20.03.2009 - In der Psychatrie: Gestörte Galaxien ;))




Die zweite Nacht in Folge klar. Cool! :)) Schon in der Dämmerung machte ich mich auf den Weg zu meinem Beobachtungsplatz weil ich noch einen Blick auf Venus werfen wollte. Leider stand ein Baum im Weg, so dass ich die schmale Sichel nur mit dem Fernglas bewundern konnte. :(( Zuerst wurde ausgepackt, die Plattform ausgerichtet und Nemesis aufgebaut. Es war noch ein wenig kälter als in der letzten Nacht, bis um 02 Uhr morgens sanken die Temperaturen auf unter -4°C ab. Dafür gab es kaum Wind und die fst lag bei rund 5.8mag. Sprich, der Himmel war net so wirklich der Bringer. Wird Zeit, dass der Schnee im Schwarzwald weg taut, so dass ich endlich wieder zu meinen richtigen Beobachtungsplätzen kann.

Nun ja, die erste Zeit saß ich einfach nur unterm Sternenzelt und schaute mir den Himmel an. Hat auch mal was schönes, einfach nur dazusitzen und so seinen Gedanken nachzuhängen. Immerhin konnte der Spiegel in der Zwischenzeit schön auskühlen, auch wenn er dazu nur knapp ne halbe Stunde braucht. :)) Das erste Objekt des Abends war wieder mal Komet N3 Lulin, der sich seit gestern net wirklich viel von der Stelle bewegt hat. Der Schweif war nicht ganz so gut zu sehen wie in der letzten Nacht, aber das machte nix. Und weil ich grad in der Ecke war, dachte ich mir, dass der Eskimonebel ganz gut kommen würde. Und das tat er dann auch. Hab ihn mir ne ganze Zeit lang bei 310x angeschaut und war überrascht wie gut der innere Ring hervortritt. Ja, ist schon was tolles. Danach hab ich mehr oder weniger die gleichen Objekte wie in der ersten Nacht angeschaut, allerdings mit einem kleinen Unterschied: zum ersten Mal hab ich mich länger mit Hubbles Veränderlichem Nebel NGC 2261 beschäftigt. Eigentlich bin ich mehr durch Zufall dorthin gekommen, weil ich mir den Weihnachtsbaumsternhaufen angeschaut hab. Bei 210x mit einem UHC bot der Nebel dann aber wirklich einen tollen Anblick und ich hab gleich mal beschlossen, ne Zeichnung davon zu machen. :)) Hier ist sie:

Bevor ich in die Tiefen des Universums abgetaucht bin, hab ich mir nochmal unseren beringten Planeten Saturn reingezogen: bei 300x wirklich ein Anblick, der einen vom Hocker hauen kann. Direkt über der Ringkante ein kleines Möndchen, die anderen schön außenrum verteilt. Mit laufender EQ- Plattform wirklich eine richtig coole Sache. :))

Dann endlich war mein Zielsternbild hoch genug gestiegen: die Jagdhunde. Auch hier gibt es wirklich viele tolle Galaxien. Den Anfang machte Messier 63, die Sonnenblumengalaxie. Hier konnte ich bei 210x wieder ein paar feine Knötchen erkennen. Der nächste Schwenk führte zur Träne: NGC 4485/90. Die beiden sind immer wieder schön anzuschauen – eine dicke Galaxie in Tränenform schmiegt sich an eine kleine. Dann stellte ich noch schnell Cor Caroli ein, ein sehr hübscher Doppelstern aus einer weißlichen und einer gelblichen Komponente. Nicht weit davon entfernt findet man Messier 94 . Hier konnte ich in der sehr hellen Koma zwei kleine Spiralarme erkennen, die sich eng um den Kern wanden. Außen herum war noch eine zweite Spiralform zu erkennen, die aber nicht leicht und auch sehr grazil war. Das nächste Ziel war der Veränderliche Y Cvn, der knallorange in meinem Okular leuchtete. Von hier aus startete ich gleich zu Messier 106 durch, die sich schon im Übersichtsokular als hell leuchtender Wattebausch zeigte. Richtig interessant wurde es dann bei 140x: in der Koma konnte ich zwei helle Spiralarme erkennen. Aber auch andere Strukturen wie eine dunklere Stelle war sichtbar. Die kleine Begleitgalaxie konnte ich ebenfalls recht einfach sichten; sie erschien leicht länglich. In der Nähe findet sich noch eine schöne Edge-On Galaxie mit Staubband, die ich mir auf jeden Fall beim nächsten Mal genauer anschauen muss. Auch sehr spannend war NGC 4449, eine kleine Zwerggalaxie, die nur 13 Millionen Lichtjahre von uns entfernt ist. Bei hoher Vergrößerung war ich echt beeindruckt, was man dort alles an Strukturen erkennen konnte. In der Nachbereitung zeigte sich, dass die hellen Knoten sowas wie Starburst- Regionen sind. Diese Galaxie kann ich wirklich nur empfehlen, denn gerade mit größeren Teleskopen macht sie doch einiges her. Weiter südlich stieß ich dann auf NGC 4244. Hier schwebte eine schlanke Lichtnadel im schwarzen Weltraum umher, ein Anblick, der einen immer wieder fesseln kann. :))

Nachdem ich im Krebs ein paar Galaxien und Sternhaufen abgehakt hatte, ging 's nochmal zurück ins Sternbild Löwe, wo ich noch eine Rechnung mit Messier 95 offen hatte. ;) Schon lange faszinierte mich ihre Form, die einem griechischen Theta gleicht. Bei 140x offenbarte sie sich dann auch. Leider ist die Struktur sehr schwach und so muss man schon ein wenig genauer hinschauen, um sie zu erkennen. Ich denke, bei besserem Himmel wird sie deutlicher zu erkennen sein. Und weil ich die Galaxie so schön finde, musste ich auch gleich eine Zeichnung machen:

