09.02.2008 - Gleich nochmal klar...




Ich bin irgendwie froh, dass es heute Abend nix mit beobachten wird. Zwei Tage mit je 9 Stunden können schon anstrengend sein. Nun aber zu den Beobachtungen: Angekommen bin ich gegen 18.30 Uhr und hab in der Dämmerung mit dem Aufbauen losgelegt. Die Dämmerungsfarben waren dann auch ganz phantastisch, das tiefe Blau zeigte an, dass es wieder sehr transparent werden würde. Leider war das Seeing grottenschlecht, was die Fotographen bestätigten. Als erstes Objekt musste nochmals der Komet Chen Gao herhalten, schließlich will man ja auch nix verpassen. Der Bringer war der Komet auch heute nicht - lediglich ein kleines, diffuses Fleckchen.

Ein Objekt, das ich nennen möchte ist der Nebel vdB31 mit Barnard 26-28. Das Nebelchen ist mit einem UHC als zartes Glühen um zwei Sterne wahrzunehmen, der Dunkelnebel ist sehr prominent und gehört zu den schöneren seiner Sorte. Hat man eben noch das Gefunkel von vielen schwachen Sternchen vor Augen, wird es nach einem kleinen Schwenk merkwürdig dunkel. tolle Sache. Im Einhorn hab ich ebenfalls noch ein paar Nebelchen aufgesucht, es handelt sich hier um eine schöne Dreierkette NGC 2170/83/85. Alle drei Nebel waren mit UHC-S als sanfte Nebelmasse ohne Struktur zu sehen. Es war keine Photonendusche, aber dennoch sehr schön anzuschauen. Endlich hab ich auch diese Objekte abgehakt, da ich die bisher jeden Winter vergessen habe. Ach ja, und der Rosettennebel: Heute hab ich mir den mal mit 120x angeschaut. Mit UHC ist das ein wunderbarer Nebel: sehr groß aber dermaßen strukturiert, dass man fast nicht mehr weiß, wie einem geschieht. Überall helle und dunkle Stellen, manche relativ dünn, so dass es sich hierbei vielleicht um die von Fotografien bekannten Dunkelschläuche handeln könnte. Das nächste Mal muss ich mit ner Aufnahme ran und die einzelnen Dinge richtig identifizieren.

Nach diesen To-Do's kam das Schaulaufen am winterlichen Himmel, angefangen im Perseus mit Komet Holmes bei 30x in Feivel. Von dem Teil ist nicht mehr viel übrig: die äußere Koma war überhaupt nicht mehr zu sehen, dafür aber diffuser, länglicher Strich ähnlich einer Karotte. Mit bloßem Auge war nur noch eine sehr schwache, aber große Aufhellung zu sehen. Der Anblick der Plejaden mit 8" war ebenfalls der Knaller, doch auch Messier 44 zeigte sich im kleinen Teleskop sehr schön, da in seiner vollen Pracht. Das geht halt mit 13 Zoll Öffnung verloren, doch hier ist schon Abhilfe in Sicht. Danach jagte ein Objekt das andere. Es war, als würde ich in einem Feinkostladen plündern. Weit über eine Stunde lang hüpfte ich von Sternhaufen zu Gasnebeln, Doppelsternen, Supernovaüberresten und planetarischen Nebeln, alles ohne Sternkarte. Jedes Objekt für sich war wunderbar anzuschauen und mit vielen Strukturen.

Schließlich fand meine Suche in den Zwillingen ein Ende: ich schaute mir diverse Sternhaufen an, darunter auch NGC 2420. Bei 120x war er bis in Zentrum aufgelöst und glitzerte munter vor sich hin. Ein körniger Hintergrund war ebenfalls zu sehen, der auf viele weitere schwache Sternchen schließen lässt. Im Krebs war mir dann nach ein paar Galaxien, die zwar nur um die 12mag hell, aber schon im Aufsuchoku gut zu sehen waren. Zehn Stück später wurde mir das Spielchen zu langweilig und ich stürzte mich in den Löwen.

