24.05.2009 - Ein Hockey spielender Walfisch




Und wieder eine klare Nacht. Eigentlich hatte ich gar nicht vor, rauszugehen, aber dann schaute ich mir das Satbild an und nirgendwo Wolken, die mir hätten gefährlich werden können. Tagsüber hatte es 32°C und als ich so um halb elf aufgebrochen bin, lag die Temperatur immer noch bei 26°C und das einer Luftfeuchte von knapp 85%. Es war wirklich fast unerträglich. Als ich meine Sachen aus dem Keller geholt hab, sind sie mir sofort beschlagen. Normalerweise kenn ich das immer anders rum, weshalb ich das eigentlich ganz witzig fand. :)) Oben angekommen war von der Schwüle nicht mehr viel zu merken. Die Temperatur lag bei 18-20°C, aber der Himmel war recht diesig. Mehr als 5m,5 dürfte er nicht gehabt haben. Aber besser als gar nix.

Das Aufbauen ging relativ schnell und schon hatte ich die ersten Objekte im Okular. Weil es noch nicht ganz dunkel war, hab ich mir ein paar der schönsten Kugelsternhaufen angeschaut. Sowohl Messier 3, als auch M5 und M13 beeindruckten durch ihren Sternreichtum. Leider war das Seeing nicht ganz so gut, so dass ich nicht höher als 300x vergrößern konnte. Immerhin war es aber so gut, dass ich endlich einmal Gamma Virginis trennen konnte, der momentan einen Abstand von 1.3“ hat. Es war nicht ganz einfach, aber bei 310x war mit einem Graufilter ein deutlicher Zwischenraum zu erkennen.

Dann endlich war die astronomische Dämmerung zu Ende und ich machte mich daran, die Galaxien zu zeichnen, die ich in der letzten Nacht vergessen hatte. Wie gesagt, die Transparenz war net sonderlich gut, so dass es schon einiger Anstrengungen bedurfte, um den Galaxien Details abzujagen. Den Anfang machte die Walfisch- Galaxie NGC 4631. Sie erschien schon bei 50x recht hell und bei 200x konnte man im Galaxienkörper recht viele Hell- und Dunkelstrukturen erkennen. Daneben thronte die kleine Galaxie NGC 4627, die mich immer an eine Möwe erinnert, die über dem Wal schwebt. Andere sehen darin auch die Fontäne, die der Wal heraus bläst. Nur 32' entfernt findet man den Fleischerhaken NGC 4656. Erinnert mich immer so ein bisschen an den Film: „Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast“. ;))) Man kann aber auch einfach nur „Hockeyschläger“ dazu sagen, das passt auch ziemlich gut. Die Galaxie erschien recht schwach und so brauchte ich noch länger, um die Details zu sichten und einzuzeichnen. Interessant fand ich den gebogenen Haken am unteren Ende der Galaxie, in welcher ich noch einen schwachen Knoten erkannte. Dabei dürfte es sich wohl um NGC 4657 handeln, eine kleine Sternassoziation in der Galaxie. Am Ende des Hakens konnte ich einen weiteren diffusen Knoten erkennen. Sehr auffällig ist außerdem, dass die Galaxie nach oben so gut wie keine Strukturen aufweist und sehr lichtschwach ist.

Weiter ging die Galaxienjagd im Sternbild „Jagdhunde“. Hier hatte ich mir in den Kopf gesetzt, Messier 94 zu zeichnen. Die beiden inneren Spiralarme, die wie zwei Schalen aussahen, kamen trotz des diesigen Himmels ganz gut zur Geltung, auch wenn sie nur indirekt zu sehen waren. Das war schon mal deutlicher. ;) Für die äußeren Arme reichte der Himmel aber bei weitem nicht. So konnte ich nur einen ausgedehnten, schwachen Halo erkennen. Mehr war nicht drin. Interessanter war dann doch das interagierende Pärchen NGC 5395/96. Bei 50x war nur ein sehr kleines, diffuses Fleckchen zu erkennen, das sich bei höherer Vergrößerung in zwei Galaxienkerne aufspaltete. Erst nach längerer Zeit unter meinem Tuch konnte ich einen schwachen Spiralarm ausmachen, der sich von der größeren zur kleineren Galaxie zog. Das ganze war sehr unregelmäßig geformt, so dass ich mir gut vorstellen konnte, wie sich die beiden Galaxien umtanzen und dabei ihre Form ändern.

Auch sehr interessant war die Galaxie Messier 108, die im Sternbild „Großer Bär“ zu finden und von vielen Staubfahnen und hellen Sternwolken durchzogen ist. Es ist gar nicht so einfach, das in einer Zeichnung festhalten zu wollen, aber ich habs dann trotzdem mal versucht. ;) Die letzte Galaxie, die ich auf einer Zeichnung verewigen wollte, war NGC 5422. Sie erschien bei 200x recht klein, aber sehr länglich. Wie eine kleine und feine Nadel aus Licht, umgeben von helleren Sternen. Hat wirklich was, auch wenn man hoch vergrößern muss.

Damit war mein Programm dann auch schon durch. Mittlerweile war es kurz nach ein Uhr und ich nutzte die restliche Stunde damit, ein wenig durch die Milchstrasse im Schlangenträger und Schwan zu surfen und mir dort die schönsten Objekte anzuschauen, die mir so einfielen. Bei schöner Musik ein passender Ausklang von ein paar sehr ereignis- und erfolgreichen Nächten.