07.01.2008 Die erste Nacht im neuen Jahr




Gerade mal eine Woche ist das neue Jahr alt und schon kann ich die erste Nacht auf meinem Konto verbuchen. Die Bedingungen waren recht gut, wenn auch der Wind so stark war, dass ich manchmal Angst hatte, er würde die Bäume umreißen, die sich unter dem Winddruck teilweise ziemlich durchgebogen haben. Dafür war es mit +5°C angenehm warm. Da am Anfang immer mal wieder ein paar Wolkenfelder durchzogen, bin ich von einer Stelle des Himmels zur nächsten gehuscht. Machte aber nix, da der Spiegel eh noch ein bisschen auskühlen musste. Dann wurde es klar und die letzten Wolkenreste verzogen sich für die nächsten 4-5 Stunden.

Den Anfang machte Komet Tuttle, der mittlerweile 5.5mag hell ist. Klar, dass man sich einen solchen Kometen nicht entgehen lassen sollte, zumal er nur noch für ein paar Tage am Himmel zu sehen ist. Schon der erste Blick bei 60x zeigte eine sehr helle, diffuse Wolke, die nach innen hin schnell heller wurde. Dann schraubte ich meinen "Kometenfilter" ins Okular, einen UHC-S. Wow!!! Der Komet wurde nun doppelt so groß und auch deutlich heller. Bei 130x füllte er die Hälfte des Gesichtsfeldes aus, bei indirektem Sehen konnte ich einen ganz schwachen, dünnen Schweif wahrnehmen, der aber erst nach ein paar Minuten der Beobachtung herauskam. Als ich den Filter wieder raus genommen hab, konnte ich in der Koma ein geisterhaftes, grünes Leuchten wahrnehmen. Da ich noch nie Farbe bei einem Kometen gesehen hab, hat mich das doch sehr beeindruckt. Im Laufe der Nacht bin ich noch öfter zu P/Tuttle zurück. Doch es stand auch noch ein anderer, heller Komet am Himmel, der da P/Holmes hieß. Nun ja, sagen wir es mal so: mit dem bloßen Auge immer noch sehr einfach zu sehen, im Teleskop dann die Enttäuschung. Das Ding ist mittlerweile einfach zu groß geworden. Die äußere Koma ist nur zu erahnen, dafür sieht man den helleren, länglichen, inneren Teil recht deutlich. Sieht irgendwie aus wie ne Mohrrübe!

Dann begann ich den Einstieg in Deep Sky. Zuerst ging’s hoch in die Cassiopeia, wo ich mir ein paar schöne Sternhaufen zu Gemüte führte. NGC 7789 zeigte einen prächtigen Ball aus schwachen Sternen, die munter vor sich hinfunkelten. Hab mal versucht, die zu zählen: bis 170 bin ich gekommen. Jedenfalls: es sind extrem viele! Weiter ging es zum Eulensternhaufen, der sich von seiner besten Seite zeigte. Weiter zu Messier 103, der dreiecksförmig aussieht und im Zentrum einen orangenen Stern enthält, der in tollem Kontrast zu den weißlichen Haufenmitgliedern steht. Ich merk schon, ich verlier mich wieder in Sternhaufen, deswegen noch einer zum Abschluss: Messier 52. Hier kleben um die 100 Sterne neben einem hellen, gelblichen. Bei 130x ein wunderbarer Anblick und für mich einer der schönsten seiner Art. In direkter Nachbarschaft befindet sich der Bubblenebel NGC 7635. Mein absolutes Lieblingsobjekt. Als ich mit 12 Jahren das erste Mal ein Bild von Jack Newton davon gesehen habe, hat mich das Ding in seinen Bann gezogen und ich wollte das unbedingt auch mal mit eigenen Augen sehen. Nun gut, mit meinem kleinen 114er war das natürlich nicht machbar, weswegen ich schon ganz gespannt war, was denn wohl mit 8 Zoll gehen würden. Aber auch hier eine Enttäuschung. Ein blasser Nebel um einen hellen Stern, nur bei gutem Himmel wahrnehmbar. Doch gestern mit 13 Zoll: Wow!! Einfach nur genial! Mit UHC konnte ich die Blase mit indirektem Sehen sehr gut erkennen, der Materieklumpen war ebenfalls als Aufhellung zu sehen. Bestimmt 10 Minuten verweilte ich bei diesem klasse Objekt.

Nun ja, dann wurde es Zeit, dass ich dem Cepheus einen letzten Besuch abstattete, schließlich verabschiedet er sich so langsam im Westen. Schade eigentlich, denn hier kann man viele sehr schöne Objekte beobachten. Begonnen hab ich mit ein paar Sternchen: da wären zum einen Delta Cep, ein sehr schöner Doppelstern aus einer gelblichen und einer bläulichen Komponente. Darauf folgte Xi Cep - hier umkreisen sich eine weißliche und eine gelbliche Komponente. Ich erinnerte mich, dass es ja auch noch My Cep gab. Bei 60x wirkte er knallorange! Da ich aber ernsthaft Deep Sky machen wollte, bin ich wieder zurück zu Xi Cep, um mein erstes Objekt aufzusuchen. Es handelte sich um NGC 7142, 7129 und 7133. Ok, eigentlich ein Dreifachobjekt. NGC 7142 ist ein schwacher, aber großer Sternhaufen aus ungefähr 40 Sternen, über den man schnell mal drüberschwenkt. Ganz anders dagegen 7129. Hier finden sich helle Sterne, die in einen sanften Nebel eingebettet sind, der besonders mit UHC-S sehr gut hervorkommt.

