Heute war die letzte klare Nacht in dieser Mondperiode, wo man noch einigermaßen anständig Deep Sky machen konnte. So war
ich gegen 18.30 Uhr oben am Beobachtungsplatz und baute in aller Ruhe auf.
Da der Mond hoch am Himmel stand, beschloss ich, diesen mal ein wenig genauer unter die Lupe zu nehmen. Also packte
ich meinen Rückl aus und legte los. Der erste Blick zeigte, dass das Seeing hervorragend war. Nicht nur gut, nein, es war
hervorragend. Da der Spiegel die ganze Zeit im Auto lag, war er schon ausgekühlt und ich konnte gleich mit 250x über die
Oberfläche spazieren. Was ich da sah, durfte eigentlich gar nicht wahr sein. So immens viele Strukturen hatte ich dort oben
sehr selten gesehen. Hammerharte Kontraste und feinste Details. Kleinkrater mit gerade einmal 2km Durchmesser waren einfach
so zu sehen. Ausgangspunkt war Krater Plinius mit einem Durchmesser von 43km. Im Krater selbst waren ein scharfer Rand,
diverse Zentralberge und Terassen zu sehen. In Richtung Norden schloss sich ein ausgeprägtes Rillensystem an. Auch Mons
Argäus war sehr beeindruckend mit langen schwarzen Schatten. In Posidonius konnte ich ebenfalls die Rillen beobachten. Noch
weiter im Norden befindet sich "Lacus Mortis", der "See des Todes". Keine Ahnung, warum mich diese Formation so faszniniert,
aber es es schon eine tolle Region. In der MItte des Sees ein tiefer Krater, davon ausgehend eine gut sichtbare Rille.
Besonders interessant ist auch die Region um die Krater Sabine/Ritter. Hier konnte ich westlich ein interessantes Rillensystem
beobachten, das sich bisher leider immer meinen Blicken entzogen hatte. Man muss es wohl bei sehr flachem Lichteinfall
beobachten. Östlich findet man drei Krater, die nach den Apolloastronauten benannt sind. Der kleinste davon ist Collins
mit gerade einmal 2.4km Durchmesser und 500m Tiefe. Da das Bild aber praktisch stand, waren alle drei kein wirkliches Problem.
Inmitten des "Meeres der Ruhe" findet sich der Geisterkrater Lamont, der mit einem Durchmesser von 75km unter einer dicken
Lavaschicht begraben liegt und nur noch bei flachem Lichteinfall zu beobachten ist. Südlich fand sich "Sosigenes", ein Krater
mit einem kleinen Rillensystem. Ein weiteres System konnte ich bei "Maclear" beobachten, wenn auch nur andeutungsweise. Trotz
33cm Öffnung und hervorragendem Seeing war es nicht einfach. Viel einfacher waren dagegen die Vulkane bei "Arago". Arago Alpha
und Beta waren recht einfach als große, flache Hubbel mit unruhiger Oberfläche zu sehen. Südlich findet man nochmals vier
kleinere Vulkankegel, die nicht ganz so einfach waren. Sie bilden ein "Y". Südlich von Sabine/Ritter findet man den Krater
Moltke, an dem sich eine beeindruckende Rille in Ost-West-Richtung dahinzieht. Der Krater Theophilus war mit seinen 100km
Durchmesser und 4400 Metern Tiefe eine Offenbarung. Es waren hier so viele Details zu sehen, dass es schwierig ist, das zu
beschreiben. Die Kraterwände waren mit vielen Terrassen durchzogen, die Zentralberge zerklüftet bis zum geht nicht mehr.
Auch "Cyrillus" zeigte immens viele Strukturen, so auch eine kleine Rille im Kraterboden.
Nachdem schon der Mond so beeindruckend war, fragte ich mich, wie denn wohl Mars mit seinen nur noch 10.6"
Durchmesser aussehen würde. Bei 250x waren so viele Details zu sehen, dass man meinen könnte, die Opposition hätte gerade
stattgefunden. Die nördliche Polkappe strahlend weiß, die Polhaube auf der anderen Seite weiß mit einem leichten Graustich.
Auf der Oberfläche viele Strukturen und Dunkelgebiete, am Rand noch eine kleine, weiße Wolke.
Dann hieß es auf den Monduntergang warten. Die Zeit bis dahin hab ich mir mit Doppelsternen und hellen Sternhaufen
vertrieben, die mit 33cm auch bei aufgehelltem Himmel recht gut zur Geltung kommen. Hätte ich so nicht ganz erwartet.
Endlich war es soweit und der Himmel wurde dunkel.
Den Einstieg in die heutige Nacht hab ich in den Zwillingen gemacht. Zuerst stand IC 444 auf dem Plan, ein
schwacher Reflexionsnebel um einen helleren Stern. Nix spektakuläres, lediglich mehr Streulicht um den Stern als bei
anderen. Dann machte ich mich auf zu Bochum 1, der mir noch aus einem Posting von "Nubium" im Kopf war. An der
gesuchten Stelle erstmal nix, doch dann schälte sich aus dem Hintergrund ein körniges Leuchten, aus dem 10 sehr schwache
Sterne hervorblitzten.
Heute standen mal wieder ein paar schwierige Objekte in den Tiefen des Weltraums an. Je weiter weg, umso besser.
Schließlich muss man sein Teleskop auch mal ausreizen.
