Gestern war die vierte Beobachtungsnacht in dieser Woche und die habe ich dazu genutzt, unserer Margot die schönsten
Objekte des Universums zu zeigen. Auch der Bericht ist für sie, damit sie an die Nacht eine Erinnerung hat.
Um 20 Uhr trafen wir uns unten an der Tankstelle an der B3 und sind zusammen nach VB hochgefahren. Dort angekommen
erwartete uns ein strahlend blauer Himmel, es war mit 19°C angenehm war, lediglich der Wind blies ein wenig stärker aus
nordöstlicher Richtung. Deswegen baute ich das Teleskop windgeschützt auf einem kleinen Rasenstück auf. Während "Nemesis"
auskühlte, kümmerte sich Margot um unseren kleinen Grill, den wir mitgenommen hatten. Nach anfänglichen Startschwierigkeiten
brachten wir die Kohle doch noch zum Glühen und kurze Zeit später brutzelten schon die ersten Würstchen.
Mittlerweile war die Sonne untergegangen und am Westhorizont zeichnete sich ein wunderschönes Schauspiel ab: vor zwei Tagen
nämlich war die Aschewolke eines Vulkanausbruchs auf den Aleuten vor Alaska hier in Mitteleuropa angekommen und bescherte uns
einen wunderbaren Anblick mit Dämmerungsstrahlen.
Im Süden waren schon der Schütze und Jupiter zu sehen. Letzteren stellten wir in Michas Teleskop ein, da ich einen
Holzstapel vor der Nase hatte. Man konnte sehr schön die beiden dunklen Wolkenbänder sehen, aber auch die vier Monde, die
wie an einer Perlschnur aufgereiht waren.
Dann brach die Dämmerung über uns herein und wir machten uns an die ersten Objekte unserer Rundreise: epsilon Lyrae
sollte es sein, der Vierfachstern in der Leier. Mit einem Graufilter bewaffnet konnte man bei 140-facher Vergrößerung die
beiden sehr eng beieinander stehenden Sterne erkennen. Auch Albireo zeigte einen wunderschönen Farbkontrast mit seinem
gelblichen und bläulichen Begleiter. Weiter oben im Schwan fanden wir 61 Cygni - hier umkreisen sich zwei orangefarbene
Sterne in weitem Abstand. Diese Sterne gehören übrigens zu den uns am nächsten liegenden und sind gerade einmal 11 Lichtjahre
von uns entfernt. Die Sterne sind ein wenig kleiner als die Sonne und mit 4600°C auch ein wenig kühler. Auch Wega stellten wir
ein und erfreuten uns am hellen Leuchten dieses wunderbaren Sterns, der wie ein Diamant vor dem dunklen Himmel funkelte.
Mittlerweile war es schon fast dunkel geworden. So stellten wir den Schwanennebel Messier 17 ein. Bei 90x und einem
Nebelfilter bewaffnet konnte man sehr schön die Form des Schwans erkennen. Danach war der Ringnebel Messier 57 an der
Reihe. Schon bei kleiner Vergrößerung war er als Rauchkringel zu sehen, bei 140x und einem OIII bewaffnet erschien er sehr
groß und kontrastreich. Weiter oben fanden wir Stephenson 1, wo sich viele weißliche Sterne um einen orangenen
gruppieren.
Nachdem wir schon mal bei den Farben der Sterne waren, stellte ich den Smaragd NGC 6572 ein: dieser ist wirklich
knallgrün, was man bei 90-fach auch sehr gut sehen konnte. Es ist in planetarischer Nebel und in der Tat das grünste Objekt,
was man am Himmel sehen kann.
Nun düsten wir in den Herkules, wo wir uns zuerst Messier 13, einen Kugelsternhaufen anschauten. Dieser war bei
140x wunderschön aufgelöst und erschien als eine glitzernde Kugel aus vielen, vielen Sternchen. Ganz anders sah dagegen
Messier 92 aus, den wir gleich danach einstellten. Er hatte ein dichtes Zentrum und war wesentlich kleiner als Messier
13, aber auch toll aufgelöst.
