28.07.2009 - Die großen Gasnebel der Sommermilchstrasse




Nach vielen wolkenreichen Nächten war es endlich mal wieder klar. Und zwar so richtig. Die Dämmerungsfarben waren wunderschön anzuschauen und alle Wettermodelle prophezeiten eine wolkenlose Nacht. Während die letzten kleinen Zirruswölkchen durchzogen, baute ich meinen 18 Zoll Lowrider auf und wartete auf die Nacht.

Gegen 22.05 Uhr war ich mit dem Aufbauen fertig und machte mich an die ersten Beobachtungen. Der Himmel war noch recht blau und die Sonne gerade einmal 8° unter dem Horizont, aber genau das war das Spannende: was war in der Dämmerung mit einem 18“ zu sehen?

Ich stellte Messier 57 ein, der sich als blasser Rauchkringel vor einem blauen Hintergrund zeigte. Ich hätte nicht erwartet, den Nebel so hell und deutlich zu sehen. Da ich die Umgebungssterne samt Helligkeiten im Kopf hab, versuchte ich mich an einer Grenzgrößenbestimmung. Ich kam auf 13.5mag und das bei einer Sonnenhöhe von nur -8° - die nautische Dämmerung war also noch nicht einmal erreicht. :))) Voll cool!!

Nun schwenkte ich in den Herkules, um mir den Kugelsternhaufen Messier 13 anzuschauen. Er sah bereits schöner aus als in einem kleinen 8 Zoll Teleskop bei dunklem Himmel. Aber das war eigentlich nicht das, was ich sehen wollte. Vielmehr interessierte mich der Stern „Barnard 29“, der inmitten von Messier 13 steht. Dieser Stern hat gerade seine Wasserstoffhülle abgestoßen und zeigt sich nun als hellblauer Stern mit einer Oberflächentemperatur von 20.000°C. Und dabei ist er gerade einmal doppelt so groß wie die Erde. In wenigen 10.000 Jahren wird er noch heißer werden und in der Lage sein, die ihn umgebende Wasserstoffhülle zum Leuchten anzuregen. Dann erscheint ein kleiner planetarischer Nebel in Messier 13. Aufgrund der vielen Sternchen vergrößerte ich auf knapp 400x und schon bald hatte ich mittels eines Fotos den Stern identifiziert. Mit einer Helligkeit von etwas weniger als 13mag ist er ziemlich hell und nicht zu übersehen. Es ist nur ein wenig kompliziert, Barnard 29 im dichten Sterngewimmel auszumachen.

Nachdem ich nun diesen ganz besonderen Stern aufgesucht hatte, versuchte ich mich an einem weiteren Stern: R CrB, ein sogenannter Rußstern. Dieser stößt ab und an in unregelmäßigen Abständen dichte Rußwolken aus, die den Stern verdunkeln. Genau das ist zur Zeit der Fall, so dass ich den Stern auf eine Helligkeit von 14.9mag schätzte. Damit ist er also sehr lichtschwach und nur in wirklich großen Teleskopen zu sehen. Als nächstes stellte ich „Chi Cygni“ ein, einen Mirastern mit der größten bekannten Amplitude von 10.9mag. Schon als Kind hat mich der Stern total fasziniert und ich wollte schon immer ein Minimum beobachten. Daher hab ich den letzten Wochen einige Schätzungen gemacht, die ich nun kurz darstellen möchte:


Wie man sieht, hab ich das Minimum beobachten können, das iwo Anfang Juli lag. Den genauen Minimumszeitpunkt muss ich aber erst noch mit Hilfe einer Lichtkurve bestimmen. Das Maximum sollte eigentlich um Weihnachten erreicht werden. Mal schauen, ob das so hinhaut. ;)

Dann endlich war es dunkel genug und ich konnte mich endlich an ein paar Zeichnungen machen, die ich schon sehr lange machen wollte – die vier großen Nebel der Sommermilchstrasse: Trifidnebel Messier 20, Lagunennebel Messier 8, Omeganebel Messier 17 und Adlernebel Messier 16. Und weil Bilder viel mehr als Worte sagen, hier mal einfach die vier Zeichnungen:

Das nächste Projekt war dann auch schnell gefunden: ein Mosaik des Zirrusnebelkomplexes. Hiervon habe ich heute mal die zwei hellsten Teile gezeichnet: den Sturmvogel und die Knochenhand. Es ist fast unmöglich, alle Details einzuzeichnen, weil es einfach viel zu viele sind. Deswegen geben die Zeichnungen auch nur einen Überblick darüber, was man mit 18 Zoll Öffnung unter einem dunklen Himmel sehen kann. Vielleicht werd ich iwann mal noch die feinsten Details einzeichnen, aber jetzt geht es erstmal darum, das Mosaik fertig zu stellen. Vielleicht ja schon in der nächsten klaren Nacht! :)))

Dann war die Nacht auch schon zu Ende. Natürlich schaute ich mir zum Abschluss noch die schönsten Objekte an: darunter die Andromedagalaxie, Stephans Quintett, den Bubblenebel, ein paar schöne Sternhaufen in Cassiopeia und Cepheus und auch ein letzter Blick auf Jupiter. Eigentlich hatte ich gar keine Lust, heimzugehen, aber da ich am nächsten Tag eine Klausur schreiben musste, hatte ich leider keine andere Wahl. Und so packte ich gegen halb drei meine sieben Sachen zusammen und um drei Uhr lag ich schon selig schlummernd im Bett...