Der nächste Schwenk führte ins Sternbild „Haar der Berenice“, wo ich mir die schönsten Galaxien angeschaut hab. Es ist immer wieder beeindruckend, was ein 18 Zoll Teleskop so alles zeigen kann. War ich früher immer froh, wenn der Frühling vorbei war und ich endlich mal wieder was anderes als kleine graue Blobs zu sehen bekam, machen mir Galaxien jetzt sehr viel Spaß. Es lässt sich immer und überall was entdecken. :)) Genauso erging es mir mit NGC 4725, die für mich immer so ein bisschen wie ein Raumfahrtkreuzer aussieht. Der Balken und die ringförmige Spiralstruktur sind sehr schön zu sehen, wenn auch ein wenig lichtschwach.

Als ich mir den kleinen Kugelsternhaufen Messier 53 angeschaut hatte, kam mir der Gedanke, endlich mal wieder NGC 5053 aufzusuchen, der ja nur in etwa ein Grad von M53 entfernt steht. Bei 50x war an der gesuchten Stelle sofort ein blasses Leuchten zu sehen und bei 200x schälten sich knapp 20-30 Sterne aus einem körnigen Hintergrund heraus. Das ganze sieht sehr geisterhaft aus, hat aber was.

Weil der Horizont frei war, dobste ich weiter nach Süden, um mir eine ganz besonders schöne Galaxie anzuschauen: die Sombrerogalaxie Messier 104. Hier verschlug es mir bei 140x wirklich die Sprache. Ich hatte sie zwar schon mit kleineren Geräten gesehen, aber das hatte ich nun nicht erwartet. Eine sehr helle Spindel zeigte sich im Okular, in der Mitte rasiermesserscharf von einem pechschwarzen Staubband durchzogen, das sich an den Enden leicht krümmte. Die vielen hellen Sterne darum verstärkten den Anblick noch. Und so saß ich auf meinem Stuhl und konnte mich kaum satt sehen. Das sind so die Momente, wo ich einfach nur dasitze und staune... Iwann hatte ich meine Fassung wiedererlangt und so schwenkte ich noch ein Stückchen weiter runter ins Sternbild Rabe, wo ich zuerst den planetarischen Nebel NGC 4361 einstellte. Er war zwar recht hell, doch wirklich viele Strukturen waren auch bei 200x net zu sehen. Deswegen dobste ich gleich weiter zu den Antennengalaxien NGC 4038/39. Auch hier wurde mein Puls langsamer, denn eigentlich hatte ich nicht mehr wie ein geteiltes Galaxienpärchen erwartet. Aber als ich sogar die Sternentstehungs-Regionen als kleine Knötchen sehen konnte, musste ich mich erstmal wieder hinsetzen. Ich schaute die beiden Galaxien an und versuchte mir vorzustellen, welch gewaltige Kräfte da gerade am Werk sind. Beschreiben kann man diesen genialen Anblick nicht wirklich, deswegen auch hier eine Zeichnung davon:

Ein weiteres Objekt auf meiner Wunschliste war NGC 5248, eine Spiralgalaxie im Sternbild „Bärenhüter“. Hier konnte ich bei 200x, aber auch schon bei 140x die hellen Spiralarme erkennen.

Der Abschluss meiner zugegeben nicht sehr langen Liste sollte ein ganz besonderes Objekt werden, auf das ich zum ersten Mal auf der Homepage von Stathis gestoßen war: die Tadpole Galaxie UGC 10214, oder auch Kaulquappe genannt. Hier wurde einer armen Galaxie einfach so durch eine nahe Begegnung ein Gezeitenschweif mit 280.000 Lichtjahren Länge entrissen. Kannibalismus pur! ;)) Aufgrund der Fotos war ich gespannt, was bei hoher Vergrößerung davon zu sehen war. Leider wars net sonderlich viel. ;) Die Galaxie an sich war recht hell, vom Schweif war nix zu erkennen, aber ich konnte eine kleine diffuse Kondensation erkennen, ein gewaltige Starburst- Region im Schweif. Na wenn das mal nix ist!! :)) Ich war kurz davor, mich wieder hinzusetzen, doch leider ging das aufgrund der Höhe des Objekts nicht. ;))

Nach diesem sehr schönen und interessanten Objekt bin ich dann noch kurz in den Großen Wagen hoch, um mir den Doppelquasar anzuschauen, der bei 300x auch relativ einfach zu sehen war. Schließlich muss man ja wenigstens einmal am Abend Photonen im Auge gehabt haben, die knapp 10 Milliarden Lichtjahre unterwegs waren.

Naja, und eigentlich hätte ich dann heimfahren sollen, aber wie das halt so ist: da geht mir nix dir nix ein Kugelsternhaufen namens Messier 13 auf. Man sollte nie den Fehler machen, bei gutem Seeing mit über 300x auf so ein Ding halten. Das fesselt einen nur an den Stuhl und lässt einen die Zeit vergessen. :)) Doch mit Schlag zwei kam das bittere Ende. Ich hätte noch stundenlang weiter gucken können, aber leider musste ich am nächsten Morgen einigermaßen früh raus und so wurde ich unsanft in die Wirklichkeit zurückgeholt. :(( Doch die nächste Nacht kommt bestimmt und für da hab ich schon ganz viele weitere lohnende Galaxien herausgesucht! *freu* :))