Endlich mal wieder klar. Also schnell den 18 Zoll Dobson ins Auto gepackt und hochgefahren. Die Luft war anfangs noch sehr
feucht, aber Probleme mit Tau oder ähnlichem hatte ich nicht. Hingen am Anfang noch dicke Zirren im Osten (die mir aber nach
einem Blick auf die 200hPa Streamlines nicht wirklich Sorgen machten), düsten diese schon bald von dannen. Die fst lag bei
6.2mag, am Horizont deutlich weniger (feuchte Luft eben - heut sollte es besser werden). Dafür war das Seeing phänomenalst
gut. Die ganze Nacht über hatte ich sogar bei 300x punktfeine Sternchen, die nicht mal andeutungsweise waberten.
Nun ja, aufgebaut und justiert war schnell, so dass ich erst einmal einfach nur die Dämmerung genoss.
Dann wurde es langsam dunkler und ich begann mit ein paar schönen Doppelsternen, die ich mir ausgesucht hatte und probierte
mal, was denn ein Graufilter so ausmacht. Das Problem ist nämlich, dass ich mit 18 Zoll bereits so viel Licht habe, dass die
Farben überstrahlt werden. Der erste Test fand an Albireo statt. Gut, das Gelb und Blau waren war zu sehen, aber halt
einfach zu hell. Also Graufilter rein: na wer sagt’s denn, schon viel besser - die Farben klar und deutlich. Geht doch!
Außerdem wurden die Sterne punktförmiger. Soso, mal gucken, was an eps Lyr geht. Bei 200x ohne Filter zwar getrennt,
aber net mit wirklich viel Zwischenraum. Dann Graufilter rein: Ui, schön! Zwei Punkte mit richtig viel schwarz dazwischen.
Ein wunderschöner Anblick! Damit wäre festgestellt, dass das Problem bei der Doppelsterntrennung in größeren Geräten
teilweise einfach die Lichtfülle ist.
Da ich schon lange net mehr beobachten war und keine Lust auf faint fuzzies hatte, begnügte ich mich heute Nacht mit hellen
Objekten. Ach nee, stimmt gar net: ich war schon am Samstag oben. Aber da war’s mehr ein Wolkenlückenspechteln, hat aber
trotzdem Spaß gemacht.
Den Einstieg machte ich im Drachen: NGC 4319 sollte mein Ziel heißen. Gefunden war es schnell und bei 200x
offenbarte sich ein schönes Galaxienpärchen, die eine heller (NGC 4291) mit kleinem Kern, die andere ein wenig schwächer.
Daneben fand ich ein recht schwaches Sternchen: Mkr205, ein Quasar in 1 Mrd. Lichtjahre Entfernung. Ist schon schön,
wenn man zwei unterschiedliche Objekte so nah beieinander sieht. Weiter gings mit NGC 6543, dem Katzenaugennebel.
Deutlich grünlich und in der Mitte der sehr helle, weißlich leuchtende Zentralstern. Bei 200x offenbarten sich dann auch die
inneren Schalen, die man von Fotos her kennt. Auch ein abgesprengtes Teil des Halos in Richtung des helleren Sterns war zu
sehen, sowie eine kleine Galaxie, die ein bissle abseits steht. In Messier 102 jagte ich noch kurz das Staubband, das
bei 200x ab und an pechschwarz durch die Mitte blobbte. Richtig cool . Nach einem Besuch beim Draco Triplett ging meine
Reise weiter in den Herkules.
Dort stellte ich erstmal Messier 13 ein: aufgrund des genialen Seeings bei 200x ein umwerfender Anblick, die Sterne
punktförmig und hell. Der Hintergrund angefüllt von einem hellem, körnigen Leuchten, aus dem immer mal wieder Myriaden
feinster Sterne herausblobbten. Noch schöner Messier 92, leicht oval mit einem dichten Kern. NGC 6210 war
das nächste Ziel: ein kleiner PN, der bei 200x als grüne Scheibe mit einem leichten Türkis erschien. In der Mitte blobbte
ab und an ein schwacher Zentralstern hervor, ansonsten waren keine weitern Strukturen zu sehen.
