02.02.2008 - Mit 13 Zoll unterm Winterhimmel




Heute war es mal wieder soweit. Endlich konnte es rausgehen. Der Himmel über uns glitzerte wie selten, der Schnee tat sein übriges dazu. Für manche hier schon zu kitschig, gell? Nachdem ich beim Aufbauen festgestellt hatte, dass ich meinen Fangspiegel vergessen hatte, wurde kurzerhand der von Feivel genommen und eingebaut. Hat schon was, wenn alles aus einer Hand kommt.

Den Anfang machten einige Sternhaufen in Cassiopeia, unter denen auch der Eulenhaufen zu finden war. Es ist immer wieder klasse, wie die zwei sehr hellen Sterne mit den schwachen um die Wette glitzern. Weiter oben fanden sich dann der dreiecksförmige Messier 103 mit einem rötlichen Stern in der Mitte und daneben Trumpler 1, eine winzig kleine Sternkette aus vier Sternen mit ein bisschen Geglitzer außen rum. Nachdem wir uns eine weitere Dreiersternhaufenkette angesehen hatten, ging es zum Doppelsternhaufen im Perseus. Im Übersichtsokular ein genialer Anblick, bei 120x dann wunderbare Einzelheiten wie rötliche Riesensterne in den beiden Haufen. Besonders schön ist der Sternstaub- Haufen NGC 1245. Dieser ist zwar schon mit 20cm schön anzuschauen, kommt mit 33cm aber richtig zur Geltung und ist bei 120x in ein Sternenmeer aus schwachen Sternchen aufgelöst.

Dann ein Schwenk zu Mars: das Seeing war hervorragend. Auch bei 260x musste ich einen Graufilter zur Dämpfung einsetzen, da sonst das Bild viel zu ist. Neben einer großen, weißlichen Polhaube konnte man auch die kleine, dafür strahlend weiße Polkappe ausmachen, im südlichen Teil zog sich ein dunkles Band über den Planeten. Inmitten der orangenen Sandwüste ein weiterer dunkler Fleck. Das alles bei grad mal 11-12" Durchmesser. Auch die Phase war schon deutlich zu erkennen, Mars nimmt wieder eine Eierform an.

Kurzerhand wurden die drei Aurigasternhaufen angeschaut. Messier 37 mit Abstand das genialste Objekt von den dreien. Schon bei 60x ein rundliches, glitzerndes Sternenmeer mit einem hellen Stern in der Mitte. Dann bei 120x ein Anblick, der einen kurz in den Schockzustand versetzt. Myriaden von schwachen Sternen, mit Sicherheit an die 150-200 Stück. Neben Messier 38 findet man den schwachen Sternhaufen NGC 1907, welcher bei 120x wunderbar in Sternketten aufgelöst ist. Klasse Teil! Der Krebsnebel Messier 1 zeigte bei 120x mit UHC eine sehr unruhige Oberfläche und leicht zersauste Ränder, ich konnte dieses Mal aber keine Filamente sichten. Dazu war der Himmel nicht gut genug.

Weiter ging’s im Orion. Messier 42 natürlich wieder knallhell mit immens vielen Strukturen. Die beiden anderen Sterne des Trapezes waren schon bei 120x gut zu sehen. Die kosmische 37 beeindruckte wieder mit der klaren Form, die wie ein McDonalds Logo in die dunkle Nacht gestanzt ist. Abell 12 klebte als kleine Scheibe an my Ori, gefangen im Streulicht des hellen Sterns. Leider stand das Objekt schon recht tief, so dass ich das dunkle Loch in der Mitte nicht ausmachen konnte. Auch der Pferdekopf blieb uns im Horizontdunst verwehrt, der nun deutlich an Stärke zulegte.

Daher ging es noch zum Quietsche-Entchen Nebel NGC 2359, der bei 120x mit UHC tolle Strukturen zeigte.

