30.01.2009 - Eine stürmische Nacht mit Hochnebel




Da der Mond um 22 Uhr untergehen sollte, schlug ich auch erst gegen 19.20 Uhr am Hohloh auf. Die Temperaturen lagen bei -5°C und der Wind war ziemlich böig, so dass ich mich hinter ein paar Bäumen aufstellen musste. Leider zog um kurz vor elf Hochnebel herein. Damit wollte ich mich aber nicht zufrieden geben und so bin ich zu meinem neuen Platz gefahren, der (wenn alles gut läuft) zu meinem neuen Stammplatz werden wird. :)) Sehr schön und hoch gelegen, einsam und von allen Seiten windgeschützt. Muss mich aber erst noch ein bisschen daran gewöhnen – wie immer halt, wenn man etwas nicht so kennt. So fühl ich mich da aber schon sehr wohl, vor allen Dingen gibt es da keinen Massenandrang – man ist ganz allein!

Nun ja, als ich oben angekommen war, hab ich erstmal kurz aufgebaut und schwupps, schon war die Polizei da. ;)) Also erstmal ein bisschen geredet, was man hier so macht und den beiden dann noch die Plejaden und den Orionnebel gezeigt. Sehr nette Menschen! Die Polizei – dein Freund und Helfer. ;)

Dann gings endlich richtig los. Solange der Mond noch am Himmel stand, hab ich mich erstmal mit den Standardobjekten befasst. War mal wieder schön, die ganzen hellen Sternhaufen und Gasnebel anzuschauen. Die kommen ja sonst immer zu kurz, weil ich mich lieber mit anderen Sachen beschäftige. Dann war der Mond endlich soweit gen Horizont gesunken, dass ich mich an das erste Objekt meiner Liste wagte: Die Supernova SN 2009K, die mit einer Helligkeit von knapp 15.5-16mag in der kleinen Galaxie NGC 1620 im Sternbild Eridianus zu finden ist. Erschwerend kam noch hinzu, dass sich die SN im Halo der Galaxie befand. Für ein paar Momente konnte ich an der gesuchten Stelle immer mal wieder ein sehr schwaches Sternchen aufblitzen sehen.

Danach schwenkte ich ins Sternbild Giraffe, wobei ich gestehen muss, dass ich erstmal versuchte, das Sternbild zu erkennen. Bis heute könnte ich niemand dieses Sternbild zeigen, weil ich keine Ahnung hab, wie das aussieht. Nach langem Hin- und Her konnte ich endlich meinen Leitstern finden und nach kurzem Starhop war ich auch schon beim Integralzeichen. :)) Die Galaxie liegt sehr schön eingebettet zwischen zwei hellen Sternen und zeigte bei 140x eine sehr schlanke Form. Platt wie ein Pfannkuchen. Den gebogenen Rand konnte ich leider nicht sehen, da muss ich noch mal ran.

Nachdem ich beim letzten Mal den Rosettennebel gezeichnet hatte, musste es auch dieses mal ein großer Gasnebel werden. Ich entschied mich für den Affenkopfnebel NGC 2174 im allernördlichsten Teil vom Orion. Der Nebel war schnell gefunden und bei 90x mit einem OIII war ich überrascht, wie groß, hell und detailreich der Nebel ist. Ja, 18 Zoll sind halt schon ne richtig coole Sache. Danach schwenkte ich noch schnell in den Perseus, wo ich mir den nördlichen Trifidnebel NGC 1624 anschauen wollte. Hat zwar keine sichtbare Dreiteilung (weshalb ich mich auch frage, warum das Ding so heißt), aber bei 140x mit UHC bot das kleine, fast kreisrunde Nebelchen mit dem eingebetteten Sternhaufen einen sehr schönen Anblick. So, und jetzt die Zeichnungen von den beiden Gasnebeln:

Weiter ging es im Sternbild Einhorn mit einem wunderbaren Objekt, das gleich zwei Namen trägt: „Stairway to Heaven“ oder „Red Rectangle“ . Als ich die „Himmelsleiter“ zum ersten Mal auf einer Hubbleaufnahme gesehen hatte, war ich total begeistert von diesem planetarischen Nebel. Die Form ist nämlich schon sehr außergewöhnlich: rot und rechteckig. ;) Der Nebel befindet sich um den hellen Stern HD 44179, der mit einer Helligkeit von 9.0mag die Beobachtung deutlich erschwert. Beim ersten Hingucken war nix zu sehen. Beim zweiten Mal hingucken auch nicht. *Hmpf* Also mit der Vergrößerung rauf auf 310x. Aha! Immer noch nix zu sehen. ;) Dann machte ich einen Vergleich der Lichthöfe um den Stern und andere, ähnlich helle. Dabei fiel mir auf, dass der Lichthof um HD 44179 größer und heller war, als der von anderen Sternen. Schon mal ein erstes Anzeichen, dass hier was sein muss. Nach 20min konnte ich auf einmal deutlich eine Nebelkante inmitten des Lichthofs erkennen. Die Sichtung gelang mir noch mehrere Male. Also gleich mal ne Zeichnung gemacht. Bei der Nacharbeitung stellte sich heraus, dass ich die Nebelkante und die Ausdehnung des „Red Rectangle“ genau erfasst hatte. Also: gesehen!!! *freu* Das Objekt ist ziemlich schwierig und meiner Meinung nach deutlich schwieriger als z.B. der Konusnebel. Dagegen ist der Pferdekopfnebel die reinste Entspannung. ;)

