Diese Nacht sollte extrem transparent werden. Es war richtig klasse, zuvor war ein Regengebiet durchgezogen und hatte den
ganzen Schmutz aus der Atmosphäre entfernt. Dahinter kam eine sehr trockene Luftmasse herein gezogen, die eine tolle
Durchsicht mit sich brachte. Leider war das Seeing nicht ganz so gut, aber das war eigentlich schon nach einem Blick auf die
oberen Atmosphärenkarten klar. In allen Schichten von 500hPa angefangen, wehte der Wind mit knapp 80 bis 100km/h über uns
hinweg. Wenigstens war es eine laminare Strömung ohne Abzweigungen, so dass man immerhin noch bis knapp 300x vergrößern
konnte. Am Beobachtungsplatz selbst war es nahezu windstill, aber die Temperatur sank bis auf 6°C ab. War schon recht frisch
für Ende Mai. Die fst lag bei rund 6.5mag bei gleichzeitig sehr guter Horizontsicht.
In der Dämmerung war ich oben und baute meinen 18“ Nemesis auf. Um die Zeit bis zur totalen Dunkelheit zu überbrücken,
schaute ich mir ein paar hellere Objekte an. Ich war wirklich überrascht, wie gut man Messier 3 in der Dämmerung schon sehen
kann. Geht halt nix über viel Öffnung. ;))) Das erste Objekt des Tages war der Stern „Wolf 359“, der den Startrek Fans
ein Begriff sein sollte. Die Position war schnell gefunden und bei 200x zeigte sich vor blassblauem Himmel ein schwaches
Sternchen. Einen Kubus der Borg konnte ich leider nicht sehen.;) Wahrscheinlich ist die Zeit noch nicht gekommen. Ist aber
wohl auch gut so... ;))
Dann endlich war es dunkel und ich machte mich an das erste Objekt. Es handelte sich um UGC 5189, die sich im
vorderen Teil des Löwen befand. Es ist eine Galaxie, die durch eine Kollision mit einer anderen total zerstört wurde,
zumindest kann man das so nachlesen. Bei 240x zeigte sich außer einem winzig kleinen, länglichen und sehr schwachem Lichtfleck
nicht viel. Eigentlich hatte ich mir da ein bisschen mehr erhofft, aber nun ja, so ist das eben... ;) Danach kam ein weiteres
Objekt an die Reihe, das ebenfalls schon gefährlich tief abzutauchen begann: der „Frosty Leo“, ein protoplanetarischer
Nebel. Das Objekt an sich ist recht hell, aber auch relativ klein. So musste ich hoch vergrößern, was aber aufgrund des
nicht so guten Seeings nur bedingt möglich war. So kam es dann, dass bei 300x Schluss war und ich außer einer hellen Scheibe
mit einer zentralen Aufhellung nicht viel zu sehen bekam. Ich denke, da muss ich nochmal bei gutem Seeing ran, dann werden
bestimmt mehr Details zu sehen sein. Eine kleine Zeichnung hab ich dennoch gemacht:
Als nächstes Objekt stand Ton 34 auf dem Plan, ein Quasar in 10.1 Milliarden Lichtjahren Entfernung – heute einer
der näheren. Seine Helligkeit wird mit 15.7mag angegeben. Aufgrund von zwei hellen Leitsternen kann man die Position relativ
gut festlegen und so war er dann auch schnell gefunden und beobachtet. Nun kamen die ersten Galaxien an die Reihe: den Anfang
machte NGC 3521, die meiner Lieblingsgalaxie Messier 63 sehr ähnelt. Leider stand sie bei der Beobachtung schon recht
niedrig, aber das tat dem Anblick keinen großen Abbruch. Es war ein helles, leuchtendes Oval zu sehen, das von vielen helleren
Sternen umrahmt ist. Bei 200x konnte ich auf der einen Seite des Halos dunkle Strukturen erkennen – Staubfahnen. Sah echt
schön aus!:)) Weiter oben im Löwe fand sich NGC 3646, deren Spiralarme eine besonders interessante Form haben, die bei
200x gut zur Geltung kommen. Aber dazu schaut man sich am besten die unten stehende Zeichnung an. :) Als letztes Objekt im
Löwen bestaunte ich die Gruppe um NGC 4005, die aus 9 Galaxien besteht, die sich um einen sehr hellen Vordergrundstern
gruppieren. Sieht echt hübsch aus.
