Schon die vierte Nacht in dieser Neumondperiode sollte es klar werden. Die ThetaE's versprachen eine recht transparente
Nacht und so sollte es dann auch kommen. Der Wind wehte nur leicht bis mäßig, aber dafür sanken die Temperaturen auf 6°C ab.
Oben angekommen war die Dämmerung schon in vollem Gang. Der zunehmende Halbmond stand noch am Himmel und tauchte die
Landschaft in ein schönes, silbriges Licht. So war das Aufbauen recht schnell erledigt und ich ließ den Spiegel ein wenig
auskühlen. Solange der Mond noch nicht untergegangen war, schaute ich mir ein paar Doppelsterne in den Jagdhunden an.
Leider war das Seeing nicht ganz so gut, so dass ich zwei nicht trennen konnte.
Dann endlich war der Mond untergegangen und ich konnte mit meiner kleinen Beobachtungsliste loslegen. Klein deswegen,
weil ich ja nur etwas über zwei Stunden Zeit hatte und mir ehrlich gesagt auch keinen großen Stress machen wollte. Den
Einstieg machte ich im Sternbild „Jagdhunde“, wo ich mir zwei interessante Galaxien ausgesucht hatte. Zuerst schaute ich mir
NGC 4151 an, die sich mir mit zwei Knubbeln an jeder Seite zeigte. Zuerst war ich ein wenig irritiert, weil der Halo
der Galaxie nicht bis zu den flächigen Knoten reichte, aber in der Nachbereitung zeigte sich, dass ich mit der Position der
Knoten richtig lag. Als zweite Galaxie stellte ich NGC 4111 ein, eine dünne EdgeOn neben einem hellen Stern. Kein
besonders spektakuläres Objekt, aber dennoch schön anzuschauen. :)) Weiter im Osten ging es mit dem Galaxienpärchen NGC
5005/33 weiter. Hier bot sich der schönste Anblick bei 50x, weil nur hier die Galaxien so richtig schön zusammen ins
Gesichtsfeld passten.
Im großen Bären hatte ich mir nur eine einzige Galaxie ausgesucht: NGC 3953. Eigentlich wollte ich hier die
schwachen Spiralarme zeichnen, aber weil diese sich ein wenig zierten und ich ehrlich gesagt auch nicht die Geduld aufbringen
wollte, hab ich es dann doch gelassen. Trotzdem ist die Galaxie einen Besuch wert. Sie liegt in einem reizvollen Sternfeld,
ist recht hell, ausgedehnt und weist im Halo leichte Dunkelstrukturen auf. Noch steht sie ja eine Weile am Himmel, vielleicht
werd ich mir sie irgendwann nochmal vornehmen.
Meine Reise über den Frühlingshimmel ging im Sternbild Bärenhüter weiter, wo ich mir zuerst den Kugelsternhaufen NGC
5466 anschaute. Er ist recht flächenschwach, so dass man ihn am besten bei einer etwas kleineren Vergrößerung anschaut.
Bei 140x konnte ich eine recht große, aufgelöste Glitzerkugel erkennen, in der viele hellere Sterne zu sehen waren. Eigentlich
ein ganz schönes Objekt. Südlich von Arcturus fand sich eine Galaxiengruppe, die mich schon immer fasziniert hat – die
Gruppe um IC 983. Schon diese Galaxie an sich ist sehr interessant, da sie aus einem hellen Kern und sehr, sehr
schwachen Außenbereichen besteht, die nur bei wirklich gutem Himmel sichtbar werden. In der Umgebung tummeln sich noch einige
andere Galaxien, von denen ich aber nur die drei hellsten auf meiner Karte hatte. Der nächste Schwenk führte mich zur
Galaxiengruppe um NGC 5899. Hier konnte ich gleich 6 Galaxien erkennen, die sich um einen hellen Stern im Zentrum
gruppierten. Sah richtig schön aus. Etwas schwieriger war da die Gruppe um NGC 5416, wo drei Galaxien sehr eng
beieinander stehen und zwei eigentlich fast miteinander verschmelzen. Man braucht also schon eine hohe Vergrößerung, um
die Galaxien erkennen bzw. trennen zu können.