Nun war es an der Zeit, ein schwieriges Objekt zu probieren: PG 1634+706, ein Quasar im Sternbild Drache, der fast
9 Milliarden Lichtjahre von der Erde entfernt ist und somit schon fast am Rand des sichtbaren Universums liegt. Einen Quasar
kann man sich als Galaxie vorstellen, in deren Zentrum ein riesiges schwarzes Loch sitzt, welches unablässig Materie in sich
hineinsaugt und so viele hundert Milliarden Mal heller als unsere Sonne leuchtet. Doch bevor wir das einstellten, mussten wir
erst einen Test an einem anderen Stern durchführen, um zu schauen, ob Margot das Objekt auch sehen kann. Nachdem sie
erfolgreich einen gleichhellen Stern beim Ringnebel identifiziert hatte, konnte die Jagd losgehen. Nachdem die Stelle
im Fernrohr eingestellt war, nahmen wir ein Foto, um den Quasar zu identifizieren. Es war nicht ganz einfach, aber nach
einiger Zeit konnte auch Margot das schwache Sternchen in 9 Mrd. Lichtjahren Entfernung sichten. Damit gehört sie zu den
ganz wenigen Personen, die so weit in unser Universum und in die Vergangenheit geschaut haben.
Nach so einem schwierigen Objekt musste wieder was Einfaches her und so stellte ich in der Cassiopeia zuerst den
Doppelstern "eta Cas" ein. Hier umkreisen sich ein gelber und ein orangefarbener Stern. Danach war der
Eulensternhaufen NGC 457 an der Reihe. Man konnte sich schön vorstellen, wie die Eule mit ausgebreiteten Schwingen gerade
landet. Ein weiterer schöner Sternhaufen begegnete uns im Sternbild Adler: hier besuchten wir den Wildentenhaufen Messier
11. Ein Schwarm von ganz vielen Sternen, in der Mitte ein heller Zentrumsstern die viel heller als die anderen war. Da wir
schon einmal in der Ecke waren, schauten wir uns eine helle Sternwolke an - die Schildwolke oder auch Scutumwolke genannt.
Beim Schwenken des Teleskops wurde es dann auf einmal merkwürdig dunkel im Okular - wir hatten eine Dunkelwolke
entdeckt, die das Licht der Sterne verschluckte. Was sich wohl dahinter verbirgt? Als nächstes stellten wir den
Hantelnebel ein: zuerst bei kleiner Vergrößerung, um uns den Nebel als ganzes anzusehen, dann steigerten wir uns auf
200-fach. Nun war der Nebel schon sehr groß und genau in der Mitte war ein kleines Sternchen zu erkennen, der Zentralstern,
der den Nebel erzeugt hat. Es war sehr schwach, aber blitzte immer mal hervor und war nach längerer Zeit gut zu halten.
Hierbei handelt es sich um einen weißen Zwerg, der gerade einmal so groß wie der Erde, dafür aber 70.000°C heiß ist.
Im Schwan stellten wir natürlich auch den Zirrusnebel ein, dessen eines Ende wie ein Dolch aussah. Die Ränder waren
heller und man konnte sehr schön die Verwirbelungen erkennen. Nach oben zogen sich vom hellen Stern drei Nebelstreifen nach
oben. Natürlich stellten wir auch den anderen Teil ein und konnten nicht nur den Mittelteil, sondern auch die "Knochenhand"
erkennen. Insgesamt war das Bild sehr kontrastreich und der Zirrusnebel wunderbar zu sehen. Auch einen Sternhaufen fanden wir
dort noch: NGC 6819. Hier war ein Glitzern zu sehen, als hätte jemand feinen Sternstaub genommen und dahin geworfen.
Knapp 100 Sterne waren zu sehen. Dann wanderten wir abermals in die Cassiopeia und schauten uns dort NGC 7789 an, ein
Sternhaufen mit 200 Sternen, die sich in einer dichten Kugel drängen. Der Haufen ist fast 8000 Lichtjahre weit weg und gehört
damit schon zu den weiter entfernten seiner Art.
Mittlerweile war es an der Zeit, eine kleine Pause einzulegen und die Milchstrasse zu genießen, die sich als wunderschönes
Band über den ganzen Himmel zog. Und so saßen wir da und schauten nach oben...
Doch die Reise ging bald weiter. Weil die Luft relativ ruhig und der Wind eingeschlafen war, versuchten wir uns an zwei
weiteren Kugelsternhaufen. Zuerst Messier 15 im Sternbild Pegasus: auch hier wieder ein sehr dichter Kern und
ausladende Randbereiche. Ganz anders dagegen Messier 2 im Wassermann: hier war eine dichte Kugel aus schwachen
Sternchen zu sehen. Leider war das Seeing nun leider nicht mehr sonderlich gut, so dass die Sterne ein wenig aufgebläht
waren. Doch bevor wir uns auf größere Objekte beschränkten, stellte ich noch gamma And ein, wiederum zeigten sich ein
gelber und blauer Stern. Ein weiterer großer Sternhaufen erwartete uns dort ebenfalls: NGC 752, der gerade so ins
Gesichtsfeld passte.
