Eigentlich sollte es in dieser Nacht gar nicht klar werden, sondern der Himmel vielmehr mit Zirren überzogen sein. Aber
wie es manchmal so ist: erstens kommt es anders und zweitens als man denkt.
So bin ich in den Schwarzwald auf knapp 1000mNN hochgefahren, um von dort ein wenig ins Universum abzutauchen. Mit dabei
war auch Timm mit seinem 18“ Lowrider, so dass wir Stereo gucken konnten. ;) Schon die Hinfahrt war ziemlich schön. Ich bin
schon frühzeitig losgefahren, weil ich noch einen horizontnahen Kometen beobachten wollte. Die ganzen Bäume leuchteten in den
buntesten Farben und der Himmel erstrahlte in einem tiefen Blau. Das ist das schöne am Herbst. Oben angekommen, legte ich eine
kleine Pause am Aussichtspunkt ein und schaute mir den Sonnenuntergang an. Als die Sonne verschwunden war, erschienen überall
purpurfarbene Dämmerungsstrahlen, die Schönsten, die ich bis dahin gesehen hatte. Als hätte man der Sonne eine Krone
aufgesetzt. Auch die Nacht war sehr schön, der Wind ist immer mehr eingeschlafen und die Sterne glitzerten um die Wette.
Es war mit 2°C kälter als ich erwartet hatte, aber immer noch ganz angenehm. Und so legte ich mich ab und zu einfach nur auf
die Isomatte und schaute nach oben. Ich weiß gar nicht, wie viele Sternschnuppen ich gesehen habe, bei 20 hab ich irgendwann
aufgehört zu zählen. Darunter waren auch zwei Feuerkugeln, die in drei Sekunden über den ganzen Himmel geschossen und einen
leuchtenden Schweif hinter sich hergezogen haben. Einfach wunderschön. Als ich wieder heimgefahren bin, hab ich noch mal am
Aussichtspunkt gehalten und eine heiße Schokolade getrunken. Über mir glitzerten die Wintersternbilder und unter mir die
Lichter der kleinen Dörfer. Es war einfach wunderschön.
Nun aber mal zu den Dingen, die ich in der Nacht beobachtet habe. Wie schon gesagt, war ich ziemlich früh oben. Nicht nur,
um mir den Sonnenuntergang anzuschauen, sondern auch um den Kometen C/2008 A1 McNaught zu finden, der sich tief am
Westhorizont herumtrieb. Dazu nahm ich meinen kleinen 8“ Feivel, da der ein Gesichtsfeld von 3 Grad hat. Nachdem ich gleich
den einen hellen Stern im Schlangenträger gefunden hatte, wartete ich, bis es ein wenig dunkler wurde. Um 19.18 Uhr MESZ hab
ich den 8mag hellen Kometen dann zum ersten Mal gesehen. Der Himmel im Okular war noch immer blau, die Sonne grad mal 11°
unter dem Horizont und der Komet mitten drin im aufgehellten Westhimmel tief am Horizont. Es war nicht ganz einfach, aber
es hat sich gelohnt. Als es ein wenig dunkler wurde, zeigte der Komet bei 70x immer mehr und so konnte ich gegen 19.45 Uhr
eine helle, diffuse Wolke mit nem kleinen Schweifansatz und einem sehr hellen, stellaren Kern wahrnehmen.
Nach der erfolgreichen Sichtung baute ich meinen 18 Zoll Lowrider auf, der schon die ganze Zeit über am Auskühlen war.
Als nächstes Objekt stand der Komet W3 Christensen auf dem Plan, der sich mit einer Helligkeit von 10mag im Sternbild
Cepheus herumtrieb. Mit dem 18“ war er schnell gefunden und bei 140x konnte man einen sehr hellen Kometen sehen, der einen
kleinen Schweifansatz hatte und zur Mitte auch stark kondensiert war. Sah echt cool aus. ;)) Besonders wenn man bedenkt, dass
das Teil 520 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist. Schwieriger war da schon C/2008 T2 Cardinal, der mit grad
mal 14.7mag in der Nähe des Himmelsnordpols zu finden war. Mit indirektem Sehen konnte ich bei 140x ein kleines, diffuses
Wölkchen ohne Struktur sehen. In den nächsten Monaten wird der Komet noch deutlich heller und wird im nächsten Sommer um die
9mag hell sein.