Weiter oben fand sich NGC 6166, eine Riesenellipse in 410 Mio. Lichtjahren Entfernung. Bei 200x war sie ohne
Probleme als leuchtender Wattebausch zu sehen. Bei genauem Hinschauen zeigten sich zwei kleine Begleitgalaxiechen, aber da
muss ich heut Nacht noch mal mit nem DSS Ausdruck ran - da sollte noch mehr möglich sein.
In der Leier stellte ich zuerst mal Wega ein. Mit 18 Zoll ist das ne total krasse Sache: unglaublich hell das
ganze. So hell, dass man hinterher einen grünen Fleck vor sich sieht. Aber genial sieht es aus. Anschließend ein Blick auf
Messier 57, den Ringnebel. Neben feinen Strukturen im Ring und außerhalb des Rings ging auch der Zentralstern
zeitweise. Stephenson 1 ist mittlerweile einer meiner Lieblingssternhaufen: hier gruppieren sich 20 hellere, weißliche
Sterne um den 4mag hellen, orange leuchtenden Haupstern delta Lyr. Einfach klasse und gerade auch für kleinere Instrumente zu
empfehlen. Nun wieder ein Kugelsternhaufen: Messier 56 zeigte sich bei 200x bis ins Zentrum aufgelöst. Weiter oben fand
sich NGC 6791, ein Glitzersternstaubhaufen. Bei 140x fand ich den Anblick am besten - hier war ein körniger Hintergrund
zu sehen, in dem immer mal wieder bis zu 30 schwache Sternchen herausblitzten.
Nun war der Schwan an der Reihe: hier hatte ich mir viele Objekte ausgeguckt. Doch zuerst musste ich dem Zirrusnebel
auf die Pelle rücken, da ich mittlerweile einen OIII mein Eigen nenne. Bei 90x ein genialer Anblick. Hab mir mein schwarzes
Tuch über den Kopf geworfen und konnte mich gar nicht mehr satt sehen. Der Sturmvogel wie ein Kreidestrich vor dem schwarzen
Himmelshintergrund, dabei korkenzieherartige Verwirbelungen, auf der anderen Seite die weit ausladenden Schwingen mit feinsten
Strukturen. Triangulars Whisp wunderbar kontrastreich mit Fetzen wohin man schaut. Auf dem Weg zum anderen Teil bin ich
auch dauernd über kleinere Fetzen gestolptert. Gibt ja genug davon. Dann die Knochenhand: wie ausgestanzt, noch mehr
Strukturen, total zerfasert. Ohne Worte, daher mal ne Zeichnung, die ich im Inet gefunden hab. Ist zwar nicht die Knochenhand,
sondern der Sturmvogel, aber so ziemlich genau das ist der visuelle Eindruck mit 18 Zoll bei 90X mit OIII, allerdings hab ich
gestern mit höherer Vergrößerung noch deutlich mehr Details gesehen.
Auch der Crecentnebel NGC 6888 musste nun bei 90x mit OIII herhalten: eine wunderschöne Blase, ganz geschlossen, das Innere mit zarten Nebelmassen angefüllt, bei höherer Vergrößerung leichte Fasern zu sehen. Weiter gings mit dem Blinking Planetary NGC 6826 und seiner leicht orange-lila Farbtönung. Sonst sind die PNs im 18 Zoll immer grünlich, türkis oder bläulich, aber sowas?? Ganz seltsam das Dings - aber . In der Mitte der sehr helle Zentralstern und leichte Andeutungen von Strukturen bei 200x. Nun gings zu NGC 6811, ein offener Haufen, der aus 70 etwa gleich hellen Sternen besteht und relativ rund ist. Schönster Anblick bei 60x. Ein wenig schöner sieht dagegen NGC 6866 aus, der dichter und unregelmäßiger ist, auch was die Helligkeiten der Sterne angeht. Nicht zu toppen dagegen ist NGC 6819, der wohl schönste OC im Schwan: eingerahmt von zwei weißlichen, bei 90x fast gleißend hellen Sternen findet man einen dichten Schwarm von Sternchen, die vor einem körnigen Hintergrund stehen. Erst bei 200x sieht man die enorme Anzahl von Sternen - über 100 an der Zahl. Nun kurz ein Doppelstern: delta Cyg - bei 140x schön getrennt, in 2.5" Entfernung steht ein deutlich schwächeres Sternchen. Bei gamma Cyg schaute ich mir zuerst NGC 6910 an, ein länglicher Knoten aus helleren Sternen, dessen Form mich gleich an einen Hund erinnerte. Messier 29 zeigte mir sieben recht helle Sterne, dazwischen waren 15-20 schwächere zu finden. Der Haufen an sich ist auch recht interessant: er ist nur 11 Lichtjahre groß und weist 5 B0-Giganten auf, die es auf zusammen 150.000-fache Sonnenleuchtkraft bringen. Das heißt, jeder der hellen Sterne leuchtet so hell wie 30.000 Sonnen! Ein weiterer Abstecher führte mich zu einem der hellsten Sterne unserer Galaxie: Cyg OB12! Dieser leuchtet 5 Millionen mal so hell wie die Sonne, erscheint uns aber nur als Objekt von 11mag. Daneben findet man den so genannten "8-Cluster", in dem ebenfalls vier weitere Giganten mit bis 2.800.000 facher Sonnenleuchtkraft und Oberflächentemps von 50000°C.
