Heute Abend war es endlich wieder soweit: Sternenlicht. Ich hatte mir extra den Vormittag frei genommen, um diese Chance
zu nutzen und im Nachhinein war es eine der schönsten Nächte in diesem Jahr - gut, es gab ja auch noch nicht so viele... Oben
auf knapp 1000mNN war es die ganze Nacht über recht warm, so dass ich nur meinen Fleece anhatte, der Wind war fast
eingeschlafen und die Milchstrasse zog sich hell und strukturiert bis zum Horizont hinunter. Die fst dürfte bei 6m5-6m7
gelegen haben, dafür war das Seeing nicht sonderlich berauschend. Aber man kann nicht alles haben...
In der schon weit fortgeschrittenen Dämmerung besuchte ich die bekanntesten Objekte des Sommerhimmels: die schönsten
Kugelsternhaufen, den Ringnebel, Zirrusnebel, Hantelnebel usw. In der Ringnebelumgebung bestimmte ich die Grenzgröße zu
16.4mag, der Zentralstern war Blickweise über längere Zeit zu sehen. Dann war es endlich dunkel genug und ich begab mich
ins Sternbild Herkules, um dort die ersten Objekte aufzufinden. Den Anfang machte Abell 39, ein wunderschöner
planetarischer Nebel. Bei 140x und UHC sah ich eine große, kreisrunde, blasse Scheibe. Endlich kann ich auch dieses Objekt
abhaken, wollte ich diesen PN schon seit langem beobachten.
Danach ging es wenig weiter in die Tiefen des Universums zum Galaxienhaufen Abell 2151 an der Grenze Herkules/
Schlange. Der Galaxienhaufen war schnell gefunden und im 9er Nagler verschaffte ich mir einen ersten Überblick. Dann begann
das Galaxien suchen, wobei, eigentlich war es kein wirkliches Suchen, die knapp 16mag hellen Galaxien blobbten relativ einfach
auf und so hatte ich nach wenigen Minuten schon 14 Galaxien eingesammelt. So macht die Sache echt Fun! Nach einem Blick auf
die riesige Glitzerkugel Messier 13 und den schöneren Messier 92 verließ ich den Herkules und dobste in Richtung Schwan.
Nach einem eindrucksvollen Blick auf den Zirrus und diverse andere Schätzchen sollte es nun ein ganz besonderes Objekt
werden: die Radiogalaxie Cygnus A, die zweithellste Radioquelle am Himmel. Es handelt sich hierbei um einen relativ
nahen Quasar, der knapp 700 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist. Die Galaxie, in der das 1 Mrd. Sonnenmassen schwere
Loch beheimatet ist, weist einen Durchmesser von 400.000 Lichtjahren auf und gehört zur Kategorie der Riesenellipsen. Trotz
dieser beeindruckenden Zahlen muss man sich auch mit 46cm Öffnung ein wenig strecken, um etwas zu sehen. Nachdem ich die
Stelle im dichten Milchstrassengewimmel identifiziert hatte, suchte ich im 9er Nagler bei 210x nach einem diffusen Etwas,
das nach ner Minute auch so langsam herausblobbte - ganz zart und schwach leuchtete dieses interessante Objekt. Der
Crecent - Nebel zeigte sich ebenfalls von seiner besten Seite und gab viele Details in Form von faserigen Strukturen
preis.
Jetzt ging es noch kurz zu Komet 6P D'Arrest, der bei 140x mit 11mag ziemlich hell, aber nur wenig diffus erschien.
Sah iwie mehr wie ein unscharfes Sternchen aus.
Nun war es wieder an der Zeit für hellere Dinge: In der Leier besuchte ich neben dem Ringnebel auch den Kugelsternhaufen
Messier 56, der wie eine kleine Glitzerkugel aussah. Weiter oben warf ich einen Blick auf den Sternhaufen Stephenson 1
, der immer wieder schön anzusehen ist. Der absolute Knaller in dem kleinen Sternbild ist für mich allerdings der
Sternhaufen NGC 6791, in dem 100 schwache Sternchen vor einem nebligen Hintergrund zu sehen sind. Der Hantelnebel zeigte
sich mit UHC als sehr helles Objekt mit Ohren und ohne Filter mit vielen Sternen im Zentrum, darunter auch der knapp 14mag
helle Zentralstern. Der Kugelsternhaufen Messier 71 war im dichten Milchstrassengewimmel schön aufgelöst.
Anschließend ging es in die Cassiopeia, wo ich ein paar Sternhaufen anschauen wollte. Den Anfang machte Messier 52,
der für mich zu den schöneren seiner Gattung gehört. Hundert Sterne drängen sich dicht neben einem hellen, gelben Stern.
Knapp daneben Czernik 43 und noch ein Stückchen weiter weg, der Bubblenebel NGC 7635, mein absolutes Lieblingsobjekt.
Sah er schon im 13 Zoll recht schön aus, kann man ihm mit 18" noch mehr Details entlocken. Schon nach kurzer Zeit schält sich
die Sichel aus den umgebenden Nebelmassen heraus und hat man sie einmal entdeckt, ist sie deutlich zu sehen. Zum ersten Mal
sah ich auch deutlich den kleinen Materieknubbel links des Sterns auf dem Foto, der mir mit 13" nicht so gut aufgefallen war.
Jedenfalls eines der schönsten Objekte am ganzen nördlichen Himmel - genug Öffnung vorausgesetzt.