Nun hatte ich genug von Nebeln und Sternhaufen und begab mich in den „großen Wagen“. Zuerst schaute ich mir „Coddington’ s Nebel“ IC 2574 an, eine schwache Galaxie mit nem dicken Sternknoten, die nur 13 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist. Bei 140x zeigte sich ein schwacher, aber deutlich sichtbarer Nebel. Der Sternknoten war bei dieser Vergrößerung leicht auszumachen, genau wie der leicht hellere Kern, der allerdings ein wenig aus der Mitte verschoben ist. Nach dieser Sichtung ging es weiter zu Messier 81, die mich mit ihren wunderschönen Spiralarmen in den Bann zog. Für mich eine der schönsten Galaxien am ganzen Himmel. Mit weniger Öffnung sieht man einen hellen, diffusen Wattebausch, was ja auch schon sehr schön aussieht, aber mit 18“ ist diese Gx einfach atemberaubend. Nachdem ich mit dem Staunen fertig war, machte ich mich an Holmberg IX, die ich indirekt gerade so erkennen konnte. Net sonderlich hell, aber trotzdem sehr spannend. Endlich gehör ich auch zu den Leuten, die diese GX als gesehen verbucht werden können. Ein kurzer Schwenk brachte mich zum Eulennebel Messier 97, der mich mit seinen zwei dunklen Augen regelrecht anstarrte. Das war mein Startpunkt zum nächsten Objekt: Arp 151, die „Jetgalaxie“. Hier konnte ich bei 200x einen sehr kleinen, sehr länglichen Fleck erkennen, der vorne drin so was wie einen Punkt sitzen hatte. ;) Sehr interessant!!!

Ja, und dann kam auch schon der Hochnebel. Also schnell zusammengepackt und zu meinem anderen Beobachtungsplatz gefahren. Dort wieder ausgepackt, alles justiert und Spiegel wieder auskühlen lassen. Da hatte ich dann auch endlich mal Zeit, was zu essen und eine heiße Schokolade zu trinken.

Aber schon kurz darauf ging es mit dem nächsten Objekt weiter: Komet 29P/ Schwassmann- Wachmann, der momentan mit 10mag einen sehr hellen Ausbruch hat. Schnell war die Stelle gefunden und schon bei 60x konnte ich einen hellen „Stern“ mit einer ausgedehnten, gleichmäßig hellen Koma sichten. Besonders schön war der Anblick bei 140x. Endlich ist auch dieser Komet abgehakt, der schon seit Jahren auf meiner Liste steht, ich aber jedes Mal verpasst oder vergessen habe.

Weiter ging es in den Löwen, wo ich mich an Leo A heranmachte. Es ist immer wieder ein super schöner Anblick, diesen schwachen Nebel zusammen mit dem 0mag hellen, bläulich leuchtenden Regulus im Okular zu haben.

Dann ging es zu den „Mäusen“ NGC 4676 im Sternbild Coma Berenices. Bei 140x konnte ich zwei schwache Galaxien sehen, von einer ging ein heller und sehr dünner Gezeitenschweif aus. Ein klasse Anblick. Leider war das Seeing ziemlich grausig, so dass ich nicht über 140x gehen konnte. Da muss ich noch mal ran, aber auch so war das eine sehr schöne Beobachtung. Als letztes spannendes Objekt suchte ich mir „The Box“ aus, eine Gruppierung von vier Galaxien, die ich das letzte Mal mit 8“ beobachtet hatte. Insofern war ich sehr gespannt, was mit 10 Zoll mehr an Öffnung gehen würde. Der Anblick hat mich dann doch von den Socken gehauen. Sogar die schwächste und größte Galaxie, eine Edge-On sprang mir regelrecht ins Auge, die anderen waren sogar noch heller. Ein klasse Anblick!

Den Rest der verbleibenden Zeit vertrieb ich mir mit vielen schönen Standardobjekten wie Messier 51 usw. Leider wurde der Wind immer stärker und nachdem ich mich einmal am Dobson fest klammern musste, damit es nicht wegflog, beschloss ich, es für heute gut sein zu lassen. Um halb zwei geht das aber auch in Ordnung. ;) Als ich runter fuhr, sah ich, wie sich der Hochnebel schon ziemlich breit gemacht hatte. Da ist es doch gut, wenn man ein Ausweichplätzchen hat, an dem einem so was nicht passieren kann. ;))