Dann endlich ging es zu den ersten DeepSky Objekten. Den Anfang machte Abell 72, ein planetarischer Nebel im
Sternbild Delphin. Nachdem ich noch kurz beim Fliegenpilz vorbei geschaut hatte, war der PN schnell gefunden. Bei 140x mit
OIII zeigte sich eine blasse Fläche zwischen drei hellen Sternen. Die Fläche war nicht ganz homogen, sondern leicht gemottelt
mit dunkleren Flecken. Ich hab mal versucht, das in der Zeichnung ein wenig rüberzubringen. Leider hab ich vergessen, nach dem
Zentralstern zu schauen. Naja, das Ding steht ja noch eine Weile am Himmel, da werd ich hoffentlich iwann mal dran denken. ;)
Das nächste Ziel war die Andromedagalaxie. Man konnte zwar die zwei Staubbänder gut sehen, aber irgendwie erschien
das ganze ein wenig schwach. Dann ist mir aufgefallen, dass ich ja noch den OIII drin hatte. ;)) In Messier 31 hab ich dann
erstmal die Sternwolke NGC 206 gesucht. Ich hatte mir nämlich vorgenommen, darin ein paar Einzelsterne dingfest
zu machen. Also meine coole Karte rausgekramt und das 6er Planetary rein gemacht. Leider war das Seeing nicht so wirklich gut,
aber es gab immer mal wieder Momente, wo die Luft sehr ruhig war. In diesen Momenten konnte ich fünf schwache Sternchen sicher
halten, aber die Sternwolke selbst erschien körnig. Das ist schon ganz großes Kino: man steht auf einem kleinen Planeten und
guckt sich Sterne in einer fremden Galaxie an, 2.4 Millionen Lichtjahre entfernt. Als Kind hatte ich davon mal in einem Buch
gelesen und wollte das unbedingt auch mal sehen. Heute Nacht wurde es wahr!
Weiter ging es mit Maffei II. Das ist eine große Balkenspirale im Sternbild Cassiopeia, die 10 Millionen Lichtjahre
von uns entfernt ist. Leider befindet sie sich hinter einem dichtem Staubvorhang, der das Licht dieser Galaxie um viele
Größenklassen schwächt. So bleibt von einer großartigen Balkenspirale nur ein kleiner Matschfleck übrig, den es nun zu
beobachten galt. Die Stelle war gleich gefunden, nur die Galaxie selbst zierte sich ein bisschen. Erst bei 140x zeigte sich
beim Schwenken des Teleskops eine kleine, matte Aufhellung an der Grenze der Sichtbarkeit. Ein wirklich schwieriges Objekt
auch mit 46cm Öffnung. Darunter wird die Luft wohl ziemlich dünn. Aber was soll’s, Hauptsache gesehen.
Das nächste Objekt war die wunderschöne EdgeOn Galaxie NGC 891 im Sternbild Andromeda. Bei 140x zog sich das
Staubband als dicker, schwarzer Strich quer durch die Mitte und im Halo der Galaxie konnte man mehrere Sterne sehen. Bei
dunklem Himmel echt eine der schönsten Galaxien am nördlichen Himmel. Direkt daneben trifft man auf den Galaxienhaufen
Abell 347, der 220 Millionen Lichtjahre entfernt ist, uns also doch recht nahe steht. Mit einer Karte bewaffnet konnte
ich 13 Galaxien ausmachen, die da überall in der Gegend herumschwirrten. Ein weiterer Schwenk mit dem Dobson brachte mich zu
Abell 262, ein Galaxienhaufen in 250 Millionen Lichtjahren Entfernung. Im Zentrum befand sich eine Gruppe von vier
Galaxien, die sich da zusammenkuschelten. Sah irgendwie schon ganz witzig aus. ;) Auch hier hüpfte ich mit einer Karte
bewaffnet in der Gegend herum und sammelte Galaxien. 24 Stück konnte ich entdecken, mehr waren auf meiner Karte nicht drauf.
