Und wieder ist eine klare Nacht zu Ende. Dieses Mal war ich ganz weit oben auf 1000mNN, mit dabei waren Peter und Thomas.
Der Himmel war zwar ganz passabel, aber die hohe Luftfeuchte forderte dann doch ein wenig ihren Tribut. Mir war eh nicht so
ganz wohl dabei, bei so einer feuchten Grundschicht an diesen Ort zu fahren, was sich gegen 01 Uhr auch als richtig
herausgestellt hat. Wolkenaufzug. Immerhin hatte ich bei ner Grenzgröße von 6.4mag drei Stunden Zeit, mir ein paar Dinge
reinzuziehen.
Bevor es richtig dunkel war, vergnügte ich mich damit, das wieder mal sehr gute Seeing auszunutzen. Dieses Mal hatte ich
auch mein 6er Planetary dabei, so dass ich bis auf 310x hochvergrößern konnte. Es war kein Wabern zu sehen und die Sterne
waren punktförmig. Endlich weiß ich, dass mein 18 Zoll kein Gurkenspiegel ist, die wohl wichtigste Erkenntnis dieser Nacht.
Was liegt bei diesem Seeing also näher, als sich ein paar Kugelsternhaufen anzugucken. Es ist einfach phänomenal, wenn
Messier 13 grad so eben noch ins Gesichtsfeld passt. Auf der Homepage der Obsession Dobsons ist das schön dargestellt
und gibt so ziemlich den visuellen Anblick da, nur das die Sterne in Wirklichkeit punktförmiger und besser aufgelöst sind,
aber die Helligkeit kommt ganz gut hin.
Wobei mir da grad auch auffällt, dass die wohl keine 30 Zöller mehr herstellen. Damn it...
Nun ja, Messier 92 kam logischweise genauso gut und mit nem schwarzen Tuch über dem Kopf und guter Musik kann man
so die Welt hinter sich lassen und eintauchen in die Unendlichkeit des Universums. Zumindest gehts mir so.
Dann war es endlich dunkel und ich suchte mein erstes richtiges Objekt aus. Es sollte Abell 70 sein, ein
planetarischer Nebel. Nicht nur, dass das Dings einem Katalog gehört, der visuellen Beobachtern den Schweiß auf die Stirn
treibt - nein, es wird noch besser. Im Nebel selbst ist ne Galaxie drin. Gefunden war die Stelle schnell, auch wenn das
Objekt im Nirgendwo zwischen Adler, Wassermann und Steinbock liegt. Am Anfang war ich ein wenig konfusioniert, weil ein Stern
fehlte, ein heller noch dazu. Und so ergab die Karte erstmal keinen Sinn, bis ich letztlich doch noch drauf gekommen bin.
Bei "Suchen Sie den Fehler im rechten Bild" bin ich nämlich net so wirklich gut. Also, jetzt aber zum Abell an sich: Bei
200x erstmal nur was diffuses gesehen, also immerhin schon mal etwas. Wieder ein Abell abgehakt. Dann OIII reingeknallt und
geguckt, was passiert. Aha, schwacher Blob wird deutlicher, im Zentrum dafür leicht dunkler. Jetzt OIII wieder raus und nach
Galaxie geguckt. Hmpf... Nochmal gucken... Aha, da ist ne längliche Aufhellung in Richtung des helleren Sterns. Zwar sehr
schwach und schon recht schwer, aber definitv gesehen. Hatte mir zwar mehr erhofft, aber 46cm sind halt nur 46cm...
Nun gings hoch in den Herkules zu DmDd 1. Das ist ein planetarischer Nebel im galaktischen Hallo äh Halo... Er ist
55.000 Lichtjahre von uns entfernt und erscheint uns als schwaches Sternchen von 13mag. Bei 200x war er sehr einfach zu sehen
und reagierte gut auf den OIII Filterblink. Somit kann man das Sternchen sehr einfach orten.
Da ich gestern noch ne Rechnung mit den Begleitgalaxiechen von NGC 6166 offen hatte, heute ein weiterer Versuch.