Nachdem ich mich über das Staubband von NGC 3628 und M65, sowie über den Spiralarm und Balken von M66 gefreut hatte, ging es zum interaktiven Paar NGC 3226/7. Roland nennt das Teil ganz passend Ausrufezeichen, denn genau so sehen die zwei aus. Oben im kleinen Löwen schaute ich mir die Gruppe um NGC 3158 an, wo schon bei 120x 5 Galaxien zu sehen waren. Anschließend ging’s weiter zu NGC 3432, eine wunderbare Galaxie in Kantenlage. Zuerst dachte ich, hier wären zwei Galaxien zu sehen, dabei war das eine nur der fragmentierte Kernbalken.

Nur ein Stückchen weiter weg liegt NGC 3184, eine tolle Face On. Hier hatte ich die Hoffnung, die zwei Spiralarme zu erkennen, welche sich um den Kern wanden. Diese wurde dann auch erfüllt. Ein tolles Objekt. Mit 8" nur ein Nebelchen, mit 13" dann Ärmchen.

Nachdem der Frühlingshimmel im Prinzip nur Galaxien zu bieten hat, blieb mir nix anderes übrig, als diese aufzusuchen. Also peilte ich in den nördlichen Virgohaufen, da ich zu Messier 100 wollte. Aber hier sah ich mich mit einem Problem konfrontiert, das ich so noch nicht kannte. Dauernd hat man irgendwelche doofen Galaxien vor der Linse, die die Orientierung stören. Man braucht das Teleskop nur irgendwo hin zu richten und schon ist da ne Galaxie. Man fühlt sich regelrecht verfolgt von den Dingern. Ok, ich gebs zu: das ist ein Luxusproblem.

Naja, jedenfalls hatt ich dann 20 Galaxien später endlich Messier 100 drin und konnte zwei sehr schwache Spiralarme erkennen, die sich um den Kern wanden. Messier 99 zeigte gleich drei Arme, wenn auch nur andeutungsweise. Hatte man sie aber einmal erkannt, waren sie gut zu halten. Makariens Chain war auch klasse: eine lange, gebogene Kette von vielen, vielen Galaxien. Und als ob da nicht schon genug Galaxien wären, nein, auch abseits der Kette trifft man dauernd auf kleine Wattebäusche. Letztlich bin ich aus Versehen auch noch an NGC 4206/16 vorbeigekommen: zwei wunderschöne Edge-On Galaxien nebeneinander. Kann ich nur empfehlen! Eine weitere klasse Edge-On hab ich ebenfalls noch ungeplant gefunden: keine Ahnung wie die hieß, aber sie sah wirklich toll aus.

Da Coma auch einen schönen Kugelsternhaufen zu bieten hat, hab ich mir den gleich mit angeschaut. Es handelt sich um Messier 53, der schon bei 120x bis ins Zentrum aufgelöst ist. Nur ein Grad weiter findet man NGC 5053, einen geisterhaften Kugelsternhaufen der Konzentrationsklasse X. Der hellste Stern darin ist nur 13.8mag hell, so dass man schon 25cm Öffnung braucht, um ihn einigermaßen aufzulösen. Gestern mit 33cm gelang das hervorragend. Erkennt man bei 60x nur ein zartes Glühen, so fängt der KH bei 120x das Glitzern an.

Hab ich eigentlich beim letzten Mal Messier 104, die Sombrero Galaxie beschrieben? Nö, glaub nich. Diese ist ja mal wirklich der Hammer. Ein Staubband, dass es einem den Atem verschlägt. Dunkelschwarz und wie mit dem Lineal gezogen durchschneidet es rassiermesserscharf den Galaxienkörper.

