28.12.2008 - glühende Nebelmassen am Winterhimmel




Nach ein paar Tagen Abstinenz ging es wieder mit 18“ Nemesis in den Schwarzwald hoch, dieses Mal zu meinem früheren Beobachtungsplatz. Die Temperaturen bewegten sich zum ersten Mal deutlich im negativen Bereich und sanken bis zum Morgen auf -6°C. Trotzdem hatte ich nur meine Turnschuhe mit zwei paar Socken an, Sommerschuhe und nur EIN Paar Socken erschienen mir ein wenig zu frisch. ;) Der Himmel war anfangs nicht wirklich gut, im Laufe der Nacht wurde er aber immer besser und erreichte Werte um 6.1mag. Auch das Seeing war gut!

Nachdem ich an Polaris justiert hatte, ging es zu Venus runter, die leider schon recht tief stand. Bei 140x setzte ich zum ersten Mal den Violettfilter ein, um ein paar Wolkenstrukturen zu erhaschen. Im Vergleich zum Weißlicht zeigte sich in der Mitte ein dunkleres Gebiet, so dass die Sichtung von Wolkenstrukturen erfolgreich war.

Danach ging es wieder zurück zu Polaris, der Ausgangspunkt für den ersten Kometen C/2008 T2 Cardinal war. Der Komet ist ziemlich klein und mit einer Helligkeit von 14.2mag auch nicht sonderlich auffällig. Es war lediglich ein kleines, diffuses Wölkchen mit einem false nucleus zu sehen. Im Sternbild Giraffe treibt zur Zeit C/2006 OF2 Broughton sein Unwesen. Dieser erschien bei 140x ziemlich hell und ausgedehnt, zudem konnte ich einen leicht länglichen Innenbereich in der Koma ausmachen. Sah aus wie ein kleiner Schweifansatz. Ein wirklich sehr schönes Objekt. Im Sternbild Stier suchte ich zum zweiten Mal den Kometen 144P/ Kushida auf, der sich als dicker Wolkenbrummer mit einem hellen Kernbereich zeigte.

Damit waren die Kometen abgehakt und es wurde Zeit für die ersten interstellaren Objekte. Die erste Reise führte zur kleinen Galaxie NGC 6634 ins Sternbild Drache. Hier war vor 10 Tagen eine Supernova 2008ij aufgeleuchtet, die eine Helligkeit von 15.2mag erreichte. Mir kam es vor, als sei sie sogar noch ein wenig heller geworden. Am diffusen Galaxienkörper konnte ich sehr schön das schwache Sternchen sehen. So muss eine Supernova sein, einfach wunderschön!

Nun verschlug es mich ins Sternbild Andromeda, wo ich zuerst einen kleinen Zwischenhalt beim offenen Sternhaufen NGC 752 einlegte. Bei 50x glitzert es überall im Okular, knapp 70 helle Sternchen waren zu sehen. :)) Nun ging es weiter zur Gruppe um NGC 704. Bei 50x war die Position gleich gefunden und bei 210x bot sich ein toller Anblick: vier Galaxien bilden ein kleines Ypsilon, darüber NGC 710, als lichtschwaches, homogenes Wattebällchen und östlich zwei kleine Edge-On Galaxien, wobei NGC 714 deutlich heller als NGC 717 ist. Das ganze liegt in einem recht sternreichen Umfeld, was es noch reizvoller macht.

Das nächste Objekt war ein kleiner Gasnebel im Sternbild Widder. Was, das gibt es? Jep, das Nebelchen trägt den unscheinbaren Namen vdB 16 und war als zarter Schimmer auf beiden Seiten eines helleren Sterns zu sehen. Nix spektakuläres, aber dennoch ganz nett! Weiter nördlich findet man NGC 1333, ein ziemlich interessantes Objekt. Zuerst ist da mal ein Reflexionsnebel, der einen hellen Stern umgibt. Darin findet man einen hellen Nebelknoten mit einem kleinen Sternchen. Dahinter endet der Nebel ziemlich abrupt, was auf eine Staubwolke schließen lässt. Und weil das alles so schwer zu beschreiben ist, noch eine Zeichnung:

