Gestern war es endlich mal wieder klar, doch leider war der Himmel mit sehr vielen Zirren überzogen. So hatte ich mir
dann auch gar kein richtiges Programm zusammengestellt, vielmehr stand die Suche nach neuen Beobachtungsplätzen an. Um kurz
vor acht Uhr bin ich aufgebrochen und bei Waldprechtsweier bot sich mir ein wunderschöner Sonnenuntergang.
Einen von meinen möglichen Kandidaten hab ich dann auch angesteuert - gelegen auf 620mNN. Vom Himmel deutlich besser als
VB, aber leider nicht ganz so ruhig wie erhofft. Dafür hat der Platz etwas sehr Schönes: von 900m hohen Bergen umrahmt, nicht
so ganz abseits der Zivilisation und ein plätschernder Bach war zu hören. Hab ich mich dort irgendwie gleich wohl gefühlt, so
dass ich mit Sicherheit noch öfter hier beobachten werde.
Nachdem ich alles ausgekund- schaftet hatte, baute ich meinen Dobs auf und wartete auf die Nacht. Um die Zeit zu überbrücken,
versuchte ich mich an Stimmungsaufnahmen, von denen diese hier die beste ist. Mehr ist nur mit mehr Aufwand möglich, aber das
wird mir dann schon wieder zuviel.
Dann wurde es endlich ganz dunkel und ich tauchte in die Tiefen des Universums ein. Immer mal wieder tat sich irgendwo am
Himmel eine Lücke in den Zirren auf, durch die man schauen konnte. So habe ich mich eine Weile im großen Wagen vergnügt. Der
Eulennebel war mit UHC eine Pracht: die Augen ganz dunkel in der hellen Nebelmasse, die Ränder sanft auslaufend.
Messier 51 zeigte ihre wunderbaren Spiralarme hell und deutlich. So muss das aussehen! Messier 82 war von
immens vielen Dunkelwolken durchzogen, Messier 81 zeigte ebenfalls ihre zarten Arme. In der Sonnenblumengalaxie
Messier 63 sah ich feine Knötchen, die immer mal wieder herausblitzten. "A twinkling galaxy". Doch das alles stellte der
Kugelsternhaufen Messier 3 in den Schatten: eine Glitzerkugel aus hellen Sternchen bis in den Kern aufgelöst.
Minutenlang hing ich am Okular und konnte mich kaum davon losreißen.
Dann wurde es Zeit für zwei Kracher: Als erstes peilte ich den Doppelquasar in über 9 Milliarden Lichtjahren
Entfernung an. Bei 230x war er indirekt einfach auszumachen, trennen konnte ich ihn leider nicht. Anschließend ging es
weiter zu einer Supernova in NGC 4490, einer schönen Galaxie, die ich wegen ihrer Form immer "die Träne"
nenne. Inmitten des Nucleus zeigte sich ein schwaches Glitzersternchen, die SN!
Nun war der große Wagen wieder hinter Zirren verborgen, dafür war der Löwe frei. Das Leotriplett schon im
Übersichtsokular toll anzuschauen. Echt super, wie hell das mit 18 Zoll alles ist. Dann untersuchte ich jede Galaxie einzeln:
NGC 3628 an den Enden breit aufgefächert mit einem dicken, dunkelschwarzen Staubband in der Mitte. Messier 66
mit einem Balken und zwei schwachen Spiralarmen. Danach gings zu NGC 2903, die mir zwei schmale Ärmchen zeigte. Auch
Hickson 44 war mit von der Partie, vier Galaxien auf einmal! Ein Schwenk zu Saturn: oooohhh... schöööön!
Jetzt noch ein kurzer Schwenk in Coma. Die EdgeOn NGC 4565 der Knaller - daher ohne Worte. Messier 100
zeigte zwei schwache Ärmchen, die sich um den hellen Kern wanden. Das war es dann leider auch schon, da der Himmel nun
immer mehr zuzog.
Aber das machte nix, schließlich hatte ich noch meine Isomatte dabei, legte mich drauf und schaute nach oben zu den funkelnden Sternen - im Hintergrund das Plätschern des Baches. Zwischendurch schossen helle Sternschnuppen über den Himmel, eine mit einer kleinen Leuchtspur.