Wo ich schon mal bei Gasnebel war, wollte ich noch einen Blick auf NGC 281, den Pacman Nebel werfen. Leider nenne
ich noch kein gescheites 20mm Okular mein Eigen, so dass ich dem Nebelchen mit 140x auf die Pelle rücken musste. Hier füllten
die hellen Nebelmassen fast das ganze Gesichtsfeld. Die Dunkelwolke ragte pechschwarz in den Nebel hinein, leicht zerfasert
und auch im Inneren des Pacman immer mal wieder dunklere Flecken.
Dann aber ging es endlich zu den Sternhaufen, für die ich mir extra eine Karte ausgedruckt hatte: Den Anfang machte
NGC 7789, der wohl schönste Sternhaufen überhaupt. Bei 140x zeigte sich eine große Kugel aus knapp 200 Sternen. Blieb
mit 13" immer ein klein wenig diffuses Hintergrundleuchten übrig, war davon im 18" nix mehr zu sehen, der Sternhaufen war
komplett aufgelöst in eine Unmenge von Sternen. Da ich jetzt nicht alle 25 Sternhaufen beschreiben will, möchte ich nur ein
paar für mich interessante herausgreifen. Besonders interessierte mich NGC 136, der mit 20cm Öffnung mehr wie ein
winziger, diffuser Blob aussieht, in dem man mit Mühe zwei Sternchen sehen kann. Mit 18" wandelt sich das Bild und bei 200x
erkennt man knapp 15 Sterne vor einem körnigen Hintergrund. Besonders schön fand ich NGC 609, der bei 210x wie feiner
Sternstaub neben einem helleren Stern aussah. Noch schwächer ist IC 366, dem ich bei 210x nur ein paar schwache
Sternchen vor einem körnig, diffusen Hintergrund entlocken konnte.
Anschließend war Zeit, um Keks die schönsten Objekte am Himmel zu zeigen, die ich jetzt aber nicht noch mal beschreiben
werde. Zusammen suchten wir noch Trumpler 2 und Basel 10, zwei unbekanntere Sternhaufen, in der Umgebung des
Doppelsternhaufens, der bei 50x einfach genial rüber kam. Knallig helle, weißlich-blaue Sterne, dazwischen immer mal
wieder ein roter Riesenstern eingestreut. cool Mirachs Geist NGC 404 war als ziemlich heller, diffuser Fleck neben dem
intensiv orange leuchtenden 2mag Stern zu sehen. Ich mag dieses Objekt total... Nach einem Schwenk zu Messier 34 mit
seinen hellen Sternen ging zur wunderschönen Edge-On Galaxie NGC 891, die uns ihr dickes Staubband zeigte, das sich
mitten durch die Galaxie zog.
Da Neptun günstig stand, stellten wir auch diesen ein und konnten den Neptunmond Triton sichten, der recht nahe
beim Planeten stand. Für mich immer wieder ein ganz besonderer Anblick. Ebenfalls recht hoch stand der Komet W1 Boattini
, der mit einer Helligkeit von 7.5mag bei 50x ziemlich riesig und wattebauschmäßig aussah. Ein Schweif war net zu sehen.
Im Pegasus jagten wir NGC 7331, die an einer Seite durch das Staubband wie abgeschnitten erschien. Allerding war es
kein gerader Schnitt, sondern eher unregelmäßig. Mit einem Foto aus dem Karkoschka identifizierten wir die vier kleinen
Begleitgalaxiechen, die trotz einer Helligkeit von 15-15.5mag nicht besonders schwierig waren. Weiter im Süden fand sich
das Stephans Quintett, auch hier waren alle Galaxien deutlich zu sehen. Nun ging es zu einem planetarischen Nebel,
es sollte der Blue Snowball NGC 7662 sein, der mir aber mehr türkis erschien. Der Zentralstern blinkte ab und zu ganz
schwach heraus, zudem war im Inneren ein sehr schmaler, weißlicher Ring zu sehen. Weiter unten besuchten wir NGC 7814,
eine sehr interessante Galaxie mit sehr, sehr schmalen Staubband, das bei 210x im 9er Nagler des öfteren aufblobbte und dann
auch länger zu halten war, allerdings nur indirekt. Sehr grazil jedenfalls das ganze... Ein abschließender Blick galt NGC
7479, eine Galaxie mit einem hellen Balken und einem Spiralarm, der sich um einen schwachen Stern wand. Sah ebenfalls
sehr schön aus.
Dann machten sich am Horizont die ersten Zirren bemerkbar, was aber nicht weiter tragisch war, da es sowieso schon kurz vor vier Uhr war. So suchten wir im Schwan noch ein paar schöne Objekte auf, darunter NGC 6819, ein wunderschöner offener Sternhaufen, der von zwei hellen, weißlich leuchtenden Sternen eingerahmt wird. Weiter oben fand sich der "Blinking Planetary", den man mit 18" aber nicht mehr zum Blinken bringt. Zu hell das ganze. Dafür war eine wunderschöne Scheibe zu sehen, in der Mitte der helle Zentralstern. Ein weiteres Showpiece war NGC 7027, der "fliegende Teppich". Leicht rechteckig, wenn auch nicht ganz mit einer dunklen Trennlinie, der einen kleineren, schwächeren Teil vom Hauptkörper abtrennt, in dem eine helle Stelle zu finden ist. Bei längerer Betrachtung werden sich da mit Sicherheit noch ein paar mehr Details entlocken lassen. Nach einem Schwenk zu Messier 39 noch ging es zu NGC 7044, ein wunderschöner Glitzersternstaubhaufen. Den Abschluss des Abends bildete NGC 7086, der eine Herzform aufwies und aus bestimmt über 50 eher schwachen Sternen bestand.