Nun war meine Arbeit im Löwen getan und so setzte ich meine Galaxienjagd im Sternbild „Jungfrau“ fort. Das erste Objekt
waren die siamesischen Zwillinge NGC 4567/68. Bei nicht zu hoher Vergrößerung bieten sie einen klasse Anblick. Man
könnte zwar meinen, dass die Galaxien miteinander wechselwirken, aber schaut man sich einmal Bilder davon an, so erkennt man,
dass das nicht der Fall ist. Anschließend dobste ich noch kurz zum Spiegelei NGC 4699. Wenn man sich einmal Fotos von
dieser Gx anschaut, versteht man schnell, warum sie so heißt. Leider war im Teleskop auch bei 200x nix davon zu sehen. Das
Zentrum war nicht annähernd so hell, wie ich mir das erhofft hatte. So blieb es dann auch bei einem mehr oder weniger
strukturlosem Blobb. :(( Doch davon ließ ich mich nicht entmutigen und schwenkte ein wenig höher ins Sternbild Coma
Berennices, wo ich mir als erstes den kleinen Kugelsternhaufen NGC 4147 anschaute. Mit all meinen bisherigen Teleskopen
gelang es mir nicht, dieses Objekt in Einzelsterne aufzulösen, doch jetzt mit 18“ war es kein großes Problem mehr. Es ging
zwar nicht ganz bis ins Zentrum, doch die Randbereiche zeigten doch schon ordentlich viele, sehr schwache Sternchen. :)
Weiter oben fand sich dann das Galaxienpärchen NGC 4298/4302, wo eine Zeichnung auch wieder mehr sagt, als Worte.
Da mir vor einiger Zeit die Galaxie NGC 4559 aufgefallen ist, schaute ich mir diese auch gleich noch an. Auffallend
war hier ein etwas länglicher, aber sehr lichtschwacher Spiralarm. Leider hab ich mich dieser wohl sehr interessanten Galaxie
nicht länger gewidmet, so dass ich das irgendwann einmal nachholen muss. Ich war nämlich schon auf dem Weg zu einem weiteren
Quasar: LB 19, oder auch PG 1247+268 genannt. Dieser ist mit einer Helligkeit von 16mag ungefähr 10.3 Milliarden
Lichtjahre von uns entfernt. Auch hier findet man in den nächsten Umgebung drei wirklich gute Leitsterne, so dass man die
Position des Quasars recht einfach identifizieren kann.
Mein nächster Schwenk führte mich ins Sternbild „Jagdhunde“, wo ich eigentlich zwei Zeichnungen von der Walfisch- Galaxie
und dem Fleischerhaken machen wollte. Leider hab ich es versäumt, so dass ich das ebenfalls in einer der nächsten Nächte
nachholen muss. Dafür hab ich mich der Galaxie NGC 4395 gewidmet, die eine sehr niedrige Flächenhelligkeit aufweist.
Daher fiel sie am besten bei 90x auf, höhere Vergrößerungen ließen sie immer mehr verschwinden. Dafür konnte man jetzt vier
hellere Knoten sehen, die im bzw. leicht außerhalb des Halo standen. Die Knoten waren jetzt auch net sonderlich hell, aber
indirekt trotzdem gut zu erkennen. Weiter ging es dann mit der Gruppe um NGC 5350, die ich jedem nur wärmstens ans
Herz legen kann. Man findet hier fünf Galaxien, davon drei hellere, die von hellen Feldsternen umgeben sind. Das sieht
einfach so klasse aus, dass man sich das echt mal angucken muss. :)) Ein Stückchen weiter entfernt stand NGC 5371,
die mir leichte Strukturen in Form eines Balkens und sehr schwachen Spiralarmen offenbarte.
Weiter ging die Reise im Sternbild „Großer Bär“, und zwar mit NGC 3448. Hier konnte ich zunächst eine hellere
Lichtspindel erkennen, an deren einem Ende sich ein flächiger Lichtknoten befand. Auf eine nahe stehende, sehr lichtschwache
Galaxie hab ich leider nicht geachtet. Das nächste Objekt war ein Kugelsternhaufen mit Namen Palomar 4, der sich in
einer Entfernung von 360.000 Lichtjahren befindet. Man braucht also keine Sorgen zu haben, dass einem hier die Netzhaut
weggeblasen wird. ;) Leider stand das Objekt recht tief (irgendwie war ich zeitlich ein wenig unorganisiert), aber durch
die gute Horizontsicht war das kein großes Problem. Den besten Anblick hatte ich bei 90x, dann konnte ich neben einem
helleren Stern eine ganz schwache, flächige Aufhellung erkennen, aus der bei 200x einzelne Sterne herausblitzten. Ob die
jetzt zu dem Ding gehören oder nur zufällig da in der Gegend herumlungern, weiß ich nicht. Jedenfalls war es mal ganz
interessant, den wohl einzigen Kugelsternhaufen im „Großen Bären“ zu beobachten.