Von so viel Helligkeit geblendet gings zu was dunklem: Barnard 145, eine Dunkelwolke, vielleicht eine der schönsten
am Himmel. Neben einer hellen, diffus leuchtenden Sternwolke sieht man einen seltsam dunklen Streifen, in dem welchem das
Leuchten abrupt aufhört. Am schönsten kommt das Dings bei 90x rüber.
Damit war meine Tour durch den Schwan erstmal abgeschlossen und ich düste mal eben noch schnell in den Adler, um mir dort
den Wildentenhaufen Messier 11 anzuschauen. Neben einem OIII hab ich mir nämlich gleich noch ein 20mm Swan geordert und
dieses kam nun zum Einsatz: Mit Worten eigentlich kaum zu beschreiben ist das Gefunkel und Geglitzer, das sich mir bot - in
der Mitte strahlend hell ein Stern. Ein Stück nördlich findet man NGC 6751, ein kleiner PN, der bei 200x leicht
grünlich mit einem hellen Zentralstern erschien, mit OIII war dann auch eine kleine Ringform zu sehen, bei 20" Durchmesser
allerdings net ganz einfach. Noch weiter oben fand sich NGC 6781, der "weiße Schneeball". Hier war mit OIII eine sehr
helle Scheibe mit leicht dunklerem Zentrum zu sehen. Für mich der schönste PN im Adler. Ein Stückle weiter im Westen findet
man die zwei Sternhaufen NGC 6755/56 - der eine klein und glitzrig, der andere groß und reich an schwachen Sternen.
Nachdem ich mich oben bei Atair noch mit den Dunkelhöhlen B142/43 vergnügt hatte, machte ich einen Sprung nach oben
und schon war Messier 71 im Okular. Bei 200x schön bis ins Zentrum aufgelöst und im dichten Milchstrassengewimmel toll
anzusehen. Der Hantelnebel zeigte bei 140x neben dem hellen Zentralstern noch 10-15 weitere im Nebel, mit OIII kamen dann sehr
interessante Strukturen zum Vorschein. Der Coathänger passte zwar net ganz ins Gesichtsfeld, aber fast. Daneben findet
man NGC 6802, einen länglichen Glitzerhaufen, der bei 200x an die 50 schwache Sternchen vor einem körnigen Hintergrund
zeigte.
Im Delphin schaute ich mir gamma Del an, ein Doppelstern aus zwei gelben Sonnen, die sich in 7.8" Abstand umkreisen.
Nachdem ich mir den Fliegenpilz (French 20) mit Ameise (kleine Galaxie) angeschaut hatte, gings weiter zu
NGC 7006, einem KH in 190.000 Lichtjahren Entfernung. Bei 200x waren die Randbereiche leicht körnig, aber net
aufgelöst. Weiter unten findet man einen weiteren Kugelhaufen, NGC 6934, der bei 200x bis ins Zentrum aufgelöst werden
konnte.