Jedenfalls, das erste Objekt war Abell 1225 im Kasten des großen Wagens. Hier stehen gleich fünf Galaxienhaufen in
einer Kette, von denen ich gestern aber nur den oben genannten beobachtete. Nachdem ich die Position bei 250x eingestellt
hatte, versteckte ich mich unter meinem schwarzen Tuch und hoffte darauf, einen einzigen, extrem schwachen Lichtfleck
wahrnehmen zu können, was mir dann auch mehrmals gelang!! Das war LEDA 139565, die Riesenellipse in diesem extrem
schwierigen Galaxienhaufen der Entfernungsklasse 5. Das Licht war 1300 Millionen bzw. 1.3 Milliarden Jahre zu uns unterwegs.
Ein irre Gefühl!
Dann hab ich auf Messier 44 gepeilt. Gut, nun könnte man sagen, dass dieser Sternhaufen mit 400 Lichtjahren ja
nicht sooo weit weg ist. Aber es ging mir auch nicht um den Sternhaufen, sondern um die Galaxien, die man hierin beobachten
kann. Die Blauhelligkeiten liegen zwischen 15 und 16mag, man sollte also schon ein wenig Öffnung haben, um hier erfolgreich
zu sein. Den Anfang machte IC 2390, die nicht zu den hellsten gehört, aber mit indirektem Sehen bei 250x gut zu
erkennen war. UGC 4526 war ebenfalls nicht schwierig und zeigte sogar eine recht längliche Form. Als nächstes wagte
ich mich an PGC 24284, die als rundlicher, diffuser Blob erschien. Ziemlich einfach waren NGC 2645/25, die
beide schon mit 120x als kleine Wattebäusche zu sehen waren.
Diese Beobachtung war so richtig nach meinem Geschmack und ich machte mich auf zu einem Galaxienhaufen. Abell 671
sollte das Ziel sein und mit einem helleren Stern am Rand war das Auffinden auch schnell erledigt. Der Haufen befindet sich
in einer Entfernung von 650 Millionen Lichtjahren, so dass man auch hier nicht erwarten kann, dass einem die Galaxien ein
Loch in die Netzhaut brennen. Deren Helligkeiten liegen nämlich um die 15.5mag. Im dichtesten Feld kuscheln sich gleich
vier IC Galaxiechen zusammen: IC 2374/76/78/80. Nachdem ich die Position mit 250x festgenagelt und mir mein schwarzes
Tuch über den Kopf gezogen hatte, blobbten alle vier recht deutlich aus dem tiefschwarzen Hintergrund hervor. Eigentlich hatte
ich erwartet, hier ein wenig mehr kämpfen zu müssen, aber so war mir das auch recht. Schon ein tolles Gefühl, eine
Galaxiengruppe aus vier Riesenellipsen in fast 700 Millionen Lichtjahren Entfernung zu beobachten. Ein wenig abseits stand
IC2382, die ebenfalls indirekt sicher erkannt werden konnte.
Ein weiterer Schwenk führte mich zur Galaxiengruppe um NGC 2563, die sich neben einem hellen, gelb-orangenen
Stern befindet und aus sechs schwachen Galaxien besteht. Besonders schön war NGC 2560 anzuschauen, die als schmale
Lichtnadel zu sehen war. UGC 4332 zeigte sich als rundlicher Blob, ebenso wie UGC 4329, die aber ein wenig
größer war. Viel heller war NGC 2563, ein rundlicher Wattebausch, während NGC 2562 eine ovale Form präsentierte.
Ein wenig abseits lag NGC 2557, die ebenfalls oval erschien und indirekt nicht besonders schwierig war.
Nun hatte ich nur noch eine Rechnung mit der Gruppe um NGC 3158 offen, welche sich in Leo Minor befindet. Leider
war mein Kartenausdruck zu ungenau, da die schwächsten Galaxien lediglich Blauhelligkeiten von 15.8mag aufweisen. Hier muss
man dann doch ein wenig genauer hinschauen. Letztlich konnte ich dann aber alle 8 Galaxien sichten, die sich einem Feld von
nur 12' befinden.
Wo ich schon mal in der Gegend war, wollte ich einen Blick auf Abell 779 werfen, ein Galaxienhaufen in 320 Millionen
Lichtjahren Entfernung, uns also sehr nahe stehend. Er liegt im Prinzip direkt neben Alpha Lyn, was das Aufsuchen natürlich
sehr einfach macht. Bei 250x ist es ein Genuss, durch diesen Haufen zu spazieren. In der kurzen Zeit, in der ich durch den
Haufen spaziert bin, konnte ich 14 Galaxien sichten. Besonders interessant ist die Gegend um NGC 2832. Hier liegt auf
der großen Galaxie eine kleine drauf, so dass man zwei Galaxien übereinander hat und dies auch gut beobachten kann. Knapp
daneben liegt ne kleine Edge-On - NGC 2826.
Im Sternbild Lynx findet sich eine weitere, sehr interessante Galaxie. Es ist dies NGC 2537, die "Bärentatze".
Warum die so heißt, dürfte wohl erst mit Teleskopen ab 25-30cm Öffnung klar werden. Dann erkennt man nämlich ein bogenförmiges
Staubband, das sich quer durch die Galaxie zieht. Mit noch mehr Öffnung dürften dann auch die einzelnen Zehen sichtbar werden,
hier hatte ich dann auch mit 33cm keine Chance.
Dafür konnte ich PK164+31.1 sichten, der auch unter dem Namen Je1 bekannt ist. Es handelt sich um einen
weiteren Riesen-PN mit einem Durchmesser von 400". Bei 120x mit UHC war eine unregelmäßige Nebelmasse sichtbar, an deren
Rand ich einen helleren Knoten ausmachen konnte. Die Einzelheiten waren nicht ganz einfach zu halten - dennoch war es eine
sehr interessante Beobachtung.
Den Abschluss machten die üblichen Standardobjekte, die schon 1000x beschrieben wurden, deswegen lass ich das jetzt.