Nachdem wir den Sternhaufen Messier 34 mit seinen vielen, hellen Sternen angeschaut hatten, wollten wir uns eine
Galaxie in Kantenlage anschauen: NGC 891 im Sternbild Andromeda. Leider war der Himmel zu hell, so dass das Staubband
verborgen blieb, aber die Form dieser länglichen Galaxie war gut auszumachen:
In der Cassiopeia ging es weiter mit Sternhaufen: gleich drei Stück konnten wir zusammen im Gesichtsfeld beobachten:
NGC 654/659 und 633. Jeder für sich war wunderschön anzusehen: einer relativ klein und schwach, der zweite groß und
hell mit 70 glitzernden Sternen und der dritte klebte an einem hellen, gelblichen Stern.
Dann wurde es Zeit für einen anderen Sternhaufen: genauer gesagt für den Doppelsternhaufen H und Chi Persei. Bei
50x passten beide schön ins Okular und wenn man genauer hinschaute, konnte man zwischen den beiden Haufen rötliche Sterne
ausmachen: rote Riesen, die wohl irgendwann vergehen werden. Nachdem wir uns jeden für sich angeschaut hatten, wollte ich
Margot einen weiteren Kugelsternhaufen zeigen: NGC 7006 im Delphin. Dieser ist fast 200.000 Lichtjahre von der Erde
entfernt und treibt mehr oder weniger im Weltraum umher. Auch bei 200x war nur ein diffuses Fleckchen zu sehen, mehr war
nicht zu erkennen.
Da wir bisher noch keine Galaxie gesucht hatten, holten wir das nun nach. Es sollte NGC 7331 sein, 30 Millionen
Lichtjahre von uns entfernt. Bei 140x erschien sie uns als leuchtender Wattebausch. Knapp daneben findet man eine ganz
berühmte Galaxiengruppe: das Stephans Quintett: hier interagieren 5 Galaxien miteinander, umkreisen sich, reißen den
anderen ganze Sternströme aus den Galaxienkörpern und werden wohl irgendwann zu einer einzigen Galaxie verschmolzen sein. All
das spielt sich in fast 400 Millionen Lichtjahren Entfernung ab. Doch noch ist es nicht so weit und so konnten wir diese
Gruppe schön sichten, bei 200x wie kleine Sterne mit einem Lichthof außen rum. Die "Sterne" sind übrigens die hellen Kerne
der Galaxien.
Dann war es an der Zeit, den Andromedanebel einzustellen. Bei 50x zeigten sich nicht nur die beiden Begleitgalaxien,
sondern auch das Staubband des Nebels. Nun vergrößerten wir auf 90x und schauten uns das ganze noch ein wenig genauer an. Als
wir M32, den kleinen Begleiter der großen Galaxie, einstellten, erschien der Hintergrund weiter unten heller als oben: manche
vergleichen das mit dem Licht der aufgehenden Sonne, das den Raum flutet. Es ist das Licht von Milliarden Sternen in 2.4
Millionen Lichtjahren Entfernung - das Licht der gewaltigen Andromedagalaxie.
Im Schwan suchten wir nach dem "Fötusnebel" und fanden ihn als längliche Scheibe, die an einem Stern klebte, zwei
hellere Knoten hatte und nach unten offen war.
Danach gings zum "Apfelbutzen", oder auch Messier 76 genannt. Bei dem konnte man die Form wirklich gut sehen,
länglich und in der Mitte leicht dünner. Wie ein Apfelbutzen halt.
Als nächstes stellten wir den Blinkenden Planetarischen Nebel ein. Wenn man auf den Zentralstern (auch wieder ein
weißer Zwerg) schaut, wird der Nebel schwächer und schaut man ein wenig neben dran, wird er heller. Deswegen das Blinken. Den
Abschluss bildeten die Plejaden, die bei 50x glitzerten als wären es Diamanten.
Mittlerweile waren wir dann doch etwas müde geworden, so setzten wir uns nochmal hin, schauten die Milchstrasse an, tranken
eine Schokolade und aßen von Margots leckerem Hefegebäck. Ein sehr schöner Ausklang des Abends bzw. der Nacht, denn
mittlerweile war es schon nach halb drei Uhr morgens.
Ich hoffe, dass du liebe Margot, genauso viel Spaß hattest, wie ich und dass ich dir viele schöne Dinge in unserem Universum näher bringen konnte.