Oben in den Zwillingen strahlte uns der Eskimonebel an, bei 260x war das Grinsegesicht schön zu sehen, der helle Zentralstern als Nase, von einem schmalen, helleren Ring umgeben, dann ein diffuses Leuchten und von einem schmalen, dunklen Streifen unterbrochen, schloss sich ein diffuser, äußerer Ring an. Vorher mit 8 Zoll hab ich nie verstanden, warum das Ding Eskimo genannt wird, aber nun mit mehr Öffnung treten die wichtigen Details zu Tage. Ein besonderer Anblick ist auch Messier 35, dessen Sterne vor dem samtschwarzen Hintergrund funkeln. Daneben findet man den bei schwacher Vergrößerung diffus erscheinenden Sternhaufen NGC 2158, welcher 15.000 Lichtjahre von uns entfernt ist. Bei 260x konnte er allerdings bis in Zentrum in schwache Sterne aufgelöst werden, bestimmt 20-30 an der Zahl. Dahinter ein körniges Glow. Auch die Erdnuss NGC 2171/72 zeigte sich in ihrer Bestform. Der schönste Anblick war bei 260x ohne Filter.

Nun zum Knaller des Abends: Saturn. Das Seeing war so krass gut, dass die Luft teilweise 10-20 Sekunden stand. Bei 260x war der Planet wirklich kristallklar zu sehen, als ob man in einem Raumschiff davorschweben würde. Auf der Planetenkugel waren mehrere Bänder zu sehen: ein bräunliches oberhalb des Rings, ein gräuliches unterhalb. Die Polkappe zeigte sich ebenfalls gräulich, in den Sekunden absolut ruhiger Luft waren mehrere Farbabstufungen zwischen der Polkappe und dem bräunlichen Band zu sehen. Im Ring war die Teilung in den Ansen ständig zu sehen, manchmal zog sie sich noch in Richtung Planetenkugel, umlaufend war sie wegen der flachen Ringstellung nicht mehr auszumachen. Da, wo der Ring über die Planetenkugel lief, war der Ring oben und unten von zwei tiefschwarzen Linien umsäumt, die untere war der Ringschatten auf der Planetenkugel. Mit der oberen wusste ich im ersten Moment nichts anzufangen, doch als das Bild wieder knackscharf wurde, zeigte sich im schwarzen Loch zwischen Ring und Planetenkugel eine hellgraue Silhouette. Der KREPPRING! Ich war total geplättet, wie deutlich dieses schwierige Detail zu sehen war. Hier mal der visuelle Anblick, ihr müsst euch den Anblick nur noch ein bisschen knackiger und die Farben nicht ganz so kräftig vorstellen:

So ganz hab ich meine Fassung immer noch nicht wieder gewonnen. Es gibt nicht viele Nächte, in denen man die Leistungsfähigkeit eines sehr guten 33cm Spiegels ausnutzen kann, aber wenn eine solche Nacht kommt, liefert die Optik Bilder, die man nie wieder vergisst. Die Obstruktion von nur 14.8% wird wohl ihr übriges dazu tun. Ich konnte kaum glauben, dass meine Hände diesen Spiegel geschliffen und poliert haben. Ich hatte viele Probleme mit diesem Spiegel, aber gestern waren diese mit einem Schlag vergessen.

Nun ja, weg von Saturn, hinein in die Welt der Galaxien. Den Anfang machte Hickson 44, eine Gruppe aus 4 Gxen. NGC 3190 zeigte bei 260x ein schwaches Staubband. Bei der Whirlpool Messier 51 waren aufgrund des nun diesigen Himmels zwar immer noch die Spiralarme zu sehen, aber diese traten schon mal brillanter hervor. Auch das Staubband von NGC 4565 zeigte sich schon deutlich prägnanter und nicht wie gestern als schwache, strukturlose Andeutung. Einzig der Kugelsternhaufen Messier 3 beeindruckte und zeigte sich bis in den Kern aufgelöst.

Damit ging dann auch eine tolle Nacht zu Ende. Schade, dass heute Zirren aufziehen werden.