Besonders schön fand ich NGC 717, NGC 714 und IC 1732, die wie zarte Lichtnadeln aussahen. UGC 1366 war auch so
ne schöne Lichtnadel, wenn auch schwächer als die anderen drei. Auf der Zeichnung hab ich nur den innersten Teil des Haufens
untergebracht, deswegen sind da auch net alle Galaxien drauf.
Jetzt war Zeit für eine kleine Pause. Außerdem hatte ich Hunger und musste ganz unbedingt ein paar Schokokekse essen. Also
hab ich mich auf meine Isomatte gelegt, einfach mal nach oben geschaut und gleich zwei kleine Sternschnuppen gesehen. Es ist
schön, so dazuliegen, Musik zu hören und den Moment zu genießen.
Nach einer Weile riefen die Plejaden. Im 38mm TSWA war der Sternhaufen natürlich total klasse, da er ganz ins
Gesichtsfeld passt. Man hat außen rum sogar noch ein bisschen Platz. :)) Nachdem ich dem Glitzern eine Weile zugeschaut hatte,
bin ich ein Grad weiter in Richtung Westen gedobst. Dort findet sich nämlich ein kleiner Galaxienhaufen in 860 Millionen
Lichtjahren Entfernung, der auf den Namen Abell 450 hört. In Guide sind hier nicht mal Galaxien eingezeichnet, so dass
ich mir einen DSS Ausdruck gemacht hab. Dort konnt ich dann auch eine ganze Galaxie sichten. Wow! ;)) Und die war auch noch so
schwach, dass man sie kaum sehen konnte. Nun ja, immerhin mal wieder ne Riesenellipse gesichtet.
Tja, und damit war ich mit den schwierigen Sachen auch schon wieder durch. Hab mir extra kein so großes Programm
vorgenommen. Sterne- schauen soll ja entspannend sein und nicht zur Hektik ausarten. In der Zwischenzeit hab ich mir von Timm
seinen 2“ OIII ausgeliehen und wir haben uns zusammen mit Feivel den Nordamerikanebel und den Pelikannebel angeschaut.
Beide waren wunderschön zu sehen, vor allem auch mit ganz vielen Strukturen. Den Pelikan hab ich noch nie so deutlich gesehen,
sogar der geöffnete Schnabel war super zu erkennen. Und oben drauf die kleine Haube. ;) Den Zirrus haben wir uns auch
angeschaut, die beiden Teile haben grad so zusammen ins Gesichtsfeld gepasst. Auch Pickerings Triangular Whisp war gut zu
sehen. Bei gamma Cyg haben wir uns den Schmetterlingsnebel angeguckt, der in der Mitte von einer dunklen Staubwolke
durchzogen war. Ganz gespannt hab ich dann auf den Herznebel IC 1805 gehalten. So was von wunderschön, wenn er mit
viel Platz außen rum ins Gesichtsfeld passt. Eigentlich kaum zu glauben. Deswegen einfach mal ne Zeichnung davon.
Ja, und danach haben wir dann noch ganz viele Objekte beobachtet. Ich möcht jetzt nicht alle aufzählen, aber besonders
schön war NGC 6946 mit ihren vier Spiralarmen, Sternwolken und Spiralarme in der Pinwheel- Galaxie, Mirachs Geist, der
Galaxienhaufen Abell 426 im Perseus und natürlich den Bubblenebel NGC 7635:
Mittlerweile war es schon weit nach Mitternacht und ich erstmal für mich allein. Also hab ich mich in den Perseus begeben,
um dort nach ein paar Schätzchen zu graben. Wunderschön ist NGC 1245, eine dichte Kugel aus 150 schwächeren Sternen.