Oben in Coma Berenices und in den Jagdhunden warteten ebenfalls noch viele Galaxien auf mich. Den Anfang machte Messier 64, die Galaxie mit dem teuflischen Auge. Bei 120x war das gebogene Staubband sehr gut zu sehen. Hat mich dann auch so ganz spontan an Herr der Ringe erinnert. NGC 4565 war ebenfalls ein Knüller: diese Edge-On durchschnitt bei 120x das halbe Gesichtsfeld, das Staubband scharf abgegrenzt. Es ist der schiere Wahnsinn, wie groß die Gx bei einem solch tollen Himmel wie gestern ist. Weiter oben fand sich die Walfischgalaxie NGC 4631, in welcher ich viele helle und dunkle Flecken erkennen konnte. Oben auf saß die kleine Begleitgalaxie, die als Möwe über dem Wal schwirrt. Knapp daneben NGC 4656, der Fleischerhaken und als solcher auch schön mit einigen weiteren Strukturen zu sehen. Von den Socken haute mich NGC 4244, die sich als sehr lange, zarte Lichtnadel ebenfalls durch das halbe Gesichtsfeld zog. Wunderbar, einfach wunderbar! Messier 106 zeigte mir zwei Spiralarme, einen Zentralbalken, eine dunkle Stelle im Inneren - aber auch auch die schmale Edge-On nebendran war sehr einfach zu sehen. NGC 4449 eine rechteckige Galaxie, aus der sich mit der Zeit ziemlich viele Knoten und Verdickungen schälten. Das werden wohl HII Regionen gewesen sein. NGC 4485/90 - die Träne: die größere der beiden Galaxien biegt sich tropfenförmig zur kleinen. Messier 94 hat mir dann kurzzeitig meine Dunkeladaption weggeblasen. Junge, ist die hell! Im Inneren zwei Spiralarme, die von einer sehr ausgedehnten Koma umgeben sind. Messier 63, die Sonnenblumengalaxie: sehr hell und groß, bei 120x waren dann ein paar kleine Lichtfunken darin zu sehen: die Blütenblätter. Nun dobste ich weiter zur Whirlpoolgalaxie Messier 51: Grandios!!!! Die Spiralarme hell und deutlich, mit schwarzem Tuch über dem Kopf hatte ich den Eindruck, im Weltraum vor ihr zu schweben. In einem Arm eine Verdickung. Sogar der kleine Begleiter zeigte ein Staubband. Klasse!

Nun war es an der Zeit, in den großen Wagen zu wandern: den Anfang machte der Eulennebel Messier 97: hell und groß schaute er mich mit seinen zwei dunklen Augen an. Im Inneren blitzte bei 190x immer mal wieder der Zentralstern hervor.

Knapp daneben Messier 108: bei 120x mit dunklen Flecken durchzogen. Ein Schwenk zu Messier 109: eine helle Galaxie mit einem gemottelten Körper und leichten Dunkelstrukturen. Weiter zu Messier 81/82: erstere zeigte sich heute endlich wieder mit ihren wunderschönen Spiralarmen. Sanft wanden sie sich um den ausgedehnten Kern. Die zweite Galaxie bot ebenfalls einen klasse Anblick: bei 120x knallhell und mit drei Staubbändern durchzogen, bei 190x blitzten drei Supercluster aus dem Galaxienkörper hervor. NGC 3079 zeigte sich bei 120x als klasse Zigarre, auf der einen Seite scharf begrenzt. Hier setzt das Staubband an. Mit einem hellen Stern als Wegweiser ist man auch gleich beim UMa-Doppelquasar. Trotz des bescheidenen Seeings war er mit indirektem Sehen auszumachen. Ich kann mich an ein Bild erinnern, das ich als Kind von den beiden gesehen habe und total faszinierend fand. Heute hab ich es mit eigenen Augen gesehen. Ebenfalls klasse ist NGC 4026, eine Edge-On mit spitzen Enden, die 7:1 elongiert ist. Der zentrale Bulge war gut zu sehen.

Im Bootes hab ich eigentlich nur nach zwei Kugelsternhaufen geschaut: Messier 3, der bei 190x einen umwerfenden Anblick bot und NGC 5466, welcher so ein bisschen wie NGC 5053 in Coma aussieht. Bei 60x zeigte sich ein helleres Glühen, bei 120x dann aber wandelte sich das Bild und es funkelten mir knapp 50 schwache Sternchen entgegen. Dahinter ein körniges Leuchten, wie feiner Sternstaub.

Ab 05 Uhr stand ich dann allein auf weiter Flur und genoss noch einige Objekte am Sommerhimmel: den Ringnebel, Messier 13, Zirrusnebel und den wunderschönen Kugelsternhaufen Messier 5, der mit seinen hunderten von Sternchen und langen Sternketten bei 200x das halbe Okular ausfüllte.

Um 05.31 packte ich ein, um 05.39 saß ich im Auto und um 05.56 lag ich im Bett. Schön wars. Nun muss ich mir überlegen, was ich denn in der nächsten Nacht anschauen kann. Wie hat Matthias mal so schön gesagt: es droht klar zu werden!