Weiter ging es zu VV Cep, einer der größten Sterne am Himmel. Er leuchtet gelborange und ist ziemlich hell. Leider konnte ich kein Scheibchen erkennen. Nun ja, ich wollte eigentlich zu NGC 7139, ein schwacher PN, den ich mir mit 8" des Öfteren erkämpfen musste. Mit 13" ist er dagegen schon ohne Filter als blasse Aufhellung zu sehen. Mit Filter und 130x zeigt sich eine schöne Scheibe. NGC 7160 ist ein toller offener Sternhaufen, mit zwei sehr hellen Sternen in der Mitte. Sieht echt klasse aus. War aber auch nur Zwischenstation. NGC 7354 ist ein weiterer PN, der sich bei 130x als helle Scheibe mit leicht helleren Rändern zeigte. Innen war er dunkel. Sah irgendwie aus wie ne Miniaturausgabe des Ringnebels. Als nächster PN musste PK 116+8.1 herhalten, bei 130x eine kleine, blasse Scheibe ohne weitere Details. Den Abschluss machte NGC 40. Was für ein Objekt! Eingerahmt von zwei hellen Sternen, zeigt sich bei 130x eine große, helle Scheibe, die durch und durch gemottelt ist. Lauter dunkle Flecken findet man in der Scheibe, im Zentrum strahlt der sehr helle Zentralstern wie eine Fackel.

Nun war es Zeit, ein paar Galaxien anzuschauen. Den Anfang machte NGC 891, die sich im Zenith befindend, bei 130x einfach klasse machte. Eine helle, längliche Spindel, in der Mitte von einem rabenschwarzen Staubband durchzogen. Junge, Junge... da kann einem wirklich der Atem stocken. Schließlich machte ich noch einen Abstecher zu Messier 33, wo ich mich für 10 Minuten in den Spiralarmen verlor, um HII- Regionen zu erhaschen.

Dann war es soweit: der Winterhimmel erstrahlte über mir. Im "Fuhrmann" klapperte ich ein paar schöne Sternhaufen ab, um anschließend kurz in den Stier zu gehen, um Filamente im Krebsnebel zu sichten. Wirklich klasse! Endlich war nun auch der Orion so richtig hoch am Himmel. Was macht man zuerst? Na klar:

Pferdekopfnebel gucken!

Also an die Stelle gedobst, einen UHC reingeschraubt und genossen! Ein klasse Teil. 13" Öffnung sind halt was Feines! Mit indirektem Sehen war die leuchtende Nebelmasse sehr gut zu sehen, in der Mitte ein schwarzes Loch bzw. ein schwarzer, dunkler Einschnitt. Je länger ich das Objekt anschaute, desto mehr Details wurden sichtbar, mit der Zeit konnte ich auch die Schnauze ausmachen. Der Blick zum Flammennebel zeigte ebenfalls sehr viele Details. In der Mitte die dunkle Trennlinie, seitlich ausbrechend eine weitere und weiter oben noch eine. So viele Strukturen hab ich hier auch noch nie gesehen. Dann der Blick zum Orionnebel: nee, ich versuch gar nicht erst, das zu beschreiben. Filamente, Staubwolken, Bögen, kleine helle Klumpen, kleine dunkle Klumpen, Getue und Gemache wo man auch hinschaut. Phänomenal. Dazu die die 6 Trapezsterne, die weit ausladenden Bögen. Ach...

Gut, dann aber das nächste Objekt: NGC 1999. Hier bildet sich grad ein Stern bzw. ist grad mal vor 100.000 Jahren entstanden. Um den Stern ein heller Nebel, darin bei 190x ein dunkles Loch. Echt cool!!

Anschließend ging’s ins Sternbild Einhorn, wo ich viele Sternhaufen und auch ein paar Nebel beobachtet hab. Doch dazu ein andermal mehr. Viel lieber möcht ich noch kurz ein paar Objekte in den Zwillingen beschreiben. Da wären zum einen der Medusanebel Abell 21. Auch so ein Teil, was man gesehen haben muss. Bei 130x zeigte sich mit UHC eine halbmondförmige Nebelmasse, die irgendwie in zwei Teile gespalten schien. Genauso schön war Supernovaüberrest IC 443, welcher bei 130x mit UHC als länglicher Streif zu sehen war, dessen eines Ende dicker und entzwei gespalten war. Klasse Teil, wenn auch nicht grad sehr hell aber dennoch lohnenswert. Den Abschluss machte das Grinsegesicht: der Eskimonebel. Bei 190x strahlte mich ein kleiner Eskimo an, in der Mitte ein heller Ring, dann ein dunkler Übergang und wieder ein breiter, schwächerer Ring. In der Mitte als Nase der helle Zentralstern.

Zum Ende noch ein paar Worte zu Mars: zuerst - er ist noch da! Leider war das Seeing nicht ganz so berauschend, die Sturmböen taten ein übriges dazu, so dass heute nicht ganz so viele Details zu erkennen waren. Immerhin war klar zu sehen, dass sich die Polhaube (wie schon von mir im (vor?)letzten Bericht vermutet) aufgelöst hat und sich am Norpol nun eine strahlend weiße Polkappe präsentiert. Auf der Oberfläche waren viele Dunkelstrukturen zu erkennen, mit Blaufilter konnte ich eine ganze Menge Dunst am Rand und eine Wolke in Richtung Südpol erkennen. Trotz der nur mäßigen Bedingungen eine klasse Sache! I love Mars!