Nun ging es zu DoDz1, ein kleiner Sternhaufen inmitten des Sternbilds Widder, wobei, eigentlich ist es mehr ein Asterismus. Macht aber nix, sah trotzdem schön aus. 15 kleine Sternchen, davon drei helle, bilden eine enge Gruppe, die sich sehr gut von der Umgebung abhebt. Ok, gibt auch net wirklich viele Sterne außen rum. Ein ähnliches Teil ist Collinder 21 , ein Sternhaufen im Sternbild Dreieck. Er hat die Form eines glitzernden Halbmondes die aus 5 hellen Sternen gebildet wird. Das innere ist mit 10 schwachen Sternchen aufgefüllt. Sieht wunderschön aus. Daneben gibt’s noch ne kleine Galaxie, die mir aber leider entgangen ist. Muss ich beim nächsten Mal drauf achten. Grad mal 30’ weiter weg findet man ein helles Galaxienpärchen, bestehend aus NGC 672 und IC 1727. Erstere ist ziemlich hell und länglich, 3:1 elongiert, die andere hat eine geringe Flächenhelligkeit und wirkt leicht unregelmäßig. Jetzt wurde es spannend: NGC 1996 stand auf dem Plan, ein offener Sternhaufen im Sternbild Stier. Dieser ist als „nicht- existent“ gekennzeichnet, aber um ehrlich zu sein: für nicht-existent stehen da ziemlich viele Sterne rum! ;)) Knapp 60 Sterne befinden sich in einem Fünfeck zwischen zwei hellen Sternen. Der Durchmesser des Haufens beträgt rund 18 Bogenminuten, zudem weist er keine Konzentration zur Mitte hin auf. Aber er hebt sich gut von der Umgebung ab, so dass er ziemlich einfach als Sternhaufen erkannt werden kann. Coole Sache! ;)

Eigentlich wollt ich jetzt ein paar Riesen- Planetarys jagen, aber der Himmel war einfach zu schlecht. Bei Sh2-216 hab ich zwar den hellsten Teil erkannt, aber das geht noch besser. Daher verschieb ich den auf einen der nächsten Berichte. Stattdessen ging es zu einem kleinen Sternchen im Sternbild Stier: HL Tau 76. Ok, toller Name, aber was verbirgt sich dahinter? Es handelt sich hier um einen weißen Zwerg, der aufgrund von Gravitationswellen leichte Helligkeitsvariationen a ufweist. Die Amplitude ist mit 0.02mag nicht visuell zu sehen, aber interessant fand ich den Stern dann trotzdem. Also gleich mal hingedüst. Bei 210x war er recht einfach zu sehen.

Nun wurde es abermals spannend: ein Kugelsternhaufen im Sternbild Fuhrmann, der auf den Namen Palomar 2 hört. Bei 210x zeigte sich mit indirektem Sehen ein helleres, diffuses Fleckchen, das zur Mitte hin mäßig heller wurde. Sehr schön! Hatte eigentlich was Schwierigeres erwartet. ;) Aber so war mir das dann auch ganz recht.

Wo ich schon mal bei Haufen war, wollte ich nun endlich Berkeley 18 mit 18“ anschauen. Der Sternhaufen liegt ziemlich nah bei Capella, die mich mit ihrem gleißend hellen, gelben Licht erstmal kurz geblendet hat. Sieht aber immer wieder total schön aus. Ich mag so helles Sternengefunkel! :))) Schnell war die Position gefunden und im 20er Swan zeigte sich ein großer, diffuser Wattebausch. Im 13er Nagler bei 140x glitzerten aus den körnigen und unregelmäßig geformten Nebelmassen immer mal wieder sehr viele, schwache Sternchen heraus.