Mit kleiner Öffnung (so 8 Zoll) ist das mehr ein körniger Wattebausch. Auch sehr schön fand ich den offenen Sternhaufen
NGC 1528, der als runde Kugel mit knapp 100 Sternen im Weltraum schwebte. Auch NGC 1545 ist ganz schön,
eingerahmt von drei helleren Sternen. Hier glitzern 30 Sterne locker konzentriert um die Wette. Ein wenig schwach ist
NGC 1513, aber bei höherer Vergrößerung kann man immer noch um die 60 Sterne zählen. Ein bisschen weiter weg findet
man den Ohrnebel NGC 1491, der mit einem OIII ziemlich hell ist. Sieht auch richtig gut aus, wie ein Ohr halt. ;) Auch
sehr schön ist NGC 1624, ein Sternhaufen, der in schwach leuchtende Gasmassen eingebettet ist. NGC 1579 ist ein
schwacher Reflexionsnebel mit einigen Strukturen, der indirekt gut zu erkennen ist. Deutlich schwächer ist NGC 1333,
der sich weiter unten im Perseus befindet. Bei 140x kommen die sanft vor sich hinglimmenden Gasmassen aber gut rüber. Genauso
fröhlich glimmt IC 348 vor sich hin. Ich find das Ding irgendwie unheimlich. Ein paar schwache Sterne, darum ein
schwaches Leuchten und außen rum nix. Nur dunkel. Sieht schon ein wenig gespenstisch aus. Viel netter ist dafür
NGC 1193, eine kleine Glitzerkugel aus feinem Sternstaub, die jemand neben einen hellen Stern gesetzt hat. Leider war
das Seeing nicht mehr gut, sonst wär der Sternhaufen noch schöner gewesen.
Geht man nun ein wenig in Richtung Sternbild Stier, trifft man auf die „Kristallkugel“ NGC 1514, ein planetarischer
Nebel in 2000 Lichtjahren Entfernung. Das Ding ist mit 130“ nicht nur ziemlich groß, sondern besitzt auch einen sehr hellen
Zentralstern mit 9.4mag. Danach bin ich zum „Blauen Schneeball“ NGC 7662 gedobst, der oberhalb vom Pegasusviereck zu
finden ist. Auch davon hab ich ne Zeichnung gemacht, dann muss ich nämlich nicht so viel erklären und beschreiben. ;))
Danach bin ich noch kurz ins Sternbild Giraffe reingedobst, denn dort findet sich eine wunderschöne Spiralgalaxie:
NGC 2403. Aber seht selbst:
Irgendwann war dann halb vier und Orion stand hoch im Südosten. Eigentlich wollt ich mir den Orionnebel noch ein
bisschen für später aufheben, aber dann hats mich doch gepackt. Schließlich hatte ich den noch nie so richtig mit 18 Zoll
gesehen. Als ich durchgeschaut hab, hats mich erstmal fast von den Socken gehauen. Blaugrün leuchtete er immens hell im
Okular. Die Schwingen voller Strukturen und der Kernbereich mit 140x so klar strukturiert, dass es einem Angst und Bange
wird. Alles löst sich in helle und dunkle Flecken auf, Pons Magnus zieht sich hell über die Dunkelwolke usw. Einfach
wunderschön. Und das alles ohne Filter! Auch auf den Pferdekopf hab ich drauf gehalten, diesmal aber mit UHC. Mit
indirektem Sehen knallt der richtig gut rein, pechschwarz hebt er sich von dem sanft glimmenden Nebelvorhang ab und unten
zeigt sich die Schnauze. Voll cool!!!
Damit beendete ich dann auch die Nacht. Alles in allem eine wunderschöne Nacht mit tollen Objekten. Im Perseus hab ich
noch ein paar Objekte gefunden, die es sich zu zeichnen lohnt. Das wird dann in der nächsten Nacht nachgeholt.