Der warme und sonnige Nachmittag verhieß mal wieder eine klare Nacht. Also schnell den 18 Zoll Lowrider ins Auto gepackt
und hoch in den Schwarzwald gedüst. Je öfter ich beobachten gehe, umso mehr mag ich mein Teleskop. :)) Ich muss nur drei
Teile ins Auto tragen, die trotz der beachtlichen Größe nicht mal besonders schwer sind – insgesamt gerade mal 22kg. Dann
noch schnell den Rucksack mit den Okularen und ein paar warme Klamotten hinterher, vielleicht noch ein paar Kekse oder
Lebkuchen, eine heiße Schokolade und schon kann’s losgehen. Das Packen dauert keine 10 Minuten! Da soll mal noch einer sagen,
ein großes Teleskop ist nix für den Normalgebrauch. Man muss es nur richtig bauen! ;)))
Nun ja, gegen 19.40 Uhr bin ich oben angekommen und hab erstmal in aller Ruhe aufgebaut und den Zirren zugeschaut, wie sie
sich am Horizont herumdrückten und sich nicht getraut haben, näher zu kommen. Die Durchsicht war nicht so besonders gut, mehr
als 5m9 wird’s nicht gewesen sein, dafür war es windstill und mit 9°C auch noch relativ warm.
Nach 10 Minuten hab ich beschlossen, dass der große 46cm Spiegel nun genug Zeit zum Auskühlen hatte und bin auf ein paar
Sternhaufen los. Dann endlich ließ das Blubbern langsam nach und ich hab mir erst einmal die zwei großen Kugelsternhaufen
Messier 13 und 92 im Herkules angeschaut. Beide waren bis ins Zentrum aufgelöst. Wunderschöne, glitzernde Kugeln aus
hunderten von Sternchen. Nach diesem Sterngeprassel ging es weiter zu Messier 15 im Pegasus. Der sieht einfach klasse
aus, das dichte Zentrum mit Sternen nur so übersäht. Ich versuche mir vorzustellen, wie wohl der Sternenhimmel in einem
solchen Kugelsternhaufen aussieht. Hunderte von Sternen mit Venushelligkeit und noch heller leuchten am Himmel, manche so
hell, dass man sie sogar untertags sehen kann. Nachts wird es nie richtig dunkel, weil die hellen Glitzerpunkte am Himmel
ihr Licht sanft auf den Planeten werfen. Nachdem ich so in meinen Gedanken versunken den Kugelsternhaufen angeschaut hatte,
überkam es mich und ich suchte nach dem planetarischen Nebel Pease 1. Was heißt suchen? ;) Schnell den OIII vors Auge
gehalten und den PN rausgeblinkt. Funktioniert bei 200x ziemlich gut. Ich brauchte nicht mal ne Karte. ;)
Zum Abschluss meiner Kugelsternhaufenjagd bin ich noch kurz ins Sternbild Delfin, wo ich mir NGC 6934 angeschaut
hab. Ich konnte ihn bei 200x bis ins Zentrum auflösen. Echt toll, was man mit nem großen Spiegel anstellen kann! :) Auch den
Fliegenpilz mit der Ameise hab ich mir angeschaut. Ich finds einfach witzig, wie das Dings aussieht.
Nun war der Spiegel soweit ausgekühlt, dass ich bis auf 310x vergrößern konnte. Da das Seeing recht gut war, peilte ich
den Ringnebel Messier 57 an. Der Nebel war sehr hell und kontrastreich zu sehen, die Ränder leicht ausgefranst. Im
Inneren sah ich immer mal wieder den Zentralstern, manchmal konnte ich ihn mehrere Sekunden lang halten. Der Stern
ist ein weißer Zwerg mit der 0.6-fachen Sonnenmasse. Obwohl er im Teleskop so schwach ist, leuchtet er 200x so hell wie unsere
Sonne. Die Oberflächentemperatur liegt bei rund 130.000°C, was wirklich extrem viel ist. Deswegen leuchtet er auch vornehmlich
bläulich.
Nachdem ich den Zentralstern gesehen hatte, dobste ich weiter zum Zirrusnebel mit seinen Filamenten. Auch den
Crescentnebel NGC 6888 besuchte ich und hab ihn auch gleich mal gezeichnet. Das ist dabei herausgekommen:
Nachdem ich mit dem Crecent fertig war, war mir nach neuen Objekten. Doch zuvor hab ich mir ein paar schöne Doppelsterne
angeschaut: den Vierfachstern eps Lyr, natürlich auch Albireo mit seinen orange und blaufarbenen Komponenten
und als nächstes meinen neuen Lieblingsdoppelstern 61 Cyg, wo sich zwei kleine orangefarbene Zwergsterne in 11
Lichtjahren Entfernung umkreisen. Nach einem kleinen Abstecher zu gamma Del, der aus zwei gelben Sonnen besteht, gings
zu delta Cep, wo ein bläulicher von einem gelben Stern umkreist wird und schließlich endete die Reise bei
eta Cas – hier tanzen eine gelbe und eine rote Sonne miteinander.