Ja, und damit war es dann auch schon an der Zeit, mich dem interessantesten Objekt des Abends zu widmen: der Galaxie
Messier 109. Schon als Kind fand ich diese Galaxie total schön. Und was wurde nicht alles schon über die Sichtbarkeit
der Spiralarme geschrieben, manche sahen sie nicht, andere nur andeutungsweise ein Mottling usw. Auch ich hatte bei meinen
bisherigen Beobachtungen nicht sonderlich viel Erfolg. Aber die transparente Nacht sollte nun endlich genutzt werden, um
sich mit dieser eigentlich wunderschönen Galaxie so richtig lange auseinanderzusetzen. Und das tat ich dann auch. Eine ganze
halbe Stunde hing ich unter meinem schwarzen Tuch und versuchte die Spiralarme nachzuvollziehen. Die inneren Arme kommen nach
einiger Zeit recht gut zur Geltung, insbesondere die schwarzen Bereiche zwischen Kern und Armen. Der Balken ist das einfachste
Merkmal, dafür zieren sich die äußeren Arme dann doch ein wenig – der Kontrast ist doch recht klein. Nachdem ich mir alles
genau eingeprägt hatte, machte ich am Teleskop noch eine Zeichnung, die im Vergleich mit einer Aufnahme doch recht gut
übereinstimmt. Nicht in allen Punkten, aber doch in den wesentlichen. :))
Nachdem ich mir so die Augen verbogen habe, musste mal wieder etwas helleres her. Dachte ich zumindest. ;) Also nix wie
zur Gruppe um NGC 5434 im Sternbild „Bärenhüter“. Hier kann man gleich zwölf Galaxien in einem Feld von 40 Bogenminuten
beobachten. Nur leider sind die alle doch net so hell wie gedacht, aber indirekt trotzdem gut zu sehen. Weiter oben fand sich
Arp 90, zwei kleine, aber helle Galaxien, die miteinander interagieren. Sie stehen wirklich eng beieinander, so dass
man den schönsten Anblick bei einer höheren Vergrößerung bekommt. Ja, und dann kam die große Quasarjagd: den Anfang machte
B1422+23.1, der mit einer Entfernung von 11.8 Milliarden Lichtjahren das zweit entfernteste Objekt ist, das man mit
bloßem Auge sehen kann. Außerdem steht er recht nahe bei Arkturus, so dass man ihn mit einem kurzen Starhop schnell aufsuchen
kann. Auch hier findet man eine helle Gruppe aus Feldsternen, die zur Orientierung dienen können. Mit indirektem Sehen konnte
ich den Quasar recht gut erkennen, die Helligkeit schätze ich mal auf 16.2mag. Danach gings zu CSO 1061, der 11.1
Milliarden Lichtjahre von uns entfernt ist. Er war deutlich schwächer und seine Helligkeit würde ich mal mit 16.5mag
beziffern. Vor einem oder zwei Jahren konnte ich ihn mit meinem 13“ beobachten, seitdem muss er wohl an Helligkeit verloren
haben. Der letzte im Bund war H 1413+117, der 11.0 Milliarden Lichtjahre von uns weg ist. Er liegt im südlichen Teil
vom Bärenhüter. Hier konnte ich nur mit indirektem Sehen bei 300x einen sehr schwachen Lichtpunkt wahrnehmen, so dass ich ihn
auch auf 16.5mag oder schwächer schätzen würde. Alles in allem war das aber ne tolle Sache: gleich drei Quasare mit
Entfernungen von über 11 bis hin zu fast 12 Milliarden Lichtjahren.
Nun war mir aber wirklich mal nach was hellem, so dass ich mir bei 300x den Kugelsternhaufen Messier 13 anschaute. Es ist
immer wieder eine Freude, das Glitzern im Okular zu sehen und sich vorzustellen, wie denn wohl der Himmel auf einem dort
beheimateten Planeten aussehen muss. Da ich schon einmal in der Ecke war, stellte ich mir noch den Kugelsternhaufen NGC
6229 ein, der sich oben im Sternbild befindet. Mit 13“ konnte ich ihn in den Randbereichen teilweise körnig auflösen,
doch jetzt mit 18“ ging das jetzt sogar im Zentrum. Hatte schon was anmutiges, so einen kleinen Kugelhaufen im Okular zu
sehen. Weiter im Süden hüpfte ich zum Herkules- Galaxienhaufen Abell 2151 und sammelte mit einer genauen Aufsuchkarte
Galaxie um Galaxie ein. Insgesamt konnte ich auf diese Weise 22 sehr schwache Lichtblobs ausmachen. Es ist nur schade, dass
man hoch vergrößern muss, um die Galaxien zu sehen, so dass einem der Gesamtanblick verborgen bleibt. Aber nichts desto trotz
war es eine schöne Beobachtung. :) Als letzes Objekt des Abends stellte ich den Galaxienhaufen Abell 2065 ein, der sich
knapp 1 Milliarde Lichtjahre von uns entfernt im Sternbild „nördliche Krone“ befindet. Hier konnte ich bei 400x auch einige
sehr schwache Lichtfleckchen wahrnehmen.
Ja, und dann kam im Osten schon die Dämmerung heraufgekrochen, auch Jupiter war schon zu sehen und später dann am Horizont die Venus. Die ersten Vögel waren ebenfalls schon wach und als ich gegen 04.40 Uhr mein Teleskop ausgeladen hab, war der Himmel schon in ein zartes Blassblau getaucht. Schade, dass die Nächte im Sommer so kurz sind, aber ich finde, dafür sind sie auch sehr intensiv. :))