Jetzt stand auch schon der Pegasus recht hoch, also gleich mal auf Messier 15 gepeilt. Bei dem Spitzenseeing ein
genialer Anblick, das sehr dichte Zentrum hat mich am meisten beeindruckt. Südlich davon ist noch Messier 2 zu finden,
der bei 200x als Glitzerkugel daherkam. Weiter oben fand sich NGC 7331, die neben dem Staubband auch ihre vier
Begleiter preisgab. Stephans Quintett war ebenfalls schön anzuschauen: alle 5 Gx'en waren indirekt einfach zu halten. Nun
begab ich mich zu NGC 7332/39. Hier sollten zwei Edgeon nebeneinander stehen - und das taten sie dann auch. Die eine
heller mit stellarem Kern, die andrere mehr diffus flächig. Die Balkenspirale NGC 7479 zeigte aufgrund des nicht so
ganz optimalen Himmels nur einen Spiralarm, mehr wollte sie nicht hergeben. Dafür blobbte im Zentrum von NGC 7814 auf
beiden Seiten immer mal wieder das sehr dünne Staubband pechschwarz auf. Einfach genial!
Weiter gings in Andromeda mit NGC 404, "Mirachs Geist". Bin jedes Mal aufs neue begeistert, wenn neben dem gleißend
hellen, orangenen 2mag Stern die helle elliptische Galaxie auftaucht. Ein weiterer Abstecher führte mich zu NGC 891,
die bei 140x ihr breites Staubband zeigte. Immer wieder klasse. Daneben findet man noch eine kleine Galaxiengruppe um NGC
910, wo ich mal so eben noch ein paar Gxen eingesammelt hab. Ohne genaue Karte macht das aber net soviel Fun, heut nacht
bin ich besser vorbereitet. Der große Sternhaufen NGC 752 kommt am besten bei 50x rüber und zeigt einen enormen
Sternreichtum.
Nun endlich gings in die Cassiopeia - Sternhaufen jagen und Bubblenebel angucken. Der Bubble ist halt einfach klasse und kommt am besten bei 140x mit UHC. Je länger man schaut, umso besser sieht man die Sichel der Blase. Auch der kleine Materieknoten ist gut zu sehen. Dann noch ein Lied von Rednex und der Kindheitstraum wird Wirklichkeit. Besonders interessierte mich auch der "Pacman" NGC 281, dem ich gleich mal mit meiner neuen Kombi OIII+20mm Swan auf den Zahn gefühlt hab. Auch hier: je länger man schaut, umso mehr Strukturen offenbaren sich in dem hellen Nebel. Konnte gleich drei Dunkelwolken sichten, die sich durch den Nebel ziehen. Dann aber ging’s zu den Sternhaufen: Den Anfang machte Messier 52: bei 90x wunderschön anzuschauen - 100 Sterne neben einem hellen gelben. Rundliche Form und sehr homogen das ganze. Ist also was für Ästethen. Ganz anders dagegen NGC 7788/89. Beide liegen in der Cluster Alley und haben ein dichtes Zentrum, ne unregelmäßige Form und sehen mehr wie Sternknoten aus. NGC 225 hat 20 hellere Sterne und ist locker konzentriert, bei 15 Cas findet man dann den Tripelsternhaufen bestehend aus NGC 133/146 und King irgendwas. Alle drei sind ein wenig schwach auf der Brust, aber dennoch ist das ganz sehenswert. Ein absolutes Highlight ist natürlich der "Eulensternhaufen" NGC 457. Aber auch NGC 366 ist ganz schön: ein dichter Schwarm aus knapp 70 Sternen. Messier 103 mit seiner dreiecksform und dem rötlichen Stern in der Mitte macht auch ziemlich viel her. Daneben findet man noch Trumpler 1, ein kleiner Knoten aus schwachen Sternen, davon vier in Reihe und einer davon ein sehr enger Doppelstern. Besonders schön ist auch NGC 663, ein großes Dings aus hellen Glitzersternen, weißlich blau leuchtend. Daneben noch zwei weitere Cluster, von denen einer (ist glaub ich NGC 654) an einem helleren Stern klebt und aus einem Schwarm schwächerer Sterne besteht.