05.03.2008 Firstlight mit 18 Zoll "Nemesis"




Der Titel meines letzten Beobachtungsberichtes lautete: R.I.P. Vielleicht hat sich der ein oder andere gefragt, was das sollte, aber nun dürfte es klar sein - es war die letzte Nacht mit meinem 13 Zoll. Ein wenig wehmütig war ich an dem Abend schon, hatten wir doch kaum Zeit, uns richtig kennen zu lernen. Außerdem ist es ein absolut geniales Teleskop, mit einem hervorragenden 33cm Spiegel und Nachführplattform. Das musste das neue Teleskop erstmal toppen...

Und so bin ich also voller Erwartungen an meinen Platz gefahren. Leider lag Schnee, was mir doch mehr Streulicht einbrachte, als normal. Zudem war es mit -6° recht frisch. Ich mein, jetzt haben wir März, da brauch ich weder Schnee noch Frost. Leider war es recht diesig, besonders unter 40° Höhe...

Genug gejammert: Nach dem Aufbauen und justieren hab ich zuerst mit dem 38mm TSWA auf die Plejaden gehalten. So, wer nun nachrechnet, wird feststellen, dass das 9.5mm Austrittspupille sind. Macht aber nix, da ich eh 9-10mm Pupillen hab. Bei der Planung hab ich darauf geachtet, dass die Brennweite sehr klein ist (nicht nur wegen der Einblickhöhe), sondern ich wollte auch die großen Objekte Format füllend rein bekommen. So hab ich nun 1.47° Gesichtsfeld und das bei 460mm Öffnung. Jamjam... Nun gut, also erstmal auf die Plejaden gezielt: Boah!! Da bleibt einem der Mund offen. Die Sterne so was von dermaßen hell, der hellste mit einer Helligkeit von -7mag! (umgerechnet auf das bloße Auge). Wer schon mal Venus in völliger Dunkelheit gesehen hat, weiß, wie hell das ist, aber -7mag ist noch mal ne Nummer krasser!

Dann Messier 44: ein funkeln und glitzern, dass einem schwindelig wird. Dazu die unterschiedlichen Sternfarben, einfach klasse. Ein Schwenk auf den Orionnebel: Ach du liebe Güte... wunderbar grün und noch mal deutlich mehr strukturiert als mit 13". Dann der Blick zum Pferdekopf: Viel schöner als mit 13": kein raten mehr, er war da!

Als nächstes ein Objekt, was mich fast vom Hocker gerissen hat: der Krabbennebel Messier 1: Mit UHC sah das Teil aus wie ein Wollknäuel. Mit 8" als Wölkchen sichtbar, mit 13" als helleres Wölkchen mit ein oder zwei Filamenten, wenn man ganz genau hinschaut und jetzt mit 18" am Rand total zerfasert. Mit einem Schlag ist mir klar geworden, warum das Dings so heißt. Die Sternhaufen in Auriga einfach nur wunderschön. Dann ein Blick auf den Doppelsternhaufen, der nun ebenfalls locker ins Gesichtsfeld passt: ein Funkeln und Glitzern, dazwischen die roten Riesensterne mit ihrem Farbkontrast.

In den Zwillingen machte ich mich auf zu Messier 35: klasse, aber noch viel beeindruckender ist NGC 2158: wunderbar aufgelöst bei 250x - aus vierzig schwachen Sternchen bestehend. IC 443, der SNR bei 140x mit UHC als hellerer Lichtstreif. Auf zum Eskimonebel: wunderbar bei 250x: die Strukturen noch viel deutlicher als mit 13", sogar in der Kapuze meinte ich eine hellere Stelle zu sehen. Weiter zum Medusanebel Abell 21: ein wunderschöner Halbmond mit leichten Strukturen - indirekt sehr einfach!

Nun in den Löwen: am meisten beeindruckte mit NGC 2903: hier zeigten sich bei 140x zwei kleine Spiralarme, die der Galaxie die Form eines "S" gaben: rechts davon ein schwaches Staubband. Das Leotriplett leider ein wenig im Dunst, doch auch hier: wow! Ein dunkles Staubband zog sich durch den Galaxienkörper, die GX selbst leicht auffächernd. Hickson 44: bei 140x sehr hell, nun auch die schwächste Galaxie einfach zu sehen. Bei 250x zeigt NGC 3190 ein dunkles Staubband.

Hoch in den Großen Wagen: der Eulennebel zeigte zwei Augen und den Zentralstern. Dann fiel mir ein, dass ich ja überhaupt noch keinen UHC drin hatte: Krass! Die Augen fast wie ausgestanzt, ich hatte fast Angst, dass die Eule gleich zubeißt. M108 mit vielen hellen und dunklen Flecken. Dann zu Messier 81/82. Bei 50x ein Anblick, der so gar nicht wahr sein durfte: die eine als helle Zigarre, die andere als heller Fleck von zarten Spiralarmen umgeben: wohl mit das Beeindruckendste, was ich gestern sehen durfte! Dann hab ich mit 250x auf Messier 82 gehalten: so viele Strukturen, dass man gar nicht weiß, wie einem geschieht: überall Staubbänder, wohin man schaut. Im Inneren drei winzige Sternchen: Supercluster oder auch SSC's genannt.

Weiter zu Messier 94: ziemlich hell mit zwei Spiralarmen, darum ein schwacher Halo. Messier 63: bei 250x blitzen überall feine Knötchen heraus - wunderschön!

Dann der erste Kugelsternhaufen: Messier 3: schönster Anblick bei 140x. Ein dichter Ball aus Sternen, bis ins Zentrum aufgelöst, trotz seines tiefen Stands im Dunst. Auch Messier 53 in Coma ein glitzernder Ball. Richtig cool auch NGC 4565 - eine messerscharfe Spindel mit einem pechschwarzen Staubband.

Dann war auch schon wieder Zeit, zusammenzupacken. Zuvor warf ich noch einen Blick auf Saturn, doch der war auch bei 250x noch zu hell. Trotzdem waren nicht nur die Cassiniteilung, sondern auch weitere Details zu erkennen. Gut, ein Planetenteleskop ist "Nemesis" nicht, aber dafür hab ich ja noch meinen 13".