Weiter ging die Reise in der „Nördlichen Krone“. Aus irgendeinem Grund hat es mir diese kleine Sternbild angetan.
Wahrscheinlich deswegen, weil es kaum ein Objekt gibt, das kleineren Teleskopen zugänglich ist und man hier auf
Forschungsreise gehen und Objekte beobachten kann, die bisher nur von wenigen gesehen wurden. ;) Für heute hatte ich mir
gleich drei Galaxiengruppen ausgesucht, die ich im NSOG für interessant befunden hab. Es gibt bestimmt noch mehr, aber die
muss ich erstmal zusammen suchen. Den Anfang machte die Gruppe NGC 6119/20/22. Hier waren drei recht schwache Galaxien
zu sehen, die indirekt gut zu erkennen waren, aber das auch nur bei höherer Vergrößerung. Mit Helligkeiten von 15m,5 alles in
allem recht klein und strukturlos, dafür aber auch 400 Millionen Lichtjahre entfernt. Die nächste Gruppe war eigentlich mehr
ein Pärchen. Es handelte sich um NGC 6117/17B, ebenfalls mit 380 Millionen Lichtjahren recht weit von uns entfernt.
Diese beiden Galaxien waren einfacher zu sehen und man brauchte sich nicht so sehr anzustrengen. Den Abschluss bildete die
Gruppe um NGC 6109, wo ich sechs kleine Galaxien in einer Entfernung von 410 Millionen Lichtjahren ausmachen konnte.
Davon hab ich dann auch eine Zeichnung gemacht:
Der nächste Schwenk führte weiter nach Osten ins Sternbild Herkules, wo ich mir zuerst die „weißäugige Erbse“ IC
4593 anschaute. Bei 210x war ein kleiner, diffuser Lichtball zu sehen, der ganz leicht türkis bis bläulich erschien
und in der Mitte einen sehr hellen, weißlich leuchtenden Zentralstern hatte. Außerdem konnte ich in der Gashülle noch einen
ganz feinen, weißlichen Streifen erkennen. Weil das Seeing aber nicht so gut war, muss ich da nochmal ran. ;) Weiter oben
fand sich ein weiterer Planetarischer Nebel: NGC 6058. Der war schon bei 50x als schwach leuchtende Gashülle zu sehen,
bei 200x zeigten sich dann erste Strukturen, sowie ein heller Zentralstern. Nach einem kurzen Besuch bei Messier 13 düste ich
zu NGC 6166, einer der coolsten Galaxien am Himmel. Sie gehört zu den Riesenellipsen und ist um die 300.000 Lichtjahre
groß. In ihr finden über 10 Billionen Sterne Platz. Diese Zahl ist so groß, dass man sie sich kaum vorstellen kann. Zudem
bildet sie das Zentrum des Galaxienhaufens Abell 2199. Bei hoher Vergrößerung kann man zahlreiche, ganz schwache
Lichtfleckchen ausmachen, welche die Riesenellipse umgeben.
Und weil Galaxienhaufen so schön sind, stattete ich Abell 2151 ebenfalls noch einen Besuch ab und notierte mir
die Lage und Form der einzelnen Galaxien, um das Gesehene in einer Zeichnung festzuhalten. Das ist dabei herausgekommen:
über 20 Galaxien in einer Entfernung von 700 Millionen Lichtjahren, einer wie ich finde ziemlich großen Zahl. :)) Aber das
macht es auch so spannend.
Ja, und damit war ich nach anderthalb Stunden mit meinem Programm durch und konnte mich den schönsten Objekten des Sommer- und Herbsthimmels widmen. Im Schwan schaute ich mir den Cirrus- und den Crescentnebel an, beide mit immens vielen Strukturen, so wie das mit 18“ halt eben sein muss. ;)) Auch der Hundehaufen und ein kleines Häufchen aus Sternstaub waren mit dabei. Den Abschluss machte neben ein paar schönen Sternhaufen in der Cassiopeia der Bubblenebel. Die gebogene Sichel war schön zu sehen, auch wenn die Dämmerung schon recht weit fortgeschritten war. Ich freue mich schon auf den Anblick, wenn er hoch am Himmel steht. :)) Nicht mehr lange, dann ist es soweit...