Das Ding ist etwas über 400 Millionen Lichtjahre entfernt und so rechnete ich mir aus, dass es wohl nicht ganz so einfach
werden würde. Aber es ging dann doch ganz gut, obwohl diese Dinger nur Helligkeiten von um die 15.5-16.5bmag haben. Gesehen
hab ich 10 Stück von den kleinen Galaxiechen. Hier mal noch ne Zeichnung dazu:
Als nächstes gings zu Albireo. Bei 50x wunderschön anzuschauen, aber das war nicht mein Ziel. Es sollte ein
Stückchen weiter nördlich zu Sharpless 2-91 gehen. Es gibt nämlich net nur den Zirrusnebel, sondern auch noch einen
anderen Supernovaüberrest. Nur ist der halt um ein Vielfaches schwieriger. Mit nem DSS Ausdruck und ner genauen Karte hab ich
dann auch tatsächlich einen feinen Gasstreifen gesehen. Das ganze ist nicht so einfach, weil mit nem OIII in der Milchstrasse
überall so Geisternebel auftaucht und man erstmal gucken muss, was denn nun real ist und was nicht.
Dann war Min1-92 an der Reihe- der Footprint Nebula. Die Stelle war schnell gefunden, aber dann: was für ein
winziges Ding. Sogar bei 200x war das noch total winzig. Immerhin konnte man den Fußabdruck erkennen, besser war es dann bei
310x. Aber auch da war der Nebel noch sehr sehr klein.
Weiter gings mit Campbells Hydrogen Star oder auch Aro 11 genannt. Zuerst hatt ich mal Probleme, den richtigen Stern
zu identifizieren. Gibt ja soviele davon in der Milchstrasse. Nachdem ich mir einen auserkoren hatte und angestrengt darauf
starrte, um sowas wie ne Nebelhülle zu sehen (was ich aber nicht tat), fiel mir um einen anderen Stern was nebliges auf.
Ups... Also den ins Visier genommen und auf 310x hochgepusht. Super! Der Stern leicht orange und von einem zarten Nebelhauch
umgeben. Darin zwei Schalen, eine an jeder Seite.
Weiter oben im Schwan findet sich nochmal ein interessantes Objekt: es ist dies der Egg Nebel oder auch
Eiernebel... Bis vor wenigen 100 Jahren war der Stern noch ein Roter Riese, der nun seine abgestoßene Hülle anleuchtet.
An mehreren Stellen hat der umgebende Staubkokon einen Riss, wo Materie in Form von Jets raus kann. Zumindest hab ich das
gelesen. Da war ich natürlich sehr gespannt, was mit 18 Zoll davon zu sehen ist. Und ich war mehr als beeindruckt, bei 310x
bot sich folgendes Bild:
Besonders spannend fand ich, dass man sogar die Jets sehen konnte. Diese waren zwar extrem schwach, aber dennoch gut
machbar, wenn man sich ein wenig konzentriert hat.
Was ich mir auch noch unbedingt anschauen wollte, war der Reflexionsnebelkomplex IC 4954 um den kleinen Sternhaufen
Roslund 2. Dieses liegt im Sternbild Füchschen. Bei 140x bietet sich der schönste Anblick. Man erkennt zwei kleine
Sterngruppen, die beide in zarte Nebelmassen eingehüllt sind. Das sieht richtig schön aus. Leider helfen Nebelfilter net so
wirklich viel.
Ja, damit war mein Programm nach anderthalb Stunden auch schon erledigt und ich widmete mich wieder den Knallern am
Sternenhimmel. Insbesondere hab ich mir nochmal die Cyg OBII Assoziation angeschaut, hinter der ja in Wirklichkeit ein
sehr naher und extrem großer junger Kugelsternhaufen steckt. Dabei ist mir aufgefallen, dass man die Form des 1° großen KH
eigentlich recht gut nachvollziehen kann. In einem Kreis dieser Form findet man viele schwache Sterne, außerhalb eher nicht.
Auch den "8-Cluster" hab ich nochmal genauer unter die Lupe genommen. Eigentlich gehören die Sterne ja zu den heißesten
überhaupt - um die 50000°C sind sie heiß. Aber im Teleskop bei 210x erscheinen sie überhaupt nicht blau, sondern eher gelblich
bis orange. Da kann man die interstellare Absorption mal mit eigenen Augen sehen. Fand ich ehrlich gesagt sehr spannend,
andere vielleicht weniger.
Den Zirrus hab ich mir dann auch nochmal mit 140x gegeben, nachdem ich gestern vorzugsweise mit 90x unterwegs war. Es ist total beeindruckend, wie sich der Sturmvogel wie ein Dolch in den Himmel bohrt. Dazu die ganzen Verwirbelungen und haste nicht gesehen...