18.05.2009 - Eisiger Kleinplanet am Rande des Sonnensystems




Nachdem am Abend noch ein paar Wolkenfelder über den Himmel gezogen waren, lösten sich diese immer mehr auf. Die Temperaturen sanken im Laufe der Nacht auf 9°C ab. Die Transparenz war mit einer fst von 6m1 nicht überragend, dafür aber das Seeing. Es war so gut, dass ich auch bei 400x noch punktförmige Sternchen sehen konnte. Als ich oben an meinem Beobachtungsplatz angekommen war, baute ich in aller Ruhe meinen 18“ Lowrider namens „Nemesis“ auf und ließ die einbrechende Dämmerung auf mich wirken. Es war eine laue Nacht und ganz windstill. Nur ein paar kleine Wölkchen zogen über den Himmel und im Gras neben mir zirpte eine Grille, die den nahenden Sommer verkündete.

Bis es ganz dunkel war, schaute ich mir ein paar schöne Doppelsterne in Coma Berenices an. Irgendwie muss man sich ja die Zeit vertreiben. ;) Dabei fand ich auch einen ganz engen, dessen Komponenten nur einen Abstand von 1.6“ hatten. Doch bei 300x konnte ich ihn ohne Probleme trennen. :) Danach erfreute ich mich an einem wunderschönen Saturn mit vielen kleinen Monden außenrum.

Dann endlich war die Dämmerung zu Ende und ich konnte das letzte Objekt meiner exotischen Liste angehen. Schon viele Versuche waren zuvor gescheitert, doch heute Nacht sollte ich endlich Erfolg haben. :) Es handelte sich bei dem Objekt um ein KBO mit Namen „Makemake“, der fast 8 Milliarden Kilometer von der Erde entfernt im Kuipergürtel seine Bahn zieht. Mit einem Durchmesser von 1800 km ist er nur halb so groß wie unser Mond, was eine Beobachtung ziemlich schwierig macht. Die Helligkeit liegt nämlich nur bei 17.0mag. Neben einer großen Öffnung ist auch bestes Seeing und eine hohe Vergrößerung notwendig. Nachdem die Stelle gefunden war, schraubte ich die Vergrößerung auf fast 400x hoch und schon nach wenigen Minuten konnte ich an der gesuchten Stelle ein ganz schwaches Sternchen sehen. Da ich darauf geachtet hatte, das in der näheren Umgebung von „Makemake“ keine anderen Objekte stehen, konnte es sich bei der Sichtung nur um den KBO handeln. Und da stand ich nun, mitten auf einer Wiese und schaute bis an den Rand von unserem Sonnensystem – wo ein kleines, eisiges Objekt seine Bahn zog, das wohl noch keiner vor mir gesehen hat. Ein wunderschöner Augenblick. :))))

Nachdem sich die Freude über diese Beobachtung ein wenig gelegt hatte, verlagerte ich mich ins Sternbild kleiner Löwe, wo ich noch zwei interessante Galaxien beobachten wollte. Den Anfang machten NGC 3395/96, ein interagierendes Galaxienpärchen. Die Stelle war schnell gefunden und bei 210x bot sich ein wunderschöner Anblick. Während die untere Galaxie ein wenig strukturlos blieb, zeigte die obere zwei tolle Spiralarme, von denen sich einer in Richtung zweiter Galaxie bewegte. Das andere Objekt war NGC 3432. Hier konnte ich eine längliche Galaxie sehen, die bei hoher Vergrößerung im Inneren hellere Knoten zeigte. Auch ein stellarer Kern sowie ein kleines Sternchen waren im Halo zu sehen. Und weil man sich das alles net so richtig vorstellen kann, gibt’s gleich noch zwei Zeichnungen dazu:

Da ich von der letzten Beobachtungsnacht noch ein paar Objekte im Großen Bären auf meiner Liste stehen hatte, kamen diese als nächstes an die Reihe. Zuerst stellte ich die Galaxie NGC 3893 ein, die zur Gruppe der Spiralgalaxien gehört. Bei 200x konnte ich eine sehr schöne Galaxie neben einem hellen Stern sehen, die zwei weit geöffnete Spiralarme zeigte. Bei einem konnte ich am Ende eine leichtes Helligkeitsmaximum sehen, das aussah wie ein recht flächiger Knoten. Dann ging die Reise weiter zu NGC 4088, ein seltsam geformte Galaxie mit dicken Spiralarmen, die auch noch recht asymmetrisch angeordnet sind. Nahe dem Kern konnte ich zum wiederholten Male die Supernova erkennen, die dort vor einigen Wochen aufgeleuchtet ist. Im Gegensatz zur letzten Beobachtung hat sie zwar deutlich an Helligkeit verloren, aber dennoch war sie bei 200x und indirektem Sehen deutlich zu erkennen. Nun standen zwei Balkenspiralen auf dem Programm. Den Anfang machte NGC 4013, die nahe dem Kern einen hellen 12mag Stern stehen hat. Allgemein war ich von der Galaxie ein wenig enttäuscht, da sie doch recht flächenschwach ist und sich nicht hoch vergrößern lässt. Das Staubband war zwar andeutungsweise zu sehen, aber da hatte ich mir mehr erhofft. :(( Dafür entschädigte NGC 4026, die viel heller ist und neben eine netten Sterngruppe zu finden ist. Hier konnte ich bei 200x zwar kein Staubband erkennen, dafür aber beeindruckte sie durch ihre schlanke Form.

Noch ein bisschen schöner ist NGC 4157, die als schlanke Lichtnadel im Weltraum schwebt und wo man im Zentrum ein schönes, deutliches Staubband erkennen kann. Umrahmt wird diese Galaxie von helleren Sternen, die einen schönen Kontrast bilden. Das nächste Objekt war NGC 3726, die leider mit einer geringen Flächenhelligkeit ausgestattet ist. Trotz des recht guten Himmels war zuerst nur eine schwache, fast homogene Aufhellung zu sehen, aus der sich erst nach längerer Beobachtung zwei schwache Spiralarme heraus schälten. Mit weniger Öffnung oder unterem schlechterem Himmel wird man hier wohl nicht sonderlich viel erkennen können. Danach dobste ich zu NGC 4051, die zwar zur Gruppe der Spiralgalaxien gehört, aber dennoch eine etwas eigentümliche Form hat. Sie erscheint recht oval mit zwei weit geöffneten Spiralarmen, an dessen einem Ende ich ein schwaches Helligkeitsmaximum wahrnehmen konnte. Alles in allem ein lohnendes Objekt.

Nun hatte ich erst einmal genug von Galaxien und schaute mich ein wenig am Himmel um. Da ich schon mal im Großen Wagen war, wollte ich einen Blick auf den Doppelquasar werfen, den ich bei 400x zum ersten Mal in zwei Komponenten trennen konnte. Da die Helligkeiten der einzelnen Lichtpunkte nur 17.1 bzw. 17.4mag beträgt, war dies kein einfaches Unterfangen. Es gelang mir auch nicht, die beiden Lichtpunkte zusammen wahrzunehmen, sondern immer nur einer nach dem anderen. Dennoch war es für mich eine tolle Sichtung: Relativitätstheorie zum Anfassen. :))

Der nächste Blick galt dem Zentralstern des Ringnebels, den ich bei dem super guten Seeing indirekt fast ständig halten konnte. Er war wirklich nicht schwer. Danach folgten ein paar schöne Objekte des Frühlings- und Herbsthimmels.

Da es nun schon weit nach Mitternacht war, galt mein letzter Blick einem Objekt, das ich bisher ständig vergessen hatte, zu beobachten: Seyferts Sextett. Es trägt die NGC Nummer 6027 und besteht aus fünf Galaxien. Seltsame Sache das ganze... ;)) Nun ja: die Position war schnell gefunden und die Vergrößerung auf 400x hochgeschraubt. Die drei hellsten Galaxien konnte ich auf Anhieb identifizieren, die beiden schwächeren blobbten nur ab und an mal auf. Insgesamt ein spannendes, aber auch mit 18“ forderndes Objekt.

Nachdem ich mir noch ein paar schöne Objekte am Sommerhimmel angeschaut hatte – Messier 13, Cirrusnebel, Crescent- Nebel usw. packte ich gegen halb drei zusammen und machte mich auf den Heimweg. Es war eine sehr schöne Nacht mit vielen interessanten Galaxien und Objekten. :))