Nun beobachtete ich ein paar schöne Gasnebel im Sternbild Fuhrmann. Den Anfang machte NGC 1893, der vom Nebel IC 410 umgeben ist. Der Sternhaufen selbst ist sehr unregelmäßig geformt und die Gasmassen stehen dem in keinster Weise nach. Besonders auffällig ist eine dunklere Einbuchtung im Innenbereich. Nach den Kaulquappen hab ich wieder net geschaut, wird aber iwann mal nachgeholt. Ein kurzer Schwenk und schon war Stock 8 mit dem Nebel IC 417 im Okular. Der Sternhaufen rundlich mit 30 schwachen, fast gleichhellen Sternen, umgeben von zart glühenden Nebelmassen, die sich wie sanfte Wolken über den Sternhaufen legen und ein paar weiche Strukturen erahnen lassen. Deutlich heller aber auch kleiner ist NGC 1931, in dessen Inneren sich drei Sternchen befinden. Weiter östlich befindet sich NGC 1985, ein kleiner Reflexionsnebel, der ein Schattendasein fristet. Der Nebel ist relativ klein und umgibt einen mittelhellen Stern. Strukturen waren keine zu sehen. Nach einem weiteren Starhop befand ich mich bei gleich drei Nebelchen mit einer Sharpless Nummer: 235, 231 und 233. Alle nebeneinander gelegen. Sh2-235 ist der hellste der drei und zudem recht ausgedehnt. Es sind leichte Strukturen in den sanft vor sich hinglimmenden Gasmassen auszumachen. Sh2-231 dagegen ist ein homogener Vorhang und Sh2-233 ein kleiner, diffuser Fleck mit einer annehmbaren Flächenhelligkeit. Auf der anderen Seite vom Fuhrmann erwartete mich noch vdB31, der als kleinere, gebogene Aufhellung um einen hellen Stern erscheint. Nix wirklich spektakuläres. Ebenso wenig spektakulär ist vdB24 im Sternbild Perseus, ebenso ein kleines, diffuses Fleckchen neben einem mittelhellen Stern.

Nachdem ich mir den Doppelsternhaufen mit seinen roten Riesensternen und das „Herz des Ozeans“, auch Melotte 15 genannt, angeschaut hatte, ging es weiter zu dem kleinen Reflexionsnebelchen IC 1871 am Rande von IC 1848, dem „Riesenbaby“ oder Embryo-Nebel. Neben zwei Sternen findet sich ein diffuses, iwie quadratisches Nebelchen, das von einer dunklen Linie durchzogen scheint. Ein kurzer Starhop und schon ist man bei vdB14/15. Die beiden Reflexionsnebel sind so schwach, dass man sie kaum erahnen kann. Ich bin mir ehrlich gesagt nicht sicher, ob ich sie gesehen habe, oder nicht, weshalb ich da noch mal in einer besseren Nacht ran muss.

Nun ging es hinunter in den Orion. Nach einem kurzen Besuch beim Orionnebel dobste ich weiter nach Süden und fand mich bald bei NGC 1999, dem wohl coolsten Nebel des ganzen Sternbilds – der Nebel mit dem Loch! Bei 210x sieht man um einen hellen Stern ein rundes Nebelgebiet und auf der linken, unteren Seite wie ausgestanzt ein seltsam geformtes Loch – eine Bok- Globule. Schon allein das ist ein Anblick wert. Aber es wird noch besser: südlich davon befinden sich zwei Haro- Herbig Objekte. Die sind nicht ganz so einfach, aber bei 210x konnte ich beide mit indirektem Sehen gut erkennen, wobei zu sagen wäre, dass HH2 heller als HH1 ist. Übrigens sind beide recht klein, so dass man schon eine höhere Vergrößerung benutzen sollte. ;))

Nun ging es wieder nach oben, dieses Mal direkt in die Gürtelsterne hinein. Dort befinden sich drei kleine IC- Nebelchen, die man sich anschauen kann. Den Anfang machte IC 426, der als großes, lichtschwaches, ovales Dings erscheint. IC 424 ist viel kleiner und hat mehr das Erscheinungsbild eines diffusen Flecks ohne besondere Form und Struktur. IC 423 ist eine homogene Aufhellung aus vor sich hinglimmenden Gasmassen und von den drei Nebelchen am einfachsten erkennbar.

Nachdem ich mein Programm durch hatte, kamen noch ein paar Standards dran. Man kann sich ja nicht die ganze Nacht nur mit Augenverbiegen beschäftigen. ;)) Gegen drei Uhr packte ich dann schließlich zusammen, befreite das Auto von einem Eispanzer und fuhr heim.