Ich schaute mich so um und überlegte, in welches Sternbild ich denn gehen sollte. Ich entschied mich für „Cepheus“. Den
Einstieg machte ich bei Xi Cep, einem engeren Doppelstern aus zwei gelben Sonnen, eine helle und eine schwache. Sieht
echt schön aus. Nun war es an der Zeit, ein wenig was in Richtung Sternhaufen zu tun. Den Anfang machte NGC 7160, der
echt klasse ist. Zwei helle Sterne, umgeben von mittelhellen. Insgesamt 20 Sterne konnte ich zählen. Übersehen hab ich beim
ersten Drüberschwenken NGC 7226, eine körniger Lichtfleck, den ich bei 200x dann doch in knapp 20 schwache Sternchen
auflösen konnte. Auch sehr schön ist NGC 7235, ein heller Cluster aus knapp 40 Sternen. Ein wenig schwächer ist
NGC 7261, der aus knapp 40 Sternen besteht. Dann kam ein für mich sehr schönes Objekt: NGC 7142, der aus
sehr vielen schwachen Sternen (insgesamt knapp 50 Stück) besteht. Daneben ist dann NGC 7129, ein Reflexionssnebel.
Schon bei kleiner Vergrößerung sieht man einen zarten Lichtschimmer, der die hellen Sterne sanft einhüllt. Sieht wunderschön
aus. Und weil ich das so schön fand, hab ich das mal in einer Zeichnung festgehalten:
Weil ich schon mal den UHC drin hatte, bin ich gleich weiter in die Cassiopeia, um mir dort den Bubblenebel
anzuschauen. Wie jedes Mal bin ich hin und weg von diesem Nebel. :)) Ein Stückchen weiter weg findet man NGC 7538,
eine kleine HII Region, in deren Mitte man zwei helle Sterne sehen kann. Der untere Teil des Nebels ist heller, im oberen
Teil erkennt man so was wie ein etwas dunkleres Loch. Gerade mit UHC ist der Nebel doch sehr hell und bei 200x gibt es dort
einiges zu sehen, zumindest mit 18 Zoll. ;) Kurz bevor der Mond aufgegangen ist, hab ich mich zum Pacman Nebel NGC 281
begeben, weil mir von dem noch eine schöne Zeichnung fehlt. Denn gerade mit 18“ und einem Nebelfilter mausert er sich zu einem
wunderschönen Gasnebel, in dem man bei längerer Beobachtung einige Strukturen wie die z.B. die Dunkelwolke und hellere
Nebelmassen anschauen kann. Außerdem find ich den Namen so klasse. Der Sternhaufen, der sich im Inneren befinden soll,
kommt auch mit 46cm Öffnung nicht sonderlich gut raus, es sind halt ein paar mehr sehr schwache Sterne zu sehen wie woanders
im Nebel, aber das war’s dann auch schon. Aber wie gesagt, der Nebel an sich ist wirklich total schön.
Mittlerweile war dann auch der Mond aufgegangen, was mich aber nicht dazu brachte, schon abzubauen. Ich dobste entspannt
ins Sternbild Schwan, wo ich mir die hellste Galaxie NGC 6824 anschauen wollte. Sie ist 150 Millionen Lichtjahre von
der Erde entfernt und schwebt zwischen den vielen Glitzersternen der Milchstrasse ganz allein im dunklen Weltraum umher. Bei
200x ist sie sehr hell und im Zentrum kann man einen hellen, stellaren Kern ausmachen. Anschließend ging es weiter ins
Sternbild Leier, wo ich das Galaxienpärchen NGC 6702/03 aufsuchen wollte. Die beiden sind 220 Millionen Lichtjahre
weit weg. Die eine erscheint ziemlich hell mit einem stellaren Kern, die andere ist ein wenig ausgedehnter und lichtschwächer.
Hat man sie einmal gesichtet, sind sie recht einfach zu sehen. Weiter unten in der Leier wartete noch ein kleiner PN auf
mich: NGC 6765. Das Ding ist recht klein und zeigt erst bei 310x Einzelheiten. So erscheint der planetarische Nebel
recht länglich mit zwei kleinen Verdichtungen.
Als letztes Objekt schaute ich mir NGC 6826 an, den ich dieses Mal mit einer hohen Vergrößerung beobachten wollte.
Also das 6er Planetary rein und mit 310-facher Vergrößerung auf den Nebel gehalten. In den ersten Minuten war noch nicht
sonderlich viel zu erkennen, dann aber schälte sich eine hellere Randschale und unten ein Knoten heraus, den ich zuerst für
einen schwachen Stern hielt, doch nach und nach zeigte sich die diffuse Struktur des Knotens. Außerdem erschien mir die Fläche
nicht homogen, sondern insbesondere oben leicht dunkler und gemottelt. Leider waren die Details ziemlich kontrastschwach, so
dass sie nicht sicher zu halten waren. Eine Zeichnung davon hab ich auch noch gemacht:
Mittlerweile stand der Halbmond schon hoch am Himmel und so hab ich mich einfach auf meine Isomatte gelegt und nach oben geschaut, inmitten von Mondlicht überfluteten Äckern, Wiesen und Bäumen. Ich hörte Musik und knabberte zum Abschluss der Nacht ein paar Schokokekse. Die Minuten verstrichen und die Zeit um mich herum schien stillzustehen. Ich weiß auch nicht, aber für mich sind das so die schönsten Momente überhaupt. Man sitzt einfach nur da, kann alles um sich herum vergessen und in den Tiefen des Weltalls versinken. Und das Schönste ist: dazu braucht man noch nicht einmal ein Teleskop…