x sehr hell, kamen nach einiger Zeit dunkle
Strukturen im Halo heraus, im weiteren Verlauf konnte ich dann auch die Spiralarme ausmachen - wenn auch nur sehr schwach.
Im Norden wollte ich dann zwei weitere, helle Galaxien aufsuchen: NGC 4631 und NGC 4656. Die "Walfisch-Galaxie"
erschien schon bei 60x als wunderschöne Edge-On mit einem unförmigen Halo, der in der Mitte breiter war. Oben auf war
eine kleine Gx zu sehen, welche die Fontäne des Wals darstellt. Als ich auf 130x wechselte, zeigte sich die ganze Schönheit
der Galaxie. Der Körper war über und über mit dunklen und hellen Flecken übersäht. Wie ein Flickenteppich. Dann bei gleicher
Vergrößerung der Schwenk zu NGC 4656: Wow, ein Fischerhaken! Das eine Ende gebogen, in der Mitte dünner und auch hier ein
heller Streifen im Halo. Was für ein Galaxienpärchen!
Als ich so zum Himmel aufschaute, bemerkte ich, dass das Sternbild Rabe im Süden stand. Waren da nicht die
Antennengalaxien? Doch, also schnell Karte raus und kurzerhand zu NGC 4038/39 gedobst. Bei 130x ein helles Pärchen
aus zwei sehr unterschiedlichen Galaxien. Die eine eher länglich, die andere mehr zusammengerollt wie eine Schneckennudel mit
einem dunkleren Inneren. Da sitzt man unter einem grandiosen Sternenhimmel und schaut zu, wie zwei Galaxien miteinander
kollidieren. Wenn das mal nix ist! Aber halt: da war doch noch die Sombrerogalaxie M104. Nach kurzer Suche hatte
ich sie bei 130x im Okular. Ach du meine Güte! Das dunkle Staubband noch schärfer als vorhin bei 4565 - schwarz wie der
Weltraum durchschnitt es den Galaxienkörper in zwei ungleiche Hälften. Im Süden ein schwaches, aber gut wahrnehmbares
Leuchten, im Norden der sehr helle Halo mit einem nahezu stellaren Kern. Außen rum hellere Sterne, welche einen tollen
Kontrast boten.
Damit wollte ich es dann gut sein lassen, denn im Osten war schon vor langer Zeit ein Flakscheinwerfer aufgegangen:
die Venus. Diese strahlte knallhell vor einem dunklen blau-schwarzen Himmel. Nachdem ich den Anblick erst mit einem
Graufilter genossen hatte, schraubte ich einen Dunkelblau-Filter ins Okular und nach einiger Zeit konnte ich sehr schwache
Strukturen in der oberen Wolkenhülle erkennen. Der Kontrast war sehr gering, aber dennoch wahrnehmbar.
Mittlerweile war es dann kurz vor 06 Uhr, so dass ich noch ein wenig den dunklen Himmel auf mich wirken ließ.
Ich hatte viel gesehen, weil ich zum ersten Mal die Galaxien des Frühlingshimmels in all ihrer Pracht bewundern konnte. Es
waren nur drei Stunden mit absoluter Dunkelheit, aber diese drei Stunden haben sich mehr als gelohnt.